14 min

Warum können Tiere sich selbst befruchten‪?‬ Dr. Schmidt erklärt die Welt

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In den USA lebt der Stachelrochen Charlotte in einem Aquarium zusammen mit zwei Haien. Charlotte ist nun schwanger – wohlgemerkt, ohne Kontakt zu Artgenossen zu haben. Was ist passiert?


Schwanger ist in dem Falle ein falsches Menschengleichnis. Haie und Rochen gehören ja zu den Tierarten, die Eier legen. Einige der Knorpelfische behalten die Eier aber im Körper und lassen die Jungtiere innerhalb des Muttertieres schlüpfen.


Das beantwortet meine Frage nicht. Ist der Rochen von einem Hai befruchtet worden, oder hat er das selbst gemacht?


Es deutet alles auf eine Jungfernzeugung hin, Fachchinesisch: Parthenogenese. Diese Selbstbefruchtung kommt vor allem bei Gliederfüßern, Weichtieren, Echsen und Fischen vor. Dass eines der Hai-Männchen gewissermaßen als Vater infrage käme, ist sehr unwahrscheinlich. Eine Kreuzung beider Arten wäre vermutlich auch nicht lebensfähig, denn sie sind nur sehr entfernt miteinander verwandt.


Das ist bei Tigern und Löwen anders. Die kommen in der Natur in unterschiedlichen Lebensräumen vor, sodass sie bisher nur künstlich gekreuzt wurden.


Richtig. Es gibt lebende Exemplare des »Ligers«. Die Arten aber sind näher verwandt. Der letzte gemeinsame Verwandte von Rochen und Hai dagegen ist 300 Millionen Jahre her.


Zurück zu Charlotte. Warum befruchten die Rochen sich selbst?


Es gibt einen Grundinstinkt, der das Verhalten aller Arten prägt – partiell sogar das des Menschen, obwohl man da manchmal Zweifel hat: die Arterhaltung. Und wenn ein geschlechtsreifes Weibchen einer Tierart, bei der das biologisch geht, sich lange nicht fortpflanzen kann, dann kann die Parthenogenese ausgelöst werden. Allerdings ist das bei dieser Art von Stachelrochen noch nie beobachtet worden.


Kommt dieses Verhalten nur in Gefangenschaft vor?


In freier Wildbahn gibt es wenig Veranlassung dazu. Die Viecher können weit schwimmen. Haie zum Beispiel schwimmen zur Paarung zum Teil Zehntausende Kilometer. Rochen sind zwar standortfester, befinden sich aber meist in Gesellschaft von Artgenossen. Die Parthenogenese hat jedoch auch Nachteile: Es kommen immer nur Weibchen heraus.


Warum?


Weil dem Muttertier nur der Chromosomensatz von sich selbst zur Verfügung steht.


Das ist natürlich ein Problem, weil Charlottes Nachkommen vor dem gleichen Problem wie sie stehen.


Richtig. Hinzu kommt: Die Parthenogenese produziert mehr oder minder dasselbe wie eine langjährige Inzucht. Und diese hat den gravierenden Nachteil, dass für bestimmte Krankheiten dann eine höhere Empfänglichkeit besteht.


Nicht nur das. Es kommt vermehrt zu Gendefekten.


Eben. Und die können unter Umständen zu schweren Behinderungen führen. Auch bei Tieren.


Wurde die Parthenogenese bei Säugetieren beobachtet?


Nein, bei Säugern ist die Jungfernzeugung aufgrund der Spezifik der Verbindungen von Eizellen und Spermatozoen nicht möglich.

In den USA lebt der Stachelrochen Charlotte in einem Aquarium zusammen mit zwei Haien. Charlotte ist nun schwanger – wohlgemerkt, ohne Kontakt zu Artgenossen zu haben. Was ist passiert?


Schwanger ist in dem Falle ein falsches Menschengleichnis. Haie und Rochen gehören ja zu den Tierarten, die Eier legen. Einige der Knorpelfische behalten die Eier aber im Körper und lassen die Jungtiere innerhalb des Muttertieres schlüpfen.


Das beantwortet meine Frage nicht. Ist der Rochen von einem Hai befruchtet worden, oder hat er das selbst gemacht?


Es deutet alles auf eine Jungfernzeugung hin, Fachchinesisch: Parthenogenese. Diese Selbstbefruchtung kommt vor allem bei Gliederfüßern, Weichtieren, Echsen und Fischen vor. Dass eines der Hai-Männchen gewissermaßen als Vater infrage käme, ist sehr unwahrscheinlich. Eine Kreuzung beider Arten wäre vermutlich auch nicht lebensfähig, denn sie sind nur sehr entfernt miteinander verwandt.


Das ist bei Tigern und Löwen anders. Die kommen in der Natur in unterschiedlichen Lebensräumen vor, sodass sie bisher nur künstlich gekreuzt wurden.


Richtig. Es gibt lebende Exemplare des »Ligers«. Die Arten aber sind näher verwandt. Der letzte gemeinsame Verwandte von Rochen und Hai dagegen ist 300 Millionen Jahre her.


Zurück zu Charlotte. Warum befruchten die Rochen sich selbst?


Es gibt einen Grundinstinkt, der das Verhalten aller Arten prägt – partiell sogar das des Menschen, obwohl man da manchmal Zweifel hat: die Arterhaltung. Und wenn ein geschlechtsreifes Weibchen einer Tierart, bei der das biologisch geht, sich lange nicht fortpflanzen kann, dann kann die Parthenogenese ausgelöst werden. Allerdings ist das bei dieser Art von Stachelrochen noch nie beobachtet worden.


Kommt dieses Verhalten nur in Gefangenschaft vor?


In freier Wildbahn gibt es wenig Veranlassung dazu. Die Viecher können weit schwimmen. Haie zum Beispiel schwimmen zur Paarung zum Teil Zehntausende Kilometer. Rochen sind zwar standortfester, befinden sich aber meist in Gesellschaft von Artgenossen. Die Parthenogenese hat jedoch auch Nachteile: Es kommen immer nur Weibchen heraus.


Warum?


Weil dem Muttertier nur der Chromosomensatz von sich selbst zur Verfügung steht.


Das ist natürlich ein Problem, weil Charlottes Nachkommen vor dem gleichen Problem wie sie stehen.


Richtig. Hinzu kommt: Die Parthenogenese produziert mehr oder minder dasselbe wie eine langjährige Inzucht. Und diese hat den gravierenden Nachteil, dass für bestimmte Krankheiten dann eine höhere Empfänglichkeit besteht.


Nicht nur das. Es kommt vermehrt zu Gendefekten.


Eben. Und die können unter Umständen zu schweren Behinderungen führen. Auch bei Tieren.


Wurde die Parthenogenese bei Säugetieren beobachtet?


Nein, bei Säugern ist die Jungfernzeugung aufgrund der Spezifik der Verbindungen von Eizellen und Spermatozoen nicht möglich.

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