16 episodes

In ihrem gemeinsamen Format vereinen die beiden Finanzblogger Clemens Faustenhammer und Luis Pazos die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft.

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Geldgeschichte(n‪)‬ Clemens Faustenhammer & Luis Pazos

    • History

In ihrem gemeinsamen Format vereinen die beiden Finanzblogger Clemens Faustenhammer und Luis Pazos die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft.

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    Folge 16: Gründerzeit und Gründerkrach

    Folge 16: Gründerzeit und Gründerkrach

    Geldgeschichte(n): Gründerzeit und Gründerkrach

    Im Rahmen unseres deutsch-österreichischen Verständigungsprojekts vereinen mein Bloggerkollege Clemens Faustenhammer und ich die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft. Die 16. Folge der Geldgeschichten ist wieder eine Themenfolge. Das bedeutet, dass wir uns gemeinsam einer verbindenden Geldgeschichte widmen. Diesmal geht es um den Deutschland und Österreich verbindenden Gründerkrach und seine lange Vorgeschichte.

    Vor dem Ausbruch der Französischen Revolution bestand das Heilige Römische Reich deutscher Nation aus über 300 einzelnen Fürstentümern und mehreren hundert weiteren Gebietskörperschaften. Zwar gab es einen gemeinsamen Kaiser, doch dieser hatte keine effektive Macht über die deutschen Fürsten. Zwei Königreiche konkurrierten um die Vorherrschaft: Österreich und Preußen. Nach dem Ende Napoleons und dem Wiener Kongress bestand das Gebiet des heutigen Deutschlands und Österreichs noch aus einem losen Zusammenschluss von 39 souveränen Staaten im Deutschen Bund. Durch die Einigungskriege gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) schaltete Bismarck die Konkurrenz Preußens aus und festigte dessen Vormachtstellung in Deutschland. Nach dem Sieg über Frankreich handelte Bismarck die Reichsgründung mit den süddeutschen Staaten aus. Am 18. Januar 1871 wurde im Spiegelsaal von Versailles die Gründung des Deutschen Reiches unter der Führung des preußischen Königs Wilhelm I. als Kaiser verkündet. Was dann folgte, war eine beispiellose wirtschaftliche Dynamik und eine gigantische Spekulationsblase an den deutschen Börsen.

    Ein paar Jahre früher – genau genommen 1867 im Zuge des Österreichisch-Ungarischen Ausgleichs – setzte die Phase der Gründerzeit in der Doppelmonarchie ein. Die ursächlichen Gründe für diese Bezeichnung gehen nicht auf eine Reichswerdung zurück, denn das Haus Habsburg saß schon seit knapp sechs Jahrhunderten am Thron in der Residenzstadt Wien, als ihnen das Erbe der Babenberger zufiel. Nach bitteren Niederlagen gegen das aufbegehrende Preußen und sich konstituierende Italien markierte eine längerfristige Friedensperiode den Startpunkt für eine ökonomische Aufholjagd des wirtschaftlich fragmentierten Vielvölkerstaates. Die Industrie, insbesondere die Eisenbahnbranche, und ein von privater Hand gefördertes Bankensystem bildeten das Fundament einer Gründerzeit, die ihren Namen alle Ehre machte. Der verheißungsvolle, rasant im Kurs steigende Kapitalmarkt ebnete den Weg in die erste Hybris an der Börse im massentauglichen Ausmaß. Das ging gut bis zum 9. Mai 1873, den die antiliberalen und antikapitalistischen Kräfte in euphemistischer Art und Weise als „reinigendes Gewitter“ feierten. Das erste Mal war in den Zeitungen von einem Börsenkrach zu lesen, der später als „Schwarzer Freitag“ in die Geschichte einging und auch der Hausse in Deutschland das Genick brach.

    Eine frische Folge unseres gemeinsamen Podcastformats mit einer beziehungsweise zwei lehrreichen Geldgeschichten erscheint an jedem letzten Freitag im Monat!

    Medienempfehlungen:
    ► Felix Butschek: Österreichische Wirtschaftspolitik seit 1945. Von der Antike bis zur Gegenwart.
    ► Rainer Gömmel: Der große Krach - Die Gründerzeit und ihre Krisen 1870-1873
    ► Wolfgang Hardtwig: Die Gründerzeit 1848 bis 1871
    ► Eduard März: Österreichische Industrie- und Bankpolitik in der Zeit Franz Josephs I.
    ► Max-Stephan Schulze: Patterns of growth and stagnation in the late nineteenth century Habsburg economy

    • 1 hr 18 min
    Folge 15: Kolonien als Wirtschaftsfaktor

    Folge 15: Kolonien als Wirtschaftsfaktor

    Geldgeschichte(n): Kolonien als Wirtschaftsfaktor

    Im Rahmen unseres deutsch-österreichischen Verständigungsprojekts vereinen mein Bloggerkollege Clemens Faustenhammer und ich die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft. Wir freuen uns, mit der 15. Ausgabe der Geldgeschichten nach längerer Zeit wieder eine Gastfolge präsentieren zu können. Das bedeutet, dass wir erneut einen ausgewiesenen Kenner der Materie eingeladen haben, eine Geldgeschichte vorzutragen, diesmal zur wirtschaftlichen Bedeutung des Kolonialismus am Beispiel Namibias.

    Deutsch-Südwestafrika, das heutige Namibia, wurde vor 140 Jahren als Schutzgebiet des Deutschen Kaiserreichs proklamiert und hatte als Kolonie bis 1915 Bestand. Der Volkswirt, Historiker und Afrikakenner Michael Vaupel steht uns hierzu Rede und Antwort. Er ist dem Land seit vielen Jahrzehnten verbunden, lebt abwechselnd in Swakopmund und Bonn und ist mit einer deutschstämmigen Namibianerin verheiratet. Er forscht und publiziert regelmäßig sowohl zur großen Landes- als auch zur kleinen Lokalgeschichte seiner zweiten Heimat.

    Namibia, im südlichen Afrika gelegen und nach der Mongolei das am dünnsten besiedelte Land der Welt, besticht durch seine atemberaubende Landschaft, darunter die Wüste Namib und der Etosha-Nationalpark. Die Bevölkerung von rund drei Millionen Menschen umfasst verschiedene ethnische Gruppen. Volkswirtschaftliche dominieren Bergbau, Tourismus und Landwirtschaft. Die Hauptstadt ist Windhoek. Erst parallel zur deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 erlangte Namibia, zuvor Südwestafrika, seine Unabhängigkeit von Südafrika.

    Dementsprechend ist die neuzeitliche Geschichte des Landes von kolonialer Herrschaft und dem Kampf um territoriale Unabhängigkeit geprägt. Vor der Ankunft europäischer Kolonialmächte im 19. Jahrhundert war das Gebiet von verschiedenen indigenen Völkern bewohnt, darunter die Herero, Nama und San. 1884 wurde Namibia zunächst ein deutsches Schutzgebiet und dann eine Kolonie unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika. Während des Ersten Weltkriegs eroberten südafrikanische Truppen das Land und es wurde ein Mandatsgebiet des Völkerbunds unter südafrikanischer Verwaltung.

    Geprägt war diese 41 Jahre währende Epoche vom Versuch, die karge Region infrastrukturell zu erschließen und für extensive Viehwirtschaft urbar zu machen, deutsche Siedler für die Kolonie zu gewinnen, von einem kurzen Rohstoffboom und gewalttätigen Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung sowie schließlich mit dem südlichen Nachbarn. Das Erbe jener kurzen Episode ist bis heute gegenwärtig. Doch wie sieht die Gesamtbilanz der Kolonialgeschichte aus? War das Schutzgebiet für das Deutsche Reich ein Über- oder ein Zuschussgeschäft?

    Eine frische Folge unseres gemeinsamen Podcastformats mit jeweils zwei lehrreichen Geldgeschichten erscheint an jedem letzten Freitag im Monat!

    Medienempfehlungen:
    ► Paul Emil von Lettow-Vorbeck: Heia Safari!
    ► Michael Vaupel: Die Nama unter deutscher Kolonialherrschaft
    ► Hendrik Witbooi: The Hendrik Witbooi papers

    • 1 hr 15 min
    Folge 14: Freibeuter-Sozialkasse & Das Wunder von Wörgl

    Folge 14: Freibeuter-Sozialkasse & Das Wunder von Wörgl

    Geldgeschichte(n): Freibeuter-Sozialkasse & Das Wunder von Wörgl

    Im Rahmen unseres deutsch-österreichischen Verständigungsprojekts vereinen mein Bloggerkollege Clemens Faustenhammer und ich die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft. In der 14. Folge der Geldgeschichten schauen wir uns die soziale Absicherung von Käptn Jack Sparrow und seinen Spießgesellen an, danach beleuchten wir Mythos und Wirklichkeit eines österreichischen Geldexperiments.

    Es ist schon bemerkenswert, inwieweit die Diskrepanz bei der Charakterisierung des Piratenbildes zwischen öffentlicher Wahrnehmung eines tradierten Ideals und der sich auf historische Quellen stützenden Darstellung auseinanderklafft. Von Freiheit, Solidarität oder gar einer gelebten demokratischen Struktur innerhalb der zwielichtigen Gemeinschaft rauer Zeitgenossen wird in Hollywood-Filmen und in der Populärliteratur schwadroniert. Das markante Gegenteil war in der Realität der Fall: von Habgier getriebene und von Trunksucht geprägte Plünderungskampagnen, die entweder mit dem eigenen Tod oder dem entsetzlichen Morden und Vergewaltigen der Opfer endeten, sind die Wahrheit.

    Apropos Realitätsnähe: wie verhielt es sich tatsächlich mit der vermeintlichen Sozialversicherung, die sich die Brüder der Küste in einem selbsterdachten Regelwerk untereinander ausschnapsten? Bot sie tatsächlich eine gewisse Kompensation für die erlittenen Verletzungen, die die Piraten aus dem waghalsigen Manöver davontrugen, während ihrer Jagd auf eine aussichtsreiche Beute? Von einem System staatlich eng geregelter Fürsorge für wichtige Risiken des Daseins, wie wir es kennen, kann wohl keine Rede sein. Denn ohne Beute, kein Geld! Vielmehr unterlag der vermeintliche Versicherungsschutz einer zugrundeliegenden Hoffnung – oder wäre nicht doch Spekulation die treffsichere Bezeichnung? – um ein genügendes Maß an Raubgut für die Entschädigung der Versehrten und Verwundeten zu gewährleisten.

    In der zweiten Geldgeschichte beleuchten wir der Person und dem Werk Silvio Gesells sowie die bekannteste Umsetzung eines darauf gestützten Geldexperiments. Gesell war ein deutsch-argentinischer Kaufmann und Geldtheoretiker, der durch seine unorthodoxen Ideen eine gewisse Bekanntheit erlangte. Geboren wurde er am 17. März 1862 im belgischen St. Vith, wo er auch in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Nach einer handwerklichen Ausbildung arbeitete Gesell zunächst in verschiedenen Berufen, bevor er sich entschloss, nach Argentinien auszuwandern, seinerzeit eines der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt. In Buenos Aires etablierte er sich als Geschäftsmann und begann sich mit Geld- und Wirtschaftstheorie zu beschäftigen.

    Während dieser Zeit entwickelte er seine Idee des Freigeldes oder Schwundgeldes, die er in seinem 1916 erschienen Hauptwerk „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ veröffentlichte. Gesell argumentierte, dass das traditionelle Zinssystem und die Akkumulation von Kapital dazu führen, dass Geld gehortet wird, was wiederum zu wirtschaftlicher Volatilität und Stagnation führt. Um dieses Problem zu lösen, schlug er vor, dass Geld einem periodischen Wertverlust unterworfen werden solle, um so die Umlaufgeschwindigkeit hochzuhalten. Praktisch umgesetzt wurde der Ansatz von Michael Unterguggenberger, dem Bürgermeister von Wörgl in Tirol.

    Eine frische Folge unseres gemeinsamen Podcastformats mit lehrreichen Geldgeschichten erscheint an jedem letzten Freitag im Monat!

    Medienempfehlungen:
    ► Robert Bohn: Die Piraten
    ► Jann M. Witt: Piraten - Eine Geschichte von der Antike bis heute
    ► Spielfilm: Captain Phillips (2013)
    ► Michael Ende: Momo
    ► Silvio Gesell: Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld
    ► Rahim Taghizadegan: Kritik der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell
    ► Spielfilm: Das Wunder von

    • 1 hr 26 min
    Folge 13: Aufstieg und Fall Argentiniens

    Folge 13: Aufstieg und Fall Argentiniens

    Geldgeschichte(n): Aufstieg und Fall Argentiniens

    Im Rahmen unseres deutsch-österreichischen Verständigungsprojekts vereinen mein Bloggerkollege Clemens Faustenhammer und ich die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft. Das neue Jahr und die 13. Folge der Geldgeschichten möchten wir mit einer Themenfolge beginnen. Das bedeutet, dass wir uns gemeinsam einer verbindenden Geldgeschichte widmen. Diesmal geht es in ein Land, welches zuletzt durch seinen neuen Präsidenten Aufsehen erregt hat und ansonsten als notorischer Pleitekandidat und mehrfacher Fußballweltmeister bekannt ist.

    Argentinien ist das Land des Tangos und der Black-Angus-Rinderherden, dem Paris Lateinamerikas und der weiten Pampa sowie der Gauchos und des Mate. Und natürlich auch das Land des mehrfachen und amtierenden Fußballweltmeisters mit ihren beiden Ikonen Diego Armando Maradona und Lionel Messi. Und schließlich eine in wirtschaftlichen Agonie darniederliegende Nation, gezeichnet von zahlreichen Staatspleiten, einer Armutsquote von über 40 Prozent und galoppierender Inflation.

    Vor der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus gehörte der Norden des heutigen Argentiniens zum Inka-Reich, Mitte und Süden war durch indigene Jäger- und Sammler-Stämme geprägt. Erschlossen wurde das Land als La-Plata-Kolonie durch spanische Konquistadoren über den gleichnamigen Fluss, dessen Name die Hoffnung der europäischen Siedler widerspiegelte: Silberstrom. Die Zuschreibung leitete sich ebenso wie der spätere Landesname Argentinien (das lateinische Wort "argentum" bedeutet "Silber") vom weißen Edelmetall ab, welches jedoch nicht in nennenswertem Umfang gefördert werden konnte.

    Im Rahmen der in Europa tobenden Koalitionskriege errang Argentinien wie nahezu ganz Lateinamerika im Jahr 1816 seine Unabhängigkeit, wobei die La-Plata-Region in mehrere Länder zerfiel. In den folgenden Jahrzehnten kam es immer wieder zu Grenzstreitigkeiten, die 1864 im Tripel-Allianz-Krieg mündeten, dem bis heute blutigsten Konflikt auf lateinamerikanischem Boden. Argentinien ging als Siegermacht gestärkt aus dem Krieg hervor. Es folgte eine Friedensperiode und ein enormer ökonomischer Wohlstandsschub, der das Land pro Kopf gerechnet an die Weltspitze katapultierte; neben Ellis Island wurde Buenos Aires zum Magneten der Neuen Welt.

    Mit dem Peronismus und seinem interventionistischen Werkzeugkasten setzte schließlich der kontinuierliche Niedergang des Landes im Würgegriff von Dirigismus, Korporatismus, Wohlfahrtsstaat und Teilverstaatlichungen ein. Der vorläufige Tiefpunkt wurde 2001 markiert, als Ende des Jahres ein einseitiges Zahlungsmoratorium erklärt wurde, welches bis heute den größten internationalen Zahlungsausfall auf öffentliche Schuldtitel darstellt.

    Eine frische Folge unseres gemeinsamen Podcastformats mit einer beziehungsweise zwei lehrreichen Geldgeschichten erscheint an jedem letzten Freitag im Monat!

    Medienempfehlungen:
    ► ARTE Reportage: Argentinien - Der neue Zug im Land
    ► Christina Anselmann: Auswege aus der Staatsschuldenkrise
    ► Sandra Carreras / Barbara Potthast: Eine kleine Geschichte Argentiniens
    ► Josef Hellauer: Argentinien - Wirtschaft und Wirtschaftsgrundlagen
    ► Jürg Meister: Francisco Solano Lopez - Nationalheld oder Kriegsverbrecher?
    ► Javier Milei: Rede auf dem World Economic Forum 2024
    ► Michael Riekenberg: Kleine Geschichte Argentiniens
    ► Gabor Steingart: Deutschland - Der Abstieg eines Superstars

    • 1 hr 27 min
    Folge 12: Wiener Weltausstellung & Deutsche Mark

    Folge 12: Wiener Weltausstellung & Deutsche Mark

    Geldgeschichte(n): Wiener Weltausstellung & Deutsche Mark

    Im Rahmen unseres deutsch-österreichischen Verständigungsprojekts vereinen mein Bloggerkollege Clemens Faustenhammer und ich die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft. In der letzten Folge der Geldgeschichten im Jahr 2023 blicken wir auf die Geschehnisse eines Massenphänomens, nämlich der Wiener Weltausstellung im Jahr 1873 und werfen danach einen Blick auf die Deutsche Mark, die sich vor exakt 75 Jahren wie der bundesrepublikanische Phönix aus der deutschen Reichsasche erhob.

    Was heute als leidiger Standard gilt, war schon vor 150 Jahren Usus: Die politische Inszenierung von Großereignissen beschränkt(e) sich keineswegs auf die Massenspektakel im Kontext des Sports. Unbestritten im schleichenden Niedergang begriffen, schwang sich die Habsburgermonarchie nochmals auf, um ein letztes Mal der Welt ihren kulturellen Führungsanspruch im Konzert der Großmächte zu unterstreichen. Nach den verhängnisvollen Niederlagen gegen Preußen und dem noch jungen Italien wechselte die Doppelmonarchie den Spielort von den Schlachtfeldern weg in Richtung internationaler Leistungsschau. Im kurzen liberalen Zeitalter Österreich-Ungarns fand die fünfte Weltausstellung im Wiener Prater unweit des heute noch beliebten Vergnügungsareals statt. Doch wie erfolgreich verlief die Mobilisierung der Massen? Und war die kostspielige Angelegenheit tatsächlich vom nachhaltigen Nutzen für die Metropolisierung Wiens?

    Die zweite Geldgeschichte führt uns zur sprichwörtlichen Stunde null, dem Ende des Deutschen Reichs, welches die Reichsmark mit in den Abgrund riss. Ich werde erörtern, wie innerhalb von drei Jahren die Rahmenbedingungen für den Aufstieg jener Institutionen geschaffen wurden, die bis 2002 als Inbegriff von Stabilität und Wohlstand galten, als Symbol des deutschen Wiederaufstiegs und wirtschaftlicher Dominanz: Die Bundesbank und die Deutsche Mark. Dabei werden wir ein weiteres Mal auf die harte Tour lernen, in welchem außerordentlichen Maße die Bilanzqualität über das Wohl und Wehe einer Währung entscheidet. Gelang es noch im Jahr 1923, die Mark in nur fünf Tagen zu stabilisieren und knapp zehn Jahre zu verteidigen, war daran nach dem Zweiten Weltkrieg angesichts der Reichsschulden in Höhe von geschätzten 660 Prozent der Wirtschaftsleistung nicht mehr zu denken – erneut wurden die Geldwerteigner zur Ader gelassen!

    Eine frische Folge unseres gemeinsamen Podcastformats mit jeweils zwei lehrreichen Geldgeschichten erscheint an jedem letzten Freitag im Monat!

    Medienempfehlungen:
    ► Felix Butschek: Österreichische Wirtschaftspolitik seit 1945
    ► Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole
    ► Karl Vocelka: Geschichte Österreichs
    ► Deutsche Bundesbank: Monatsberichte
    ► Hans Röper: Geschichte der D-Mark
    ► Frank Stocker: Die Deutsche Mark

    • 1 hr 24 min
    Folge 11: Die deutsch-österreichische Hyperinflation

    Folge 11: Die deutsch-österreichische Hyperinflation

    Geldgeschichte(n): Die deutsch-österreichische Hyperinflation

    Im Rahmen unseres deutsch-österreichischen Verständigungsprojekts vereinen mein Bloggerkollege Clemens Faustenhammer und ich die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft. Die elfte Folge der Geldgeschichten ist eine Themenfolge anlässlich des einhundertsten Jahrestags der Hyperinflation, die sowohl in Deutschland wie Österreich gewütet hat. Das bedeutet auch diesmal, dass wir uns gemeinsam dem Leitthema widmen und in diesem Fall unsere jeweilige landsmannschaftliche Perspektive einnehmen.

    Nach Unterzeichnung des Versailler Diktatfriedens stand das Deutsche Reich mit geschätzten 200 Prozent der Wirtschaftsleistung in der Kreide. Zudem musste für den im Zuge des Ersten Weltkrieges massiv aufgeblähten Beamtenapparat und Millionen von Kriegsversehrten aufkommen. Ferner drückten die in Goldmark zu leistenden Reparationen, die aufgrund der protektionistischen Politik der Entente, die selbst bei den USA hoch verschuldet waren, kaum durch Exporte zu refinanzieren waren, zumal Deutschland ein wichtiges industrielles Zentrum verloren hatte.

    In Kombination mit den sich im Parlament unversöhnlich gegenüber stehenden Parteien beste Voraussetzungen für eine sprichwörtliche Geldentwertung, deren Bekämpfung erst unter den Vorzeichen existenzieller Not im November 2023 gelang. Zuvor erlebte das auf einst auf grundsolidem fiskalischen und monetären Fundament errichtete Kaiserreich, die Einkommenssteuersätze beliefen sich auf maximal vier Prozent und der Reichsbank war der Kauf von Staatsanleihen verboten, ein monetäres Armageddon, welches die Mittelschicht auslöschen und die Saat für den nächsten weltweiten Waffengang mit ausbringen sollte.

    Weiters erläutern wir in dieser Themenfolge, welche seltsamen Blüten die Hyperinflation in der noch jungen Republik Deutsch-Österreich trieb. Fraglos war die Ausgangssituation ähnlich zu jener beim einstigen Bündnisbrüder Deutschland, dennoch in unterschiedlichen Aspekten gänzlich anders. Auf Basis der diktierten Friedensbedingungen, die im Vertrag von Versailles festgehalten wurden. Markierte das Ende der Habsburgermonarchie eine schwerwiegende Zäsur. Die territoriale Desintegration bedeutete gleichzeitig eine Fragmentierung des in sich funktionierenden Wirtschaftsraumes Österreich-Ungarn. Zur Finanzierung der existenziellen Lebensmittelsubventionen bedienten sich die politischen Vertreter an der Druckerpresse nach Kriegsende emsig.

    Spätestens ab 1921 weichte die galoppierende Inflation, eine "Erbschaft" noch aus dem verhängnisvollen Krieg, einer hyperinflationären Phase. Als sich der ohnehin verbreitete Glauben an die eigene Lebensunfähigkeit Österreichs nun wahre Gestalt anzunehmen drohte, kam die ersehnte Hilfe von internationaler Seite. In Form der von den Entente-Mächten garantierten Völkerbund-Anleihe konnte der Hyperinflation schlagartig Einhalt geboten werden. Dass sich die Gläubiger immense Kontrollrechte zusicherten und die staatliche Souveränität abseits der parlamentarischen Kontrolle beschnitten, war dabei wohl noch der angenehme Part der "Genfer Sanierung" …

    Eine frische Folge unseres gemeinsamen Podcastformats mit jeweils zwei lehrreichen Geldgeschichten erscheint an jedem letzten Freitag im Monat!

    Medienempfehlungen:
    ► Adam Ferguson: Das Ende des Geldes
    ► Lothar Höbelt: Die Erste Republik Österreich (1918–1938)
    ► Dieter Stiefel: Camillo Castiglioni
    ► Roman Sandgruber: Österreichische Geschichte
    ► Ingo Sauer: The influence of the central bank’s assets on the exchange rate and the price level
    ► Frank Stocker: Die Inflation von 1923
    ► Hjalmar Schacht: Die Stabilisierung der Mark
    ► Herwig Wolfram: Österreichische Geschichte

    • 1 hr 32 min

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