Gesellschaftliche Transformation beginnt im Kopf und im Herzen
Sei es die Corona-Pandemie, der Klimawandel oder die soziale Polarisierung: Selten war der Handlungsbedarf für gesellschaftliche Transformation so spürbar wie heute. Nur wie kann der Neuanfang inmitten multipler Krisen gelingen? Wie können wir die transformativen Potenziale unserer Gesellschaft aktivieren? Und warum scheinen so viele der bisherigen Veränderungsvorhaben nicht zu gelingen?
In dieser Folge sprechen wir mit Otto Scharmer, Mitbegründer des Presencing Institute und leitender Dozent am Massachusetts Institute of Technology (MIT), der sich in seiner Arbeit mit den kulturellen, sozialen und organisationsbezogenen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Systemumbau beschäftigt. Mit der “Theorie U” hat Otto Scharmer einen neuen Steuerungsansatz für Veränderungsprozesse entwickelt, welcher in unkonventioneller Weise Lehren der Achtsamkeit mit Change Management und Aktionsforschung verbindet. Besonders bemerkenswert und als Beweis der Neuartigkeit dieses Ansatzes erscheint die linguistische Klaviatur an Wortneuschöpfungen, mit welcher er die erwünschte und erforderliche Kultivierung des Bewusstseins beschreibt.
Zusammenfassung der zentralen Aussagen und Erkenntnisse:
Für Otto Scharmer hat jede Krise zwei Seiten: auf der einen Seite werden alte Muster und Strukturen deutlich, die nicht mehr tragfähig sind. Gleichzeitig zeichnen sich aber auch neue Möglichkeitsräume ab, die wir ergreifen können. Damit wir diese Transformationspotentiale nutzen können, müssen wir neue Wege der Zusammenarbeit und Koordination gehen. Bewegungen wie Flatten-the-Curve, Fridays for Future, oder Black Lives Matter zeigen, dass solche neuen Resonanzräume für kollektives Handeln derzeit im Entstehen und von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der heutigen und zukünftigen Krisen sind.
Einer der zentralen Positionen von Otto Scharmer ist: Der Erfolg von Transformationsprozessen ist abhängig von der inneren Wahrnehmung und Haltung des Individuums. In dem Ausmaß, in dem es uns gelingt, unsere persönliche Aufmerksamkeitsstruktur und ihre Quelle zu sehen, können wir das äußere System verändern. Auf dem Weg zu seinem Ziel des bewusstseinsbasierten, kollektiven Handelns, sieht Otto Scharmer die Verankerung von Achtsamkeit und Ko-Kreation als zentrale Wesenzüge.
Abschließend sprechen wir noch darüber wie diese Kultur der Wandlungsfähigkeit auf gesamtgesellschaftlicher Ebene verankert werden kann. Für Otto Scharmer ist klar: Der Systemwandel wird ohne ein Upgrade der Betriebssysteme unserer Institutionen nicht funktionieren. Die Voraussetzung dafür sieht er in einem Wechsel vom “Ego-System-Bewusstsein”, aus dem die Krisensymptome unserer Zeit entstehen, zu einem “Öko-System-Bewusstsein”.
Vielen Dank geht an
Max Bleß von audioBoutique für die Musik und Andrea Hauer-von Mauschwitz für das Intro!
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Links:
- Otto Scharmer: Bewusstseinsbasiertes kollektives Handeln als neue Superkraft
- Otto Scharmer: Acht Aktuelle Lektionen der Corona-Krise
- Otto Scharmer: Jede Krise beginnt im Kopf
- Otto Scharmer: Der Blinde Fleck der Transformation
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Informationen
- Sendung
- Veröffentlicht1. Oktober 2020 um 04:00 UTC
- Länge1 Std. 6 Min.
- BewertungUnbedenklich