
8 episodes

Justice, Baby! Stiftung Forum Recht, Moderation: Kathrin Schön
-
- Society & Culture
Was ist gerecht? Eigentlich eine simple Frage. Aber die Vorstellungen von dem, was gerecht ist, sind so persönlich und verschieden wie das, was wir als ungerecht empfinden. In „Justice, Baby!“, dem Podcast zu Recht und Gerechtigkeit, spricht Kathrin Schön von der Stiftung Forum Recht in dreizehn Folgen mit unterschiedlichen Gästen über Recht und Gerechtigkeit und zeigt, wie Recht unseren Alltag prägt, wie es sich verändert und wie auch wir Recht gestalten können. Los geht‘s mit „Justice, Baby!“ ̶ neue Folgen überall dort, wo es Podcasts gibt.
-
#07 Grenze: Wie bestimmt ein Reisepass unsere Menschenrechte?
Deutschland ist ein Einwanderungsland – aber: ohne Einwanderungsgesetz. Hier regelt das Aufenthaltsrecht wer unter welchen Bedingungen in Deutschland leben und arbeiten darf. Die Staatsbürgerschaft spielt bei dieser Entscheidung eine wichtige Rolle.
Dass mit manchen Staatsbürgerschaften mehr Privilegien verbunden sind – zum Beispiel bei der Freizügigkeit – das bildet der jährlich veröffentlichte Henley-Passport-Index ab. Er zeigt, welche Reisepässe weltweit die meisten Türen – bzw. Grenzen öffnen und macht klar: Die Frage der Herkunft bestimmt und begrenzt das mögliche Ziel. Aber ist das gerecht?
https://www.henleyglobal.com/passport-index/ranking
In dieser Folge von „Justice, Baby!“ zu Grenze und Gerechtigkeit spricht Podcast-Host Kathrin Schön mit der Karlsruher Rechtsanwältin Caroline Schäfer darüber, wie komplex Asyl- und Zuwanderungsverfahren in Deutschland sind und wie man eigentlich einen deutschen Pass bekommt. Unsere zweite Gesprächspartnerin ist Dr. Dana Schmalz. Sie forscht am Max-Planck-Institut für ausländisches Öffentliches Recht zu Flüchtlings- und Migrationsrecht und meint: Migration in Europa sollte nicht verboten, sondern gestaltet werden.Wer mehr über Einwanderungsgeschichten in Deutschland erfahren will, dem empfehlen wir die Doku „Gleis 11“ in der Mediathek der Bundeszentrale für Politische Bildung: https://www.bpb.de/mediathek/video/506674/gleis-11/
Wie Menschen ihre Migrationsbiografie in Deutschland heute reflektieren, könnt ihr in dem Sammelband von Alice Bota, Khuê Pham und Özlem Topçu „Wir neuen Deutschen – Wer wir sind, was wir wollen“ nachlesen: https://www.rowohlt.de/buch/alice-bota-khue-pham-wir-neuen-deutschen-9783644022119 -
#6 Geschlecht: Sind Männer das Maß aller Dinge?
Ob bei Crashtest-Dummies, dem Design von Autos und Bürostühlen oder dem Testen von Medikamenten: In vielen Bereichen unseres Alltags sind Männer das Maß aller Dinge. One Size fits all? Von wegen! Wie passt das mit dem Gleichheitsprinzip des Grundgesetzes zusammen?
Darüber spricht Podcast-Host Kathrin Schön mit Rebekka Endler, der Autorin von „Das Patriarchat der Dinge“ (https://www.dumont-buchverlag.de/buch/endler-das-patriarchat-9783832181369/) und mit Selma Gather und Dana Valentiner den Podcast-Hosts von Justitias Töchter: https://www.djb.de/veroeffentlichungen/podcast-justitias-toechter
Wie sorgen Gesetze für mehr Geschlechtergerechtigkeit und was heißt Geschlechtergerechtigkeit überhaupt? Ein historisches Beispiel, das mit einer Hutnadel zu tun hat, stellt Redakteurin Andrea Wojtkowiak vor. Wie geschlechtergerechte Sprache wirkt, hat uns Sara Köser erzählt. Die Studie zur kindlichen Wahrnehmung von Berufen, auf die sich bezieht, findet ihr hier: https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2015/fup_15_223-einfluss-geschlechtergerechte-sprache/index.html
Das Gutachten zu geschlechterinklusiven Formulierungen in der Amtssprache von Prof. Dr. Ulrike Lembke findet ihr hier: https://www.rewi.hu-berlin.de/de/lf/ls/lbk/gutachten-genderstar-amtssprache_lembke_dezember2021.pdf
Ihr wollt mehr über Geschlecht und Gerechtigkeit wissen?
Wir empfehlen Euch zum Weiterlesen den Artikel „Ganz schön ungemütlich: Feministische Rechtswissenschaft zum Selberlesen“ von Prof. Dr. Nora Markard https://www.juridikum.at/fileadmin/user_upload/ausgaben/juridikum_2-2012.pdf und haben hier noch ein paar Leseempfehlungen für Euch:
- "Was Männer kosten" von Boris von Heesen: https://antifeminismus-begegnen.de/de/2022/06/09/durch-antifeminismus-entstehen-enorme-kosten
- "Unsichtbare Frauen" von Caroline Criado Perez: https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Unsichtbare-Frauen/Caroline-Criado-Perez/btb/e561586.rhd
- "Equal Pay Now" von Birte Meyer: https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/EQUAL-PAY-NOW/Birte-Meier/Goldmann/e613257.rhd
-
#5 Sport: Sorgen Regeln für mehr Fairplay?
In Folge fünf geht es um Fairplay, Regeln und Gerechtigkeit im Sport. Sport kann empowern, macht Spaß und stiftet Gemeinschaft. Genau deswegen spielen Teamsportarten nicht nur in unserer Freizeit, sondern auch im Strafvollzug und bei der Resozialisierung eine wichtige Rolle. Darüber haben wir auch schon mit Melanie Wegel in Folge 2 von „Justice, Baby!“ gesprochen: https://bit.ly/41fTpE8
Welche soziale Kraft Sport entfalten kann und was der Zugang zu Sport mit Gerechtigkeit und Menschenrechten zu tun hat schildert Tugba Tekkal im Gespräch über ihre eigene Karriere als Profifußballerin und ihre Hilfsorganisation hawar.help. Wir sprechen einerseits darüber, wie zugänglich manche Sportarten grade für junge Mädchen sind aber auch ob es im Profisport mit rechten Dingen zugeht, etwa bei der Bezahlung von weiblichen und männlichen Spieler:innen, und wie sich Sportfans engagieren können
In „»Tor zur Freiheit« erzählt Tugba Tekkal ihre Lebensgeschichte von der Kindheit bis zur Profifußballerin.
Tor zur Freiheit. Buch von Tuğba Tekkal (Elisabeth Sandmann Verlag) (suhrkamp.de)
Mehr über sie und die Projekte ihrer Hilfsorganisation hawar.help findet ihr hier: https://www.hawar.help/de/projekt/scoring-girls/scoring-girls-bildung/
Dass das Sportrecht nicht alles im Sport regeln kann, erklärt Martin Nolte. Er ist Professor für Sportrecht an der Deutschen Sporthochschule Köln und forscht zu Spielregeln und Chancengleichheit bei (inter-) nationaler Sportarten: https://www.dshs-koeln.de/institut-fuer-sportrecht/
Das ist spannend und kontrovers, denn in den letzten Jahren haben unter anderem Transmenschen, paralympische Sportler:innen und Diskriminierungsfälle immer wieder neue Lösungen durch das Sportrecht eingefordert. Wie also sorgt das Recht im Sport für mehr Gerechtigkeit? -
#4 Klima: Welche Rechte hat die Natur?
Darf man den Umwelt- und Klimaschutz auf Kosten kommender Generationen auf die lange Bank schieben? Darauf fand das Bundesverfassungsgericht im Frühjahr 2021 eine klare Antwort: Nein. Und begründete das mit den Freiheitsrechten jüngerer Generationen. https://verfassungsblog.de/ein-grundrecht-auf-generationengerechtigkeit/
In dieser Folge geht es um den rechtlichen Status von Naturschutz in Deutschland, Klimagerechtigkeit und Artikel 20a des Grundgesetzes. Umwelt- und Naturschutz sind im Grundgesetz sogenannte Staatsziele. Das heißt, der Staat versucht diese Ziele mit einer wirksamen Strategie umzusetzen. Die Rechte der Natur sind aber nicht einklagbar. Denn: Sie hat keine.
Genau das stellen Jurist:innen aus dem globalen Süden in Frage. Die Diskussion darüber, ob Flüsse, Quellen, oder ganze Landstriche einklagbare subjektive Rechte haben sollten, ist in vollem Gange – und inzwischen auch in Europa angekommen. Das Mar Menor, eine kleine Lagune an der Mittelmeerküste in Spanien, hat im Herbst 2022 eigene einklagbare Rechte erhalten: https://www.arte.tv/de/videos/112127-000-A/spanien-erstes-europaeisches-land-das-der-natur-rechte-einraeumt/
Wie geht effektiver Klima- und Umweltschutz? Und welche Rechte braucht die Natur?
Darüber spricht Programmleitung Kathrin Schön mit Dr. Volker Stelzer (https://www.itas.kit.edu/kollegium_stelzer_volker.php), Dr. Greta Reeh und Dr. Kate MacKenzie (https://www.ikem.de/). Kate hat dazu einen eigenen hörenswerten Klima-Recht-Podcast zu dem es hier lang geht: https://climatediscourse.buzzsprout.com/
Wollt ihr mehr über die rechtliche Seite des Klimaschutzes wissen?
In dem Buch „Welche Rechte braucht die Natur – Wege aus dem Artensterben“ herausgegeben von Tanja Busse und Frank Adloff diskutieren Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen welche Auswirkungen Naturrechte haben könnten. Ein guter Einstieg ins Thema: https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/514272/welche-rechte-braucht-die-natur/
Empfehlenswert und bewegend ist auch die Doku „Invisible Hand“ von Joshua B. Pribanic und Melissa A. Troutman, die wir in unserer Filmreihe mit der Kinemathek Karlsruhe zeigen: https://stiftung-forum-recht.de/calendar/film-und-gespraechsreihe-recht-und-gerechtigkeit-invisible-hand/
Den Vortrag von Greta Thunberg in Davos, den wir zu Beginn dieser Folge zitieren findet ihr zum Nachhören übrigens hier: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Greta_Thunberg-_Our_House_Is_On_Fire.webm?uselang=de -
#3 Rache: Süßer als Gerechtigkeit
In Deutschland besitzt der Staat das Gewaltmonopol. Das heißt, dass Selbstjustiz für erlebtes Unrecht gesetzlich verboten ist. Trotzdem sind Rachefantasien und -handlungen in unserer Popkultur und unserem Alltag omnipräsent. Aber wie entsteht der Wunsch nach Rache? Wie unterscheidet er sich von Gerechtigkeit? Und wie geht die Justiz in Deutschland eigentlich mit Rache um? Ist Rache immer ein niedriger Beweggrund, oder führt sie je nach Blickwinkel auch zu Verständnis für eine Tat - und einem milderen Urteil? Darüber spricht Kathrin Schön in dieser Folge mit Manfred Schmitt und Frank Bräutigam.
Manfred Schmitt ist Professor im Ruhestand (RTPU) und Experte im Bereich der Gerechtigkeitsforschung. https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Schmitt_(Psychologe) Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Moral. In einem seiner Projekte hat er herausgefunden, was Menschen für die Ungerechtigkeit anderer sensibilisiert und wie sie damit umgehen: https://www.uni-landau.de/schmittmanfred/forschung/sbi/index.html
Frank Bräutigam ist Rechtsexperte und leitet die ARD-Rechtsredaktion in Karlsruhe. Er berichtet mit seinem Team über die Gerichtsurteile der hohen Gerichte in Deutschland, Luxemburg oder Straßburg. Mit Kathrin spricht er über Selbstjustiz, niedrige Beweggründe und mildernde Umstände und erklärt, warum es gut ist, dass Gefühle bei der Urteilsfindung vor Gericht keine Rolle spielen.
Wer keine wichtigen Gerichtsentscheidungen mehr verpassen will, kann in den Podcast der ARD-Rechtsredaktion reinhören https://www.swr.de/justizreporterinnen/justizreporterinnen-podcast-100.html
Außerdem geht es in der Folge um den Ludwigshafener Tatort „Lenas Tante“ https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/videos/lenas-tante-video-102.html und um Menschen, die aus Rache ein legales Business gemacht haben.
Zum Thema Rache gibt es zahlreiche Bücher und Filme. Hier eine kleine Auswahl.
Buch: Wer mehr über die dunkle Seite der Gerechtigkeit lesen möchte, dem empfehlen wir das Buch von Reinhard Helle: Rache - Gefangen zwischen Macht und Ohnmacht https://neukirchener-verlage.de/catalog/product/view/_ignore_category/1/id/1926636/s/rache-9783711002341/ und von Fabian Bernhard: Rache - Über einen blinden Fleck in der Moderne https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/rache.html
Audio: Wer den Fall von Marianne Bachmeier nicht kennt, kann sich hier über das Audiofeature beim NDR informieren: Der Fall Marianne Bachmeier: Selbstjustiz einer Mutter | NDR.de - Geschichte - Chronologie
Film: Besonders klug und vielschichtig wird das Thema Rache in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ von Martin McDonagh (2017) verhandelt.
Was macht Pop-Kultur mit unserer Vorstellung von Gerechtigkeit?
Am 26. April zeigen wir zusammen mit der Kinemathek Karlsruhe in unserer Filmreihe den Film Invisible Hand und sprechen im Anschluss mit dem Journalist Wolfgang Janisch von der Süddeutschen Zeitung über Klimaschutz und die Rechte der Natur: https://stiftung-forum-recht.de/calendar/film-und-gespraechsreihe-recht-und-gerechtigkeit-invisible-hand/ -
#2 Strafe: Was bringt das Gefängnis?
Das Strafgesetzbuch regelt, wie hart Menschen, die gegen das Gesetz verstoßen, bestraft werden sollten. Wir schauen uns in dieser Folge an, was genau da drin steht und warum wir überhaupt strafen.
Zu Gast ist der Kriminologe und Jurist Tobias Singelnstein. Er forscht zu Kriminalpolitik und Strafrecht und weiß, welchen Zweck und welche Folgen Strafen haben. Und wie sich Strafen im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Danach nimmt die Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin Melanie Wegel eine andere Perspektive ein. Sie erklärt, wie Gefängnisinsassen Strafen wahrnehmen, ob diese wirklich eine abschreckende Wirkung haben und was es braucht, damit man bei seiner Strafe echte Reue empfindet.
Außerdem wird der Täter-Opfer-Ausgleich vorgestellt, ein Projekt des Bundesjustizministeriums, das beide Seiten an einen Tisch bringen soll, um den Rechtsfrieden wiederherzustellen: https://www.bmj.de/SharedDocs/Downloads/DE/Service/Statistiken/Download/TOA_2019-2020.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Zum Thema Strafen gibt es zahlreiche Bücher und Filme. Der Jurist und Journalist Ronen Steinke belegt mit aktuellen Zahlen und Fällen, dass vor dem Gesetzt nicht alle Angeklagten gleich behandelt werden.
Ronen Steinke: Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich: https://www.piper.de/buecher/vor-dem-gesetz-sind-nicht-alle-gleich-isbn-978-3-8270-1415-3
Ihr wollt wissen wo die strengsten Richter und Richterinnen in Deutschland sitzen? Das hat Volker Grundies erforscht: Regionale Unterschiede in der gerichtlichen Sanktionspraxis in der Bundesrepublik Deutschland. Eine empirische Analyse, in: D. Hermann, A. Pöge (Hgg.): Kriminalsoziologie. Handbuch für Wissenschaft und Praxis, Baden-Baden 2018, S. 295-316.
Auch der Jurist Ferdinand von Schirach hat sich in einem Erzählband dem Thema Strafe gewidmet und 12 bewegende Geschichten gesammelt: https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Strafe/Ferdinand-von-Schirach/Luchterhand-Literaturverlag/e510961.rhd
Ein paar Infos zu Projekten der Politik zum Abschluss? Könnt ihr haben!
Hier findet Ihr einen Artikel zur geplanten Reform der Ersatzfreiheitsstrafe durch Justizminister Marco Buschmann Justizminister Buschmann will Ersatzfreiheitsstrafe verkürzen - Politik - SZ.de (sueddeutsche.de) )
Ihr wollt wissen, wie ein Gesetz entsteht? Das wird Euch hier ganz anschaulich erklärt: https://www.bpb.de/mediathek/video/152687/wie-ein-gesetz-entsteht/
Was passiert eigentlich nach der Haft? In diesem Dokumentarfilm werden drei jungen Männer nach ihrer Entlassung aus der Haft begleitet: https://www.bpb.de/mediathek/video/515842/nach-wriezen-ueber-das-leben-nach-der-haft/
Was macht Pop-Kultur mit unserer Vorstellung von Gerechtigkeit? Das klären wir mit der Kinemathek Karlsruhe in einer gemeinsamen Filmreihe.
Am 22. März zeigen wir den großartigen Film Ariaferma (Italien / Schweiz 2021, Regie: Leonardo Di Costanzo) und sprechen im Anschluss mit dem Leiter der JVA Bruchsal über den echten Alltag hinter Gittern. https://stiftung-forum-recht.de/calendar/film-und-gespraechsreihe-recht-und-gerechtigkeit-ariaferma/