18 episodes

Tiefgang hat drei Bedeutungen: Man schürft tief an einem Ort und trägt wie eine Archäologin tieferliegende Schichten aus der Geschichte zutage. Ein Ort gewinnt zudem Tiefe, wenn man sich ihn und die Themen, die mit ihm verbunden sind, vorsichtig tastend aneignet. Mit den Füßen und alle Sinnen kann man ihn dabei am besten erfassen.
Schließlich kann man auch in Gedanken tief eintauchen, wenn man sich im Gespräch von einem Ort in freier Assoziation inspirieren und ohne Leitplanken zum Nachdenken hinreißen lässt.
Genau dies haben wir, Thomas und Raiko, uns in unserem Tiefgang-Podcast vorgenommen. Wir erkunden Orte im Spaziergang, lernen deren Geschichte kennen und denken dabei über alle möglichen Themen nach, die uns der Ort sozusagen aufzwingt.
Dabei berühren wir historische, politische und gesellschaftliche Themen überhaupt.
In der Regel lernen wir die Orte im Tiefgang selber erst (richtig) kennen und locken unsere Hörer:innen hinein, tief in die Universen vor Ort.

Euch erwartet also keine Stadtrundfahrt mit gut belesenem Stadtguide, sondern eine Art Roadmovie, das uns von Ort zu Ort und von Gedanke zu Gedanke führt. Wenn man so will: Wissen auf unbekanntem und unebenem Terrain.

Tiefgang durch die Stadt Raiko Hannemann

    • História

Tiefgang hat drei Bedeutungen: Man schürft tief an einem Ort und trägt wie eine Archäologin tieferliegende Schichten aus der Geschichte zutage. Ein Ort gewinnt zudem Tiefe, wenn man sich ihn und die Themen, die mit ihm verbunden sind, vorsichtig tastend aneignet. Mit den Füßen und alle Sinnen kann man ihn dabei am besten erfassen.
Schließlich kann man auch in Gedanken tief eintauchen, wenn man sich im Gespräch von einem Ort in freier Assoziation inspirieren und ohne Leitplanken zum Nachdenken hinreißen lässt.
Genau dies haben wir, Thomas und Raiko, uns in unserem Tiefgang-Podcast vorgenommen. Wir erkunden Orte im Spaziergang, lernen deren Geschichte kennen und denken dabei über alle möglichen Themen nach, die uns der Ort sozusagen aufzwingt.
Dabei berühren wir historische, politische und gesellschaftliche Themen überhaupt.
In der Regel lernen wir die Orte im Tiefgang selber erst (richtig) kennen und locken unsere Hörer:innen hinein, tief in die Universen vor Ort.

Euch erwartet also keine Stadtrundfahrt mit gut belesenem Stadtguide, sondern eine Art Roadmovie, das uns von Ort zu Ort und von Gedanke zu Gedanke führt. Wenn man so will: Wissen auf unbekanntem und unebenem Terrain.

    Jahresrückblick 2023

    Jahresrückblick 2023

    2023 haben wir im Tiefgang viele der historischen Entwicklungen durchforstet, die bis heute unser Krisenbewusstsein alarmieren: Ungleichheit, Medienmacht, Krieg und zerbröselnde Demokratie.





    In dieser Folge erinnern wir uns an unsere diesjährigen Tiefgänge in Wien, Cottbus, Königs Wusterhausen und Berlin. Es waren Themen wie verantwortungsbewusste Wissenschaft, Gewaltgeschichte in Stadtentwicklung, Ungleichheit und faschistische Gefahr, Menschlichkeit und Barbarei in Kriegszeiten oder Chancen und Gefahren von Medienrevolutionen, die uns 2023 bewegt haben. Wir nehmen die Rekapitulation der Folgen zum Anlass, um über die frappierende Relevanz der behandelten Themen in unserer Gegenwart zu sprechen.





    Wir diskutieren Fragen wie: Warum sind Kürzungen sozialer Sicherheit eine Gefahr für die Demokratie? Warum haben antidemokratische Bewegungen in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und Unsicherheit Erfolg – und manchmal gerade nicht? Wie nimmt Stadtentwicklung Einfluss auf Ungleichheit und Herrschaft? Warum überdauern Denkmäler antidemokratischer historischer Figuren in unseren demokratischen Städten? Wie ist die Situation von Kriegsgefangenen in heutigen Kriegen? Warum stärken Technik- bzw. Medienrevolutionen Faschismus, aber auch Demokratie?





    Durchdenkt mit uns zusammen die Widersprüchlichkeiten unserer modernen Zivilisation – in Geschichte und Gegenwart. Und HÖRT mit uns zusammen genau hin, was uns „der Mann im Ohr“ eigentlich sagen möchte…





    Kapitel:



    - Vorspann 0:00



    - Einleitung - Der Tiefgang verlässt auch mal Berlin 1:09



    - Aus der Mitte - Armut und Unsicherheit als Gefahr für die Demokratie 4:41



    - Wem gehört die Stadt? - Gewaltgeschichte und soziale Grammatik von Metropolen 31:36



    - Nichts gelernt? - Kriege, Gefangenschaft und Gewalterfahrung zwischen Lokalgeschichte und internationaler Politik 49:06



    - Mensch im Ohr - Zur Wirkung und Verantwortung von Medienschaffenden in der Demokratie 1:10:01



    - Podcast oder Radio in 2024? Tiefgänge im neuen Jahr 1:47:22



    - Unterm Strich: Zur demokratischen  Verantwortung an den "Schalthebeln der Macht" 1:49:14



    - Abspann 1:50:58





    Wie versprochen der Hinweis auf Theodor Geigers Text von 1930:



    Theodor Geiger (1930): Panik im Mittelstand. In: Die Arbeit. Zeitschrift für Gewerkschaftspolitik und Wirtschaftskunde. H. 10. S. 637-654. Link



    E-Mail-Adresse: Tiefgang[at]kliopolis.de



    #Deutschland #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte #Zeitgeschichte #Jahresrückblick #Debatte

    • 1 hr 51 min
    Funkerberg

    Funkerberg

    Radio begann in Deutschland 1920 mit einem Weihnachtskonzert in Königs Wusterhausen (KW). Von dort wurde das erste deutsche Radioprogramm versuchsweise ausgestrahlt. Während in den USA der Siegeszug des Mediums längst begonnen hatte, wurde 1923 in Berlin die erste offizielle Radiosendung Deutschlands ausgestrahlt –allerdings hörte keiner zu, weil die Radios fehlten. In einer rasanten Entwicklung jedoch konnte das neue Medium bis Ende der 20er Jahre Millionen Hörer:innen erobern.





    Radiofunk war ursprünglich eine Militärtechnologie – man denke an die Ursprünge des Internets. Nach dem ersten Weltkrieg wurde diese Technologie zur Grundlage des ältesten Echtzeit-Massenmediums. Von Anfang an schieden sich die Geister, ob das Radio ein Instrument der Völkerverständigung, Bildung und Aufklärung sein würde. Oder ob es vielmehr dazu beitragen könnte, das Denken und Fühlen der Menschen zu normieren, und ob es sogar, qua Manipulation und Reklame, als zur gefährlichen Volksverhetzung eingesetzt wird.





    In dieser Folge hört Ihr, wie sich beides bewahrheitet hat. Außerdem erfahrt Ihr etwas über die Inhalte der ersten Radioprogramme, über welche Ereignisse berichtet wurde, wie die Musik ins Radio kam und die Rundfunkanstalten entstanden sind, die es bis heute gibt.





    Wir sprechen über die Weimarer Republik, die NS-Zeit, Westdeutschland, die DDR und die Nachwendezeit bis zu heutigen Entwicklungen. Unser Weg führt uns vom Funkerberg in KW bis zum Haus des Rundfunks in Berlin-Charlottenburg.





    Surft mit uns durch die bewegte Geschichte und Gegenwart des Radios – ohne das auch Podcasts nicht möglich gewesen wären.





    Kapitel:



    - Vorspann 0:00



    - War da nicht irgendwas mit Funk? 1:06



    - 22.12.1920 - einst Militärtechnik nun Massenmedium 7:33



    - 1923 - On Air und keiner hört erstmal zu - die ungemütliche Technik 16:28



    - Was sollte im Radio laufen, für wen und wozu? Musik, Bildung, Nachrichten, Hörspiele 27:55



    - Begeisterung oder Warnung, Manipulation oder Aufklärung der "Massen" 35:32



    - Siegeszug - Hörzahlen, Radioanstalten, internationale Übertragungen, Live-Reportagen, Funkausstellung 45:42



    - Völkerverständigung oder Volksverhetzung? Vielfalt oder Gleichschaltung des Denkens und Fühlens? Hoffnungen und Nazi-Zynismus 56:35



    - Reklame und politische Propaganda? Von der Stille zur Dauerbeschallung in der Medienmoderne 1:10:34



    - ARD, Regionalsender, Deutschlandfunk - die Anfänge liegen in den 20ern 1:15:51



    - Entwicklung Weltweit - USA, Frankreich, UK, Sowjetunion und das UNO-Radio 1:28:02



    - GEMA, Urheberrecht und der Schallplattenkrieg 1:35:43



    - Haus des Rundfunks - Rundfunktempel von den 30ern bis heute 1:46:44



    - Funkturm - Denkmal des Technik- und Zukunftsoptimismus 1:59:12



    - Radio in der NS-Zeit - Gift der Propaganda 2:05:38



    - Radio in der Nachkriegszeit - Reeducation der NS-verseuchten Deutschen und Kalter Krieg 2:14:12



    - Radio in Westdeutschland bis heute - zwischen demokratischer Aufklärung und biedermeierischer Amnesie 2:18:24



    - Jugendradio Ost - DT64 2:23:39



    - Problem der fairen Repräsentation der gesellschaftlichen Vielfalt im Rundfunk 2:26:40



    - Radioereignisse im DDR-Rundfunk 2:29:45



    - Radio seit den 1990ern 2:31:13



    - Zum Schluss ein Hoch auf die Audiomedien - Radio bis Podcast 2:32:56



    - Abspann 2:39:03





    Literatur:



    Rainer Suckow: Radio! Geschichten aus 100 Jahren Rundfunk. Berlin 2023

    Diemut Roether/ Hans Sarkowicz/ Clemens Zimmermann (Hg.): 100 Jahre Radio in Deutschland. Bonn 2022



    E-Mail-Adresse: Tiefgang[at]kliopolis.de

    #Deutschland #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte #Zeitgeschichte

    • 2 hrs 39 min
    Sielow-Merzdorf (Sonderfolge)

    Sielow-Merzdorf (Sonderfolge)

    In dieser Folge interviewen wir den Cottbuser Museumspädagogen Robert Büschel. Robert und sein Kollege Valerius kuratierten eine Ausstellung zu den Kriegsgefangenenlagern Cottbus-Sielow und -Merzdorf. Die letzten Spuren der Lager, in denen im Ersten Weltkrieg Tausende Kriegsgefangene aus vielen Ländern interniert waren, haben wir im letzten Tiefgang (Folge 14) ausführlich erkundet. Thema war auch die Weiternutzung des Sielower Lagers (bis 1923) als erstes „Konzentrationslager“ auf deutschem Boden.





    Ohne die Forschungsarbeit von Robert und anderen sowie deren Vermittlung in der Ausstellung „Ankunft auf Zeit“ hätten wir nie von dieser bemerkenswerten Geschichte erfahren. Daher haben wir Robert auf dem ehemaligen Gelände des KGL Merzdorf ausführlich interviewt.





    Robert berichtet spannend und detailreich über seine Forschungen zu den Lagern und deren Nachgeschichte. Er spricht über die faszinierenden regionalen, aber auch überraschend weitläufigen internationalen Bezüge. Er schildert die akribische, fast kriminalistische Suche nach Quellen im Cottbuser Archiv oder in Familiennachlässen. Er berichtet, dass bis heute Nachfahren aus vielen Ländern Informationen über ihre möglicherweise in Cottbus internierten Groß-, Urgroß- oder Ur-Urgroßvätern suchen, aber auch geben können.





    Wir sprechen über die regionale Erinnerungskultur und über das wichtige ehrenamtliche Engagement in der Regionalgeschichtsforschung. Zugleich problematisieren wir auch die Nachteile ‚privater Heimatforschung‘. Dazu gehört im Falle der Stadt Cottbus auch die bisher vergleichsweise noch ausbaufähige Aufarbeitung ‚unangenehmer‘ Geschichtsthemen wie etwa die Zeit des Nationalsozialismus. Problematisch sind auch illegale ‚Schatzsuchen‘ von Privatpersonen, die durch solcherart Plünderungen mit Metalldetektoren historische Artefakte und Kontexte am Fundort für immer zerstören.





    Besonders wichtig ist daher die gute, aber leider materiell ungenügend ausgestattete Arbeit von Stadtmuseen bei Forschung und Vermittlung; sowie die Arbeit der Archäolog:innen des Landesdenkmalschutzes. Der beste Weg ist eine gute Verzahnung aus ehrenamtlichem Engagement, familiärer Erinnerungsarbeit und professioneller Begleitung durch ausreichend ausgestattete regionalgeschichtliche Institutionen.





    Wie bedanken uns noch einmal sehr herzlich bei Robert Büschel!





    Kapitel:



    - Vorspann 0:00

    - Einleitung: Am Weltfriedenstag über Kriegsgeschichte sprechen 1:13

    - Interview mit Robert Büschel 6:43

    - Vorstellung Robert 7:05

    - Cottbus erinnert sich neu an die vergessenen Lager 8:40

    - Nachfahren der Kriegsgefangenen melden sich immer häufiger 15:00

    - Was geschah mit den Orten nach Lagerschließung bis heute? 16:40

    - Wird es Gedenkorte und Schutzmaßnahmen für die letzten Spuren geben? 20:36

    - Was sind die wichtigsten Quellen für die Erforschung der Lager? 25:25

    - Warum wurde Cottbus Standort des ersten KL? Wie haben die Lager die Stadt verändert? 29:22

    - Berühmte Persönlichkeiten als Wächter und Insassen der Lager 33:57

    - Cottbus, die Lager und die Weimarer Zeit 37:06

    - Regionalgeschichte als idealer Ausgangspunkt der Geschichtsbildung 41:41

    - Leerstellen der Geschichtskultur: "unangenehme Themen", Ausstattung Museum, Archäologie, "Schatzsucher" 46:52

    - Abspann 1:06:22





    Links:



    Robert Büschel/ Alexander Valerius: Ankunft auf Zeit (Onlineausstellung von 2021). Link

    Website des Cottbuser Stadtmuseums. Link





    Tiefgang[at]kliopolis.de



    #Deutschland #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte #Erster_Weltkrieg #Interview

    • 1 hr 7 min
    Sielow-Merzdorf

    Sielow-Merzdorf

    In Cottbus-Sielow und -Merzdorf wurden im 1. Weltkrieg 20.000 Kriegsgefangene interniert: aus Russland, Italien, Frankreich, Großbritannien, „Indochina“, Tunesien, Senegal u.a. Ländern. Ihre Schicksale sind fast vergessen. Dank einer Ausstellung in Raikos Heimatstadt sind wir darauf gestoßen.





    Sie ist reich an Schrecken, überraschenden Verknüpfungen – auch mit NS-Geschichte. In den KGL von 1914-1923 kommen Aspekte der Geschichte der Kriegsgefangenschaft, des Völkerrechts, des Rassismus (gegen „Slawen“) und Antisemitismus zum Tragen.





    Wir sprechen über Fleckfieber im Lager, über Hunger, Gewalt, Zwangsarbeit, aber auch über Freizeit, Solidarität sowie Humanität.





    Wir erkunden letzte Spuren, die wir nur noch in Merzdorf finden. Hier wurde 1915 ein zweites KGL errichtet, dessen Friedhof wir besuchen.





    Am Ende fragen wir uns, ob das Sielower Lager, das 1921-1923 noch als Abschiebelager gegen sog. „lästige Ausländer“ weitergenutzt wurde, das erste „Konzentrationslager“ auf deutschem Boden war.





    Entdeckt mit uns die leider auch aktuelle Geschichte der KGL in Cottbus.

    In der nächsten Folge hört Ihr zum Thema noch ein spannendes Interview mit dem Ausstellungskurator Robert Büschel.



    Wir bedanken uns herzlich bei Robert Büschel für seine fachliche Unterstützung!





    Kapitel:



    - Vorspann 0:00

    - Auch meine Eltern wussten davon nichts 1:13

    - Septemberschrei in der Niederlausitz 5:47

    - Bolzplatz, Stasi, Friedhof der Kriegsgefangenen von Sielow 15:45

    - Erster Weltkrieg - Warum so viele Kriegsgefangene? 20:32

    - September 1914: 10.000 Schutzlose auf die Rennbahn 27:20

    - Katastrophale Zustände, tödliche Fleckfieber-Epidemie 33:51

    - Cottbuser Blicke auf Kriegsgefangene? Neugier, Mitleid und Rassismus 44:30

    - Kriegsgefangenschaft und Völkerrecht: Haager Landkriegsordnung 47:55

    - Kriegsgefangenschaft im Ersten Weltkrieg 50:48

    - Zwangsarbeit und Lager - Massenerfahrung der Deutschen und ihrer Nachbarn 52:30

    - Freizeit, "Stacheldraht-Krankheit", Religion und "Ehre" 1:03:22

    - Kriegsgefangenschaft seit der Antike 1:11:36

    - Humanitäre Hilfe, Pakete, Briefe: Rotes Kreuz, neutrale Staaten 1:16:01

    - Ein Blick auf Karten und Fotos des Sielower Lagers 1:34:59

    - Lager Merzdorf: letzte Spuren im Sand 1:38:05

    - Panoptikum Merzdorf: architektonische Blaupause des KL Sachsenhausen? 1:41:14

    - Bericht des Roten Kreuzes Merzdorf 1915 1:46:38

    - Bericht des RK 1916 1:57:41

    - Tiefverwurzelter Rassismus gegen "Slawen", Repressalien, Widerstand 1:53:10

    - Ende der StaLags und Nachkriegszeit 1917-1921 2:02:53

    - Lagerfriedhof von Merzdorf - Vergessene Schicksale 2:07:48

    - Lagerfotos, Skulpturen und rassistische Völkerschauen 2:11:13

    - War das erste Konzentrationslager Deutschlands in Cottbus? 2:12:56

    - Rechtsextreme Freikorps von Cottbus aus koordiniert 2:21:45

    - Fazit: "Cottbus hat's faustdick hinter den Ohren" 2:24:17

    - Abspann 2:25:43





    Auswahlbibliografie:

    Robert Büschel/ Alexander Valerius: Ankunft auf Zeit (Onlineausstellung von 2021). Link



    Uta Hinz: Gefangen im Großen Krieg. Kriegsgefangenschaft in Deutschland 1914-1921, Essen 2006



    Ludwig Meidner: Septemberschrei, zit. in: Dorle Meyer: Doppelbegabung im Expressionismus, Göttingen 2013, S.311-313



    Jochen Oltmer (Hg.): Kriegsgefangene im Europa des Ersten Weltkrieges, München 2006



    Rüdiger Overmann (Hg.): In der Hand des Feindes. Kriegsgefangenschaft von der Antike bis zum Zweiten Weltkrieg, Köln u.a. 1999



    Otto Rückert: Zur Geschichte der Kriegsgefangenenlager in Cottbus (Sielow, Merzdorf) 1914-1921, in: Niederlausitzer Studien 11, S.23-48





    Tiefgang[at]kliopolis.de



    #Deutschland #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte #Erster_Weltkrieg

    • 2 hrs 26 min
    Ringstraße

    Ringstraße

    Der „Ringstraße“ sieht man kaum an, dass sie um die Wiener Altstadt so angelegt wurde, um Revolutionen leicht niederkartätschen zu können. Heute reiht sich am Prachtboulevard ein bedeutendes Gebäude, ein Denkmal und eine Prachtpiazza an die andere.





    Zu finden sind zahlreiche Paläste. Hier liegen bedeutende Tempel der Kultur und Wissenschaft: Oper, Burgtheater, faszinierende Museen und Universität. Bedeutende Architektur wurde umgesetzt; von Historizismus bis Jugendstil. Bauen musste die Arbeiterschaft, die trotz Monarchie zunehmend selbstbewusst und kämpferisch wurde.



    Nationale und Weltgeschichte wurde auf und an der Ringstraße geschrieben: In der Hofburg erklärte der Kaiser 1914 Serbien den Krieg. Auf dem Heldenplatz verkündete Adolf Hitler 1938 den sog. „Anschluss“ Österreichs, womit die systematische Verfolgung der jüdischen Österreicher:innen begann.





    Bereits zuvor war Österreich 1933/34 zu einem faschistischen Ständestaat geworden; ausgehend von der sog. „Selbstausschaltung“ des am Ring gelegenen Parlaments. Sozialdemokrat:innen, die besonders im „Roten Wien“ stark waren, sowie Liberale waren unter den austrofaschistischen Bundeskanzlern Dollfuß und Schuschnigg verfolgt und ins Exil gedrängt worden.



    Im gewaltigen neugotischen Rathaus wirkte um die Jahrhundertwende auch der berüchtigte antisemitische Politiker, Karl Lueger. Ihn erlebte der junge Hitler, der sich in dieser Zeit gerade als Postkartenmaler verdingte.



    Parlamentsgebäude und Rathaus stehen aber auch für Fortschritt. Sie bildeten ein selbstbewusstes Gegengewicht zur gegenüber liegenden Hofburg – dem Sitz der Monarchie. Sie waren – und sind es bis heute – prächtige Orte der Demokratie und einer modernen, serviceorientierten Verwaltung, von der andere Verwaltungen einiges lernen könnten.





    An kaum einem anderen Ort im deutschsprachigen Raum treffen derart viele Aspekte der europäischen Moderne zwischen Zivilisation und Barbarei auf engstem Raum zusammen, wie hier.





    Flaniert mit uns die Ringstraße entlang und macht Euch mit uns zusammen Gedanken über die Widersprüche der europäischen Geschichte und Gegenwart.





    Kapitel:



    - Vorspann 0:00

    - Einleitung: von Marienthal zur Wiener Ringstraße 1:06

    - Geschichte der Ringstraße: freies Schussfeld gegen Revolutionäre und Pracht der Reichen und Schönen 5:31

    - Oper: "Das Königgrätz der Baukunst"? Das erste Gebäude der Ringstraße 1869 30:50

    - Sezession: Prachtmal des Wiener Jugendstils 36:33

    - Maria-Theresien-Platz: Die Paläste für Kunst und Wissenschaft und die Habsburger Herrschaft 42:26

    - Parlament zwischen "Multikulti" und Faschismus: Tempel der Demokratie und Mahnmal gegen ihre Feinde 55:33

    - Burgtheater: die bedeutendste deutschsprachige Bühne in den Stürmen der Moderne 1:09:43

    - Rathaus: Selbstbewusstsein gegen Monarchie und Kirche; liberale und fortschrittliche Verwaltung im Roten Wien 1:12:57

    - Universität: Basis des demokratischen Aufruhrs, Heimstatt für Nobelpreisträger, revolutionäre Köpfe und leider auch patriarchalische Wissenschaft 1:24:34

    - Karl-Lueger: Das Denkmal für den Antisemiten und populistischen Hetzer an der Ringstraße 1:31:05

    - Postsparkasse: funktionales Schmuckstück der Moderne 1:32:58

    - Roadtrip durch die Moderne: Zusammenfassung 1:37:34

    - Abspann 1:42:57





    E-Mail-Adresse: Tiefgang[at]kliopolis.de



    #Österreich #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte #Zeitgeschichte

    • 1 hr 43 min
    Marienthal

    Marienthal

    Was macht Arbeitslosigkeit mit Menschen? Das wollten die jungen Wiener Forscher:innen um Marie Jahoda und Lotte Danziger wissen. Im Auftrag der österreichischen Sozialdemokratie machten sie sich 1931/32 auf den Weg nach Marienthal – eine Industrie- und Arbeitersiedlung, in der eben erst 80% der Einwohner arbeitslos geworden waren. Die dortige Textilfabrik, die seit 1823 Menschen beschäftigte und eine kleine Stadt entstehen ließ, schloss für immer ihre Tore.



    Die meisten Arbeiter:innen waren überzeugte „Sozis“ mit Arbeiterstolz, waren Mitglieder in Sport-, Kultur- und Gewerkschaftsvereinen, abonnierten politische Zeitungen. Doch die Arbeitslosigkeit verwandelte den Ort in eine „müde Gemeinschaft“. Die Forscher:innen stellten in ihrer berühmten Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" fest, dass diese radikale Krise die Menschen nicht politisch-kämpferisch machte, sondern resigniert, verzweifelt, apathisch.



    Die Marienthal-Studie ist nicht nur ein Urknall der Sozialwissenschaften, sondern auch ein Plädoyer für eine humane Gesellschaftswissenschaft, die dort hingeht, wo sie auch stattfindet.



    Die Studie ist eine Erinnerung daran, dass Arbeitslosigkeit eine der zuverlässigsten Krisenerscheinungen im Kapitalismus ist. Auch wenn der mediale Diskurs heutzutage eher den Arbeitskräftemangel beschwört.



    Begleitet uns nach Wien und Marienthal zu den Spuren einer untergegangenen Kultur - der Arbeiter und des roten jüdischen Wien.



    Kapitel:

    - Vorspann 0:00

    - Intro: Willkommen in Wien! 1:05

    - Heute geht's nach Gramatneusiedl 3:55

    - Marie Jahoda, eine beeindruckende Forscherin 6:01

    - Die Anfänge 26:10

    - Vom "Kuhdorf" zum Industriestandort 36:41

    - Arbeiterkultur 44:02

    - Das politische Marienthal 50:06

    - 20er Jahre: erstmals Arbeitslosigkeit, dann Blüte 52:14

    - 1929: Das Ende der Fabrik - Massenarbeitslosigkeit 59:04

    - Die Marienthal-Studie: Geschichte, Akteure und Forschungsmethoden 1:00:27

    - Revolution oder Resignation? - Fragen der SDAP 1:01:59

    - 1931/32 - Neuartiges Forschen 1:06:07

    - Die Autorenfrage 1:14:05

    - Einstweilen wird es Mittag - Die "müde Gemeinschaft" 1:16:23

    - Geschlechterforschung 1:20:30

    - Urknall der Sozialforschung 1:22:54

    - Arbeitslosigkeit macht nicht rechts, sondern passiv 1:24:17

    - Raus aus dem Elfenbeinturm! - engagierte Wissenschaft 1:25:53

    - Nachgeschichte von Marienthal und Gegenwart 1:27:22

    - Vier Typen: Resignierte, Ungebrochene, Verzweifelte, Apathische 1:30:35

    - Verhältnis zwischen den Marienthaler:innen und den Forscher:innen? 1:35:57

    - Unbedingt lesen! Bedeutung der Studie in Vergangenheit und Gegenwart 1:40:31

    - Der etwas ärgerliche Schluss mit Aufruf, über die Studie und unsere Zeit intensiv nachzudenken 1:45:22

    - Abspann 1:47:17



    Empfehlenswert:

    Museum Marienthal, Hauptstraße 64, 2440 Gramatneusiedl



    Literatur und Film

    - Jahoda, Marie/ Lazarsfeld, Paul F./ Zeisel, Hans (1933/1975): Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch, Frankfurt a.M.

    - Müller, Reinhard (2008): Marienthal. Das Dorf – Die Arbeitslosen – Die Studie. Innsbruck

    - Jahoda, Marie (1932/2017): Lebensgeschichtliche Protokolle der arbeitenden Klassen 1850-1930. Dissertation 1932. Innsbruck

    - „Einstweilen wird es Mittag“ – Film von Karin Brandauer. 1987/88



    E-Mail-Adresse: Tiefgang[at]kliopolis.de



    #Österreich #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte #Zeitgeschichte #Soziologie

    • 1 hr 48 min

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