Respektlosigkeit gegenüber Maschinen
Während eine nie-endende Erkältung meine Nase und Lunge in Schach hält, hat draußen ein Müllcontainer gebrannt. Nicht unserer, zum Glück, aber nah genug, dass man es riechen und sehen konnte. A pro pos brennende Müllcontainer: da war doch was. Der blaue Müllcontainer brennt Dieser Tage wärme ich mich auf an einem brennenden Twitter-Logo. Wie ungefähr niemand verpasst hat, hat der Sohn eines Edelsteinminenbesitzers aus Südafrika viel zu viel Geld für ein Online-Medium bezahlt und weil er der Typ ist, der er ist, macht er es jetzt mutwillig kaputt. Wer kann es nicht nachfühlen, wenn man aus Versehen bei Kleinanzeigen ein zu teures Fahrrad kauft und aus Ärger es gleich in den nächstbesten SUV lenkt. Jedenfalls macht Laseraugen-Elektroautoverkäufer jetzt Twitter kaputt und die Reaktionen darauf sind mir (mitunter) eine wahre Freude. Bitter ist natürlich, dass ganze Teams in Massen gefeuert werden. Ich denke jedoch, dass die meisten von ihnen mit einem hübschen CV mit prominenter Twitter-Platzierung schon bald wieder einen Job haben. Der Verlust liegt eher bei Twitter, denn ohne Human Rights oder Accessibility Teams wird die Plattform einfach nur schlechter. Und wie man so hört, werden ein paar der per Email gefeuerten mittlerweile angefleht, doch zurückzukommen. Sie würden noch gebraucht. Schön ist, dass die Don't-call-it-a-Twitter-Altervative Alternative Mastodon massiv zulauf erhält. Endlich kann man dort nicht nur männlichen Tech-Nerds zuschauen, wie sie über Mastodon schreiben, sondern auch tatsächlich sowas wie eine diverse Timeline zusammenbauen. Es sind immer noch zu viele Männers und zu wenig andere auf Mastodon, aber das ändert sich gerade. Ich selbst bin auf mastodon.social zu finden, denn bei meinem Wunschsserver chaos.social ist gerade Aufnahme-Stopp. Nur 42 Nerds werden jeden Tag um Mitternacht auf den Server gelassen. Bubble gotta stay bubbly. Witzig sind die ganzen "großen" Twitter-Accounts, die jetzt viele Zeichen darauf verwenden, Mastodon schlecht zu reden. Ganz so, wie Right-Wingers Sozialismus schlecht reden, indem sie Beispiele von Kapitalismus-Versagen aufzählen, zählen Twitter-Influencer Nachteile von Mastodon auf. Meine liebsten: Abhängigkeit von Admins (Willkür bei Account-Bans ist ja bei Twitter gar kein Thema) und schlechte UX (Twitters algorithmische Timeline wird ja weithin für die usability gefeiert). Naja, da sehen halt ein paar Leute ihre Follower-Felle davon schwimmen. Ich sehe darin eine große Chance. Denn fast alle, die heute auf Twitter groß sind, sind es aufgrund ihres Empörcontents – und da gibt es ausnahmsweise tatsächlich mal keinen großen Unterschied zwischen Links und Rechts. Auf Twitter empört man sich über die Regierung, die Bahn, die Zugezogenen, die Asis, die Lehrer:innen, die Schüler:innen, die Eltern, die Nachbarn, die Deutschen, die Nicht-Deutschen, die Wirtschaft, die Linken, die Rechten, einfach alles. Hauptsache, es knallt, die Likes kommen rein und der Algorithmus zählt fleißig Engagement. Das gibt es so (noch) nicht bei Mastodon. Ohne algorithmische Timeline wird einem keine Reply oder "X gefällt Y" reingespült. Das beschneidet Empörreichweite, und das gefällt Dauerempörten weniger, mir aber umso mehr. Deswegen: Reject Twitter, Embrace Mastodon. (Ja, ich weiß, Mastodon ist bei weitem nicht perfekt, die Server sind gerne mal überlastet, die User-Anzahl gering, Diversity ist eher ein Ziel als eine Realität, die Suche ist schlechter, man kann keine Posts planen, der Name ist fürchterlich, und und und. Da kann und wird sich noch viel dran ändern. Zum jetzigen Zeitpunkt geht mir Mastodon auf jeden Fall weniger auf die Nerven als Twitter.) Und sonst so? Oktober, und scheinbar auch November, wurden unsere beschäftigsten Monate des Jahres mit Ansage. Der Kitawechsel des Großen verläuft zwar sehr erfolgreich, jedoch endet die Fremdbetreuung derzeit noch um 12:00 mittags und das lässt einfach nicht viel Zeit für irgendw