Talks, Tropes und ganz viel Liebe: Ein Besuch beim LYX-Festival in Köln
Am Samstagmorgen bildet sich eine lange Schlange vor dem »Gürzenich« in Köln. Es sind mehrheitlich junge Frauen, die vor der Veranstaltungshalle warten. Der Eingangsbereich ist liebevoll geschmückt. Fast könnte man meinen, dass hier eine Hochzeit stattfinden soll. Doch es geht um Bücher, um Liebesromane. Der LYX-Verlag hat zu seinem ersten Festival eingeladen. Drei Tage lang, vom Freitag bis zum Sonntag (2. bis 4. August 2024) werden die Bücher des Kölner Verlages und seine Autorinnen im Mittelpunkt des Festivals stehen. Es gibt die obligatorischen Signierstunden unter anderem mit den Star-Autorinnen des Verlags wie Mona Kasten oder Sarah Sprinz, für die sich die Besucherinnen erneut geduldig anstellen und zuvor registrieren mussten. Es gibt Bühnendiskussionen, sogenannte Talks, bei denen über das Schreiben der Romane genauso diskutiert wird wie über den Einsatz von Social Media. Und es gibt Workshops, für die man sich in kleineren Runden zusammenfindet. Die Begeisterung für New-Adult-Romane, gerne auch mit etwas Fantasy- oder Suspense-Beimischung, und fürs Lesen, hat die Leserinnen nach Köln geführt. Männer sind selten zu sehen. Wenn, dann begleiten sie oft ihre Freundinnen und tragen die Taschen mit den schweren, dicken Büchern, die man überall erwerben kann. Oder es sind die Begleiter der Autorinnen. Wie kein zweiter Verlag hat es LYX geschafft, dass sich um das Unternehmen, dessen Bücher und Autorinnen eine begeisterte Community gebildet hat. Die Marke »LYX« taucht überall auf, es gibt Goodie-Bags und Merchandising-Artikel mit dem Schriftzug, vom Überzug für den Fahrradsattel bis zum Schlüsselanhänger, der für 12 Euro zu haben ist. LYX gehört zum börsennotierten Unternehmen Bastei Lübbe und der Unterverlag ist aktuell der erfolgreichste der Verlagsgruppe. Auch auf den Buchmessen ist der LYX-Stand einer der meistbesuchten, in diesem Jahr wird es auf der Buchmesse sogar eine ganze Halle geben, die sich dem Genre New Adult widmet. Im letzten Jahr hatten die Messe-Veranstalter in Frankfurt noch nicht verstanden, dass um die Stände genug Platz für die Besucherschlangen sein muss. In Köln sieht es anders aus, hier ist der Platz reichlich und die über tausend Besucher verteilen sich zum Glück gut auf die Räumlichkeiten. Oben auf der Galerie ist ein Lounge-Bereich eingerichtet, in dem man unter anderem in die Audiobücher reinhören kann. Auch mit Hörbuchsprecherinnen gibt es am Freitag einen Talk. Doch der Haupttag ist der Samstag. Gut besucht ist auch der »Basteltisch«, an dem man sich die aktuell sehr angesagten Freundschaftsarmbänder auffädeln kann. Was in der Ecke ausschaut wie die Umkleide einer Sporthalle, ist als Deko dem Eishockey-Setting des Romans »Icebraker« von Hannah Grace nachempfunden. In einer anderen Ecke wähnt man sich im englischen Eliteuni-Umfeld von »Maxton Hall«. Unter diesem Titel wurde die erfolgreiche Romanserie von Mona Kasten von Amazon als Serie verfilmt, die zweite Staffel ist in Vorbereitung. Die Autorinnen sind natürlich die Stars beim LYX-Festival, doch Star-Allüren zeigen sie nicht. Trotz der Erfolge sehen sie sich als Teil der Community. Die meisten Autorinnen agieren professionell und schlagfertig. Die oft noch jungen Autorinnen sind erstaunlich bodenständig und nahbar, erzählen von eigenen Unsicherheiten und Zweifeln. Man bekommt den Eindruck, dass sie sich gut kennen, manche sind befreundet. So verrät Lena Kiefer im Talk »Expedition Liebesroman«: »Mein bester Freund ist Google Street View«. Sie habe für ihre Coldhart-Reihe mit Schauplatz New York (siehe Rezension im literturcafe.de) am Computer recherchiert, sei noch nie vor Ort gewesen. Die Autorin spricht vom »LYX-Universum«. Die Verlagsbindung scheint nicht nur auf Leserseite, sondern auch auf Autorinnenseite zu funktionieren. Es sei auch für sie »ein bisschen aufregend, ein bisschen überfordernd und überwältigend aber auch sehr, sehr schön«, sagt die Autorin Merit Nieme