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NACHWELT 2018 - Kolosseum S6Ep2 von Georg Bruckmann Bloodword - SciFi, Horror, Thrill and more

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«Armin, sie kommen!“
Im ersten Moment hatten diese aufgeregten, dringlichen Worte keinerlei Bedeutung für Wanda. Viel zu sehr war sie noch damit beschäftigt, gegen Armins eisernen Griff anzukämpfen. Auch Armin reagierte zunächst nicht auf die Warnung. Im Gegenteil, er verstärkte seinen Griff um Wandas Hals, schnürte ihr die Luft gnadenlos ab. Sein wutverzerrtes Antlitz brannte sich in diesem Moment in Wandas Hirn wie die Fratze einer Alptraumkreatur und das Bild verdrängte jeden logischen Gedanken. Sie vergaß schlicht ihre Pistole am Gürtel, oder das Messer. Beinahe wäre ihre Gegenwehr vollends zusammengebrochen, als sie den unendlichen Schmerz erkannte, der unter seiner Wut verborgen lag. Sie nahm wahr, dass rings um sie herum Dinge geschahen, viele Dinge. Mariam schrie und zerrte an Armin herum. Motoren wurden lauter, durch den Tunnel zu einem unheimlichen tiefen Brummen verstärkt. Sie hörte Breitmann Kommandos bellen und sie hörte Leanders Stimme, als er die Befehle weitergab. Phrasen wie in Deckung gehen, Verteidigung einrichten, Maschinengewehr aufbauen, aber in diesem Moment hatte keines von ihnen eine Bedeutung für Wanda, und auch die Tatsache, dass der unheimlich verhallte Motorenlärm immer lauter wurde, drang nicht bis zu Wanda durch. Sie fühlte, dass sie schwächer wurde, dass sie nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben würde und mit dieser Erkenntnis begriff sie die Tatsache, dass sie von der Brücke fallen würde, sobald ihre Beine nachgäben. So brutal Armins griff um ihren Hals auch war - würde sie sich nicht mehr auf den Füßen halten können, würde Armin sie loslassen müssen, oder, falls er das nicht tun würde, zusammen mit ihr hinunter stürzen.
„Armin! Armin! Armin, lass den Scheiß bleiben! Wir brauchen Dich hier! Ihr steht da oben auf wie auf einem Präsentierteller!“
Leanders Stimme hob sich über den bedrohlichen Lärm, der ringsum aufbrandete. Die Motorengeräusche waren jetzt weniger verhallt, beinahe konnte man einzelne Fahrzeuge voneinander unterscheiden. Mariam schrie noch immer Armin an und zerrte an ihm. Aus dem Augenwinkel sah Wanda ihr panisches Gesicht und dann war Leander da und riss Armin nach hinten. Der größere Mann ließ sie los, stolperte zurück, fiel aber nicht. Ganz im Gegensatz zu Mariam, die von den Füßen gerissen wurde und Gesicht voran hart auf dem abschüssigen Boden aufschlug. Für den Bruchteil einer Sekunde kam es Wanda vor, als würde sie schweben. Dann verlor sie die Balance, ruderte mit den Armen und kippte langsam nach hinten. Zum Schreien fehlte ihr die Luft, aber sie hätte geschrien, wenn sie gekonnt hätte. Ein Schrei, der alles übertönt hätte. Stattdessen schrie Mariam laut und hoch und schrill und Wanda fiel.

Schwerelosigkeit. Wind. Ein beinahe außerweltliches Rauschen in den Ohren. Die Zeit verlangsamte sich. Oben war unten und unten war oben. Schlieren und verschwommene Farben vor ihren Augen, und Wandas Geist wurde ruhig und leer und friedlich.
So ungewohnt. So neu. So schön. So frei von allem.
Erstaunt bemerkte sie, dass sich ein Lächeln auf ihr Gesicht stahl, die Augen weit geöffnet in kindlicher Verzückung.

Dann ein steinharter Schlag mitten ins Gesicht. Schmerz. Haut riss auf. Sie fiel weiter, die Zeit lief wieder schneller. Etwas zerrte an ihr, an ihrem Arm, riss auch ihn auf, stoppte ihren Sturz auf sehr schmerzhafte Weise. Endlich konnte sie schreien, endlich wieder Luft in ihre Lunge saugen. Sie schwang hin und her, gerade mal zwei Meter über dem Boden, kollidierte mit dem Brückenpfeiler, dann wurden die Amplituden der Schwingungen kleiner und Wanda sah die kleine, aus dem Pfeiler ragende Eisenstrebe, beinahe wie ein Ast, die sich vom Oberarm bis zum Handgelenk durch den Ärmel ihrer Winterjacke gegraben hatte. Es war nur noch die feste Naht des Bundes, die ein endgültiges Durchreißen des Stoffes verhinderte. Aber lange würde

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«Armin, sie kommen!“
Im ersten Moment hatten diese aufgeregten, dringlichen Worte keinerlei Bedeutung für Wanda. Viel zu sehr war sie noch damit beschäftigt, gegen Armins eisernen Griff anzukämpfen. Auch Armin reagierte zunächst nicht auf die Warnung. Im Gegenteil, er verstärkte seinen Griff um Wandas Hals, schnürte ihr die Luft gnadenlos ab. Sein wutverzerrtes Antlitz brannte sich in diesem Moment in Wandas Hirn wie die Fratze einer Alptraumkreatur und das Bild verdrängte jeden logischen Gedanken. Sie vergaß schlicht ihre Pistole am Gürtel, oder das Messer. Beinahe wäre ihre Gegenwehr vollends zusammengebrochen, als sie den unendlichen Schmerz erkannte, der unter seiner Wut verborgen lag. Sie nahm wahr, dass rings um sie herum Dinge geschahen, viele Dinge. Mariam schrie und zerrte an Armin herum. Motoren wurden lauter, durch den Tunnel zu einem unheimlichen tiefen Brummen verstärkt. Sie hörte Breitmann Kommandos bellen und sie hörte Leanders Stimme, als er die Befehle weitergab. Phrasen wie in Deckung gehen, Verteidigung einrichten, Maschinengewehr aufbauen, aber in diesem Moment hatte keines von ihnen eine Bedeutung für Wanda, und auch die Tatsache, dass der unheimlich verhallte Motorenlärm immer lauter wurde, drang nicht bis zu Wanda durch. Sie fühlte, dass sie schwächer wurde, dass sie nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben würde und mit dieser Erkenntnis begriff sie die Tatsache, dass sie von der Brücke fallen würde, sobald ihre Beine nachgäben. So brutal Armins griff um ihren Hals auch war - würde sie sich nicht mehr auf den Füßen halten können, würde Armin sie loslassen müssen, oder, falls er das nicht tun würde, zusammen mit ihr hinunter stürzen.
„Armin! Armin! Armin, lass den Scheiß bleiben! Wir brauchen Dich hier! Ihr steht da oben auf wie auf einem Präsentierteller!“
Leanders Stimme hob sich über den bedrohlichen Lärm, der ringsum aufbrandete. Die Motorengeräusche waren jetzt weniger verhallt, beinahe konnte man einzelne Fahrzeuge voneinander unterscheiden. Mariam schrie noch immer Armin an und zerrte an ihm. Aus dem Augenwinkel sah Wanda ihr panisches Gesicht und dann war Leander da und riss Armin nach hinten. Der größere Mann ließ sie los, stolperte zurück, fiel aber nicht. Ganz im Gegensatz zu Mariam, die von den Füßen gerissen wurde und Gesicht voran hart auf dem abschüssigen Boden aufschlug. Für den Bruchteil einer Sekunde kam es Wanda vor, als würde sie schweben. Dann verlor sie die Balance, ruderte mit den Armen und kippte langsam nach hinten. Zum Schreien fehlte ihr die Luft, aber sie hätte geschrien, wenn sie gekonnt hätte. Ein Schrei, der alles übertönt hätte. Stattdessen schrie Mariam laut und hoch und schrill und Wanda fiel.

Schwerelosigkeit. Wind. Ein beinahe außerweltliches Rauschen in den Ohren. Die Zeit verlangsamte sich. Oben war unten und unten war oben. Schlieren und verschwommene Farben vor ihren Augen, und Wandas Geist wurde ruhig und leer und friedlich.
So ungewohnt. So neu. So schön. So frei von allem.
Erstaunt bemerkte sie, dass sich ein Lächeln auf ihr Gesicht stahl, die Augen weit geöffnet in kindlicher Verzückung.

Dann ein steinharter Schlag mitten ins Gesicht. Schmerz. Haut riss auf. Sie fiel weiter, die Zeit lief wieder schneller. Etwas zerrte an ihr, an ihrem Arm, riss auch ihn auf, stoppte ihren Sturz auf sehr schmerzhafte Weise. Endlich konnte sie schreien, endlich wieder Luft in ihre Lunge saugen. Sie schwang hin und her, gerade mal zwei Meter über dem Boden, kollidierte mit dem Brückenpfeiler, dann wurden die Amplituden der Schwingungen kleiner und Wanda sah die kleine, aus dem Pfeiler ragende Eisenstrebe, beinahe wie ein Ast, die sich vom Oberarm bis zum Handgelenk durch den Ärmel ihrer Winterjacke gegraben hatte. Es war nur noch die feste Naht des Bundes, die ein endgültiges Durchreißen des Stoffes verhinderte. Aber lange würde

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