Filmphilosophische Betrachtungen der Liebe Sibyl Vane

Wir alle kennen die Geschichte der unglücklichen Meerjungfrau Arielle, die aus Liebe einen Pakt mit der bösen Meereshexe schließt: Diese schenkt ihr Beine, will als Pfand jedoch Arielles Stimme. Außerdem hat Arielle drei Tage Zeit, vom Prinzen geküsst zu werden. Disney hat seinen Zeichentrickklassiker nun real verfilmt und setzt auf Diversität. Doch wie zeitgemäß ist die Liebesgeschichte mit dem Grundsatz “Liebe kennt keine Grenzen” wirklich ?

Der Coming-of-Age-Film Call Me by Your Name handelt vom Anfang der Liebe, von der Sehnsucht des 17-jährigen Elio (Timothée Chalamet) nach wechselseitiger Liebe. Doch was tun, wenn der Auserwählte sich distanziert und man nicht weiß, wie er zu einem steht? Dann muss man ihn eben genauestens studieren, ihn mit allen Mitteln verführen, um auch endlich von ihm ein Eingeständnis zu bekommen. Oder sollte man ihn vielleicht doch einfach ignorieren? Wirkt man dann interessanter?

„Lady Chatterley’s Lover” erzählt die Geschichte einer einsamen Frau, die in der Ehe mit dem vom Krieg gelähmten Clifford gefangen ist. Erst als sie dem Wildhüter ihres Anwesens, Oliver Mellors, begegnet, entdeckt sie nach und nach die Schönheit in der Welt der Sinnlichkeit und Natur. Lawrences Roman gilt als eine Verteidigung der Leidenschaft gegen die Konvention. Er wurde mehrfach verfilmt, nun auch von Netflix mit Emma Corrin und Jack O'Connell in den Hauptrollen. Wird die Neuverfilmung dem Klassiker und seiner Liebesphilosophie gerecht?

Maggie Gyllenhaals Regiedebüt „The Lost Daughter” (dt. „Frau im Dunkeln”) thematisiert das bisher kaum Ausgesprochene: die ambivalenten Gefühle der Mutterschaft. Sie erzählt die Geschichte von Müttern, die hin- und hergerissen sind zwischen bedingungsloser Liebe zum Kind und der eigenen Selbstverwirklichung. Welches Versprechen steht hinter dem Wunsch, ein Kind zu bekommen? Und inwiefern unterscheidet sich die Liebe zwischen Mutter und Kind von anderen zwischenmenschlichen Beziehungen?The Lost Daughter aktualisiert die 2016 losgetretene Debatte #regretting motherhood und räumt mit Illusionen rund um die Mutterschaft auf.

Der verheerend schöne Liebesfilm „Bones and All” liefert der Generation Z endlich ihre eigene Coming-of-Age-Romanze. Luca Guadagnino erzählt nach „Call me by your name” erneut die Liebe aus dem Blickwinkel einer Außenseiter:in. Durch das Kannibalische wird die jugendliche Sehnsucht nach Identität und Zugehörigkeit auf den Gipfel getrieben und bereitet den Weg für eine philosophische Betrachtung adoleszenter Liebe.
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Ein namenloser Fahrer (Gosling) wittert seine Chance nach Sinn und Transzendenz, als er die engelsgleiche Irene (Mulligan) kennenlernt. Wie in Dantes La Commedia ist Irene selbst aber nicht das Objekt der Sehnsucht, sondern bloß Anlass für seine ästhetische Erfahrung. Irene wird zuletzt zur unsichtbaren Gestalt zwischen dem Mann und seiner Steigerung ins göttliche Ideal. Erstaunlich wie nah Winding Refns Drive dem romantischen Liebeskult in der italienischen Renaissance (13.-14. Jh.) kommt.