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Podcast by Hamburger Institut für Sozialforschung
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2. April 2024. Aaron Sahr: Geld in militärischen Konflikten
Über monetäre Kriegsführung und die Zukunft globaler Zahlungssysteme
Die globale Geldordnung steht vor einem Umbruch, der die Dominanz des US-Dollars beenden und die Globalisierung ausbremsen wird. Prognosen dieser Art wurden jüngst durch den russischen Krieg gegen die Ukraine befeuert, als Sanktionen westlicher Staaten die Infrastrukturen des internationalen Zahlungsverkehrs militarisierten und das Geld selbst zur Waffe wurde. Der Vortrag ordnet diese »monetäre Kriegsführung« historisch und geldtheoretisch ein, erläutert die Konstruktionsprinzipien der globalen Geldordnung und stellt Entwicklungsszenarien zur Diskussion.
Prof. Dr. Aaron Sahr, Soziologe; Leiter der Forschungsgruppe Monetäre Souveränität, Gastprofessor am Institut für Soziologie und Kulturorganisation (ISKO) der Leuphana Universität Lüneburg
Moderation: Prof. Dr. Stefan Malthaner, Politikwissenschaftler und Soziologe; Sprecher der Forschungsgruppe Makrogewalt, Gastprofessor an der Leuphana Universität Lüneburg
Ein Vortrag der Reihe "Im Nebel des Krieges" | 40 Jahre Hamburger Institut für Sozialforschung. -
13. März 2024. Norbert Frei: »Kriegsverurteilt.«
Verdrängen und Erinnern in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft
Dass die Deutschen die Erinnerung an den von ihnen begonnenen Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Verbrechen nach 1945 »verdrängt« hatten, war das Standardargument einer seit Mitte der 1960er Jahre Diskursmacht gewinnenden „Vergangenheitsbewältigung“. Als Zeichen dieser Verdrängung ließen sich nicht zuletzt die terminologischen Verschiebungen im Diskurs über die von den Alliierten als Kriegsverbrecher verurteilten NS-Funktionäre und Wehrmachtangehörigen deuten, für deren Begnadigung und Freilassung sich zunächst vor allem Kirchenführer eingesetzt hatten, seit 1949 dann auch die politische Klasse der jungen Bonner Republik. Die Unterschiede zwischen Strafhaft und Kriegsgefangenschaft wurden dabei zunehmend verwischt und im Begriff der »Kriegsverurteilten« gleichsam eingeebnet. Der Vortrag erläutert diesen Prozess und diskutiert die Frage, ob die Verwandlung von NS-Tätern in »Kriegsverurteilte« nicht auch als ein verkapptes Eingeständnis der Realität des Vernichtungskrieges zu lesen ist.
Prof. Dr. Norbert Frei, Seniorprofessor für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Ein Vortrag der Reihe "Im Nebel des Krieges" | 40 Jahre Hamburger Institut für Sozialforschung -
16. Januar 2024. Siniša Malešević: Why Soldiers Kill
The Emotional Dynamics of Battlefield Experiences
The act of close-range killing in war is often interpreted through contrasting perspectives: while neo-Darwinian approaches insists that taking lives on the battlefield is relatively easy, the neo-Durkheimian perspectives perceive killing as an extremely difficult and traumatic event for soldiers. In this lecture, Siniša Malešević challenges these influential views and argues that the process of killing is defined by its variability, contingency and context-dependence. Rather than assuming, as the dominant perspectives do, that violence simply triggers biologically ingrained and uniform emotional responses, he argues that acts of violence create various emotional dynamics. Drawing on primary research with ex-combatants from wars in Croatia and Bosnia and Herzegovina (1991–1995), he shows how the shared experience of close-range violence generates highly diverse forms of emotional dynamics.
Prof. Dr. Siniša Malešević, Professor für Soziologie am University College Dublin.
Prof. Dr. Stefan Malthaner, Sprecher der Forschungsgruppe »Makrogewalt« am Hamburger Institut für Sozialforschung und Gastprofessor an der Leuphana Universität Lüneburg.
Eine Veranstaltung der Reihe Im Nebel des Krieges | 40 Jahre HIS -
09.01.2024 . Bücher Am HIS. Die Attraktivität Der Demokratie. Konturen Einer Zukünftigen Politik
Carsten Brosda und Ute Frevert im Gespräch. In Zeiten sich überlagernder Krisen fällt es derzeit schwer, sich eine gute Zukunft vorzustellen. Was dabei helfen kann, ist die Kraft zuversichtlicher Geschichten, die wir uns als Gesellschaft endlich besser erzählen müssen. Sie sind eine unabdingbare Voraussetzung dafür, künftig freier, gerechter und solidarischer zusammenzuleben. Sie verdichten die Überzeugung, dass sich die Welt überhaupt verändern lässt. Zugleich müssen wir wieder neu lernen, einander zuzuhören und davon auszugehen, dass unser Gegenüber vielleicht recht haben könnte. Oder zumindest, dass wir uns darauf einigen können, in einigen Aspekten verschiedener Meinung zu sein und trotzdem eine Gesellschaft zu bilden, in der alle ohne Angst verschieden sein können. Denn Angst ist ein schlechter Ratgeber. Daher muss Politik ihre Erfolge zukünftig besser erzählen und auch, warum sie tut, was sie tut. Im Gespräch mit der Historikerin Ute Frevert diskutiert Brosda, wie das gelingen könnte.
Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Frevert, Präsidentin der Max Weber Stiftung, Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktorin, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Carsten Brosda, ist Senator für Kultur und Medien in Hamburg sowie Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie und Co-Vorsitzender der Medienkommission des SPD-Parteivorstandes
Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Eine Veranstaltung des HIS, in Kooperation mit Hoffmann und Campe Verlag.
Im Zeitraum von Minute 22:26 bis Minute 26:53 kam es aufgrund eines technischen Defekts leider zu schlechter Tonqualität während der Aufzeichnung, wir bitten hierfür um Verständnis. -
11. Dezember 2023. Streit.Bar: Feminismus - Ein Kassensturz
STREIT.BAR im Nachtasyl des Thalia Theaters | Es diskutieren Thomas Großbölting, Wolfgang Knöbl, Teresa Koloma Beck und Hilal Sezgin
Eine Veranstaltungsreihe des Thalia Theaters Hamburg und des Hamburger Instituts für Sozialforschung -
6. Dezember 2023. Bilder aus dem Nebel des Krieges. Diskussion mit Peter Geimer und Marion G. Müller
Die Geschichte des Krieges ist zugleich eine Geschichte der Bilder des Krieges. Lagen früher Jahre oder Jahrzehnte zwischen dem Schlachtengemälde und dem Kriegsgeschehen, das es zeigen soll, gibt es heute geradezu eine Live Berichterstattung. Die gewandelten Produktions- und Rezeptionsformen haben zugleich nichts daran geändert, dass die Bilder ein Geschehen zeigen, rahmen und festhalten, indem Vieles sowohl in den Bildern als auch durch die Bilder selbst unsichtbar bleibt. Das reicht von ihren Entstehungsbedingungen über die Absichten ihrer Verbreitung bis hin zu den vielen anderen gewaltsamen Ereignissen, die sie ebenfalls zeigen könnten. Das betrifft insbesondere aber auch die Arten und Konventionen des Sehens, die dem Gezeigten erst Bedeutung geben. Bilder aus dem Nebel des Krieges werfen im Grunde mehr Fragen auf, als dass sie selbst Antworten liefern. Wofür stehen die Bilder und wer bestimmt darüber? Wie entstehen sie? Wer zeigt sie? Wie sehen Menschen sie? Welche Bilder sollten überhaupt (nicht) gezeigt werden?
Über Fragen wie diese sprechen an diesem Abend:
Prof. Dr. Peter Geimer, Kunsthistoriker; derzeit Direktor des Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris
Prof. Dr. Marion G. Müller, Politikwissenschaftlerin; Professorin für Medienwissenschaft mit Schwerpunkt Digitale und Audiovisuelle Medien an der Universität Trier
Dr. Thomas Hoebel, Soziologe; Wissenschaftler in der Forschungsgruppe Makrogewalt am Hamburger Institut für Sozialforschung