Ringvorlesung des AStA TU Darmstadt AStA TU Darmstadt
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Digitale Ringvorlesung im Sommersemester 2021
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Der Aufstand gegen die Islamische Republik und seine internationale Dimension
In mehr als 40 Jahren, in denen im Iran Frauen mit Glasscherben und
Säure terrorisiert und inhaftierte Frauen gezwungen wurden, sich selbst
als „Huren“ zu denunzieren, warteten die politisch-staatlichen
Repräsentanten von Hans-Dietrich Genscher bis Frank-Walter Steinmeier
unbeirrt mit einem „kritischen Dialog“ nach dem anderen auf. Bereits in
den vergangenen Jahren, als das Auswärtige Amt dem Regime noch zutrug,
„Stabilisierungsfaktor in der Region“ (S. Gabriel) zu werden, der
„Erhalt der Zahlungskanäle“ für das europäisch-iranische Business zur
europäischen „Priorität“ (H. Maas) und der Widerstand gegen
US-amerikanische Iran-Sanktionen als ein „Akt europäischer Souveränität“
erklärt wurden, wurde der Iran wieder und wieder von heftigen
Aufständen erschüttert. Unzählige Einrichtungen der Mullahs wurden
niedergebrannt, ganz genauso wie die überdimensionale Straßendekoration
aus frommen Versen, Märtyrerverehrung, antiisraelischen
Vernichtungsdrohungen und den Fratzen von Ali Khamenei, Ruhollah
Khomeini und Qasem Soleimani. Sobald es dem Regime gelungen war, die
Aufstände niederzuschlagen und den „Sieg“ über die „Verschwörung der
Feinde“ ausgerufen hatte, mahnte auch das Auswärtige Amt, ohne den
Schlächtern nahezutreten: „Das Recht auf friedlichen Protest muss
gewahrt sein.“ Inzwischen wird auf deutschen Parteitagen der moralische
Größenwahn herauskitzelt, „keine Frau im Iran, keine Frau in der
Ukraine, keine Frau in Afghanistan oder in Saudi-Arabien darf daran
zweifeln, dass wir an ihrer Seite stehen“ (Omid Nouripour), während die
Frauen in Afghanistan, die von den Taliban aus den Universitäten
geprügelt werden, genauso allein sind wie in diesen Tagen Irans
Schulmädchen, die mit einer Talibanisierung der Konterrevolution
konfrontiert sind. Der Vortrag wird sich der Verfasstheit des
„Islamischen Staates“ (so der Titel einer Vorlesungssammlung des
Staatsgründers Ruhollah Khomeini) im Iran widmen und den Aussichten auf
seinen Fall. Das Regime sprach in jüngerer Vergangenheit offen aus, dass
ihre im Irak und anderswo etablierten Milizen die Verteidigung der
„Islamischen Revolution“ übernehmen, sobald die „inneren Kräfte“ darin
zu scheitern drohen. Der Vortrag wird folglich auch die Konstellationen
in der Region in den Blick nehmen.
Danyal Casar ist Autor des Blogs Cosmoproletarian Solidarity und Gastautor für Jungle World und sans phrase. -
Tom Uhlig: Konformistische Rebellen – regressive Protestbewegungen
Ein Vortrag in der Reihe "Krise - Protest - Utopie", Sommersemester 2021.
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Richard Barbrook: Cybernetics & Communism
On the possibilities for a social project between planned economy and
grassroots democracy, cyber-culture and the ideology of the Silicon Valley.
Ein Vortrag in der Reihe "Krise - Protest - Utopie", Sommersemester 2021. -
Georg Seeßlen: Corona - ein Bild mit blinden Flecken
Ein Vortrag in der Reihe "Krise - Protest - Utopie", Sommersemester 2021.
Die Bewältigung einer so tiefen Krise, wie sie die Pandemie und ihre sozialen Auswirkungen darstellt, muss nicht nur medizinisch, politisch und sozial bewältigt werden, sondern auch kulturell. Man muss sie nicht nur „überwinden“, sondern in gewisser Weise auch verstehen und in biographische und kollektive Geschichte(n) und Bilder einfügen. Das scheint bei einem unsichtbaren Gegner wie dem Virus so schwierig wie in einer Geschichte des sozialen Zwiespalts: Verschiedene Vorstellungen von der Gefahr und ihrer Bewältigung, von einer anti-wissenschaftlichen Verleugnung nebst Verschwörungstheorien über Egoismus von Personen, Gruppen und Nationen bis zu apokalyptischen Visionen, stehen sich offenbar unversöhnbar gegenüber. Dabei ist auch eine Pathologie der Bilder entstanden, eine von verschiedenen Spätfolgen der Corona-Krise. Um schließlich doch noch zu einer kulturellen Bewältigung der Krise zu gelangen, muss auch die visuelle Widerspiegelung einer kritischen Analyse unterzogen werden.
Georg Seeßlen dazu, wie die Corona Krise in der Gesellschaft des Spektakels einschlägt, während diese sich selbst in einem Prozess der kulturellen Transformation befindet.
Der Vortrag ist auch mit Bildmaterial untermalt auf Youtube abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=uQiTw9Nktlo -
Peter Bierl: Vom notwendigen Bruch. Rosa Luxemburgs Plädoyer für Fundamentalopposition und Revolution.
Ein Vortrag zur Reihe "Krise - Protest - Utopie", Sommersemester 2021.
Die grundsätzliche Haltung Rosa Luxemburgs kommt in ihrer Äußerung zum Ausdruck, die Revolution sei großartig, alles andere Quark. Der Satz zeugt von einem Optimismus, der mit dem Ersten Weltkrieg erschüttert wurde. Das grauenhafte Gemetzel bestärkte jedoch Luxemburgs Überzeugung, dass eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft, eine Überwindung des Kapitalismus, notwendig, aber nicht durch Regierungsbeteiligung und Reformen zu erreichen sei. Die Herrschaft des Kapitals, verankert in den materiellen Fundamenten dieser Gesellschaft, im privaten Eigentum an den Produktionsmitteln und dem marktvermittelten Zusammenhang der Reproduktion, könnte, wenn überhaupt, nur durch den bewussten Akt und die direkte Aktion einer Mehrheit der Bevölkerung, der Lohnabhängigen, gesprengt werden.
Peter Bierl ist freier Journalist, Mitglied der Gewerkschaft Verdi und lebt mit seiner Familie in der Nähe von München. Zuletzt sind von ihm erschienen „Keine Heimat nirgendwo. Eine linke Kritik der Heimatliebe“ (2020), „Einmaleins der Kapitalismuskritik“ (2018) und „Grüne Braune: Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts“ (2014). -
Diskussion mit Simon Schaupp: Die Steuerungswende. Zum Spannungsverhältnis zwischen Bestehendem und Möglichem in der digitalen Produktivkraftentwicklung.
Die digitale Produktivkraftentwicklung tritt uns vor allem als eine Entwicklung von Steuerungskräften gegenüber: In der „Industrie 4.0“ werden Fabriken, Menschen und Objekte entlang ganzer Wertschöpfungsketten digital vernetzt, um so Produktionsprozesse zu synchronisieren und zu optimieren. Dabei erlangt das kybernetische Prinzip der feedbackbasierten Selbstorganisation neue Prominenz. Während diese Kybernetisierung derzeit vor allem zur Beschleunigung der Kapitalakkumulation eingesetzt wird, eröffnet sie auch neue Potentiale für ein demokratisches und nachhaltiges Wirtschaften. Der Vortrag geht beiden Tendenzen nach und fragt nach Möglichkeiten emanzipatorischer Aneignung der kybernetischen Infrastruktur.
Simon Schaupp ist Soziologe an der Universität Basel und forscht zur digitalen Transformation der Ökonomie.
Aufzeichnung der Diskussion anschließend an den ersten Vortrag der Reihe "Krise - Protest - Utopie", Sommersemester 2021.