Neue hashtags wie #technometoo oder die Ergebnisse der Online-Umfrage der vienna club comission zur Sicherheit im Nachtleben machen nun öffentlich, was viele von uns schon selbst oder zumindest aus Erzählungen wissen: Vor allem junge Frauen, Trans- und queere Personen fühlen sich beim Ausgehen unsicher und es braucht neben dem öffentlich-machen auch klare Lösungen für mehr Sicherheit bei Veranstaltungen aber auch im Bereich Tanz- und Theater. Je mehr Menschen sich dessen bewusst sind, desto besser!
Am 30. September 2023 fand der erste „Awareness Day“ in Linz statt. Gerichtet hat er sich an Alle: Veranstalter*innen, Betreiber*innen, Kellner*innen, Tontechniker*innen, Securitymitarbeiter*innen, Künstler*innen, DJs, Kollektive und Besucher*innen von Clubs, Konzerten, Festivals, Kulturvereinen usw.. Fokus der Veranstaltung war sexuelle Gewalt im Nachtleben. Doch tatsächlich ging es hier um viel mehr.
„Es geht drum, dass alle Spaß haben – ABER es haben nicht immer alle Spaß!“, so Johanna von Safe the Dance aus München. Und genau um dieses Bewusstsein geht es. Wie kann man veranstalten, fortgehen, handeln, usw. damit sich auch alle – jenseits von Geschlecht, Herkunft, Zugehörigkeit – gleichermaßen wohl und sicher fühlen?
Wir leben in einer immer fordernderen Welt gezeichnet durch Polykrisen. Gerade darum wird das Thema Awareness immer wesentlicher. In erster Linie ging es an diesem Tag um sexualisierte Gewalt und KO.Tropfen. Im Laufe des Tages wurde uns aber allen immer bewusster, was da rund um noch alles mitspielt. Denn es beginnt nicht mit einer sexuellen Belästigung. Bei manchen Menschen beginnt es schon viel früher, dass sie eventuell in einen Club oder sonst wo, erst gar nicht reinkommen. Alltagsrassismus und wenig Aufklärung führen zu unangenehmen Themen und Handlungen. Die aktive Auseinandersetzung damit ist wichtig für unsere Gesellschaft, denn nur so können wir uns diesen Herausforderungen stellen. Vor allem weil es schwer ist genau zu benennen, was man tun soll. Jede Situation, jede Veranstaltung, jede Location ist unterschiedlich und genauso individuell sollten dafür Konzepte oder zumindest Überlegungen fokussiert werden. Mit der Frage: „Wie wollen WIR uns in unangenehmen Situationen verhalten?!“ macht man schon mal einen guten Anfang.
Jedes Konzept, jede kollektive Entscheidung ist besser, als keine.
Wie kann man Handlungsimpulse in unsere Gesellschaft bringen, wie erreicht man verschiedene Zielgruppen und wie erreicht man auch Menschen, die sich allein beim ansprechen des Themas, bereits umdrehen und sagen… ahh damit hab ich nichts zu tun oder es interessiert mich nicht. Wahrscheinlich gibt es auch keine einfache Schlüssellösung – doch es braucht die Auseinandersetzung und das am besten so früh wie möglich. Denn auch Ressourcen gehören ausreichend eingeplant und es muss in der Gruppe einen Konsens gefunden werden, damit der Umgang mit diversen Situationen gelingt. Das Autonome Frauenzentrum Linz, Safe the Dance (Awareness Agentur München) und die Innsbrucker Club Commission gaben an dem Tag wertvolle Tipps, gute Argumente, Inspiration und Aufklärung.
Wichtig sei vor allem, sich folgende Faktoren bewusst zu machen: Was ist uns wichtig, wofür wollen wir stehen, was ist für uns realistisch umzusetzen und wie inklusiv wollen wir sein (z.B. Mehrsprachigkeit, Symbolzeichen, Infos: was geht und was nicht.)? Wesentlich dabei ist, ehrlich zu sein. Und auch dann darauf aufmerksam zu machen, wenn man es nicht schafft inklusiv zu handeln. Dann ist es am besten, offen und ehrlich zu sagen, NEIN, wir sind nicht barrierefrei, nein wir haben kein Awarenesskonzept. Auch dieses Handeln zeigt eine Auseinandersetzung mit dem Thema und ist genauso in Ordnung. Wichtig ist, dass die Leute wissen, woran sie sind.</
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- FrequencyUpdated Monthly
- PublishedOctober 16, 2023 at 9:37 AM UTC
- Length29 min
- RatingClean