Fragen an den Autor SR
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- Konst
Die traditionsreichste Sachbuchsendung im deutschen Sprachraum stellt seit über 50 Jahren jeweils ein Buch eines Autors eine Stunde lang im Gespräch vor. Die Themen reichen von Politik und Wirtschaft bis zu Gesundheit, Erziehung oder Psychologie.
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"Weinsnobismus dient nur dem Distinktionsgewinn"
Weinexperte Carsten Henn plädiert für einen entspannten Umgang mit dem edlen Getränk, spricht darüber, warum der Klimawandel auch positive Folgen für deutschen Wein hat, was am veganen Wein vegan ist - und wie Wein-Novizen sich herantasten können."Gebrauchsanweisung für Wein" - so heißt das aktuelle Buch von Carsten Henn - es bietet viele interessante Fakten über die Welt des Weins, viele ganz konkrete Hinweise für alle, die beispielsweise im Discounter sich nicht einen schlimmen "Chateau Aspirine" andrehen lassen wollen. Es ist keine Feier des Alkoholkonsums - im Gegenteil- auch der schädlichen Wirkung des Alkohols und den teils irreführenden Studien, die Wein mit Gesundheitsförderung in Zusammenhang bringen, widmet Carsten Henn ein Kapitel und natürlich spielt der Klimawandel eine Rolle. Unser Lieblingszitat aus dem Buch ist allerdings: "Es gibt Weine, die mit den Jahren besser werden. Dann gibt es Jahre, die nur mit Wein besser werden".Carsten Henn ist weithin anerkannter Weinjournalist, war lange Zeit in der Chefredaktion der Zeitschrift Vinum - er hat in dieser Zeit nach eigenen Angaben in einem Jahr zwei bis 3000 Weine verkostet - und er besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel. Moderation: Kai Schmieding
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Herbert Renz-Polster über gelingende Erziehung und eine gute Kindheit
Sie sind Großeltern, Sie sind Eltern. Dann wissen Sie, dass es nicht nur wunderbar und erfüllend ist, so einen kleinen Menschen beim Wachsen und Gedeihen zu begleiten - sondern dass das auch mit vielen Herausforderungen, Rückschlägen und emotionalen Achterbahnfahrten verbunden sein kann. Und als Eltern, die heute im Netz an jeder Ecke mit Erziehungsratschlägen und mit der weichgezeichneten Ideal-Familienwelt so genannter Influencer konfrontiert werden, fragen Sie sich oft: Mach ich was falsch? Richte ich gar irgendwelche Schäden an? Bin ich gleich Helikopter-Papa, wenn ich zu achtsam dem Kind gegenüber bin? Bereite ich es gut genug vor auf die digitale Welt, deren jüngste Entwicklungen ich selber kaum erfassen kann? Was macht eine gute Kindheit aus? Kann die überhaupt stattfinden in den Schulen und Kitas, wie wir sie heute in unserem Land haben? Orientierung und Inspiration zu diesen Fragen kann uns unser heutiger Gast geben - der Kinderarzt und Erziehungsexperte Herbert Renz-Polster. Moderation: Kai Schmieding
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Walter J. Lindner über Indien als neuen Partner des Westens
Die leicht chauvinistisch angehauchte Frage des Westens: "Was können wir von denen schon lernen?” ist einer der Dreh- und Angelpunkte Walter J. Lindners, der Indien sehr gut kennt - als ehemaliger Botschafter und Reisender. Er meint: "Das bevölkerungsreichste Land der Erde wird als gigantischer Absatzmarkt, Fachkräftereservoir und IT-Hub umworben wie kein anderes. Es zeigt auch, dass Demokratie nicht immer so aussehen muss wie einst in der alten Bundesrepublik in Bonn am Rhein. Zugleich sorgt Indien mit Hindu-Nationalismus und Kastenwesen, bedrückender Armut und Gewalt gegen Frauen für negative Schlagzeilen”. Lindner meint, wir sollten gemeinsam mit dem Globalen Süden eine Welt gestalten, "denn China und Russland stehen schon bereit, um jede Lücke zu nutzen, die wir ihnen lassen”. Moderation: Thomas Bimesdörfer
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Anders Levermann über Wachstumsdilemma und Klimakrise
Die Gerichtsurteile der letzten Monate und Jahre zeigen: Klimaschutz wird immer mehr zum Menschenrechtsthema. Die Logik des Bundesverfassungsgerichtsurteils von 2021 war ja: Wenn heute ausreichende Maßnahmen gegen den Klimawandel ausbleiben, gefährdet das schon morgen das Grundrecht der Freiheit unserer Kinder. Aber: Gefährdet eine stagnierende Wirtschaft und sinkender Wohlstand nicht auch deren Freiheit? Und was ist mit der wachsenden Ungleichheit auf der Welt? Das ist das Spannungsfeld, in dem Anders Levermann, Leiter der Komplexitätsforschung am Potsdamer Klimainstitut, argumentiert. Er sieht uns in einem "Dilemma von Begrenztheit und Dynamik”. Verzicht allein sieht er dabei als keine Lösung an - und bringt stattdessen das mathematische "Prinzip der Faltung” ins Spiel. Levermann: "Nicht Wachstum ins Mehr, sondern Wachstum in die Diversität. Und zwar nicht theoretisch, sondern sehr praktisch – sei es beim europäischen Emissionshandel oder der Unternehmenssteuer.” Moderation: Jochen Marmit
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"Dass Narzissten sich immer selbst lieben, ist eine Illusion"
Zu Gast: Der Psychiater Dr. Pablo Hagemeyer. Wenn Sie sich ihre Kinder und Enkel anschauen oder möglicherweise auch Ihr eigenes Medien-Verhalten reflektieren: Sehen Sie dann auch heute viele Menschen, die sich permanent selbst bespiegeln? Kaum ist man am Strand ist man auch schon wieder woanders, nämlich im Netz - schnell das so genannte Selfie per Instagram, oh schon 25 Likes. Oder per Whatsapp an die Daheimgebliebenen. Das hat schon was von Narziss, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt auf der Wasser- oder Bildschirmoberfläche - wenn auch zum Glück die Diagnose Narzissmus nur auf ganz wenige Menschen wirklich zutrifft. Ein bißchen Selbstverliebtheit steckt aber wohl in den meisten von uns. Wenn Sie aber unter den eigenen narzisstischen Mustern oder denen anderer leiden - dann sollten und können Sie etwas tun - meint unser heutiger Gast: Er sieht Narzissmus nämlich in vielen Fällen als Ursache von Selbstsabotage, die uns dabei im Weg steht, uns so zu entwickeln wie wir das eigentlich wollen … Und er berichtet nicht nur aus der Perspektive des Psychiaters - sondern auch der eines Mannes der sagt: Ich bin selbst ein Narzisst. Moderation: Kai Schmieding
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Thomas Kistner über seine Olympia-Recherchen und Thomas Bachs Russland-Verbindung
Was für eine herrliche Utopie: Menschen aus allen Ecken der Welt kommen zusammen, auf faire Art und Weise sollen die Besten ermittelt werden im sportlichen Wettstreit - Viele sagen: Gerade in der heutigen Zeit bräuchten wir diesen Zusammenhalt, dieses Völkerverbindende so dringend. Allen, die auch nur in Ansätzen das Weltgeschehen verfolgen, ist aber auch klar: Auch Olympia ist schon lange nicht mehr frei von Doping, Korruption und den teils negativen Folgen einer den Sport durchdringenden totalen Kommerzialisierung. Dass diese Phänomene in den letzten Jahrzehnten im olympischen Kontext eine besondere Qualität erreicht haben - das belegen die Recherchen des Sport- und Investigativ-Journalisten Thomas Kistner, über die wir im Podcast sprechen. Sein gerade erschienenes Buch trägt den Titel "Putins Olygarch - wie Thomas Bach und das IOC die Olympischen Spiele verraten". Moderation: Kai Schmieding