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Hier veröffentliche ich Beiträge zur Vertrauenspädagogik, zu Vertrauens-Schule und zur Vertrauensführung. Zielgruppe sind all jene, die andere Menschen führen müssen oder wollen, und letztlich auch jene, die besser mit Führungskräften klarkommen wollen, mit den guten und weniger guten.

Führen im Vertrauen Heinz Etter

    • Kids & Family

Hier veröffentliche ich Beiträge zur Vertrauenspädagogik, zu Vertrauens-Schule und zur Vertrauensführung. Zielgruppe sind all jene, die andere Menschen führen müssen oder wollen, und letztlich auch jene, die besser mit Führungskräften klarkommen wollen, mit den guten und weniger guten.

    Versagensängste und deren Hintergründe Stefanie Reimann

    Versagensängste und deren Hintergründe Stefanie Reimann

    Ich bin nicht die Einzige, die schon öffentlich blossgestellt
    wurde, im Gegenteil.
    Besonders geeignet dafür war in meinem Fall die Schule. Ich erinnere mich
    daran, wie ich als Kind an die Tafel gerufen wurde, um eine Aufgabe zu lösen,
    die mein Wissen überstieg. Die Klasse und der Lehrer fanden das lustig und ich
    wäre am liebsten im Boden versunken.
    Noch schlimmer war es für mich, an einem Elternbesuchstag vorzulesen. Es war
    schon nicht leicht, dabei in der Klasse mehrmals zu versagen, aber dann auch
    noch vor der ganzen Elternschar ...
    Dies sind nur zwei Beispiele aus einer ganzen Reihe von Geschichten dieser Art.
    Schon wenige solcher Erfahrungen können zu einer Versagensangst führen. Viele
    Menschen können von verschiedensten «traumatisierenden» Erlebnissen berichten.

    Vor Kurzem beriet ich eine Mutter, deren Tochter wieder einmal
    versucht hatte, sich vor der Schule zu drücken, weil eine Prüfung vor der Tür
    stand. Aus Sicht der Mutter war diese Angst unbegründet, denn schliesslich sei
    sie eine gute Schülerin.
    Je mehr sie ihrer Tochter liebevoll Mut zusprach mit Sätzen wie: «Du schaffst
    das, meine Liebe, ich weiss, wie gut du das kannst, entspann dich», desto mehr
    spitzte sich die Situation zu. Ich empfahl ihr, auf solche Sätze zu verzichten.
    Sie erhöhen oft den Druck und die Angst.
    In einer solchen Situation ist es einem Kind unmöglich, sich zu entspannen und
    seine Gefühle zu ändern. Ein Kind kann nicht einfach entscheiden, wie es sich
    fühlt, und deshalb dieser Aufforderung nicht nachkommen, auch wenn sie noch so
    ermutigend gemeint ist.
    Unter anderem riet ich der Mutter, ihr Kind zu spiegeln, seine Gefühle ernst zu
    nehmen und zu benennen. Das hilft und beruhigt und schafft eine stärkende
    Verbindung, nicht nur zwischen Mutter und Kind, sondern auch vom Kind zu sich
    selbst. Dann fällt es leichter, darüber zu sprechen, und es können weitere
    Schritte unternommen werden.

    In Kurzform könnte das etwa so aussehen:

    «Ich habe
    Bauchschmerzen und will heute nicht in die Schule gehen, Mama.»

    Antwort in neutralem Ton, eventuell Mimik des Kindes imitieren: «Du willst
    heute nicht in die Schule, Lisa, du hast Bauchweh. Komm einmal zu mir. Oh,
    Bauchschmerzen, das ist nicht angenehm.»

    Dann empfehle ich, für einen kurzen Moment einfach nur da zu sein, innezuhalten
    für ein paar Sekunden, ohne zu agieren. Das hat oft eine grössere Wirkung, als
    man denkt. Diese kurze Stille auszuhalten, ist gar nicht so einfach! Aber du
    könntest dir angewöhnen, dabei einmal tief ein- und auszuatmen, denn der Atem
    spielt bei diesem Thema eine wichtige Rolle. Vielleicht steckst du sogar dein
    Kind an und es atmet mit dir mit!

    Du könntest
    dann fragen: «Hast du neben den Bauchschmerzen auch ein bisschen Angst oder
    bist du nervös? Erzähl doch mal.»

    Sei offen für das, was dein Kind dir sagen will, und wenn du Zeit hast, biete ihm ganz nebenbei einen warmen Tee an. Aber versuche, nicht in Mitleid zu verfallen. Die Situation aushalten zu können und Stärke zu zeigen, wäre in diesem Moment hilfreich. Denn so weiss dein Kind: Egal, was es auf den Tisch bringt, du kannst damit umgehen und es (er)tragen. Darüber zu sprechen, ohne zu bewerten, die Gefühle auszudrücken und schliesslich zu akzeptieren, hilft schon sehr viel und ist ein grosser Puffer gegen die Angst! Ziel ist es, dass das Kind erfährt, dass seine Gefühle wahrgenommen werden und seine Signale eine Bedeutung haben.
    Grundsätzlich ist Angst ein ebenso normales wie sinnvolles Gefühl. Sie schützt vor Gefahren und setzt zusätzliche Energie frei. Angst kann aber auch so stark sein, dass sie lähmt. Dann sind wir als Bezugspersonen herausgefordert.

    • 5 min
    Refresher Nr. 6 2023 Ist Arbeit ein Fluch?

    Refresher Nr. 6 2023 Ist Arbeit ein Fluch?

    So lautet der Titel einer Vortragsreihe, die ich am Vorbereiten bin. Das Thema beschäftigt mich schon seit einiger Zeit. Worum geht es? Viele beklagen sich, dass Kinder zu viel vor dem Handy sind, dass sie nur unter Druck die Leistungen bringen, die man von ihnen erwartet, dass sie sich nur für Zeug interessieren, das sie im Leben nicht weiterbringt usw. Wenn sie irgendwo mithelfen sollen, stösst das meist auf Ablehnung. Schon gar nicht käme ihnen in den Sinn, aus eigenem Antrieb irgendwo im Haushalt anzupacken. Kinder ernten für diese Haltungen nicht selten Kritik und Anfeindungen. Die einen wehren sich dann, andere übernehmen eher das negative Urteil und fühlen sich mit dem Adjektiv "faul” angemessen beschrieben. 

    weiterlesen / weiterhören

    Viele Eltern reagieren darauf damit, dass sie die Kinder antreiben, sie konfrontieren mit ihren charakterlichen Mängeln, während andere sich hinter die Devise zurückziehen, dass die Kinder ja ihr eigenes Leben versauen.

    Es ist eine allseits bekannte Weisheit, dass sich viele Probleme, die wir als Menschen haben mögen, auf frühkindliche Prägungen oder gar Traumen zurückführen lassen. Wir kommen zwar mit einer genetischen bzw. epigenetischen Vorprägung zur Welt, aber vieles passiert dann in den ersten drei Jahren. In diesen Vorträgen möchte ich erarbeiten, dass dieses eingangs erwähnte kindliche Verhalten die Folge einer Prägung ist, die so verbreitet ist, dass wir sie gar nicht wahrnehmen. Ja, wir stellen uns nicht einmal die Frage, ob es denn auch anders sein könnte. Genau dazu möchte ich dich einladen. 

    Was, wenn wir als Gesellschaft unsere Kinder ohne es zu merken aktiv und passiv in eine solche Haltung hineinmanövrieren, obwohl wir ja genau das Gegenteil anstreben. Wir wünschen uns doch alle neugierige, engagierte, empathische Kinder, die mehr Lust aufs reale Leben haben, als darauf, in immer neuen Youtube und Tiktok Filmen von Spass zu Spass zu hüpfen. 

    Wenn wir dann den Kampf aufnehmen gegen die Bildschirme, dann haben wir die ganze Energie der Kinder gegen uns. Diese tendiert dazu, zuzunehmen, während jene der Eltern sich im Machtkampf verheizt. 

    Wir können nun zwei Wege beschreiten: Entweder machen wir das reale Leben erfüllender oder wir vermiesen den Kindern den Spass am Medienkonsum. Ich möchte dich dafür gewinnen, den ersten Weg zu beschreiten. Viele versuchen das durch Spiel und Spass. Sie betreiben dazu einen grossen Aufwand. Kinder brauchen aber noch etwas anderes: Sie wollen an unserem echten Leben teilhaben. Sie wollen einbezogen werden in die elterlichen Visionen und Pläne. Leider wollen sie das am intensivsten zu einer Zeit, wo sie noch sehr wenig beitragen können. Mit ungefähr drei Jahren. Genau deshalb heisst die Vortragsreihe so. Was tun wir mit den Dreijährigen, wenn sie uns die Hacke aus der Hand nehmen,  wenn sie unbedingt den Staubsauger führen wollen? Wir signalisieren ihnen, dass sie noch zu klein sind. Dass sie lieber Lego spielen sollen oder Geschichten hören. Mit der Zeit lernen sie: Meine Mitarbeit ist nicht gefragt. Wenn sie dann grösser und leistungsfähiger sind, fehlt ihnen der innere Antrieb, mitzuhelfen. Sie ziehen sich in den Gastmodus zurück und denken, dass Haushalt die Sache der Eltern sei. Jetzt braucht es Anreize, damit sie mitmachen. Auch in ihnen ist die fatale Einsicht gereift, dass Arbeit ein Fluch sei. Gibt es Hoffnung - auch wenn die Kinder längst nicht mehr drei sind? 

    Ja, die gibt es. Schau dir unsere Video Serie TEAM-Erziehung oder noch besser: Nimm teil an der Ferienwoche vom 14. bis 21. Oktober. Du wirst sehen, die Theorie ist so verblüffend wie einfach - für die Umsetzung braucht es etwas Mut. Zu vieles erscheint uns zu schön um wahr zu sein.

    • 13 min
    Refresher Nr. 6 2023 Sucht beginnt mit 3

    Refresher Nr. 6 2023 Sucht beginnt mit 3

    So lautet der Titel einer Vortragsreihe, die ich am Vorbereiten bin. Das Thema beschäftigt mich schon seit einiger Zeit. Worum geht es? Viele beklagen sich, dass Kinder zu viel vor dem Handy sind, dass sie nur unter Druck die Leistungen bringen, die man von ihnen erwartet, dass sie sich nur für Zeug interessieren, das sie im Leben nicht weiterbringt usw. Wenn sie irgendwo mithelfen sollen, stösst das meist auf Ablehnung. Schon gar nicht käme ihnen in den Sinn, aus eigenem Antrieb irgendwo im Haushalt anzupacken. Kinder ernten für diese Haltungen nicht selten Kritik und Anfeindungen. Die einen wehren sich dann, andere übernehmen eher das negative Urteil und fühlen sich mit dem Adjektiv "faul” angemessen beschrieben. 

    weiterlesen / weiterhören

    Viele Eltern reagieren darauf damit, dass sie die Kinder antreiben, sie konfrontieren mit ihren charakterlichen Mängeln, während andere sich hinter die Devise zurückziehen, dass die Kinder ja ihr eigenes Leben versauen.

    Es ist eine allseits bekannte Weisheit, dass sich viele Probleme, die wir als Menschen haben mögen, auf frühkindliche Prägungen oder gar Traumen zurückführen lassen. Wir kommen zwar mit einer genetischen bzw. epigenetischen Vorprägung zur Welt, aber vieles passiert dann in den ersten drei Jahren. In diesen Vorträgen möchte ich erarbeiten, dass dieses eingangs erwähnte kindliche Verhalten die Folge einer Prägung ist, die so verbreitet ist, dass wir sie gar nicht wahrnehmen. Ja, wir stellen uns nicht einmal die Frage, ob es denn auch anders sein könnte. Genau dazu möchte ich dich einladen. 

    Was, wenn wir als Gesellschaft unsere Kinder ohne es zu merken aktiv und passiv in eine solche Haltung hineinmanövrieren, obwohl wir ja genau das Gegenteil anstreben. Wir wünschen uns doch alle neugierige, engagierte, empathische Kinder, die mehr Lust aufs reale Leben haben, als darauf, in immer neuen Youtube und Tiktok Filmen von Spass zu Spass zu hüpfen. 

    Wenn wir dann den Kampf aufnehmen gegen die Bildschirme, dann haben wir die ganze Energie der Kinder gegen uns. Diese tendiert dazu, zuzunehmen, während jene der Eltern sich im Machtkampf verheizt. 

    Wir können nun zwei Wege beschreiten: Entweder machen wir das reale Leben erfüllender oder wir vermiesen den Kindern den Spass am Medienkonsum. Ich möchte dich dafür gewinnen, den ersten Weg zu beschreiten. Viele versuchen das durch Spiel und Spass. Sie betreiben dazu einen grossen Aufwand. Kinder brauchen aber noch etwas anderes: Sie wollen an unserem echten Leben teilhaben. Sie wollen einbezogen werden in die elterlichen Visionen und Pläne. Leider wollen sie das am intensivsten zu einer Zeit, wo sie noch sehr wenig beitragen können. Mit ungefähr drei Jahren. Genau deshalb heisst die Vortragsreihe so. Was tun wir mit den Dreijährigen, wenn sie uns die Hacke aus der Hand nehmen,  wenn sie unbedingt den Staubsauger führen wollen? Wir signalisieren ihnen, dass sie noch zu klein sind. Dass sie lieber Lego spielen sollen oder Geschichten hören. Mit der Zeit lernen sie: Meine Mitarbeit ist nicht gefragt. Wenn sie dann grösser und leistungsfähiger sind, fehlt ihnen der innere Antrieb, mitzuhelfen. Sie ziehen sich in den Gastmodus zurück und denken, dass Haushalt die Sache der Eltern sei. Jetzt braucht es Anreize, damit sie mitmachen. Auch in ihnen ist die fatale Einsicht gereift, dass Arbeit ein Fluch sei. Gibt es Hoffnung - auch wenn die Kinder längst nicht mehr drei sind? 

    Ja, die gibt es. Schau dir unsere Video Serie TEAM-Erziehung oder noch besser: Nimm teil an der Ferienwoche vom 14. bis 21. Oktober. Du wirst sehen, die Theorie ist so verblüffend wie einfach - für die Umsetzung braucht es etwas Mut. Zu vieles erscheint uns zu schön um wahr zu sein.

    • 5 min
    2023-05 Erste-Hilfe-Koffer

    2023-05 Erste-Hilfe-Koffer

    Was tun wenn??? 

    Wie oft stecken wir in einer Situation fest, in der wir keinen Ausweg mehr finden? Wie oft stehen wir vor einem “Berg” und wissen nicht mehr weiter? Vielleicht sind wir überfordert oder sind an unseren Grenzen. Sehnlichst wünschen wir uns eine Hilfe in der Not. 

    Für diese Hilfe wollen wir euch einen Weg vorschlagen. Hört rein und macht euch ein Bild, wie anders sich Probleme anfühlen.

    • 13 min
    Was ist schlimm?

    Was ist schlimm?

    Wo ich diesen Text schreibe bin ich auf der Rückfahrt aus Abano. Wir fahren durch die Poebene und die Erinnerungen an die Woche sind präsent. Wir haben eine Woche mit Behinderten und sog. Normalen - gut gemischt - verbracht. Das Ziel waren die Thermalbäder in Abano, die für körperlich Behinderte ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. 

    An einem Nachmittag habe ich eine kleinwüchsige Frau im Rollstuhl durch die Stadt Este geschoben und gesehen, was Rollkies bedeuten kann…Was für eine unbekannte Welt war das für mich, als sie von ihrem Leben erzählte, von ihrem Freund, dessen Rollstuhl unweit von uns von jemand anderem geschoben wurde. 

    Einmal mehr wurde mir bewusst, wie wenig Lebensfreude, Glück und Wohlbefinden mit den äusseren Umständen zu tun haben. Die Bilder tauchen wieder vor mir auf: Ich sah Menschen in schlimmen Lebensumständen in herzlicher Umarmung, angstvolle Augen trotz herrlicher Aussicht, Ablehnung und Kopfschütteln oder glückliches Staunen angesichts der überwältigenden Kuppel der Kathedrale. Ich erlebte mein eigenes Gemüt schwankend zwischen Begeisterung, Nachdenklichkeit, Trauer und - ja manchmal auch Unverständnis.

    Wie entsteht sie eigentlich, unsere Art Dinge zu deuten, zu interpetieren? Wie kommt es, dass die einen das berühmte Glas halb leer bzw. halb voll wahrnehmen? Wir Eltern und Grosseltern haben bestimmt viel damit zu tun, unsere eigene Erziehung und wohl auch die Erziehung unserer Eltern. Je länger ich mich mit all diesen Zusammenhängen beschäftige, desto mehr wird mir bewusst, dass es nicht in erster Linie darum gehen kann, nur die äusseren Umstände der Kinder richtigzustellen, sondern ihnen vielmehr zu helfen, die Dinge so zu deuten, dass Zuversicht und Lebensfreude nicht beeinträchtigt werden, dass die Herzen der Kinder weich und verletzlich bleiben und deshalb reifen können. 

    Das würde wohl bedeuten, dass wir bei uns selber anfangen, bei unserer Kindheit und einem gnädigen Blick auf unsere eigenen Eltern und uns fragen: Könnte man die Ereignisse auch ganz anders deuten? Wie soll das Kind den zornigen Blick des Vaters deuten? Das Knurren des Hundes? Den Kuss der Nachbarin? Könnte es sein, dass unser Grosser tatsächlich so wenig Schlaf braucht und ich nur meine Mutter sagen höre, dass die Kinder um sieben ins Bett gehören? Könnte es sein, dass sich unser Sohn aus Fürsorge mit dem Übelsten der Klasse zusammentut? Könnte es sein, dass mein Kind sich nicht auf die Lehrerin einlassen will, weil ich sie nicht ausstehen kann? Ja, und was triggert diese Frau in mir? 

    Wie könnte meine Mutter das gemeint haben, wenn sie mir verbot, mit Toni zu spielen? Was könnte mein Papa gedacht haben, als er mir den Aufsatz zerriss? Damals fühlte ich mich gedemütigt. Vielleicht wollte er mir nur helfen meine Nachlässigkeit zu überwinden.

    • 12 min
    2023-02 Wer passt sich an?

    2023-02 Wer passt sich an?

    Kürzlich hörte ich einer Pädagogin zu, die erzählte, wie sie den Verzicht auf Belohnung und Bestrafung umsetzt. Nicht wahr, es tut immer gut, wenn man die eigenen Gedanken von jemand anderem hört. Man fühlt sich bestärkt in seiner Meinung.

    Dann aber erzählte sie, was sie tat, als ihr Vater einem ihrer Kinder sagte: “Wenn du etwas übrig lässt im Teller, heisst das, dass du keinen Hunger hast, dann bekommst du auch kein Dessert.” Die Absicht dieses Opas ist offensichtlich. Mit dieser Massnahme wollte er erreichen, dass das Kind aufisst. So machte man das früher. Mir geht es wie dieser Pädagogin. Mir gefällt es, wenn Kinder merken, wann sie genug haben. Foodwaste kann man anders verhindern. Wo ich ihr dann aber nicht mehr folgen konnte, war beim Punkt, wo sie sich für ihr Kind einsetzte: Es sollte nicht bestraft werden, wenn es nicht aufass und sollte nicht auf das Dessert verzichten müssen. Der Opa zeigte sich einsichtig und auch in der Schule erreichte sie, dass Lehrkräfte sich überzeugen liessen, auf Belohnungen und Bestrafungen zu verzichten. Offensichtlich gelang es ihr zu überzeugen. In mir bleibt dennoch ein Unbehagen.

    Wenn wir als Eltern auf Belohnungen und Bestrafungen verzichten, wenn es uns ein Anliegen ist, dass sich unsere Kinder bedingungslos geliebt fühlen, dann sind wir auf einem guten Weg. Wenn wir aber unseren Kindern vorenthalten, sich beim Grossvater,  im FC, in der Schule usw. anzupassen, dann erweisen wir ihnen einen Bärendienst. Sie sollen lernen, Regeln zu übernehmen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Ja, und sie sollen Druck und Strafen nicht vorschnell als Liebesentzug und als Zurückweisung interpretieren, sondern als Aufforderung sich anzupassen. Wie fatal wäre es doch, wenn ihr Kind an Opas Liebe zweifeln würde, nur weil seine Erziehungsmethoden etwas verstaubt sind. Kinder sind in der Lage, sich den abstrusesten Situationen anzupassen. Längst nicht immer tut ihnen das gut. Ich denke an Kinder von kranken oder gar süchtigen Eltern, die Verantwortung für sich und ihre Geschwister übernehmen müssen.

    Es kann nicht die Aufgabe der Eltern sein, dem Kind eine Welt einzurichten, wo ihm Adaptionsprozesse “erspart” bleiben. Kinder brauchen solche Erfahrungen und es ist an uns Eltern und Grosseltern, ihnen dabei zu helfen. Dr. Gordon Neufeld beschreibt die Fähigkeit von Menschen, sich an Unabänderliches anzupassen, als zentralen Reifungsprozess.

    Viele Jugendliche unserer Zeit ertragen es nicht, wenn sie in der Lehre Arbeiten erledigen müssen, die ihnen nicht gefallen. Andere können damit locker umgehen. Sie fühlen sich weder herabgesetzt noch gar gedemütigt.  Und ja, manchmal ist es wichtig, Widerstand zu leisten, gegen den Strom zu schwimmen, aber dann soll es nicht aus mangelnder Reife geschehen.

    Mache deinen Kindern bewusst, dass sie stolz darauf sein können, wenn es ihnen gelingt, schwierige Situationen hinzunehmen, Frustrationen zu überwinden, ohne sich als Verlierer oder gar als Opfer zu fühlen.

    • 13 min

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