Wer wir sind und warum das nicht klappte ...

Jan Schulte-Kellinghaus
Wer wir sind und warum das nicht klappte ...

Die deutsche Geschichte vom Neandertaler bis Angela Merkel. Die Podcastserie reist in 99 Folgen durch die deutsche Geschichte. Du lernst spannende Orte und Expertinnen kennen und bekommst den Überblick über das, was war.

Episodes

  1. 6 DAYS AGO

    #10 Lioba und Bonifatius: Die Engländer missionieren die Deutschen

    Man weiß nicht, ob sie 25 oder 35 Jahre alt war. Jedenfalls war sie eine Frau voller Tatkraft. 735 n. Chr. reiste Lioba von der englischen Südküste nach Mainfranken, um die Süddeutschen zu missionieren. Sie verließ ihr Heimatkloster in Wessex, fuhr und wanderte 1000 km bis nach Tauber-Bischofsheim. Dort gründete sie mehrere Klöster und brachte jungen Mädchen lesen und schreiben bei. Sie gehörte zu einer ganzen Gruppe englischer Nonnen und Mönche, die die Bayern, Thüringer und die Friesen zu Christen machten. Allen voran ihr Onkel Winfrid, besser bekannt als Bonifatius, ein hochgebildeter englischer Geistlicher, dessen Lebensziel es war, die ehemaligen Germanen zu bekehren. Wir befinden uns im frühen Mittelalter im Jahr 735. Die Römer hatten seit 200 Jahren die Kontrolle über das Rheinland, Frankreich und Britannien verloren. Auf dem Kontinent sprang ein brutaler Clan in diese Machtlücke: Die Merowinger. Die herrschten über Frankreich, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern. Ihre Führungselite war zum Christentum konvertiert, deshalb unterstützten sie die englischen Missionare. Die Idee eines Deutschlands gab es damals noch nicht. Auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik herrschten 735 n. Chr. eher chaotische Zustände. Liobas Onkel, Bonifatius, wurde 754 auf einer Missionsreise nach Friesland in Dokkum, im heutigen Holland, erschlagen. Lioba baute nicht nur ein Netzwerk von Klöstern auf sondern beriet die Bischöfe bei der Etablierung der römischen Kirche in Deutschland. Als Seniorin verließ Lioba Tauberbischofsheim. Sie verbrachte ihren Lebensabend nicht in einem ihrer Klöster. Stattdessen schenkte ihr Karl der Große Gut Schornsheim in der Nähe von Mainz. Über diese Frauenpower im frühen Mittelalter spreche ich mit Gisela Muschiol und Schwester Jakoba Zöll vom Institut für Kirchengeschichte der Uni Bonn. Ihre Reisetipps: Top 3 Kloster St. Walburg in Eichstätt https://www.abtei-st-walburg.de/startseite/ Top 2 Fulda Dom und Domschatz https://www.bistum-fulda.de/bistumfulda/kunstmusik/kunst/dommuseum/ https://www.tourismus-fulda.de/ Top 1 Petersberg bei Fulda, Liobas Grabeskirche https://www.rhoenfuehrer.de/ausflugsziele/sehenswuerdigkeiten/kirchen-kloester/grabeskirche-st-peter-liobakirche/3076 #Mittelalter #Deutschland #Europa #Westeuropa

    35 min
  2. 4 JUN

    #9 Die Merowinger gründen Bayern

    Als die Römer ihre Macht in West- und Mitteleuropa verloren, sprang eine damals unbedeutende fränkische Herrscherfamilie in das Vakuum: Die Merowinger. Eigentlich waren sie nur eine von vielen fränkischen Familien. Die Merowinger waren – wie viele Franken -irgendwann vom Niederrhein ins heutige Belgien eingewandert. Dort herrschten sie anfangs nur über eine kleine Region. Konsequent und skrupellos bauten sie in 50 Jahren ein europäisches Reich auf. Sie waren clevere Politiker und brutale Krieger, die auch vor den eigenen Verwandten nicht Halt machten, wenn sie ihnen im Weg standen. Chlodwig I. war ihr berühmtester Anführer. Er kam 481 an die Macht und hat aus seinem Minikönigreich eine Herrschaft über weite Teile Frankreichs, die Niederlande, Teile Südwestdeutschlands und das Rheinland aufgebaut. Er machte Paris zu seiner Haupstadt. Seine merowingischen Nachfolger erobern das Königreich Thüringen und gründen Bayern. "Mord und Totschlag als Mittel der Politik war eine zeitübliche Verhaltensweise" sagt Brigitte Haas Gebhard von der Archäologischen Staatssammlung München. Mit ihr spreche ich über den Aufstieg der Merowinger, die Gründung Bayerns und wie aus den "Findelkindern der Völkerwanderung" die Bajuwaren wurden. Ihre Reisetipps: Bajuwarenmuseum Waging am See https://www.waginger-see.de/urlaubsplanung/kultur-handwerk/museen-ausstellungen/baiuvarenmuseum Paris https://www.saint-denis-basilique.fr/en Archäologische Staatssammlung München https://www.archaeologie.bayern/ #Mittelalter #Europa #Deutschland #Westeuropa

    34 min
  3. 28 MAY

    #8 Die Völkerwanderung - Völker...? Wanderung...?

    Es ist die Zeit des Untergangs. Das große Römische Reich zerfällt und mit ihm gehen unschätzbare kulturelle Errungenschaften für immer verloren oder werden für die nächsten 1500 Jahre vergessen. Es ist aber auch die Zeit des Neuanfangs: Die Alemannen, die Franken, die Burgunder und viele mehr suchen ihren Platz im neuen Europa. Früher nannte man das „Völkerwanderung“ und malte mit dicken Pfeilen, die Start- und Zielpunkte der mobilen „Volkskörper“ in den historischen Weltatlas. Heute ist man sich nicht mehr so sicher, ob das wirklich ganze Völker waren, und wo die hergekommen sein sollen. Gallien war inzwischen seit 300 Jahren eine römische Provinz. Die Römer lebten nicht mehr in Heereslagern, sondern haben Städte gebaut, ein Straßennetz angelegt, es gab Wasserleitungen, Heizungen und Bäder, eine top organisierte Armee, Theater und Philosophen. Das Gebiet östlich des Rheins, also der größte Teil des heutigen Deutschlands, hatte bei den Römern einen Namen: Das Barbaricum. Jeder der kein Römer war, war für sie nur ein Barbar, also auch unsere Vorfahren. Das Römische Reich war riesig. Die Römer herrschten rund um das Mittelmeer - von Mauretanien bis Schottland, vom Atlantik bis an den Rhein. In Europa begann die Erosion der römischen Macht mit einem Aufstand in Köln: Der Befehlshaber der Rheingrenze, Postumus, rebellierte und rief Gallien zum Sonderreich aus und sich selbst zum Kaiser. Es dauerte 14 Jahre bis die Römer, die Lage wieder im Griff hatten. Allerdings mussten sie dafür auf den germanisch-rätischen Limes verzichten und sich hinter Rhein und Donau zurückziehen. Sie gaben das Dreieck dazwischen auf. Heute nennen wir das Gebiet "Baden-Württemberg". Das lag ab 274 nach Christus außerhalb des RR. Die übriggebliebenen Bewohner dieses Landstriches bezeichneten sie als „Alemannen“. Wer waren die Alemannen? Wer waren die Franken? Und was hatten die Burgunder mit der Nibelungensage zu tun? Auch über die Blütezeit Triers unter Konstantin dem Großen spreche ich mit dem Professor für alte Geschichte an der Uni Tübingen: Mischa Meier. Sein Reisetipp: Der Juthungenstein im Römischen Museum Augsburg: https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/roemerlager #Frühzeit #Deutschland #Westeuropa #Europa

    40 min
  4. 21 MAY

    #7 Der Limes - Die erste Mauer zwischen Ost und West

    Der Limes der Römer: Fast 1000 km Grenze quer durch das heutige Deutschland. Erst der Rhein, als bewachter Grenzfluss: 400 km von der Nordsee bis nach Bonn. Daran schlossen sich 550 km lange Palisadenzäune und Mauern an. 900 Wachtürme und ein 6 Meter breiter und 2 Meter tiefer Graben von Rheinbrohl erstreckten sich südlich von Bonn quer durchs Land bis nach Regensburg. Das war die römische Antwort auf den Aufstand der Germanen. Die erste Mauer in Deutschland. Sie trennte die römischen Provinzen im Westen von den Regionen, die die Römer Germanien nannten. Wir starten im Rheinland im ersten Jahrhundert nach der Geburt Christi. Die Römer herrschen über das Gebiet links des Rheins. Ihre Ambitionen auf die Gebiete rechts des Rheins hatten sie Jahre nach der Varusschlacht aufgegeben. Das Christentum war in Mitteleuropa noch lange nicht angekommen. Die Römer glauben noch an ihre Götter und die Einheimischen an ihre. Die Römer bauten erste Militärlager. Aus ihnen entwickleten sich Städte. Köln wurde die Hauptstadt der niedergermanischen Provinz und Mainz die Provinzhauptstadt von Obergermanien. Tempel und Villen aus Stein, Amphitheater, Straßennetze und Badeanlagen... Wie lebten die Menschen unter der römischen Herrschaft? Eine aktuelle Studie behauptet, noch heute lebten die Menschen in den ehemals von Römern besetzten Gebieten glücklicher als an Orten, wo die Römer nicht waren. Auch nach 2000 Jahren. Kann das sein? Darüber spreche ich mit Prof. Dr. Alexandra Busch der Generaldirektorin des Leibnizzentrum für Archäologie in Mainz. Ihre Top Reisetipps sind: Xanten https://apx.lvr.de/de/index.html Köln https://miqua.lvr.de/de/index.html Trier https://www.trier-info.de/ Mainz https://www.landesmuseum-mainz.de/ #Frühzeit #Deutschland #Westeuropa #Europa

    45 min
  5. 14 MAY

    #6 Die Varusschlacht - Wer war Hermann der Cherusker?

    Varusschlacht, Schlacht am Teutoburger Wald oder die Hermannsschlacht... viele Namen für ein Ereignis. Auch der "Held" auf der germanischen Seite trägt gleich zwei Namen: Aber keiner von ihnen ist sein ursprünglicher. Den einen, Arminius, haben ihm die Römer gegeben. Den anderen, Hermann, bekam er von Martin Luther, 1500 Jahre nach der Schlacht. Wie er wirklich hieß, weiß heute keiner mehr. Mit seinem vernichtenden Guerilla-Angriff auf die römische Armee 9 n. Chr. lenkte er die Aufmerksamkeit der römischen Geschichtsschreiber auf die Ansammlung von Familienclans, die rechts des Rheins lebten. Caesar hatte sie schon 60 Jahre zuvor „Germanen“ getauft. Wie sah das Leben rechts des Rheins vor 2000 Jahren tatsächlich aus? Warum wollten die Römer die „Provinz Germanien“ erobern und beherrschen? Wie lebte man als Einheimischer in dem Netz aus römischen Militärlagern? Und wie sah es in den römischen Camps aus? Die Varusschlacht war der Anfang vom Ende der römischen Expansion. Die siegreiche römische Armee von „Hinterwäldlern“ geschlagen? Die Überraschung in Rom kannte keine Grenzen. Darüber spreche ich mit Dr. Heidrun Derks, der Direktorin des Museums und Park Kalkriese, dem Ort der Varusschlacht im Osnabrücker Land. Ihre Reisetipps: Top 3: Trier https://www.trier-info.de/ Top 2: Römerlager Haltern https://www.lwl-roemermuseum-haltern.de/ Top 1: Kalkriese, Varusschlacht im Osnabrücker Land https://www.kalkriese-varusschlacht.de/ Der Podcast gehört zum Netzwerk der Geschichtspodcasts #Historytelling #Frühzeit #Europa #Deutschland #Westeuropa

    1h 9m
  6. 7 MAY

    # 5 Die Kelten

    Asterix und Obelix sind nicht frei erfunden. Sie gehören auch zur deutschen Geschichte, der Eisenzeit: Die furchtlosen Kämpfer, die zaubernden Druiden, die poetischen Barden und die Mistelzweige mit angeblichen  Wunderkräften existierten tatsächlich, nicht nur in Gallien sondern auch in Süddeutschland. Natürlich haben sich die Erfinder des Comics viele Späße ausgedacht, aber die Grundkonstellation einer Kultur nördlich der Alpen, die ganz anders als die römische war, die stimmt. Und wir können die Spuren unserer keltischen Vorfahren in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Hessen noch heute besichtigen. Wir beginnen diese Folge 400 Jahre vor der Geburt Christi. Das römische Reich gab es damals noch nicht. Rom war zwar eine große, aber noch ziemlich wehrlose Stadt. Nördlich der Alpen, in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg, siedelten zu dieser Zeit die Kelten und weiter nördlich die Germanen. Aber die Römer interessierten sich für die Menschen jenseits der Alpen nicht. Ein großer Fehler, den sie schrecklich bereuten. 387 v. Chr. überfielen keltische Kämpfer aus dem Norden Rom. Nur gegen ein enormes Lösegeld vom 1000 Pfund Gold konnten sich die Römer freikaufen. Um sie noch mehr auszubeuten und weiter zu demütigen warf der Anführer der Kelten, Brennus, zusätzlich sein Schwert in die Waagschale, und ließ es in Gold aufwiegen. Sein Triumphruf: „Wehe den Besiegten“ brannte sich den Römern ein.  Mit diesen Ereignissen tauchen unsere keltischen Vorfahren 387 v. Chr. plötzlich in der Weltgeschichte auf. Die Römer brauchten einige Zeit, um sich von dem Schock zu erholen und eine eigene Armee aufzustellen. Ihre systematische Aufrüstung und der Drill ihrer Soldaten machte sie bald zu einer unschlagbaren Weltmacht. Manching, bei Ingolstadt, ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Ein "Oppidum" der Kelten. Vier Quadratkilometer umfasst die Fläche. Die Stadt war doppelt so groß, wie das heutige Fürstentum Monaco.  Die Kelten bewegten sich an der Schwelle zur Hochkultur, waren bei Ihren Feinden schwer gefürchtet und lebten fast 800 Jahre in Süddeutschland. Gleichwohl verschwanden  sie innerhalb weniger Jahrzehnte. Als die Römer das Alpenvorland 15 v. Chr. eroberten, trafen sie dort wo die Kelten gelebt hatten, auf ein fast menschenleeres Land. Wo sind sie geblieben? Welche Spuren finden wir heute von Ihnen? Und was haben wir von unseren keltischen Vorfahren geerbt? Darüber spreche ich mit Prof. Dr. Carola Metzner-Nebelsick , sie ist Professorin für Vor- und Frühgeschichte an der Uni München. Bilder zu Manching findet Ihr auf meiner Website: www.99xgeschichte.de Ich freue mich über Eure Kommtentare. Ihr könnt mich auch über Instagram oder facebook erreichen. Ich findet mich unter Jan Schulte-Kellinghaus. Hier die drei Reisetipps von Frau Metzner-Nebelsick: Top 1: Manching https://www.museum-manching.de/ Top 2: Württembergisches Landesmuseum Stuttgart und Rheinsches Landesmuseum Bonn https://www.landesmuseum-stuttgart.de/ https://landesmuseum-bonn.lvr.de/de/index.html Top 3: Oppidum Heidengraben https://www.keltenland-bw.de/keltenland/der-heidengraben/ #Frühgeschichte #Europa #Deutschland #Westeuropa

    30 min
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