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Musik unserer Zeit Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
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- Musik
Musik unserer Zeit bringt die Gegenwart und Zukunft ins Haus mit zeitgenössischer klassischer Musik, mit elektronischen, experimentellen und improvisierten Klängen.
Wir porträtieren Komponistinnen und Interpreten, spüren Trends auf, zeigen was aktuelle Musik alles sein kann und diskutieren am runden Tisch über aktuelle Neuerscheinungen.
Leitung: Theresa Beyer
Redaktion: Florence Baeriswyl, Annelis Berger, Florian Hauser (Fachführung), Benjamin Herzog, Roman Hošek, Luca Koch, Annina Salis, Elisabeth von Kalnein, Gabrielle Weber, Moritz Weber
Kontakt: info@srf2kultur.ch
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Bryce Dessner schafft den Spagat zwischen Klassik und Rock
An einem Tag orchestriert er einen Song für Taylor Swift, am nächsten komponiert er ein Orchesterstück. Für den früheren US-Präsidenten Barack Obama hat er den Wahlkampfsong komponiert, «Fake Empire», und diese Saison ist er Creative Chair beim Tonhalle-Orchester Zürich.
Der Gitarrist und Komponist Bryce Dessner und seine Band «The National» wären sehr angetan, wenn auch Joe Biden einen ihrer Hits für seinen Wahlkampf wählen würde. Beispielsweise «Mr. November» - «damit Biden im November gewinnt», sagt der US-Amerikaner im Gespräch.
Ausserdem erzählt er von seinen musikalischen Wurzeln, die ganz klar in der Klassik liegen: Zuerst spielte er Flöte und wechselte dann zur klassischen Gitarre. Die Musik von J. S. Bach gehört(e) zu seinen Favoriten, sowie spanische oder Renaissance-Musik.
«Meine Orchestermusik ist wie eine reine Version von mir», hält der Rockstar Dessner denn auch unumwunden fest. Seine Stücke sind geprägt von minimalistischen Elementen und von orchestralem Klangfarbenreichtum.
Seine Zusammenarbeit mit den Pianistinnen Katia und Marielle Labèque ist ein weiterer Ausdruck seiner Vielseitigkeit: Für sie hat er bereits ein Doppelkonzert komponiert und er spielt mit ihnen zusammen im unkonvetionellen und aussergewöhnlich besetzten Ensemble «Dream House Quartet» - Klavierduo mit zwei E-Gitarren. -
Turnen am Turntable – Der Plattenspieler als Instrument
Beatjuggling, Scratching und Beatmatching sind keine Sportarten, sondern musikalische Techniken. Herausgebildet haben sie sich in der HipHop-Kultur, wo Turntablism als eigene Kunstform. Auch John Cage und Pierre Schaeffer experimentierten bereits mit dem Schallplattenspieler.
Heute schleusen Künstler*innen den Turntable in orchestrale Kompositionen und auf Impro-Bühnen ein, oder präparieren ihn wie einst das Klavier. In den letzten Jahren hat sich die Praxis digitalisiert: Controller-Platten, DJ-Software und der CDJ-Player erweitern den Werkzeugkasten.
Uebernahme vom SWR. -
Klaus Lang und die Klänge, die wie Federn sind
Der österreichische Komponist Klaus Lang liebt schöne Widersprüche: Der Klang wird präzisier, wenn man ihn nicht genau definiert. Oder: Je mehr es um so etwas schwer Fassbares wie Gefühle geht, desto strenger die Struktur, beziehungsweise umgekehrt.
Und überhaupt: Mal Musik hören, ohne immer an Struktur zu denken (und ebenso Musik auch schreiben). Das sind die Anliegen und waren die Themen im Gespräch mit diesem reflektierten Komponisten. Ein Gespräch anlässlich des Interfinity-Festivals, das im März in Basel stattgefunden hat. Und eine Überraschung hatte der Komponist, Organist (und Harmonium-Spieler) Klaus Lang zum Schluss des Gesprächs auch noch parat. -
Archivperle: Bruno Amstad
Seit er das erste Mal auf hiesigen Bühnen auftauchte, hat das Staunen über seine Fähigkeiten nicht aufgehört: Bruno Amstad schien mit seiner Stimme alles anstellen zu können.
Ob das nun abgrundtiefe Töne oder Falsett sei, Obertongesang oder Sprechimprovisation, Jazz, Rock, Folkloristisches oder irgendetwas im weiten Feld dazwischen, Amstad machte es. Und als Loop-Künstler, der mit seinem Gerät Klänge und Grooves aufschichtete, war er international unerreicht.
Im Januar 2024 start Bruno Amstad unerwartet. Wir bringen zu seinem Gedenken diese Archivperle vom Juli 2010. -
Wie etabliert sich Neue Musik?
Welche Musik hören wir immer wieder, welche spielen wir immer wieder? Und welche nicht? Wann, wie und warum wird ein Werk zu gängigem Repertoire und Teil des Kanons?
Zuallererst braucht ein neues Werk enthusiastische Interpret:innen, welche es spielen, es bekannt machen, sich dafür einsetzen und es so zum Leben erwecken und am Leben erhalten. Es muss aber auch den Weg zum Publikum finden, dieses unmittelbar ansprechen, bewegen oder ergreifen.
Ein innovativer kompositorischer Ansatz oder ein technische Neuerung kann zum Erfolg verhelfen, wie auch eine knackige Story oder ein originelles Programm. Und schliesslich müssen auch Veranstalter, Opernhäuser und weitere Ensembles auf den Erfolgszug aufspringen, um ein Stück schliesslich nachhaltig im Kanon zu etablieren.
Moritz Weber spricht darüber mit dem Musikwissenschaftler, Musikjournalisten und Kurator Thomas Meyer und mit dem Mondrian Ensemble: Ivana Pristašová Zaugg, Petra Ackermann und Karolina Öhman.
Erwähnte Werke:
- Olivier Messiaen: Turangalîla-Sinfonie (1949)
- Pierre Boulez: Répons. Für Soloinstrumente, Ensemble und Live-Elektronik (1981)
- Sofia Gubaidulina: Streichtrio (1988)
- George Benjamin: Written on Skin (2012)
- Éliane Radigue: Occam Delta VIII. Für Fagott, Tuba, Cello und Harfe (2015) -
Klassiker der Moderne: Benjamin Brittens Serenade op. 31
Benjamin Britten hatte ein Flair für Stimmen, insbesondere für das Tenortimbre. Sein Lebenspartner, der Tenor Peter Pears, kam so zu vielen neuen Werken, die er uraufführen konnte, vor allem natürlich Brittens Opern.
Weniger bekannt sind andere Werke, die Britten für Tenor komponierte, zum Beispiel «Les Illuminations» (für Stimme und Streicher) oder die Serenade opus 31 für Tenor, Horn und Streicher. Letzteres zeigt, dass Britten auch literarisch sehr gebildet war, sind doch die Gedichte, die dem Werk zugrunde liegen, äusserst raffiniert zusammengestellt. Die Serenade ist aber vor allem brilliant komponiert. Die elegante Instrumentierung, die Behandlung des Naturhorns, die Führung der Tenorstimme – grossartig. Und immer schwingt viel Geheimnisvolles mit, Britten löst nicht auf, er lässt die grossen Fragen des Lebens in der Schwebe.
Annelis Berger versucht zusammen mit dem Musikjournalisten Michael Struck-Schloen, Brittens Serenade Opus 31 in allen Facetten zu beleuchten.