Apropos Psychologie!

Junfermann Verlag
Apropos Psychologie! Podcast

Immer alles 1000-prozentig machen? Warum habe ich immer was an mir herumzumäkeln? Müsste ich nicht einfach mal genießen? Glücklich sein? Ich bin wie ich bin! Oder doch besser flüchten? Und wohin dann? … Wovor habe ich eigentlich Angst? Antworten auf diese und andere Fragen gibt es in Gesprächen mit Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen und Coaches. Du erfährst aus erster Hand Tricks für ein einfacheres Leben, erhältst überraschende Einblicke in persönliche Erfahrungen und Entwicklungen und lernst eine ganze Menge darüber, wie wir manchmal ticken und warum. Alle zwei Wochen mittwochs neu.

  1. Apropos ... Das Drama der Leere!

    17 HR. AGO

    Apropos ... Das Drama der Leere!

    Füße hoch, Serie gucken und lecker essen: Die Sehnsuchtsleere nach Feierabend ist ein wunderbares Gefühl, sagt Dr. Udo Baer. Aber es gibt auch das Drama der Leere. Sie ist ein sehr subjektives und mitunter sehr stark empfundenes Gefühl, unter dem viele Menschen ihr Leben lang leiden. Leere kann viele Ausdrucksformen haben. Letztendlich hilft, so einfach das klingt und so schwer es ist, die Kommunikation aus der Leere heraus. „Ich bin es nicht wert“ – das Gefühl entsteht, wenn ein Mensch nicht gehört wurde Menschen richten sich in ihrer Einsamkeit ein. Aber was ist der Grund dafür? Es sind frühe Verletzungen, belastende Traumata, die nicht reflektiert oder vermittelt wurden. Es ist das Gefühl, nicht gehört worden zu sein. Wenn man als Kind keine Resonanz erfährt, „dann tut das weh“, so Dr. Baer über frühe Prägungserlebnisse in der Kindheit, in der das soziale und familiäre Umfeld ein Gefühl der Minderwertigkeit vermittelt haben. Aus dem Gefühl von „Ich bin es nicht wert“ erwächst ein Gefühl der Leere. Und viele Menschen resignieren. Aber: Wir sind soziale Wesen. Wir brauchen Austausch mit Worten und Gefühlen, mit Blicken und Atmosphäre. Wenn man sich nichts mehr zu sagen hat … In einer Partnerschaft kann ebenso eine starke Leere empfunden werden. Warum haben sich Paare manchmal nichts mehr zu sagen? Das liegt an individuellen, sogar auch traumatischen Erfahrungen, die nicht richtig wahrgenommen und kommuniziert werden, sagt Baer. Leere ist nicht laut, nicht sichtbar, sie ist diffus und nicht greifbar. „Es ist gut, dafür Worte zu finden und sie auszusprechen. Wo bin ich nicht gehört worden? Diese Frage gilt es zu reflektieren und die Erfahrung zu teilen.   Kommunikation ist Beziehungswirksamkeit Die Leere mit Aktionismus zu stopfen, über den Job oder Reisen, hilft nicht. Es ist wie eine Sucht, die Leere holt einen immer wieder ein. Doch wie kann man sie füllen? Durch Kommunikation auf allen Ebenen, sagt Dr. Udo Baer. Durch Kommunikation mit anderen und der Erfahrung, dass Menschen wirksam sind. Das kann durch Reden, Malen, Tanzen oder über die Musik geschehen, wenn wir über die Sinne in die Aktion kommen. „Dann geschieht Beziehungswirksamkeit“. „Ich nehme dich ernst!“ Wirksam werden wir schon, wenn wir auf die Frage nach dem „Wie geht es dir?“ ernsthaft antworten.  Es ist wichtig, in das Gefühl zu gehen, dem Herzen achtsam zu folgen, zu sagen und zu zeigen, dass ich mein Gegenüber ernst nehme, dass ich seinen Kummer würdige, auch wenn ich ihn davon nicht befreien kann. Auch ein vererbtes Trauma kann ein Herz leer machen. Selbstwirksamkeit, Meinhaftigkeit und Würde sind drei große Aspekte, die Dr. Baer in dem Gespräch beleuchtet. Es gibt sogar konkrete Übungen, mit denen wir unser Bewusstsein schärfen können.     Dr. Udo Baer ist Gesundheitswissenschaftler, Therapeut und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er ist Begründer der Kreativen Leibtherapie und hat mit Claus Koch das Pädagogische Institut in Berlin gegründet. Buchtipp: „Das Drama der Leere – Wie wir der Leere begegnen und unser Herz heilen können“, Klett-Cotta 2024 Folge direkt herunterladen Hast du einen Themenwunsch? Wen würdest du gern hören im Podcast? Was beschäftigt dich gerade besonders? Schreib uns an podcast@junfermann.de Wir freuen uns auf dein Feedback! Marion und Saskia vom Podcast-Team

    45 min
  2. Apropos ... Hochsensibilität in der Gesellschaft!

    SEP 11

    Apropos ... Hochsensibilität in der Gesellschaft!

    30 Prozent der Menschen sind rein statistisch gesehen hochsensibel. Hochsensibilität aber ist eine sensible Angelegenheit, denn sie ist ein sehr individuelles Empfinden. Was bedeutet das für unser Zusammenleben? Inwieweit ist Hochsensibilität in unserer Gesellschaft angekommen, wie steht es um das Selbstverständnis und das Selbstbewusstsein von hochsensiblen Menschen? Und wie letztendlich gelingt ein umsichtiger Umgang miteinander, von dem beide profitieren? Antworten geben der Psychotherapeut und Autor Tom Falkenstein und Ulrike Hensel, Autorin und Coach für Hochsensible. Hochsensibilität bahnt sich den Weg in die Gesellschaft Hochsensibilität wird in unterschiedlichen Ausformungen erlebt. 40 Prozent kommen gut mit ihr zurecht, 30 Prozent sind weniger sensibel ausgestattet. Die Akzeptanz der Hochsensibilität ist größer geworden, dennoch wird sie von Unsicherheit und manchmal sogar Abwehr auf beiden Seiten begleitet.  Hochsensible Menschen leiden schneller unter einer Reizüberflutung. Ist es zu laut, zu trubelig, zu hektisch, dann ziehen sie sich gerne zurück. Aber: Hochsensibilität kann sehr bereichernd sein. Sie sollte nicht als Einschränkung empfunden werden. Hochsensibilität kommunizieren Damit sie Wertschätzung erfahren und ihren Platz in der Gesellschaft finden, empfehlen ich zweierlei Dinge: die Selbstreflexion auf der einen und die Rücksichtnahme auf der anderen Seite. Aber: Sie muss kommuniziert werden. Für die hochsensible Person ist es gut, in Selbstverantwortung und Selbstfürsorge zu gehen. Für ein gutes Miteinander bedeutet es, nicht nur an die Rücksicht des Gegenübers zu appellieren, sondern sich ggf. auch zurückzunehmen. In jedem Fall sollte Hochsensibilität kommuniziert werden, denn – wie der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun sagt: „ist Selbstklärung die Voraussetzung für eine klare und kraftvolle Kommunikation“. Zum Weiterlesen Ulrike Hensel: Hochsensibel sein Ulrike Hensel: Hochsensibilität verstehen und wertschätzen (mit Selbsttest!) Tom Falkenstein: Hochsensible Männner Folge direkt herunterladen Hast du einen Themenwunsch? Wen würdest du gern hören im Podcast? Was beschäftigt dich gerade besonders? Schreib uns an podcast@junfermann.de Wir freuen uns auf dein Feedback! Marion und Saskia vom Podcast-Team

    42 min
  3. Apropos ... Psychosomatik oder die Sprache der Seele!

    AUG 28

    Apropos ... Psychosomatik oder die Sprache der Seele!

    Tinnitus, Migräne, Rückenschmerzen: Oft sind es psychosomatische Beschwerden, die uns von einem Arzt zum nächsten rennen lassen. Ein Medikament soll erst einmal helfen. Doch dabei werden in der Regel die Symptome, nicht aber die Ursachen bekämpft, sagt Dr. Ingo Schymanski, der klare Worte gegen eine überdimensionierte Medizin hin zu einer Autonomie des Patienten findet. „Die Medizin hat immer eine Pille gegen irgendetwas. Hören wir aber auf die Signale unseres Körpers, auf die Sprache unserer Seele und verändern wir unser Welt- und Selbstbild, können psychosomatische Beschwerden verschwinden“, sagt der Psychotherapeut und auch, dass die Medizin chronische Krankheiten schaffe, statt Werkzeuge für mehr Autonomie und Mündigkeit. Gleichzeitig plädiert der Arzt und Autor für mehr Achtsamkeit, Bescheidenheit und Dankbarkeit für das, was wir haben. Den Menschen in seine Kraft bringen Psychosomatik gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Forschung hat erkannt, dass die Seele Einfluss hat auf unser körperliches Wohlbefinden. Unser medizinisches, auf Evidenz basierendes System allerdings ist darauf nicht eingestellt. „Die Pille verkauft sich besser, als sich selbst zu helfen“. Geht es der Seele gut, geht es auch dem Körper gut. Natürlich helfe der psychosomatische Ansatz nicht bei allen Krankheiten, aber doch bei erstaunlich vielen Symptomen. Schymanski nimmt kein Blatt vor den Mund: Es gelte, den Menschen in seine Kraft, in seine Gesundheit und letztendlich auch in eine stärkere Unabhängigkeit vom Arzt zu bringen – auch wenn das kontraproduktiv zur Pharmaindustrie und der Ärzteschaft steht. Ursachen liegen oft im psychosozialen Bereich In seiner Praxis beobachtet Schymanski Patienten mit Problemen, die nicht körperlich sind. Rückenschmerzen haben oft Ursachen im psychosozialen Bereich. Lässt sich jemand mobben, reagiert der Körper mit Stresssymptomen. Nimmt man sie ernst und wahr, dienen sie dazu, „das Leben zu optimieren“. Tauchen verstärkt wieder Ohrgeräusche oder Verspannungen, dann besser mal eine Pause oder Urlaub machen. Die Angst vor Krankheit kann krank machen. „Der immerwährende Druck ist ein gesellschaftliches Problem. Wir sollten anders leben, als das System es uns vorgibt“, so Schymanski. Dabei heißt „Nein“ zu sagen auch, sich mehr Anerkennung zu schaffen. „Mit weniger Stress kann man sehr wohl erfolgreich sein“. Sein Rat: die Angst besiegen, wenn sie sich zeigt. Medikamente nutzen nur im Moment, ersparen aber nicht die Konfrontation. Das Signal erkennen und die Seele zu neuem Leben erwecken „Es muss das Herz sein“, meint der Patient. Wenn Probleme zum Arzt führen, sind sie reif gelöst zu werden, sagt Schymanski. Eine psychische Belastung beruflicher oder auch familiärer Art weisen Menschen gerne von sich und begeben sich in die Mühle der Medizin. Ihre Seele leidet, weil sie an tradierten über Generationen weitergegebenen Glaubenssätzen festhalten. „Wird da reflektiert, brechen plötzlich Tränen aus“, weiß Schymanski. Jetzt ist es an der Zeit, neue Werte zu entwickeln und die Seele neu zum Leben zu erwecken. Buchtipp: Dr. Ingo Schymanski: „Die Sprache der Seele“, Klett Cotta-Verlag 2024  Folge direkt herunterladen Hast du einen Themenwunsch? Wen würdest du gern hören im Podcast? Was beschäftigt dich gerade besonders? Schreib uns an podcast@junfermann.de Wir freuen uns auf dein Feedback! Marion und Saskia vom Podcast-Team

    39 min
  4. Apropos ... Achtsamkeit für Skeptiker!

    AUG 14

    Apropos ... Achtsamkeit für Skeptiker!

    Was ist Achtsamkeit? Der Begriff ist ein wenig in Ungnade gefallen. Die einen suchen mit ihrer Hilfe den Seelenfrieden, andere werten sie als Esoterik-Kram ab. Achtsamkeit wird schnell in einen Topf geworfen mit Yoga und Meditation und Übungen, die uns ins Hier und Jetzt tragen und innere Erfüllung bringen sollen. Doch Achtsamkeit ist mehr als die Anwendung bestimmter Techniken. „Sie ist ein langer geistiger Prozess, eine Lebenseinstellung. Sie ist ein Suchen und Finden, eine tiefe Sehnsucht nach den wesentlichen Fragen des Lebens, sagt Renato Kruljac. Er ist Achtsamkeitstrainer und hat nach zwei Jahrzehnten als Führungskraft bei einem internationalen Konzern die Segel gestrichen, um sich der professionellen Achtsamkeitspraxis, fernöstlichen Kampkünsten und psychologischen Methoden zu widmen. Ernsthaft praktiziert, sagt er, ist die Achtsamkeit ein ständiger Begleiter, an der wir wachsen können. Kraft, die sich aus der Beobachterrolle entwickelt Wir müssen lernen, loszulassen von starren Konzepten, von Identifikationen und Vorstellungen, von Glaubenssätzen innerhalb eines gesellschaftlichen Systems, die uns geprägt haben, sagt er. Der Weg zur Inneren Freiheit geht über die Stille, das geistige Fasten, über das Zuhören und die Disziplin. „Wenn wir unser Alarm-, Antriebs- und Fürsorgesystem in Balance halten, werden wir die Früchte der Achtsamkeit ernten“. Achtsamkeit erlernt man zwar auch, aber eben nicht nur durch Techniken zur Entspannung im Hier und Jetzt oder sportlichen Übungen.  „Sie ist ein geistiger Prozess, eine transformative Kraft, die sich aus der Beobachterrolle heraus entwickelt“, sagt Kruljac. Aber Achtung: Woran erkenne ich den Meister unter den Scharlatanen? Indem ich in die Begegnung mit dem Lehrenden gehe. Lebt er das, was er sagt? Ist er authentisch? Spüre ich Wärme, darf ich sein? Einen guten Lehrer erkennt man an seinen Schülern, so Kruljac. Abstand nehmen, die Perspektive ändern und sich selbst freundlich begegnen: Das funktioniert durch Achtsamkeitsmethoden wie der Atemmeditation oder anderen Konzentrationsübungen. Sie beschreiben das „Was“,  bringen uns in die Präsenz, erden und verorten uns. In Verbindung mit Übungen zum „Wie“, die mich lehren, meine Gedanken freundlich zu akzeptieren, findet der Mensch zur Balance. Es gibt viele Arten der Meditation, die das Ziel der Erleuchtung haben, führt Kruljac weiter aus. Was sie ist? „Für mich bedeutet die Erleuchtung das Urvertrauen“, Und wie lautet das Rezept dazu? „Dem Herzen folgen und ins Fühlen kommen. Der Körper sagt uns oft mehr als der Verstand“.  Buchtipp: Renato Kruljac: „Achtsamkeit für Skeptiker“, Schattauer-Verlag 2024 Folge direkt herunterladen Hast du einen Themenwunsch? Wen würdest du gern hören im Podcast? Was beschäftigt dich gerade besonders? Schreib uns an podcast@junfermann.de Wir freuen uns auf dein Feedback! Marion und Saskia vom Podcast-Team

    51 min
  5. Apropos ... Long-Covid!

    JUL 31

    Apropos ... Long-Covid!

    Über 38 Millionen Menschen in Deutschland hatten seit 2020 eine Covid-Infektion. Zehn bis 45 Prozent davon können Langzeitfolgen entwickelt. Das sind 3,8 bis 17 Millionen Betroffene, die ihre Symptomatik oftmals nicht einordnen können und auf eine Diagnose, geschweige denn Therapie warten. Das Health4Future-Projekt, das Dr. Philomena Poetis und ihre Schwestern entwickelt haben, ist nicht nur ein wissenschaftliches Projekt, um die Studienlage zu erweitern, sondern gibt Betroffenen ganz konkrete Hilfestellung. Fragebogen liefert Daten für Betroffene und Ärzteschaft Über einen Fragebogen mit knapp 200 Fragen wird zur Erstellung eines Health-Compass die Symptomatik klar eingegrenzt. Ob Long Covid, Post Vac oder Chronisches Erschöpfungssyndrom:  Der Bogen liefert im ersten Schritt der Ärzteschaft wertvolle Daten zur schnelleren Diagnostik. Unter anderem wird gezielt zur Corona-Erkrankung oder nach medizinischen Vorerkrankungen gefragt. Gleichzeitig aber gibt der Health-Compass den Betroffenen wichtige Therapie-Tools mit an die Hand, die helfen, mit den Einschränkungen besser umzugehen und den Alltag besser zu meistern. Das Pacing-Tagebuch Das Pacing-Tagebuch hat sich als ein sehr gutes Therapiewerkzeug erwiesen. Zwar ist die Pacing-Methode als Therapiewerkzeug bekannt, eine wirklich strukturierte Vorlage hat es bislang noch nicht gegeben. In klar strukturierter Form und zeitlich gegliedert kann der Betroffene in diesem Tagebuch Einträge vornehmen, die seinem Energiehaushalt entsprechen und ihn nicht überfordern. So wird die Gefahr eines Ausfalls – Crashs - bedeutend geschmälert. Außerdem stehen auf der Plattform www.health4future.com Meditationen, Yoga-Videos zur körperlichen Reaktivierung oder Hintergrund-Informationen zu Behandlungsmethoden, etwa der Schlafhygiene, bereit. Diese Angebote sind kostenfrei, für den Health-Compass oder das Tagebuch etwa wird eine Bearbeitungsgebühr erhoben.    „Wir wissen nicht, was wir nicht wissen, darum ist die offene und vertrauensvolle Erhebung umfangreicher Daten so wichtig für neue Erkenntnisse und den Umgang mit den neuen Erkrankungen. Wir möchten bei der Genesung helfen“, so Dr. Poetis über ihr Engagement und das Projekt. Dr. Philomena Poetis ist Gründerin und Geschäftsführerin von Health4Future und erarbeitet im Familienunternehmen digitale medizinische Projekte. Sie ist Wissenschaftlerin und promoviert an der LMU   Folge direkt herunterladen Hast du einen Themenwunsch? Wen würdest du gern hören im Podcast? Was beschäftigt dich gerade besonders? Schreib uns an podcast@junfermann.de Wir freuen uns auf dein Feedback! Marion und Saskia vom Podcast-Team

    27 min
  6. Apropos ... Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz!

    JUL 17

    Apropos ... Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz!

    Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Sie zu erhalten ist ein wichtiges Gut und Aufgabe von Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen. Wer da im verstärkten Maß eine Diskrepanz zwischen seiner Liebe zum Beruf und realen Bedingungen erlebt, kann psychosomatische Folgen davontragen. Sven Steffes-Holländer ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Gutachter für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz und erläutert das komplexe Zusammenspiel von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen für eine wohlwollende Unternehmenskultur. Benefits und digitale Resilienz Sven Steffes-Holländer motiviert zu mehr Mut, Flexibilität und Selbstvertrauen und plädiert für einen konstruktiven und offenen Dialog auf Augenhöhe. Im Gespräch geht es um Stressmanagement und Resilienztraining, darum, wie man Anzeichen von Stress und Belastung erkennen und entgegenwirken kann. Es geht um digitale Resilienz, Geschwistergerechtigkeit, Körper- und Kreativtherapie, den E-Mail-Knigge, um Großraumbüros und das Tanzen mit Kollegen.  Mehr Selbstmitgefühl und geschulter Blick der Führungskräfte Arbeitgeber:innen müssen sich aufgrund des demografischen Wandels im Bereich der mentalen Gesundheit aufstellen – mit niederschwelligen psychotherapeutischen Angeboten, Beratungs- oder Coachingkontingenten, sagt Steffes Holländer,. „Grünpflanze und Obstkorb reichen da nicht mehr aus.“ Benefits wie Massagen und Meditations- und Sportangebote sind das eine. Das andere ist der Blick auf das eigene Selbstmitgefühl. Was tut mir gut, was brauche ich? Da ist der innere Kampf gegen kritische Instanzen, gegen Perfektionismus und hohe Ansprüche gefragt, der Blick auf das eigene Potential, aber auch der achtsame Blick der Führungskräfte. Manche Mitarbeiter:innen sehen keine Notwendigkeit in Pausen: Aufgabe von Führungskräften ist es, Ressourcen des Einzelnen mit einzubeziehen sowie Aufgaben transparent, gerecht und nachvollziehbar zu verteilen. Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden „Frei nach dem Zitat von Mark Twain `Gib' jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden` liegt es in unserer Macht, Veränderungen herbeizuführen und das Leben aktiv zu gestalten“, motiviert Steffes Holländer. Der Arbeitsmarkt gebe diese Möglichleiten her. Wem es trotz seines Bedürfnisses nicht gelingt, eine neue Tür aufzustoßen, dem bieten sich Unterstützungsangebote. Sven Steffes Holländer ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Chefarzt der Klinik Heiligenfeld in Berlin und als Gutachter, Fachberater und Lehrbeauftragter für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz  Folge direkt herunterladen Hast du einen Themenwunsch? Wen würdest du gern hören im Podcast? Was beschäftigt dich gerade besonders? Schreib uns an podcast@junfermann.de Wir freuen uns auf dein Feedback! Marion und Saskia vom Podcast-Team

    51 min
  7. Apropos ... verletzte Kinderseelen!

    JUL 3

    Apropos ... verletzte Kinderseelen!

    Wenn Kinder etwas Schlimmes erfahren, den Tod eines lieben Menschen, einen Unfall oder sogar sexuelle Gewalt, dann kann das die Seele stark belasten und sogar im späteren Verlauf des Lebens zu psychischen Erkrankungen führen. Je früher ein Trauma bei einem Kind oder Jugendlichen erkannt wird, desto besser greift die Therapie, weiß Traumatherapeut Dr. Patrick Fornaro. Modelle und Methoden der Traumatherapie Traumatische Erfahrungen tauchen häufiger auf als man denkt. Laut einer Schweizer Studie haben 50 Prozent aller unter 18-Jährigen ein traumatisches Erlebnis gehabt. Wobei viele Kinder eine Resilienz entwickeln und nicht darunter leiden, sagt Dr. Fornaro, der sowohl Symptome aufzeigt, die erkennen lassen, ob das Kind unter einem Trauma leidet, als auch Methoden und Modelle, die in der Therapie erfolgreich angewendet werden. Das Gehirn neu ordnen und einen Anker in der Gegenwart schaffen Eine wichtige Rolle im Verarbeitungs- und Veränderungsprozess des Gehirns spielen Bilder. Sie helfen dabei dem Kind zu erklären, was mit ihm los ist. Hilfreich etwa ist das Bild des unaufgeräumten Kleiderschranks, der neu geordnet wird, so Fornaro. Es gilt, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zu holen, ihm einen Anker in der Gegenwart zu schaffen. In der Konfrontation mit dem Erlebten sollen sie erfahren, dass sie in einem geschützten Raum mit einer vertrauten Person darüber sprechen können. „Das Trauma, die Gefahr ist vorbei. Das Alarmsystem darf sich beruhigen“, nennt Dr. Patrick Fornaro Therapiemöglichkeiten und Anlaufstellen. Unterversorgung der psychologischen Versorgung Gleichzeitig zeichnet der Traumaexperte ein klares Bild der Unterversorgung der psychologischen Versorgung von traumatisierten Kindern und Jugendlichen in Deutschland auf. Zwei Jahre Wartezeit stünden angesichts sensibler Entwicklungsphasen einer hilfreichen Therapie gegenüber.  Leider werde die Traumatherapie auch in der Ausbildung nicht hinreichend berücksichtigt. *** Dr. Patrick Fornaro ist Diplom-Psychologe und Traumatherapeut, Dozent und Supervisor in der Weiterbildung von Therapeuten, Coaches und Fachkräften. Er arbeitet in einer Klinik für Traumatherapie in der Nähe von München.  Buchtipp: Dr. Patrick Fornaro, Nicole Szesny-Mahlau und Johanna Unterhitzenberger: Traumatherapie mit Kindern und Jugendlichen. Eine Orientierungshilfe für die Behandlung der komplexen PTBS. Junfermann-Verlag 2024 Folge direkt herunterladen Hast du einen Themenwunsch? Wen würdest du gern hören im Podcast? Was beschäftigt dich gerade besonders? Schreib uns an podcast@junfermann.de Wir freuen uns auf dein Feedback! Marion und Saskia vom Podcast-Team

    44 min
  8. Apropos ... Pacing bei Erschöpfung! – Was ist das eigentlich?

    JUN 12

    Apropos ... Pacing bei Erschöpfung! – Was ist das eigentlich?

    Mit den Covid-Jahren, Long-Covid und Post-Vac ist das Chronische Erschöpfungssyndrom, auch „Chronisches Fatigue-Syndrom" genannt stärker ins Bewusstsein gerückt. Zwei, die darunter leiden sind Andrea Brackmann und Katharina Jänicke. Bei ihnen ist nicht Corona, sondern eine lang zurückliegende Infektion Grund dafür, dass sie ihren Alltag nur stark eingeschränkt bewältigen können. Beide haben die Pacing-Methode für sich entdeckt, die es zwar schon länger gibt, aber im Zusammenhang mit Corona mit guten Erfolgen angewandt wird. Über chronische Erschöpfungszustände Andrea Brackmann und Katharina Jänicke berichten aus der Perspektive der eigenen Betroffenheit heraus und geben gleichzeitig Hilfestellung. Sie erzählen von ihren Symptomen, von niederschmetternden, aber auch 100aufhellenden Phasen ihres eher „unsichtbaren“  Chronischen Erschöpfungssyndroms (ME/CFS), deren Ursachen Corona, aber auch eine Influenza oder das Pfeiffersche Drüsenfieber sein können. Bis zur Diagnose kann es lange dauern. Heilbar ist das ME/CFS nicht, man kann aber die Symptome lindern.  Long-Covid und das ME/CFS sind sich in ihren Symptomen ähnlich. Zu ihnen zählen Geruchsirritationen, Verwirrtheit, Brain-Fog oder Entkräftung. Energielos und komplett ans Bett gefesselt zu sein, weil der Körper bereits mit alltäglichen Aufgaben überfordert ist: davon erzählen die beiden genauso, wie davon, zu lernen, mit Energien zu haushalten. Wie Pacing helfen kann Die Pacing-Methode, die bislang nur in wenigen Fatigue-Kliniken oder auch Psychotherapie-Praxen angewandt wird, setzt auf Selbstbeobachtung und Selbstwahrnehmung. Ziel ist, zunächst in sich hineinzuhorchen, um dann mit spezifischen Strategien sich selbst zu steuern und den Tag so zu strukturieren, ohne sich zu überfordern. Dazu gehören den Puls zu beobachten, mehr Pausen einzulegen oder Aktivitäten zu verändern wie beim Zubereiten von Mahlzeiten den Stuhl zu benutzen, statt zu stehen.  *** Katharina Jänicke hat einen Master in Clinical Casework und verfügt über umfassende Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der klinischen Sozialarbeit. Andrea Brackmann ist Psychologin und Verhaltenstherapeutin. Gemeinsam haben sie ein Buch über die Pacing-Methode geschrieben.  Buchtipp: Andrea Brackmann, Katharina Jänicke: „Long Covid und Chronisches Erschöpfungssyndrom lindern“, Klett Cotta-Verlag 2024 Folge direkt herunterladen Hast du einen Themenwunsch? Wen würdest du gern hören im Podcast? Was beschäftigt dich gerade besonders? Schreib uns an podcast@junfermann.de Wir freuen uns auf dein Feedback! Marion und Saskia vom Podcast-Team

    43 min

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Immer alles 1000-prozentig machen? Warum habe ich immer was an mir herumzumäkeln? Müsste ich nicht einfach mal genießen? Glücklich sein? Ich bin wie ich bin! Oder doch besser flüchten? Und wohin dann? … Wovor habe ich eigentlich Angst? Antworten auf diese und andere Fragen gibt es in Gesprächen mit Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen und Coaches. Du erfährst aus erster Hand Tricks für ein einfacheres Leben, erhältst überraschende Einblicke in persönliche Erfahrungen und Entwicklungen und lernst eine ganze Menge darüber, wie wir manchmal ticken und warum. Alle zwei Wochen mittwochs neu.

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