10 min

GERHARD RICHTER. Landschaft CastYourArt - Watch Art Now

    • Visual Arts

GERHARD RICHTER. Landschaft
Unter dem Titel „Landschaft“ bringt das Bank Austria Kunstforum Wien Gerhard Richter mit einer Landschaftsbild-Retrospektive nach Wien – die bisher größte Ausstellung, die ausschließlich Gerhard Richters Landschaften gewidmet ist. Die letzte große Gerhard Richter Ausstellung in Wien fand 2009 in der Albertina statt.

Kuratiert wurde die Schau von Hubertus Butin (Berlin) und Lisa Ortner-Kreil, in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich. Etwa 130 Bilder, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotoarbeiten, Künstlerbücher und Objekte sind zu sehen, bereitgestellt vom Künstler selbst und von internationalen Leihgebern, wobei manche der Arbeiten zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden. Viele von Richters Seestücken, Nachtstücken, Wäldern, Schnee- oder Wolkenbildern von den 1960er und 1970er Jahren, bis hin zur neuesten Arbeit im Kunstforum, einer Zeichnung von 2018, waren noch nie zu sehen.

Gerhard Richters Name steht für Facettenreichtum und Wandelbarkeit. Abstrakt oder figurativ, er legte sich nie auf eine Methode oder einen Stil fest, er gilt als „stilistisches Chamäleon“. Die Uneindeutigkeit ist auch in seinen Landschaftsbildern offensichtlich.

Als der 1932 in Dresden geborene Richter 1961 in den Westen übersiedelte, wechselte er die künstlerische und soziopolitische Umgebung und liess den sozialistischen Realismus hinter sich. Er fand sich in einer Umgebung wieder wo der späte Informel und die beginnende Pop Art dominierten.

Dieser Paradigmenwechsel löste bei Richter eine Skepsis gegenüber Gewissheiten und Kategorien in der Kunst aus. Richter begann die künstlerische Praxis als eine Handlung zu verstehen, als Mittel, über die Gegenwart nachzudenken. So hat sich Richter im Laufe der Zeit mit der Problematik der Bildillusion auseinandergesetzt, indem er die Grenzen zwischen Abstraktion und Figuration verwischt und das Genre des Landschaftsbildes mit der deutschen Romantik konfrontiert.

In seiner Auseinandersetzung mit romantisierenden Landschaftsbildern bezieht er sich auf die Kunstgeschichte von Caspar David Friedrich bis William Turner, baut allerdings gleichzeitig eine Reflexionsebene über das Malen selbst ein.

Richter bricht mit dem Landschaftsideal, er malt nicht die Natur, sondern Abbilder der Natur, indem er Fotos – aus Zeitungen, Magazinen oder selbst gemacht – als Vorlage seiner Malerei verwendet und die Vermittlung durch das Medium mit einbezieht.

Er nennt sie "Landschaften aus zweiter Hand", mit ungewöhnlichen Bildausschnitten unter Einarbeitung von irritierenden Details. Der Künstler operiert mit Täuschungen, verdreht und verändert die Fotomotive und montiert sie als Vorlage für die Gemälde neu.

Richter rakelt über die Leinwände, während die Farbe noch frisch ist und verleiht ihnen so ihre charakteristische Verschwommenheit. Ein Effekt, der auf paradoxe Weise die mechanische Natur der Originalbilder, der Fotografien, aufnimmt, indem er einen technischen Fehler imitiert, durch die Handarbeit seiner Arbeitsausführung. Der Farbauftrag wird durch seine Störung erst lesbar gemacht, mit dieser für Richter charakteristischen Unschärfe wird erst unsere Wahrnehmung geschärft.

„Kuckuckseier“ nannte Richter diese Bilder, das ist auch der Titel eines der fünf Kapitel der Ausstellung, die nicht chronologisch, sondern in fünf thematische Kapitel gegliedert ist.

Wo Richter die Abbildung mit Verdünner verschmiert, nimmt er in einer Art von doppelter Aufhebung ebenso seine Vergangenheit im sozialistischen Realismus aufs Korn wie auch die scheinbare Innerlichkeit der Geste der romantischen Landschaftsmalerei.

Richters Oeuvre entzieht sich der Kategorisierung. Der rote Faden der sich durch die verschiedenen Motive, Stile, und historische Bezüge von Richters Werk zieht, ist aber die Malerei selbst: Er belebt dieses Medium neu, durch ständiges Infragestellen seiner Sprachen, seiner Ausdrucksmittel. Die stilistische und thematische Bandbreite ist Ric

GERHARD RICHTER. Landschaft
Unter dem Titel „Landschaft“ bringt das Bank Austria Kunstforum Wien Gerhard Richter mit einer Landschaftsbild-Retrospektive nach Wien – die bisher größte Ausstellung, die ausschließlich Gerhard Richters Landschaften gewidmet ist. Die letzte große Gerhard Richter Ausstellung in Wien fand 2009 in der Albertina statt.

Kuratiert wurde die Schau von Hubertus Butin (Berlin) und Lisa Ortner-Kreil, in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich. Etwa 130 Bilder, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotoarbeiten, Künstlerbücher und Objekte sind zu sehen, bereitgestellt vom Künstler selbst und von internationalen Leihgebern, wobei manche der Arbeiten zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden. Viele von Richters Seestücken, Nachtstücken, Wäldern, Schnee- oder Wolkenbildern von den 1960er und 1970er Jahren, bis hin zur neuesten Arbeit im Kunstforum, einer Zeichnung von 2018, waren noch nie zu sehen.

Gerhard Richters Name steht für Facettenreichtum und Wandelbarkeit. Abstrakt oder figurativ, er legte sich nie auf eine Methode oder einen Stil fest, er gilt als „stilistisches Chamäleon“. Die Uneindeutigkeit ist auch in seinen Landschaftsbildern offensichtlich.

Als der 1932 in Dresden geborene Richter 1961 in den Westen übersiedelte, wechselte er die künstlerische und soziopolitische Umgebung und liess den sozialistischen Realismus hinter sich. Er fand sich in einer Umgebung wieder wo der späte Informel und die beginnende Pop Art dominierten.

Dieser Paradigmenwechsel löste bei Richter eine Skepsis gegenüber Gewissheiten und Kategorien in der Kunst aus. Richter begann die künstlerische Praxis als eine Handlung zu verstehen, als Mittel, über die Gegenwart nachzudenken. So hat sich Richter im Laufe der Zeit mit der Problematik der Bildillusion auseinandergesetzt, indem er die Grenzen zwischen Abstraktion und Figuration verwischt und das Genre des Landschaftsbildes mit der deutschen Romantik konfrontiert.

In seiner Auseinandersetzung mit romantisierenden Landschaftsbildern bezieht er sich auf die Kunstgeschichte von Caspar David Friedrich bis William Turner, baut allerdings gleichzeitig eine Reflexionsebene über das Malen selbst ein.

Richter bricht mit dem Landschaftsideal, er malt nicht die Natur, sondern Abbilder der Natur, indem er Fotos – aus Zeitungen, Magazinen oder selbst gemacht – als Vorlage seiner Malerei verwendet und die Vermittlung durch das Medium mit einbezieht.

Er nennt sie "Landschaften aus zweiter Hand", mit ungewöhnlichen Bildausschnitten unter Einarbeitung von irritierenden Details. Der Künstler operiert mit Täuschungen, verdreht und verändert die Fotomotive und montiert sie als Vorlage für die Gemälde neu.

Richter rakelt über die Leinwände, während die Farbe noch frisch ist und verleiht ihnen so ihre charakteristische Verschwommenheit. Ein Effekt, der auf paradoxe Weise die mechanische Natur der Originalbilder, der Fotografien, aufnimmt, indem er einen technischen Fehler imitiert, durch die Handarbeit seiner Arbeitsausführung. Der Farbauftrag wird durch seine Störung erst lesbar gemacht, mit dieser für Richter charakteristischen Unschärfe wird erst unsere Wahrnehmung geschärft.

„Kuckuckseier“ nannte Richter diese Bilder, das ist auch der Titel eines der fünf Kapitel der Ausstellung, die nicht chronologisch, sondern in fünf thematische Kapitel gegliedert ist.

Wo Richter die Abbildung mit Verdünner verschmiert, nimmt er in einer Art von doppelter Aufhebung ebenso seine Vergangenheit im sozialistischen Realismus aufs Korn wie auch die scheinbare Innerlichkeit der Geste der romantischen Landschaftsmalerei.

Richters Oeuvre entzieht sich der Kategorisierung. Der rote Faden der sich durch die verschiedenen Motive, Stile, und historische Bezüge von Richters Werk zieht, ist aber die Malerei selbst: Er belebt dieses Medium neu, durch ständiges Infragestellen seiner Sprachen, seiner Ausdrucksmittel. Die stilistische und thematische Bandbreite ist Ric

10 min