Akustische Analysen der Sprachproduktion von CI-Trägern Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften - Digitale Hochschulschriften der LMU

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Gegenstand dieser Arbeit ist die phonetische Untersuchung der Sprachproduktion von
Cochlear Implantat- (CI) Trägern. Ausgewertet wurden Sprachaufnahmen von 48 CITrägern
und 48 normal hörenden Kontrollgruppensprechern. Im Gegensatz zu bisherigen
Studien wurden die CI-Träger nach den Faktoren prä- versus postlingual ertaubt
und der Dauer zwischen der Ertaubung und der CI-Versorgung in vier Gruppen
eingeteilt. Jeder CI-Gruppe wurde eine in Alter und Geschlecht passende Kontrollgruppe
gegenübergestellt. Zusätzlich zu den Sprachaufnahmen von CI-Trägern, die seit
mindestens einem Jahr mit einem Cochlear Implantat versorgt sind, wurde in einer
Langzeitstudie die Entwicklung der Sprachproduktion von drei postlingual ertaubten
CI-Trägern untersucht. Gegenstand war die Zeitspanne von vor der Aktivierung des
Sprachprozessors bis ein Jahr nach der CI-Versorgung. Kernthematik der Untersuchungen
waren Vokale, Sibilanten und die Zeitstruktur in komplexen Phonemkombinationen.
Bei den Vokalen wurde neben den klassischen Parametern wie der ersten
und zweiten Formantfrequenz und der Grundfrequenz auch die Größe des Vokalraumes
untersucht. Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf die Berechnung von Distanzen zwischen
Vokalpaaren gelegt, die verschiedenen Artikulationsparametern wie Zungenlage,
Zungenhöhe und Lippenrundung zugeordnet werden können. Es wurden für alle vier CIGruppen
sowohl für F0 als auch für F1 und F2 Unterschiede zwischen CI-Trägern und
Kontrollgruppensprechern gefunden. Die Abweichungen bei den postlingual ertaubten
Sprechern sind vor allem darauf zurückzuführen, dass sie versuchen, ihre eigene Sprache
trotz des eingeschränkten Feedbacks eines Cochlear Implantats wieder so wahrzunehmen
wie vor der Ertaubung. Insgesamt ist bei den Vokalen festzuhalten, dass sich vor
allem eine größere Dauer zwischen der Ertaubung und der Versorgung (vor allem bei
den prälingual ertaubten CI-Trägern) negativ auswirkt, was zum Beispiel in kleineren
Vokalräumen der CI-Träger resultiert. Bei der Sibilantenanalyse wurden neben dem
DCT-geglätteten Gipfel im Spektrum auch die Differenz der spektralen Steigung und
vier spektrale Momente ausgewertet. Für alle vier Gruppen von CI-Trägern wurden im
Vergleich zu den Kontrollgruppen tiefere Werte des ersten spektralen Moments sowohl
für /s/ als auch für /S/ gefunden. Außerdem wurden für /s/ mehr signifikante Unterschiede
gefunden als für /S/. Insgesamt ist festzuhalten, dass /s/ und /S/ bei den
CI-Trägern näher zusammenliegen als bei den normal Hörenden. Die Analyse der Zeitstruktur
von komplexen Phonemkombinationen beinhaltet sowohl die Untersuchung
von Dauerverhältnissen innerhalb eines Onsetclusters als auch die Untersuchung von
Dauern eines Einzellautes in beziehungsweise nach unterschiedlich komplexen Clustern.
Die größten Unterschiede wurden wiederum bei Sprechern gefunden, die erst längere
Zeit nach der Ertaubung mit einem Cochlear Implantat versorgt wurden. Außerdem
wurden umso mehr Unterschiede gefunden, je komplexer der Onset war. Eine weitere
Erkenntnis dieser Analyse ist, dass sich CI-Träger vor allem dann in den Zeitstrukturen
von normal Hörenden unterscheiden, wenn sie Probleme mit der Artikulation
eines Einzellautes haben. Die Sprecher der Langzeitstudie haben sich nur hinsichtlich
der Produktion der Zeitstrukturen verbessert. Die Verschlechterung bei den Vokalen
und Sibilanten lässt darauf schließen, dass die Entwicklung der Sprachproduktion nach
einer CI-Versorgung länger dauert als ein Jahr.

Gegenstand dieser Arbeit ist die phonetische Untersuchung der Sprachproduktion von
Cochlear Implantat- (CI) Trägern. Ausgewertet wurden Sprachaufnahmen von 48 CITrägern
und 48 normal hörenden Kontrollgruppensprechern. Im Gegensatz zu bisherigen
Studien wurden die CI-Träger nach den Faktoren prä- versus postlingual ertaubt
und der Dauer zwischen der Ertaubung und der CI-Versorgung in vier Gruppen
eingeteilt. Jeder CI-Gruppe wurde eine in Alter und Geschlecht passende Kontrollgruppe
gegenübergestellt. Zusätzlich zu den Sprachaufnahmen von CI-Trägern, die seit
mindestens einem Jahr mit einem Cochlear Implantat versorgt sind, wurde in einer
Langzeitstudie die Entwicklung der Sprachproduktion von drei postlingual ertaubten
CI-Trägern untersucht. Gegenstand war die Zeitspanne von vor der Aktivierung des
Sprachprozessors bis ein Jahr nach der CI-Versorgung. Kernthematik der Untersuchungen
waren Vokale, Sibilanten und die Zeitstruktur in komplexen Phonemkombinationen.
Bei den Vokalen wurde neben den klassischen Parametern wie der ersten
und zweiten Formantfrequenz und der Grundfrequenz auch die Größe des Vokalraumes
untersucht. Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf die Berechnung von Distanzen zwischen
Vokalpaaren gelegt, die verschiedenen Artikulationsparametern wie Zungenlage,
Zungenhöhe und Lippenrundung zugeordnet werden können. Es wurden für alle vier CIGruppen
sowohl für F0 als auch für F1 und F2 Unterschiede zwischen CI-Trägern und
Kontrollgruppensprechern gefunden. Die Abweichungen bei den postlingual ertaubten
Sprechern sind vor allem darauf zurückzuführen, dass sie versuchen, ihre eigene Sprache
trotz des eingeschränkten Feedbacks eines Cochlear Implantats wieder so wahrzunehmen
wie vor der Ertaubung. Insgesamt ist bei den Vokalen festzuhalten, dass sich vor
allem eine größere Dauer zwischen der Ertaubung und der Versorgung (vor allem bei
den prälingual ertaubten CI-Trägern) negativ auswirkt, was zum Beispiel in kleineren
Vokalräumen der CI-Träger resultiert. Bei der Sibilantenanalyse wurden neben dem
DCT-geglätteten Gipfel im Spektrum auch die Differenz der spektralen Steigung und
vier spektrale Momente ausgewertet. Für alle vier Gruppen von CI-Trägern wurden im
Vergleich zu den Kontrollgruppen tiefere Werte des ersten spektralen Moments sowohl
für /s/ als auch für /S/ gefunden. Außerdem wurden für /s/ mehr signifikante Unterschiede
gefunden als für /S/. Insgesamt ist festzuhalten, dass /s/ und /S/ bei den
CI-Trägern näher zusammenliegen als bei den normal Hörenden. Die Analyse der Zeitstruktur
von komplexen Phonemkombinationen beinhaltet sowohl die Untersuchung
von Dauerverhältnissen innerhalb eines Onsetclusters als auch die Untersuchung von
Dauern eines Einzellautes in beziehungsweise nach unterschiedlich komplexen Clustern.
Die größten Unterschiede wurden wiederum bei Sprechern gefunden, die erst längere
Zeit nach der Ertaubung mit einem Cochlear Implantat versorgt wurden. Außerdem
wurden umso mehr Unterschiede gefunden, je komplexer der Onset war. Eine weitere
Erkenntnis dieser Analyse ist, dass sich CI-Träger vor allem dann in den Zeitstrukturen
von normal Hörenden unterscheiden, wenn sie Probleme mit der Artikulation
eines Einzellautes haben. Die Sprecher der Langzeitstudie haben sich nur hinsichtlich
der Produktion der Zeitstrukturen verbessert. Die Verschlechterung bei den Vokalen
und Sibilanten lässt darauf schließen, dass die Entwicklung der Sprachproduktion nach
einer CI-Versorgung länger dauert als ein Jahr.

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