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Von Rotlicht bis Blaulicht, von Glamour bis Gosse – jede Woche trifft die MOPO Menschen, die den Hamburger Kiez prägen. Sie nehmen uns mit in ihre Welt, plaudern offen über Persönliches und legendäre Geschichten. Diese Menschen sind es, die den weltweiten Ruf von St. Pauli ausmachen. Herzlich, persönlich, nah dran. Der Podcast erscheint begleitend zur Serie „Kiezmenschen“ in der Wochenendausgabe der Hamburger Morgenpost.

Kiezmenschen Hamburger Morgenpost

    • Society & Culture
    • 5.0 • 1 Rating

Von Rotlicht bis Blaulicht, von Glamour bis Gosse – jede Woche trifft die MOPO Menschen, die den Hamburger Kiez prägen. Sie nehmen uns mit in ihre Welt, plaudern offen über Persönliches und legendäre Geschichten. Diese Menschen sind es, die den weltweiten Ruf von St. Pauli ausmachen. Herzlich, persönlich, nah dran. Der Podcast erscheint begleitend zur Serie „Kiezmenschen“ in der Wochenendausgabe der Hamburger Morgenpost.

    Ulli Koch (65), Putzkraft im „Golden Pudel Club“.

    Ulli Koch (65), Putzkraft im „Golden Pudel Club“.

    Sie nannten ihn „Magnum für Arme“ – damals in Santa Fu. Wegen seiner auffälligen Hawaiihemden und Shorts. Ein korrekter Typ, der sein Wort hielt und immer einen Weg fand, Stoff in die Zelle zu schmuggeln. Heute sitzt da ein hagerer Mann mit grauem Haar und Bart im Putzlicht des „Golden Pudel Club“. Die Augen müde. Die Stimme sanft. Ulli Koch ist 65 Jahre alt und Putzkraft. „Die gute Seele des Pudels“, sagen die Leute. Ein Kiez-Urgestein mit bewegtem Leben. Ulli saß hinter Gittern mit Konrad Kujau, dem Fälscher der „Hitler-Tagebücher“, betrank sich mit Campino und stand für „Tocotronic“ vor der Kamera. Dass er noch lebt, grenzt an ein Wunder. Dreimal wäre er fast gestorben.

    Ulli berichtet von seiner Zeit im Heim und den Jungs, die er später hinter Gittern wiedertraf. Von Zigeunern, die ihn „abrichteten“, Diebestouren im feinen Zwirn und seiner Zeit im Knast. Wie er Drogen in die Zelle schmuggelte, wo er sie versteckte und warum man ihn nie erwischte. Er berichtete von Koks auf Kampnagel, dem Leben in der Hafenstraße, seiner Heroinsucht und den Zusammenbrüchen, die ihn fast das Leben gekostet hätten. Und vor allem erzählt er vom „Pudel“ und seinen Menschen. Wie er Nina Hagen traf, Wodka mit Campino trank und für „Tocotronic“ ein Musikvideo drehte.

    • 1 hr 14 min
    Pfandleiherin Nadja vom Leihaus an der Reeperbahn.

    Pfandleiherin Nadja vom Leihaus an der Reeperbahn.

    Ein stürmischer, nasskalter Tag im Herbst. Im Unterhemd stürmt ein Mann herein. Er schwitzt, der Kopf hochrot. Schwer atmend legt der Herr eine Uhr auf den Tresen. „Alles in Ordnung bei ihnen?“, erkundigt sich Nadja. Der Mann genervt: „Mach mal schnell hier. Ich bin gerade bei der Susi gegenüber. Die ist so geil. Für 50 Euro mehr macht die alles.“ Nadja lacht.
    Eine Situation, die sie nie vergessen wird. Obwohl sie schon so einiges gesehen hat in der Filiale an der Reeperbahn. Die 34-Jährige, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte, ist Pfandleiherin bei „Grüne’s Leihhäuser“. Sie erlebt jeden Tag Menschen in Not. Manche mit kleineren Sorgen, andere, die ihren wertvollsten Besitz verpfänden müssen.

    Nadja berichtet von ihrem zweiten Arbeitstag, der sie schlagartig in die Welt des Kiezes katapultierte. Von Kunden, die täglich kommen, manche sogar mehrfach am Tag. Von höchst speziellem Pfand und dem wertvollsten „atemberaubenden“ Stück, das sie mal annahm. Sie erzählt von der Not ihrer Kunden und den Schicksalen, die sie ganz besonders berührt haben. Und auch von Beschimpfungen und dem einen Mal, als es brenzlig für sie wurde. Die MOPO-Reporter Wiebke Bromberg und Marius Röer trafen die Pfandleiherin in der Filiale von „Grüne’s Leihhäuser“ an der Reeperbahn.

    • 55 min
    Carolin Schultze - Mitinhaberin vom Kult-Imbiss „Lucullus“.

    Carolin Schultze - Mitinhaberin vom Kult-Imbiss „Lucullus“.

    Carolin mag Wurst. Dass sie sie irgendwann über haben könnte – für sie unvorstellbar. Jeden zweiten Tag isst sie eine. Mindestens. „Ich muss ja auch probieren, ob sie noch schmecken.“ Klar, Qualitätskontrolle. Aber nach so vielen Jahren? Da hat man ja vielleicht das Bedürfnis zum Vegetarier zu werden. Carolin reißt die Augen auf. „Ich? Vegetarier?“ Sie lacht eine donnernde, tiefe Lache. „Noch nicht mal vielleicht.“ Carolin Schultze ist die Wurst-Königin vom Kiez. Seit 30 Jahren betreibt sie gemeinsam mit ihrem Bruder den Kult-Imbiss „Lucullus“ an der Reeperbahn/ Ecke Davidstraße.


    Die Wurst-Chefin berichtet von ihrer Kindheit im Wohnwagen, von Krokodil-Ringkämpfen auf Volksfesten, dem Aufwachsen zwischen Ankommen und Aufbrechen. Von 35 Schulen im Jahr und dem Moment, als sie sesshaft wurde. Sie erzählt von prügelnden Gästen, den Schattenseiten des Jobs und einem Promi, den sie mal retten musste. Die MOPO-Reporter Wiebke Bromberg und Marius Röer trafen Carolin Schultze in ihrem kleinen Büro zwischen Wurst-Bude und öffentlicher Toilette.

    • 48 min
    Sarah Kucher und Mario Wiescher

    Sarah Kucher und Mario Wiescher

    Der Kiez ist seit jeher ein Amüsierviertel. Für Sarah ein funktionierendes Ökosystem von leben und leben lassen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Bars, Clubs und Konzerthäuser verschwinden. Stattdessen Dönerbuden, Kioske und Hotels.
    „Gefühlt leichtfertig werden Kulturräume einfach abgeschafft“, sagt Sarah Kucher (40). Gemeinsam mit ihrem Freund Mario Wiescher (45) ist sie Teil des neuen Führungsteams von „Docks“, „Prinzenbar“, „Kaiserkeller“ und „Grosse Freiheit 36“. Die Club-Kenner berichten von St. Pauli im Wandel und Clubs in der Krise. Vom Molotow, das vor dem Aus steht, weil es einem Boutique-Hotel weichen soll. Und den Sternbrücken-Clubs, die raus müssen.

    Sie erzählen von den schönsten Momenten im Musikbusiness, von absurden Wünschen der Künstler und von der „Schwurbel-Affäre“, die sie bis heute verfolgt. Die MOPO-Reporter Wiebke Bromberg und Marius Röer trafen die Club-Kenner in der „Prinzenbar“ auf dem Kiez.

    • 1 hr 12 min
    Fiona, Stripperin aus dem "Pearls"

    Fiona, Stripperin aus dem "Pearls"

    Fiona mag es im Mittelpunkt zu stehen. Sie präsentiert gerne ihren schlanken, tätowierten Körper. Macht Spagat auf den Tischen, räkelt sich kopfüber an der Stange und lässt langsam die Hüllen fallen. Die Frau mit den langen, rot gefärbten Haaren ist Stripperin und Managerin im „Pearls“ auf der Reeperbahn. „Ich liebe meine Arbeit“, sagt die 29-Jährige. Doch es ist auch ein harter Job.
    Offen berichtet die Tänzerin von übergriffigen Gästen, die nahezu jeden Abend in die Schranken gewiesen werden müssen. Von weinenden Kolleginnen und den Sprüchen der Männer. Von ihrem Lieblings-Kostüm und ihrer persönlichen Grenze. Von ihrer Ausbildung im Tierheim, wie ihre Familien zu ihrem Job steht und von dem Tag, als sie ihr linkes Ohr verlor. Die MOPO-Reporter Wiebke Bromberg und Marius Röer trafen die Stripperin im „Pearls“ auf dem Kiez.

    • 48 min
    Götz Barner

    Götz Barner

    Im Takt seines Ganges schwingt der weiße, fast bodenlange Fellmantel die Davidstraße
    entlang. Darunter weißes Hemd, weißer Anzug, weißes Haar. So kennen die Menschen St.
    Paulis „The White Dandy“. Ein Kiez-Original, Lebenskünstler, Freigeist sei er, so sagen die
    Leute. Doch das hört er nicht gerne. „Ich bin kein Objekt. Ich bin einfach nur Götz Barner. Ein Mensch, der seit fast 40 Jahren auf dem Kiez wohnt.“ Dabei könnte sein Leben Bände füllen.

    Götz berichtet von Drogenarien, Sexorgien bei Bhagwan in Indien und revolutionären Bühnenauftritten. Von der Zeit als er noch „Bruder Barner“ war und eine Ausbildung zum Diakon machte. Von den Jahren, in denen er mit Corny Littmann und der schwulen Theatergruppe „Brühwarm“ durch die Lande tourte, das Jugendamt die Ausweise vor der Tür kontrollierte und sie schrill waren „bis zum geht nicht mehr“.

    Er berichtet von seiner Zeit mit Rio Reiser und seinem Haschischbeet hinter dem „Ton-Steine-Scherben“-Haus in Fresenhagen. Von den Jahren, als er Schmuck für große Unternehmen fertigte. Und vom Kiez, „der Leiche, die man pflegt und künstlich beatmet.“ Die MOPO-Reporter Wiebke Bromberg und Marius Röer trafen den „White Dandy“ im „Erotic Art Museum“ auf St. Pauli.

    • 1 hr 2 min

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