Trailer – Taiwan und der Umgang mit einer brutalen Vergangenheit

Viele Opfer, keine Täter?

Im Februar 1947 versammelte sich eine wütende Menschenmenge vor Polizeiwachen und dem Büro des staatlichen Monopolamtes in Taipeh. Beamte der Behörde hatten am Tag zuvor bei einer Kontrolle eine Frau rüde behandelt. Als Umstehende protestierten, löste sich ein Schuss. Ein Mann starb. Der sogenannte “Zwischenfall vom 28. Februar” bildete den Auftakt großer Proteste überall in Taiwan. Die Menschen demonstrierten gegen die Korruption der Regierungspartei Kuomintang (KMT) unter ihrem Anführer Chiang Kai-shek sowie der Verwaltung auf Taiwan unter Gouverneur Chen Yi und forderten Selbstverwaltung.

Die Provinzverwaltung ging auf die Forderungen ein – zum Schein. Wenig später schlugen Soldaten den Aufstand brutal nieder. In Taiwan begannen Jahrzehnte der Diktatur. Zehntausende wurden erschossen oder vor Kriegsgerichten zum Tode verurteilt. Andere wurden gefoltert, ins Gefängnis gesteckt oder von Geheimdiensten überwacht. Erst Ende der 1980er-Jahre gelang Taiwan der Übergang zur Demokratie. Unter dem Druck der Straße hob die Regierung das Kriegsrecht auf, ließ die Gründung neuer Parteien zu und organisierte Wahlen.

Dennoch belasten die Jahrzehnte der Diktatur die taiwanische Gesellschaft. Wie sollen Opfer entschädigt und Täter zur Verantwortung gezogen werden? Welche Akten sollen freigegeben werden, welche nicht? Wer darf sie lesen? Was soll mit Denkmälern und Erinnerungsorten geschehen? Und: Ist Versöhnung möglich?

Um diese Fragen geht es in den kommenden sieben Folgen von “Viele Opfer, keine Täter?” Wer Taiwan, einen Brennpunkt der Weltpolitik, verstehen will, muss die Geschichte der Insel kennen.

Im Trailer berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:

- Warum das Thema Vergangenheitsaufarbeitung in Taiwan auch in Deutschland relevant ist

- Wie sie vor Ort recherchiert haben

- Ob sich die Vergangenheitsaufarbeitung in Taiwan und Deutschland ähnelt

Weiterführende Informationen:

- Klaus Bardenhagen 2024: ⁠Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen⁠. Freiburg: Herder.

- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: ⁠Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie⁠. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

- Gunter Schubert 2024: ⁠Kleine Geschichte Taiwans⁠. München: C.H.Beck.

- Stephan Thome 2024: ⁠Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße⁠. Berlin: Suhrkamp.

Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei ⁠Baldwin Giang⁠ und für das Logo bei ⁠2byWu&Chen⁠! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das ⁠⁠Taiwan Fellowship des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer durch die Internationalen Journalisten-Programme⁠. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der ⁠Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur⁠. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von ⁠Über Geschichte⁠.

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