Trummer & Gäste - Ir Brandig - Gespräche über Musik & Menschsein

Trummer

Singer / Songwriter Trummer hat schon vor über 20 Jahren andere Musiker:innen zu öffentlichen Gesprächen eingeladen. Damals hiess das "Songwriters Lounge / Round". Nun kehrt er zu einem ähnlichen Format in Podcast-Form zurück. In der ersten Staffel von Ende Februar bis September 2025 erscheinen Begegnungen mit den Gästen von Trummers neuem Album, "Ir Brandig", das Song um Song, Podcast um Podcast veröffentlich wird. Die Gespräche drehen sich um die Prägungen der Herkunft, um das Menschsein - und Künstler:innen-Sein - an sich und genau in diesem Moment auf der Welt und natürlich um die gemeinsam gesungenen Songs.

  1. SEP 5

    #14 Andreas Gefe: "Die Frage nach dem Wieso des Lebens kann man fast nur beantworten, indem man es trotzdem macht" - Ein Gespräch

    Send us a text In der letzten Episode der ersten Staffel spreche ich mit Gefe, dem Maler, Illustrator und Comiczeichner, mit dem ich seit 2007 an fast all meinen Plattencovers gearbeitet habe, auch an den Büchern "Heldelieder" und "Familienalbum". Bekannt ist er auch für seine Illustrationen in vielen Publikationen vom "Magazin" über das "Strapazin" bis zum "Rolling Stone". Der in Zürich lebende Künstler stammt aus Küsnacht am Rigi und nennt die Musik als eine der wichtigsten Inspirationsquellen für seine Arbeit. Wir haben über seine Herkunft und den Werdegang als Comiczeichner und Illustrator gesprochen, notabene zu einer Zeit als es beide Berufe in der Schweiz noch kaum gab. Und bei der Frage danach, wie er das Dasein von aussen betrachtet, wurde es im Wortsinn "existentialistisch". Das Gespräch fand im August 2025 statt, im kleinen Atelier von Gefe in der Enge in Zürich. Der Raum ist akustisch nicht ideal, aber in der Videoversion sehr ihr wie sich ein geradezu poetisches Licht durch den Raum bewegt. Wir haben gesprochen über:  Über alternative Musikräume als Orte, an denen er sich "richtig" fühlt.  Über seine Jugend zwischen Küsnacht und Luzern. Über den Schmerz des Erwachsenwerdens, der ihn zum Künstler gemacht hat.  Über einen Monat in Paris und die Entdeckung des Comics.  Darüber "es geschafft zu haben" als Zeichner, was heisst Erfolg? Über die Arbeit an den Bilder zu "Ir Brandig" Über die ambivalenten Gefühle, als Künstler auf Social Media zu arbeiten.  Über die Spuren des Weltgeschehens in seiner Arbeit.  Über die Frage, ob seine Identität an seiner Tätigkeit hängt. Über Existenzialismus, den philosophischen Unterbau seines Weltbildes. Über die Arbeit mit Fragen statt Antworten.

    1h 14m
  2. AUG 22

    #13 Robert Aeberhard, Samuel Baur, Philipp Furrer - "Bis hier haben wir's doch schon mal geschafft" - Ein Gespräch

    Send us a text In der ersten Staffel dieses Podcasts waren bisher vor allem die Menschen zu Gast, mit denen ich die Lieder des "Ir Brandig"-Albums geteilt habe. Diesmal kommen die Musiker zu Wort. Mit Robert Aeberhard (Bass) spiele ich seit 2004 zusammen. Mit Samuel Baur (Drums) seit 2012. Philipp Furrer (Weissenborn Slide Gitarre) hat zum ersten Mal mitgespielt, wir kennen uns aber seit der Kindheit in Frutigen. Wir sprechen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede unserer Herkünfte und unserer Wege zur Musik: Wir sind alle zwischen 1975 und 1978 geboren, haben jung mit der Musik begonnen, aber Samuel in der Stadt Bern, Robert an der Grenze zum Ländlichen in Muri BE und Philipp und ich in Frutigen im Berner Oberland. Das Gespräch drehte sich weiter auch um  den Blick auf die bisherige Biografie aus der Warte fast 50-jähriger die Bedeutung der Musik für uns die Bedeutung eines Glaubens-Weltbildes in unseren Leben Musik als "rituelles" Ereignis das Finden einer Sprache für spirituelle Erfahrungen und auch in der Musik die Frage nach "Erfolg" in der künstlerischen Arbeit. Robert spielt in mehreren Bands, ist musikalischer Mastermind des Postrock-Spoken Word-Ensembles "Fitzgerald & Rimini" udn arbeitet viel für Theaterproduktionen und klingende Kunst. www.dadaad.ch www.fitzgeraldrimini.ch Samuel spielt Schlagzeug bei verschiedenen Formationen und betreibt ein Tonstudio am Rand von Bern:  www.audiokonzept.ch www.veronikastalder.ch/ndiigo Philipp hat nach einem Berufsweg als Start-Up-Unternehmer und Jahren in verschiedenen Bands nun sein erstes eigenes Ensemble lanciert und arbeitet gerade am Debutalbum. Transatlantica spielen Instrumentale Musik zwischen Folk- udn Volksmusik, akustisch udn arrangiert um Philipps Weissenborn Slide Gitarre herum. ww.philippfurrer.ch

    1h 43m
  3. AUG 8

    #12 Hendrix Ackle: "Man nimm sich halt einfach mit und mit" - Ein Gespräch

    Send us a text Als ich Anfang 20 meine ersten Aufnahmen vorbereitete, war Hendrix Ackle für mich der Schweizer "Tastengott". Ich kannte seine Aufnahmen mit Cyrano und Hendrix Cousins, und ich hörte Geschichten über ihn mit ähnlicher Faszination, wie wenn mir jemand von einem Treffen mit Emmylou Harris erzählt hätte. Entsprechend aufgeregt war ich, als mein damaliger Produzent Reto Burrell ihn gebucht hat für mein erstes Album. An einem Februarmorgen im Jahr 2003 habe ich ihn in Basel am Bahnhof abgeholt und das war der Anfang einer anhaltenden Freundschaft, die immer wieder auch gemeinsam gemachte Musik brachte, sei es als er mich als unbekannten Jungspund zusammen mit ungefähr der Hälfte der Schweizer Musikszene zu einer Carte Blanche in Wetzikon einlud, oder als Gast seines Song Circles in Baden mit Adi Stern. Auch ich habe ihn immer wieder eingeladen, von den englischen Alben über "Fürne Königin" bis zu all meinen Talk-Anlässen, die ich über die Jahre als Gastgeber begleiten durfte. Ein Highlight unserer Freundschaft abseits der Bühne war eine zufällige Begegnung auf dem Fussgängerstreifen am untersten Winkel der zweitkleinsten kanarischen Insel - und anschliessend viele geteilte Ferienstunden dort. Viele Leute kennen Hendrix als langjährigen Mitmusiker von Philipp Fankhauser, Duettpartner von Sina und gefragten Sideman bei vielen Bandprojekten. Aber wer es nicht gehört hat: Sein 2013 erschienenes Album "Logbook" ist eine der schönsten Schweizer Platten überhaupt.  Wir haben uns im Dezember 24 bei mir im Musikraum getroffen, für Hendrix zwischen zwei Gigs im Emmental und deshalb mit etwas knapper Zeit, und in den Themen, die diesen Podcast immer prägen, war das gewichtigste hier der Blick zurück, auch anhand unseres geteilten Songs "Junge Tubel". Dabei haben wir festgestellt, dass wir sehr verschiedene Arten haben, unser bisheriges Leben zu reflektieren und uns darin zu verorten.  Ab und zu erwähnt Hendrix seine Tochter "Etta", somit wisst ihr nun auch schon, wer das dann jeweils ist.  Wir haben gesprochen über:  Über die "Seerose" und andere Beizen, in denen er gearbeitet und auch gelebt hat, und warum das sein Wesen geprägt hat.  Über die Unbrauchbarkeit des Konzeptes "Work-Life-Balance",  sowohl in der Musikarbeit wie in der Gastro. Über Baden als Ort seiner Kindheit und Jugend, als Ort, wo die Milieus noch einigermassen durchmischt waren. Als das gallische Dorf im römischen Aargau. Über seinen Blick auf seine Biografie mit seinem "schlechten Gedächtnis". Über die Frage, ob und wie man etwas lernen kann aus vergangenen Erfahrungen. Darüber, was einen weiterentwickelt, über die Vaterschaft. Über die Rolle, die das Weltgeschehen im Alltag spielt. Über das Unbehagen als Väter, die den aktuellen Entwicklungen politischer Mentalität zusehen.  Darüber, wofür man auch sein Leben auf's Spiel setzen würde.  Über die meist nur indirekte Betroffenheit der Schweiz bei internationalen Krisen.  Über die Herausforderung, sich zwar als Alliierter des gesellschaftlichen Fortschritts zu fühlen, aber auch überfordert zu sein davon manchmal.

    1h 5m
  4. JUL 25

    #11 Viktor Holikov: "I learned how to live not planning tomorrow" - Ein Gespräch

    Send us a text Note: The intro is in swiss-german, but the conversation is in english. Viktor Holikov ist ein Fotograf und Soldat aus Lutsk in der Ukraine, ein langjähriger Freund und regelmässiger Besucher in Bern. Er hat viele Fotos von mir gemacht, unter anderem für "Heldelieder", hat eine Tour in der Ukraine organisiert für mich 2013, und 2015 war ich mit anderen Menschen aus seinem Berner Freundeskreis an seiner Hochzeit in Lutsk. Viktor im Netz: Insta: @golikoff24 @around_the_war https://www.lovefrombern.ch/ Seit eineinhalb Jahren ist Vitja auch Soldat, teils im Schützengraben an der Front, teils als Fotograf und Medienverantwortlicher. Dank einer Ausstellung, die er im Mai / Juni 2025 in Bern machen konnte, war es uns möglich, dieses Gespräch aufzuzeichnen.  Im Gegensatz zu den anderen Podcasts dieser Serie ist diese Episode einerseits auf Englisch, andererseits hat Vitja nicht an "Ir Brandig" mitgewirkt, wie meine anderen Gäste. Aber er ist für mich vielerorts auf dem Album präsent und wurde bereits in einigen der früheren Episoden erwähnt. Mir persönlich ist Krieg nie näher gekommen, als durch meine Verbindung zu Vitja. Und mit dem Krieg die zahlreichen Unvorstellbarkeiten, die die Welt ausserhalb unserer sicheren Schweizer Blase heimsuchen. Mich dem nicht zu verschliessen, unseren friedlichen Wohlstand nicht für die Normalität zu halten, ist ein zentrales Element, das für mich "Ir Brandig" auch durchzieht. Unser Gespräch hat im Mai 2025 bei mir im Musikraum stattgefunden, und es hat sich an den selben Ausgangspunkten orientiert, die auch die anderen Episoden geprägt haben - bloss mit völlig anderen Vorzeichen. Wir haben gesprochen über:  Über die Freundschaft zwischen Bern und Lutsk und geteilte Geschichten aus über 10 Jahren. Über die Bedeutung von "Heimat" für Vitja, und wie sie sich mit dem Krieg verändert hat.  Über die unglaublich rasche Wandlung, die der Kriegsausbruch für Vitja bedeutet hat, vom pazifistischen Künstler zum Widerstandsaktivisten und schliesslich Soldaten . Über seinen Antrieb, sich dem Kampf zu stellen. Über Fatalismus. Über die Kamera als Werkzeug der Selbstverteidigung, Distanzierung, auch gegen die Krassheit der Realität, die er sieht. Über seine Zeit im Schützengraben, die mit nichts vergleichbar ist, was man sonst erleben kann. Über den ersten Panzerangriff, den er überlebt hat und  die Folgen von traumatischen Erfahrungen. Über sein Leben vor dem Krieg und seine Hoffnungen damals.  Über seine Berufsträume als Kind und Hoffnungen für's Leben als Jugendlicher. Wie der Krieg ihn von kommerziellen Fotografen zum Künstler gemacht hat. Über sein Projekt "Passengers Seat" mit dem er symbolische Momente des Krieges dokumentiert. Und über die Ausstellung in Bern. Über sein gewachsenes Verständnis dafür, dass man sich in der Schweiz nicht alles vorstellen kann, was für ihn uns die Ukraine passiert. Über die Verdrängung, die es sogar in der Ukraine selbst gibt.  Und darüber, wie und wann man eingezogen wird. Über ein Gebet, das ihn seine Mutter gelehrt hat und das ihn in den Schützengraben begleitet hat - und andere transzendentale Haltungen, die mit ihm sind.  Über die Grenzen der Sprache, wenn es darum geht, Wahrheit zu erfassen.  Wie er mit seiner Frau zur Entscheidung gekommen ist, mitten im Krieg Eltern zu werden.  Über die Zeit, auch die Vaterzeit, die er an den Krieg verliert.

    1h 38m
  5. JUL 11

    #10 Elodie "Billie Bird" Romain: "We cannot explain everything, Schatzi!" - Ein Gespräch

    Send us a text Elodie Romain, bekannt unter ihrem Künstlerinnennamen Billie Bird, ist eine Songwriterin, Sängerin, Gitarristin und Aktivistin aus Lausanne. Sie ist seit einigen Jahren vermehrt auch im Ausland auf Tour und gehört für mich zu den spannendsten Künstlerinnen unseres Schweizer Momentes. Wir haben uns kennengelernt in einem Projekt für alle vier Landessprachen, 4 Linguas,  in Chur im Frühling 2019. Sie hat eine Mundartstrophe in Bamboulé übernommen und ich durfte für sie mit viel Hall Gitarre spielen, eine Freundschaft war geboren. Aufgewachsen in einem Kinderheim, weil es ihren Eltern nicht gut ging, engagiert sich als lesbische- queere Person für die Position der queeren Community, insbesondere für eine grössere Sichtbarkeit von FINTA-Personen im Musikbusiness. Nicht nur ihre Familiengeschichte, auch ihre queere Perspektive auf das Leben und die Welt haben bei mir vieles ausgelöst, eine enorme Bereicherung für mein Vorstellungsvermögen, was Menschsein auch noch bedeuten kann. Das Lied "Unsichtbarallei", in dem es um Sichtbarkeit geht, wollte ich deshalb unbedingt mit ihr singen- und bei den Aufnahmen haben wir dann auch noch gemerkt, dass ich die Akkordfolge unbewusst bei einem ihrer schönsten Songs abgehört hatte…  Wir haben uns im Januar 2025, am selben Tag, an dem ich mittags mein Gespräch mit Sina aufgenommen hatte, spätabends bei Elodie in Lausanne getroffen, geraucht und getrunken, mal das Fenster geöffnet, dann mit einem Ketteli ans Mikrofon geklimpert - es ist eine spontane und etwas turbulentere Podcastfolge geworden als andere, aber damit passt sie wunderbar zu Elodie. Gesprochen haben wir unter anderem: Über die heilende Kraft des Lac Leman, und was Lausanne damit zu tun hat, wer Elodie geworden ist. Über das Lied "Unsichtbarallei" und die vielen Themen, in denen es aktuell darum geht, sich gesehen zu fühlen -  Über Elodie als queere Person, als Romande in der Schweiz, als Frau in der Musikindustrie Darüber, dass das Bedürfnis "sich gesehen zu fühlen" auch eine Bedeutung hatte in ihrer Entscheidung Künstlerin zu werden. Über Familie - und die "gewählte Familie" in der Queer-Community. Über das Musikbusiness, in dem der männliche Blick immer noch dominiert und es für Menschen wie sie immer noch schwer ist gesehen zu werden.  Darüber, in ihren 40ern Frieden damit zu machen, dass sie sich nicht mehr ganz grundlegend verändern wird, und so entspannter gegenüber sich selbst zu werden.  Über die Rolle als öffentliche Repräsentationsfigur für marginalisierte Gruppen. Über Helvetia Rockt als Netzwerk, das ihre Community trägt. Über Social Media, und wie es sie davon überzeugt hat, sich nicht mehr zu verstellen - gerade dort nicht. Über die gesellschaftliche Isolation der Frauen, die sie lange auch daran gehindert hat, sich durch Solidarität zusammen mehr Platz zu nehmen. Über ihre Gedanken und Gefühle - und die Angst-  zu den Anti-progressiven Bewegungen, die politisch so erfolgreich sind im Moment.  Darüber, wie sie sich in urbanen und ländlichen Regionen verschieden bewegt und auf Menschen zugeht. Über die Frage, wie man sich in einer Mitte treffen kann mit anders gesinnten Menschen - und das Risiko, das für FINTA Menschen damit immer auch verbunden ist. Über die Herausforderung, als FINTA-Person oftmals in einer Missionsrolle zu finden. Über die Verschiebung der Privilegien - weg von männlichen Personen- ,  die der Fortschritt mit sich bringt, und über die Herausforderung, erwachsen damit umzugehen. Über den Plan hinter dem Leben und ihre Aufgabe darin.

    1h 4m
  6. JUN 26

    #9 Ursina Giger: "Ich bin gwundrig auf die Welt, aber auch sehr verwurzelt"- Ein Gespräch

    Send us a text Ursina Giger aus Disentis GR ist seit vielen Jahren eine der spannenden und vielseitigen Stimmen im Schweizer Indie Pop, dort wo er sowohl an den Jazz wie auch an nordische Ambient-Popmusik grenzt. Sie singt Englisch und Romanisch, und neben ihrer eigenen Musik ist sie auch in diversen anderen Projekten aktiv, etwa mit Astrid Alexandre und Corin Curschellas im Vokal-Trio La Triada.  Ich bin Fan von ihr, seit ich sie vor 13 Jahren in einer kleinen Berner Bar live gesehen hab, und nach einigen Begegnungen unterwegs haben wir uns im kulturpolitischen Rahmen der Musikschaffenden Schweiz besser kennengelernt. Das Gespräch mit ihr ist unter anderem auch geprägt davon, dass wir beide eine Herkunft in den Bergen haben - aber mit dieser Herkunft auf recht verschiedene Arten ins Flachland gezogen sind. Der geteilte Song "Eisvoüsnelieder" ist ein Popsong mit Widerhaken, weil viele unserer privaten Träume in die Zukunft weisen - und diese Zukunft viel Ungewissheit birgt. Das Gespräch mit Ursina war das erste, das ich für diese Serie aufgenommen habe, Ende November 2024 bei ihr zuhause in Zürich, und hier und da hört man heraus, dass ich viele der anderen Gespräche da noch vor mir hatte. Wir haben gesprochen über:  Über das Wegstück zwischen ihrem Kindheits-Haus und der Scheune daneben. Über die Perspektiven für eine junge Person aus Dissentis, und warum sie "in die Welt hinaus" ist. Über die Parallelen zweier Menschen aus den Bergen - Berner Oberland und Graubünden. Wurzeln, Sprache, Landschaftsverbundenheit. Über ihre Zeit in Kopenhagen und die Inspiration aus einer ganz anderen Landschaft. Über die Frage, ob und warum sie vielleicht auch zurück in die Bündner Heimat würde. Darüber, wo die Heimat anfängt von Zürich her. Über die rätoromanische Sprache als Teil der Identität, nicht zuletzt auch weil es eine Minderheiten-Sprache ist. Über Vor- und Nachteile des Rumantsch-Etiketts für sie als Künstlerin.  Darüber, wann und wie sie eher Englisch oder Rätromanisch schreibt. Über die Welt da draussen, wie sie sich in den Alltag drängt, und ob das auch ihre Entscheidung, eine Familie zu gründen, berührt hat. Über den Blick in die Zukunft und das Leben im Moment - und die Rolle der eigenen Kinder dabei. Darüber, wo wir einen Unterschied machen können. Über die Perspektive auf die eigene Biografie und auch "Karriere", wenn die Mitte des Lebens naht. Über den Weg von der Frage nach Gott und Schicksal zum Wort Urvertrauen.

    1h 13m
  7. JUN 13

    #8 Olivia Zaugg & Sarah Widmer: "Veränderung darf anstrengend sein" - Ein Gespräch

    Send us a text Das DUO Zaugg & Widmerin gibt es seit 5 Jahren, und einige ihrer ersten Auftritte waren Fensterkonzerte in ganz Bern, zur Pandemie-Zeit, die Musik spielte drinnen, die Leute hörten auf der Strasse zu. Ihr Repertoire ist einerseits geprägt von ihrem Hintergrund als klassisch ausgebildete Sängerin, bzw. Pianistin. Andererseits von ihrer gemeinsam Liebe zu alten Volksliedern. Und schliesslich davon, dass sie nur mit Akkordeon und Stimmen auftreten, oftmals auch unverstärkt. Sarah Widmer kenne ich seit über 12 Jahren, als sie bei "Heldelieder" mitgesungen hat, und fast gleich lange ist sie auch meine Partnerin, Freundin und Mutter unserer beiden Töchter. Zusammen leben wir seit 2014 in zunächst einer Gross-WG und inzwischen in einer Hausgemeinschaft in Urtenen bei Bern. Olivia Zaugg habe ich kennengelernt, seit Sarah mit ihr singt, und ich durfte sie sowohl am Klavier wie auch am Akkordeon schon mehrmals aufnehmen. Der Song "Nachtwach", der unser Gespräch geprägt hat, ist eigentlich ein Liebeslied, der Wunsch füreinander da sein zu wollen, und gleichzeitig auch ein Liebeslied, das über sich selbst nachdenkt: Was kann ich denn anbieten? Und wo sind bei aller Liebe vielleicht auch die Grenzen bei einer respektvollen Annäherung? In meiner Wahrnehmung als Mitvierziger hat sich das kollektive Bewusstsein zu diesem Thema enorm entwickelt, und mich hat interessiert, wie diese Fragen Sarah mit gut Mitte Dreissig und Olivia Anfang Dreissig durch ihr Erwachsenwerden begleitet haben, notabene zu einer anderen Zeit in einem ganz anderen Milieu als "meinem Frutigen" der 90er Jahre. Wir haben uns im März 2025 in meinem Musikraum getroffen und ausgetauscht, auch über folgende Fragen:  Über die Berner Länggasse als Olivias Kindheitsquartier,  lebendige Geborgenheit, eine Andockstelle, die ihr immer noch viel bedeutet - auch nicht mehr in der Länggasse Über die Dorfbachstrasse in Köniz, wo Sarah das spontane Anreissen von Ideen für die Kindergemeinschaft erlebt hat, was sie bis ihr heutiges Leben weiterführt. Über das Aufwachsen im urbanen Raum im Vergleich zum ländlichen Kindheit, auch in Bezug auf Heimatgefühle. Über Herkunft, Sprache und Milieu als Teile der Identität. Über die Feinfühligkeit als Teil der Berner Identität. Über eine tiefliegende Sicherheitsgefühl, das die Schweiz einem  gibt, im Verhältnis zu Städten im Ausland, wo beide gelebt haben. Über das Lied "Nachtwach" und die Frage, was man einander abnehmen kann, anbieten als Mitmensch. Wie umgehen mit dem "älteren" Teil der Gesellschaft, der manchmal den Veränderungen und Entwicklungen skeptisch oder ablehnend gegenübersteht. Über den Blick auf die eigene Biografie, das Unwort "Work-Life-Balance", vielleicht eher die Balance zwischen Menschsein und Musikerinnensein,  und darüber wie sie als Künstlerinnen mit ihre Lebenspläne mit sich selbst verhandeln.

    1h 23m
  8. MAY 23

    #7 Sina: "Dass ich vorne auf der Bühne gelandet bin, erstaunt mich bis heute" - Ein Gespräch

    Send us a text Das Gespräch wurde im Januar 2025 in Sinas Studio im Aargau aufgezeichnet.  Mit der Walliserin Sina verbindet mich eine lange Bekanntschaft, die 2012 zunächst kulturpolitisch begonnen hat, im Vorstand des Verbandes «Musikschaffende Schweiz» (heute SONART). In den Pausengesprächen dort wurde der Kontakt aber bald auch künstlerisch. Nach einer Übersetzung für Sinas Duett-Album und einigen zusammen überarbeiteten Songtexten, durfte ich mit Sina an einigen Songs für ihr wunderbares Album «Emma» zusammenarbeiten, das sie nach ihrer Grossmutter benannt hat. In den Gesprächen zu diesen Texten wurzelt auch der Austausch, den wir als Bergtal-Nachbarn nun im Song «Fragfürdi» fortsetzen: Eine Art Standortbestimmung durch das Befragen einerseits der Ahnen, aber auch des jüngeren Ichs. Beides haben Sina und ich in den vergangenen Jahren auch künsterlisch getan: Sie nach "Emma" auch in ihrem Buch «Sich treu werden». Ich im CD-Buch «Familienalbum», auf das sich Sina unter anderem bezogen hat in ihrer schönen Laudatio als mir 2021 der SMA Artist Award zu.   Über den Chalchofu, einen Treffpunkt der jungen Leute bei Gampel, Sinas Dorf, und was das mit Sinas Prägungen zu tun hat - auch über ihre Rolle in der Gruppe damals. Über ihre Anfänge mit der Musik, die sie durch eine oft nicht einfache Kindheit getragen hat. Über das Miteinander, das immer noch eine Hauptmotivation ist für sie. Über die Bühne als Ort, wo sie sich wesentlich sicherer fühlt als oftmals in privaten Situationen.  Über ihren Karrierestart in einem Moment, wo sie schon fast abgeschlossen hatte.  Über die vielen Bedeutungen ,die Lieder beim Publikum bekommen können, die man selbst nicht erwartet hätte.  Darüber, wie wir beide eine zentrale Zeile in unserem Song völlig verschieden verstanden haben, und warum beides so gut passt. Über den Blick wie von aussen über die eigene Biografie.  Über Erfolg als Schicksalsschlag, oder doch eher eine Umarmung?  Über die Persönlichkeitsentwicklung, die die Musikkarriere ihr auch abverlangt hat, und für die sie sehr dankbar ist.  Über das Finden einer Rolle als eine der ganz wenigen Frauen im Musikbusiness ihrer Anfänge. Ein Selbstbewusstsein, das vielleicht nicht ganz echt war anfangs, aber nach und nach echt wurde.  Über die zunehmende Vielfältigkiet der Geschichten die sie zu erzählen hat mit zunehmendem Alter.  Über die Identität, die auch daran hängt Musikerin zu sein, eine Stimme zu haben - auch ganz physisch. Über eine weitreichende Entscheidung im Zusammenhang mit dem Eurovision Song Contest. Über die Frage, ob und wie sie an Gott glaubt, gerade als katholisch Aufgewachsene mit heftigen Lebensereignissen in ihrer Kindheit.  Über die Frage der politischen Haltung als Teil der öffentlichen Persönlichkeit. Über ihre Verbindung zu den Bergen, zur Heimat, über das zurückkehren, aber auch Wegmüssen.  Darüber, wo Sina begraben werden möchte - was ihr noch gar nicht so lang klar ist.

    1h 25m

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Singer / Songwriter Trummer hat schon vor über 20 Jahren andere Musiker:innen zu öffentlichen Gesprächen eingeladen. Damals hiess das "Songwriters Lounge / Round". Nun kehrt er zu einem ähnlichen Format in Podcast-Form zurück. In der ersten Staffel von Ende Februar bis September 2025 erscheinen Begegnungen mit den Gästen von Trummers neuem Album, "Ir Brandig", das Song um Song, Podcast um Podcast veröffentlich wird. Die Gespräche drehen sich um die Prägungen der Herkunft, um das Menschsein - und Künstler:innen-Sein - an sich und genau in diesem Moment auf der Welt und natürlich um die gemeinsam gesungenen Songs.