Die Auster, Meisterin der gender fluidity: vom billigen Streetfood zum Aphrodisiakum
Andy und ich schlürfen heute zusammen in der Marheineckehalle bei Eric in der Bar Les Épicuriens Austern. Aber wann stirbt sie eigentlich? Beim Öffnen der Schale, beim Abtrennen? Im Mund? Wenn sie den Hals herunterrutscht? Sobald der feste Muskel des beim Verzehr noch lebenden Tiers durchtrennt ist, offenbart sich der darin lebende Mollusk: Er hat ein Herz, aber kein Gehirn, dafür Magen, Darm und After. Vielleicht steht die Auster genau deswegen im Zentrum erotischer Fantasien, als Inbegriff der Kreatürlichkeit. Bevor die Auster zur Delikatesse wurde, war sie billiges Streetfood, ein Arme-Leute-Essen. Und lange bevor die Queer Theory die Frage nach dem Geschlecht zu verflüssigen suchte, war diese unscheinbare Meeresbewohnerin bereits eine Meisterin der gender fluidity: Je nach Witterung wechseln Austern mehrmals im Leben ihr Geschlecht. Andy war auf Fischmärkten, in Hafenlokalen und auf Schiffen, um letztendlich doch immer zu diesem einen Moment zurückzukehren: der Oyster Conversion Experience, der lebensverändernden Begegnung mit diesem unsichtbaren Meerestier.
Shownotes Buch: Portrait der Austern von Andy Ammer Biografie Andy Ammer Austernbar Les Épicuriens
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Informationen
- Sendung
- HäufigkeitMonatliche Serie
- Veröffentlicht14. Januar 2023 um 22:55 UTC
- Länge37 Min.
- Staffel1
- Folge17
- BewertungUnbedenklich