Chlorgesänge

Ute Zill, Martina Schrey
Chlorgesänge

Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!

  1. Folge 100: Frühstück mit Britta Steffen

    -6 J

    Folge 100: Frühstück mit Britta Steffen

    Sie gilt als die erfolgreichste Schwimmerin der Nachwendezeit, hat Gold-Medailen bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und bei Olympia abgeräumt und wir freuen uns riesig, dass sie in unserer 100. Folge zu Gast ist: Britta Steffen. An einem Freitagmorgen um 7 Uhr sitzen wir bei ihr zuhause in Pankow an ihrem Küchentisch und sprechen über ihre Erfolge - und ihre Niederlagen. Denn zweimal in ihrer Karriere war Britta Steffen für die Öffentlichkeit schon abgeschrieben, zweimal gelang ihr ein furioses Comeback. Aber, und das wird auch sehr schnell klar: Wer so weit oben an der Weltspitze schwimmt, steht unter einem enormen Druck: Druck, den sie sich selber macht, Druck, der bei großen Wettkämpfen entsteht und der Druck der Öffentlichkeit, die Erfolge sehen will und wenig Verständnis dafür hat, dass man eben nicht per Fingerschnipsen die Leistung abrufen kann, die man auch selber gern hätte. Britta ist froh, dass social media damals noch keine beziehungsweise eine wesentlich kleinere Rolle spielte: „Das hätte ich vermutlich nicht ausgehalten.“.2000 war sie das erste Mal bei Olympia dabei, als 17jährige, bei der EM 2006 in Budapest schwamm sie in der 4x100 m Freistil-Staffel so schnell wie noch keine Frau zuvor, in Peking 2008 holte sie Doppel-Gold mit olympischen Rekorden und bei der WM 2009 stellte sie in 50 m Kraul einen Weltrekord auf, der erst acht Jahre später gebrochen wurde. Nebenher absolvierte sie auch noch ein Studium als Ingenieurswissenschaftlerin. Und trotzdem galt sie in der Öffentlichkeit oft als „die Schwierige“, die Trainings-Weltmeisterin, die aber in den entscheidenden Momenten versagt. Die ihr Team in Stich lässt, so hatte es ihr Schwimm-Kollegin Franziska van Almsick vorgeworfen, als sie bei der WM 2011 in Shanghai nur 16. in den Vorläufen wurde und daraufhin alle weiteren Wettkämpfe absagte. Dabei war es „Franzi“, die die 19jährige Britta Steffen 2002 zur SG Neukölln holte, wo sie mit Trainer Norbert Warnatzsch ihre Karriere so richtig begann. Heute, am Küchentisch, kann Britta sehr befreit von all diesen Dingen erzählen, die Mentaltrainerin Friederike Janofske - mit der sie heute in einer gemeinsam Coaching-Praxis GOLT zusammenarbeitet - hat ihr schon während ihrer Karriere sehr geholfen, mit ihren eigenen Erwartungen und dem permanentem Druck besser umzugehen. Dabei kam auch noch ein ganz anderes Trauma ans Licht, der Grund für plötzliche Angstattacken, die sich Britta lange nicht erklären konnte: Als sie als Kind ihr Seepferdchen machte, war sie nämlich eines Tages im Becken unter eine Schwimmmatte geraten - und fand den Ausgang nicht mehr. Auch die ständige Debatte um ihr Gewicht ist Britta noch gut im Gedächtnis. Mehr als 60 kg bei ihrer Größe von 1,80 m durfte sie nicht wiegen, nicht immer hat sie das geschafft - dass das Gewicht auch bei Schwimmern so eine große Rolle spielt, war zumindest uns beiden nicht bewusst. 2013, mit 29 Jahren Jahren beendete Britta Steffen ihre Karriere und studierte ein weiteres Mal - diesmal Human Ressources Management. Schwimmen geht sie bis heute regelmäßig, mittlerweile auch mit ihren beiden Kindern, das jüngste kam im April 2024 zur Welt. Nach ihrer Elternzeit wird sie neben ihrer Coaching-Tätigkeit auch wieder als Laufbahnberaterin am Olympiastützpunkt tätig sein. Übrigens - trotz ihrer hervorragenden Leistungen hasst Britta Steffen es, im Freiwasser zu schwimmen. Mindestens eine von uns kann das sehr gut nachvollziehen!

    1 h 5 min
  2. Folge 99: Die Eiserne

    22 JANV.

    Folge 99: Die Eiserne

    Folge 99: Die Eiserne Seit knapp 40 Jahren schwimmt sie regelmäßig Wettkämpfe. Das ist viel, wäre aber womöglich nicht der Rede wert. Allerdings: Maren Piskora ist 90 Jahre alt! Erst mit über 50 hat sie angefangen, bei den Masters zu schwimmen, hat überhaupt erst Delphin, Kraul und Rücken gelernt. Deshalb war für sie der größte Erfolg die Masters WM 2000 in München. Damals, mit 66 Jahren, hat sie den 3. Platz in 400 m Lagen gemacht. All die anderen Erfolge aufzuzählen würde Stunden dauern. Über 2000 Medailen hängen im Flur ihres Hauses in Gräfeling, einem Vorort von München. Ihren letzten großen Erfolg hatte sie bei den Kurzbahn-Europameisterschaften 2023 in Madeira. Mindestens dreimal war Maren Weltmeisterin im Brustschwimmen in ihrer jeweiligen Altersklasse, seit 1987 hat sie keine WM und keine EM ausgelassen. Eine Landkarte in ihrem Flur zeugt davon, wo sie überall schon war. Und auch dieses Jahr will sie unbedingt wieder unterwegs sein. Vermutlich stand uns das ein oder andere Mal der Mund offen, während wir Maren zugehört haben (doch gut, dass das hier ein Podcast ist und kein Video). Denn dass diese Frau voller Willenkraft ist, das spürt man sogar in der Videoschalte. Vor wenigen Tagen erst war sie bei 4 Grad Wassertemperatur im Starnberger See, während der Corona-Zeit hat sie auch noch das Eisschwimmen für sich entdeckt. 1946 - da war sie zwölf - hat sie sich das Brustschwimmen selber beigebracht, abgeschaut von ihrem Bruder, der sie widerwillig zum Baden mitgenommen hatte. Seit ihrer „Entdeckung“ ist sie aber nicht nur selber im Becken aktiv, in fast 30 Jahren hat Maren auch über tausend Kindern das Schwimmen beigebracht. Noch heute erkennt sie ihre einstigen Schützlinge auf der Straße. Während ihres Lehramtsstudiums in den 1950er Jahren war sie auch ein Jahr an der Deutschen Sporthochschule, wo sie nicht nur die Sportwissenschaftlerin Liselott Diem, sondern auch das Kleinkinderschwimmen kennengelernt hat. Heute geht sie dreimal die Woche 1000 Meter schwimmen, fährt mit Bus und Bahn zur Schwimmhalle. Ihren eisernen Willen behält sie, auch wenn ihr der Körper mitunter einen Strich durch die Rechnung macht. Vier Wirbelbrüche hatte sie bereits wegen starker Osteoporose, den ersten 2018 während des Trainings. Doch zwei neue Hüftgelenke und Arthrose halten sie nicht davon ab, ins Wasser zu gehen. Wenn sie mal zögert, muss sie nur auf ihre zahlreichen Medaillen schauen, sagt sie: „Das ist die Anerkennung fürs Durchhalten und Weitermachen!“ Bei Wettkämpfen will sie in Zukunft allerdings nur noch Brust schwimmen. „Die finden sonst alle, ich bin zu langsam!“

    31 min
  3. Folge 98: Botschafter der Zukunft

    15 JANV.

    Folge 98: Botschafter der Zukunft

    Diesmal sprechen wir mit dem Geschäftsführer einer Institution, unter der wir uns beide vorher nicht allzuviel vorstellen konnten: Der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Christian Mankel ist uns per zoom aus Essen zugeschaltet und uns wird sehr schnell klar, wie wichtig die Gesellschaft ist. Denn als Fachverband der deutschen Bäderbranche vertritt sie nicht nur die Interessen der deutschen Bäderbetriebe in der Politik, sondern hat dabei auch gesellschaftliche Entwicklungen, innovative Techniktrends und (gesundheitliche) Zukunft der Gesellschaft im Blick. Christian Mankel ist selber regelmäßiger Schwimmer, in sein Amt aber ist er durch reinen Zufall gekommen: Bei einem Badbesuch während der Coronazeit hat der Betriebswirt zufällig die Stellenanzeige gesehen - und so fanden beide zueinander. Sein großer Ehrgeiz: Klar zu machen, warum die Bäderlandschaft ein wichtiges Kulturgut ist, das man nicht nur erhalten, sondern auch weiterentwickeln muss - und dabei nicht nur den Kostenfaktor zu sehen. Da sind wir uns total einig - denn Bäder haben ja nun wirklich ein großes Potential: für die Gesellschaft genauso wie für die Gesundheit. Kommune 2030+ heißt deshalb das ehrgeizige Programm, das Christian zusammen mit der Deutschen Gesellschaft entwickelt hat. Super smart Bäder mit virtual reality Brillen könnte er sich in Zukunft genauso gut vorstellen wie Pop up-Pools in der Nachbarschaft. Und: Bäder sollten nicht „nur“ auf Schwimmbecken reduziert werden, findet Christian: Hier könnte man auch Bürgeramtstermine anbieten, Sportangebote machen, Treffpunkt für alle Gesellschaftsschichten und Vorreiter für digitale Entwicklungen sein, Wasserressourcen schonen und zudem auch noch zum Klimaschutz beitragen. Man dürfe nicht nur die kurzfristigen Kosten sehen, meint er, sondern müsse den langfristigen Gewinn im Auge haben: „Wir brauchen eine kommunale Transformation!“, so sein Credo. Wir lassen uns nur zu gern von seiner Begeisterung anstecken, bleiben aber trotzdem skeptisch: In Berlin wurden den Bäderbetrieben gerade 17 Millionen Euro gestrichen, die Kassen sind knapp. Und eine Bäder-Genossenschaft mag zwar in kleinen Kommunen funktionieren, wo sich alle verantwortlich fühlen - aber in der anonymen Großstadt? Schön wäre es ja!

    39 min
  4. Folge 97: Lauter hübsche Schwimm-Gadgets

    8 JANV.

    Folge 97: Lauter hübsche Schwimm-Gadgets

    Das neue Jahr hat begonnen - und wir sind im Schwimmbad. Diesmal aber nicht, um Meter zu machen, sondern um Dinge auzuprobieren, die das Schwimmen leichter oder lustiger machen. Getestet haben wir, was uns selber interessiert, aber auch zwei Leihgaben, die uns Martin Fahnemann nach Folge 92 zur Verfügung gestellt hat. Die wichtigste Erkenntnis vorweg: Wer elektronische Gadgets im Wasser testen will, sollte sie vorher auch ausreichend aufladen! Nun ja. Zum Einschwimmen haben wir uns an alte Zeiten erinnert: Schwimmen mit Brett! Natürlich nicht so wie früher im Schwimmverein, hintereinander und ohne zu quatschen, sondern entspannt nebeneinander her. Die bittere Erkenntnis: Unser Kraul-Beinschlag war eindeutig schon mal effektiver! Weiter ging es danach mit einem Mittel- oder auch Frontschnorchel ohne Taucherbrille. Nur mit dem Mund ein- und auszuatmen erfordert allerdings beträchtliche Übung! Diverse Nasenduschen später stellten wir jedenfalls fest - nichts für uns. Eine Alternative wäre velleicht die Schnorchelmaske - werde wir bei Gelegenheit mal ausprobieren! Auch sehr schön: Der gute allte Pull-Buoy, gern auch in Verbindung mit Paddles. Die Wasserlage ist sofort erheblich besser. Und weil eine von uns sich vorgenommen hat, in diesem Jahr beim Kraulen endlich auf beiden Seiten zu atmen, kann man das damit sehr gut üben. Aber Achtung bei den Paddles: Sie sind nicht in allen Bädern erlaubt. Und: Nicht gleich das Training mit Paddles starten, sondern erstmal warm machen! Empfindliche Zerrungen in der Schulter können sonst schnell die Folge sein! Grad beim Kraulschwimmen im Meer oder im See kann es schon mal zum so genannten Schwimmerohr kommen, eine Entzündung im Ohr durch Bakterien im Wasser. Beim Hörakkustiker individuell angepasste Schwimm-Ohrstöpsel sorgen dafür, dass erst gar kein Wasser ins Ohr eindringt. Ist allerdings nicht ganz billig - um die 100 Euro muss man dafür schon hinlegen. Aber: Unser Test ergab, es fühlt sich gut an und die Stöpsel sind dicht. Es gibt natürlich auch günstigere Varianten, die Gefahr: Wasser dringt trotzdem ein, kann aber nicht gut wieder ablaufen. Deshalb unbedingt vorher ausprobieren, ob sie auch wirklich dicht sind. Dann aber unsere beiden Highlights: Knochenschall-Kopfhörer! Zwei Varianten hatten wir zur Verfügung: Eine mit mp3-Payer, auf den man vorher schon draufladen muss, was man hören will. Und einen mit Bluetooth-Verbindung zur Smartwatch. Auch hier muss man vorher downloaden, live streamen funktioniert nicht. Und: Man muss die Smartwatch am Hinterkopf befestigen oder unter die Badekappe stecken. Diese bluetooth-Variante hat bei uns leider nicht funktioniert - was sicher an der mangelhaften Vorbereitung lag (Nachtrag: Mittlerweile den Test zuhause nachgeholt und den Fehler gefunden. Trocken hat es jetzt geklappt, der Test im Wasser wird nachgeholt!). Die mp3-Kopfhörer waren aber prima. Unter Wasser hört man die Musik oder den Podcast sogar noch lauter, absolute Empfehlung, wenn man mal beim Schwimmen ein wenig Abwechslung braucht! Wir haben dann auch nochmal nachgelesen und in der Tat ist das Problem der wackligen Bluetooth-Verbindung kein Einzelfall. Wer also auf der sicheren Seite sein will, sollte besser die mp3-Variante wählen und sich vorher seine Lieblingsstücke draufladen. Bojen: Manche lieben sie, weil sie darin auch noch Klamotten mitnehmen können, andere finden sie lästig, aus Sicherheitsgründen aber interessant. Für letztere gibt es ein Modell von Restube: Die Sicherheitsboje liegt klein gefaltet in einer handtellergroßen blauen Tasche, die man sich um den Bauch schnallen kann. Braucht man Unterstützung, genügt ein Zug an einer Schnur und die gelbe Restube-Boje bläst sich in Sekunden auf. Klappt! Nicht vergessen, vorher die mitgelieferte CO2-Patrone anzuschrauben - aber auch die passst noch gut in die kleine Tasche. Uns haben diese Tests großen Spaß gemacht. Was sollen wir für euch mal testen? Schreibt uns einfach hier oder unter chlorgesaenge@web.de

    40 min
  5. Folge 95: Zwem diploma - über den Beckenrand hinaus

    25/12/2024

    Folge 95: Zwem diploma - über den Beckenrand hinaus

    Vor ein paar Wochen bekamen wir Post aus den Niederlanden. Wir wären doch ganz schön viel in Berlin (und Deutschland) unterwegs - ob wir nicht auch mal einen Blick über den Becken- äh - Tellerand hinaus werfen wollten? Geschrieben hatte uns Katharina Schlipp, die als Deutsche in den Niederlanden als Schwimmlehrerin arbeitet. Dort werde das erste Schwimmabzeichen, das Kinder machen, mindestens genauso groß gefeiert wie in Deutschland die Einschulungsfeier! Das machte uns neugierig, und weil Katharina mit ihrem Mann ohnehin mal wieder Berlin besuchen wollte, trafen wir uns mit ihr kurz vor Weihnachten im Kombibad Seestraße. Was Katharina uns dort erzählte, ließ uns staunen: Das Schwimmenlernen in den Niederlanden ist von nationaler Bedeutung, denn die Wahrscheinlichkeit, hier in einen der zahlreichen Grachten oder Kanäle zu fallen, ist deutlich höher als in Deutschland. Deswegen gibt es dort das so genannte Zwem-ABC, nahezu jedes Kind geht im Alter von vier, spätestens mit fünf in eine Schwimmschule. Was folgt, ist ein ein bis zwei Jahre währender Kurs, in dessen Verlauf die Kinder nicht nur schwimmen und tauchen lernen - sie müssen in voller Kleidung (einschließlich Schuhe und Strümpfe!) diverse Aufgaben im Wasser bewältigen. Anders als beim deutschen Seepferchen oder auch den anderen deutschen Schwimmabzeichen üben die Kinder zudem, sich selbst zu retten und wie sie sich bei einem ungewollten Sturz ins Wasser verhalten müssen. Sie lernen, sich im Wasser zu drehen und von Anfang an Rücken- und Kraulschwimmen. Wir sind beeindruckt. Aber natürlich geht nicht immer alles ganz glatt, erzählt Katharina, auch niederländische Kinder sind nicht alle geborene Wasserraten und bei der ein oder dem anderen kann es schon eine ganze Weile dauern, bis es das zwem diploma A in der Tasche hat. Das aber wird dann groß gefeiert, Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde kommen alle in die dekorierte Schwimmhalle, um den Kindern beim „abschwimmen“ der Prüfungsaufgaben zuzuschauen. Ein großes Fest mit Musik, Moderation und viel Applaus. Am Ende bekommen die Kinder eine Urkunde, zudem ein Geschenk oder eine Medaille. Das zwem diploma A ist die Voraussetzung, um in den Niederlanden allein in einem Hallenbad schwimmen zu dürfen. Wer möchte, kann noch weiter machen, viele niederländische Eltern wollen, dass ihre Kinder auch noch zwem diploma B und C absolvieren. Letzteres bereitet auf das Schwimmen in bewachten offenen Gewässern vor - allerdings nicht im Meer. Wer dort wirklich sicher unterwegs sein will, kann extra dafür ausgelegte Schwimmkurse am Meer buchen. In den Niederlanden wird das Schwimmenlernen also offenbar sehr ernst genommen. Billig ist das allerdings nicht. Seit 1985 hat sich der niederländische Staat aus der Finanzierung weitestgehend zurückgezogen. Und so werden allein für das zwem diploma A sind schon mal gut 1000 Euro fällig. Unterstützung gibt es nur für Familien, die sehr wenige Mittel zur Verfügung haben. Katharina ist als Schwimmlehrerin jedenfalls mit großer Leidenschaft unterwegs, auch wenn sie vor 12 Jahren eher durch Zufall dazu gekommen ist. Das Einzige, was sie manchmal wurmt, ist, dass ihr Kollege zwem meester genannt wird - sie aber „nur“ zwem juf - Schwimmfrollein. Aber eigentlich klingt das auch sehr liebevoll.

    49 min
  6. Folge 94: Würg mich mal!

    18/12/2024

    Folge 94: Würg mich mal!

    Der Rettungsschwimmerkurs in Silber liegt hinter uns. Und wir freuen uns riesig, dass wir es geschafft haben! Auch wenn es manchmal etwas heikel war. So bekam eine von uns beim Kleiderschwimmen plötzlich eine Panik-Attacke, während die andere beim Schleppen ziemlich außer Atem geriet. Immerhin - das Tauchen, für die meisten die allergrößte Hürde, haben wir mehr oder weniger ohne Probleme geschafft! Wir hatten aber auch einen ausgezeichneten Lehrer: Patrick Leibach, ehrenamtlicher Rettungsschwimmer, Trainer und Übungsleiter Schwimmen/Rettungsschwimmen bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Und mit dem sprechen wir nach unserer letzten Stunde vor der Schwimmhalle, während die U-Bahn regelmäßig vorbeifährt und auch der ein oder andere Rettungswagen. Für den Kurs sind wir selbstverständlich dem DLRG beigetreten. Patrick ist dort bereits seit 2011 Ausbildungslehrer, hat vorher bei der DLRG in der Süd-Pfalz schwimmen gelernt, Zwischendurch war er mal beim Leistungsturnen, hat aber dann endgültig den Weg zum Schwimmen gefunden. Am schwersten, so seine Erfahrung, tun sich die Menschen im Rettungsschwimmer-Kurs beim Strecken- und beim Tieftauchen. Alles Kopfsache, fíndet er, kann man auf jeden Fall üben und die meisten schaffen es dann auch. Üben muss man allerdings auch die Befreiungsgriffe. Jedes Mal, wenn wir uns in dieser Zeit getroffen haben, hat eine von uns gesagt: Würg mich mal! Muss für die anderen Anwesenden schon komisch gewesen sein. Aber irgendwann haben wir es dann hingekriegt. Und die skeptischen Blicke einfach ignoríert! Ebenfalls ein Problem: Der Rettungsschwimmer wird ohne Hilfsmittel gemacht, also auch ohne Schwimmbrille. Eine von uns hat das nicht wirklich gut weggesteckt, aber auch das: Alles eine Frage der Übung! Patrick ist zweimal die Woche als Rettungsschwimmer-Lehrer in der Schwimmhalle und im Sommer auch ganze Wochenenden selbst als Rettungsschwimmer bei einer Berliner Wasserrettungsstation unterwegs - alles ehrenamtlich! Es macht ihm einfach total Spaß, mit Menschen im Wasser zu arbeiten. Und auch bei Rettungsschwimm-Wettkämpfen ist er dabei, das nächste Mal im März 2025 bei den Berliner Meisterschaften. Wir haben unser Kommen bereits zugesagt! Der Rettungsschwimmer Silber ist übrigens in allererster Linie eine Grundlage, um Menschen retten zu können. Wer irgendwo am Meer tätig sein will, der sollte möglichst auch eine Zusatzausbildung als Wasserretter machen. Da gibt es eben nochmal ganz andere Herausforderungen als am und im Pool. Kann man übrigens auch in Berlin machen! Wir sind jedenfalls mächtig stolz, dass wir den Rettungsschwimmer Silber geschafft haben. Jetzt müssen wir mal sehen, wo wir mit den neu erworbenenen Fähigkeiten tatsächlich tätig werden können. Und im Sommer werden wir Patrick auf jeden Fall bei seiner Arbeit als Rettungsschwimmer mal besuchen. Der Andrang für Rettungsschwimmerkurse ist übrigens enorm, das hatten wir ja auch schon bemerkt und Patrick betätigt das. Die Warteliste ist lang, Kursangebote sind innerhalb von wenigen Minuten vergeben. Es liegt an den fehlenden Wasserflächen - und es fehlt an motivierten Ausbilder:innen. Ob das auch eine Option für uns ist - mal sehen!

    35 min
  7. Folge 93: Schön, dass du wieder da bist!

    11/12/2024

    Folge 93: Schön, dass du wieder da bist!

    Wer jeden Tag 3000 Meter schwimmen geht, hat irgendwann sehr viele Geschichten zu erzählen. Peggy Langhans tut das - und hat daraus ein Buch gemacht. „Kaffee am Beckenrand“ ist 2024 erschienen und erzählt von Menschen, denen man im Schwimmbad begegnet - von der Mitschwimmerin auf der Nebenbahn genauso wie dem Bademeister, der Putzfrau, der besorgten Mutter oder dem verliebten Trainingspartner. Wir treffen Peggy in der Kirche am Seggeluchbecken im Berliner Märkischen Viertel, wo die Theaterwissenschaftlerin und -pädagogin mit ihrem Ensemble KUNSTSPIEL beheimatet ist. Ausgerechnet an einem Tag, an dem sie mal nicht schwimmen konnte. Weil ihr bevorzugtes Bad geschlossen ist. Aber das nimmt sie hin. Denn die gebürtige Greifswalderin ist mit Wasser aufgewachsen und weiß - die nächste Gelegenheit kommt spätestens morgen. Am liebsten schwimmt sie mit Musik, die sie über Knochenschallkopfhörer hört. Hip-Hop mag sie gern, Jazz funktioniert für sie nicht. Musik unterstützt den mediativen Charakter, den das Schwimmen hat, findet sie, besonders, wenn es voll ist. Dann stören sie die anderen Schwimmer:innen plötzlich gar nicht mehr. Ansonsten trägt sie keine Badekappe und auch nicht unbedingt eine Schwimmbrille (was zumindest eine von uns höchst erstaunlich findet). Mit drei Jahren hat Peggy bereits schwimmen gelernt, weil ihre Eltern Angst hatten: Wir sind ständig an der Ostsee, das Kind muss schwimmen können! Erstmal im Freiwasser und später dann auch im Verein. Heute mag sie das Leistungsdenken beim Schwimmen nicht mehr. Bewegung im Wasser soll Spaß machen, findet sie. Das ewige Vergleichen sei anstrengend. Viel schöner findet sie es, auf den eigenen Körper zu hören, wenn sie ins Wasser geht. Zu spüren, wie ist es heute, eher kalt oder warm, weich oder hart - und sich dann darauf einzulassen. Und von Apps oder Uhren will sie sich schon gar nicht leiten lassen. 2018 hat sie wieder richtig intensiv angefangen zu schwimmen. Mittlerweile gehört es für sie dazu wie der morgendliche Kaffee - ob am Beckenrand oder zuhause. Was sie dabei immer wieder sieht, sind Schwimmer:innen, die das Wasser offenbar als Feind begreifen, auf den sie einschlagen müssen. Die nicht - wie sie es nennt - mit dem Wasser kommunizieren, sondern einfach das tun, was sie sich vorgenommen haben, egal, wie sie sich eigentlich fühlen. Peggy dagegen begrüßt jeden Morgen das Wasser: Schön, dass du wieder da bist! Wie geht es dir und mir heute? Diese andere Art, mit dem Wasser umzugehen, hat sie im Freiwasser gelernt. Da ist es lebenswichtig zu merken, wenn sich eine Strömung ändert, es plötzlich kälter wird oder der Wind sich dreht. Ängstlichen Menschen rät sie deshalb von Experimenten ab, sondern stattdessen besser da zu bleiben, wo man sich sicher fühlt. Denn im Zweifel schaffen es selbst professionelle Retter nicht mehr, rechtzeitig zu helfen. Also aufmerksam und vor allem ruhig zu bleiben, wenn sich die Umstände im Freiwasser plötzlich ändern. Und rechtzeitig abzubrechen und nicht einfach weiterzumachen. Die natürlichste Bewegung im Meer findet sie übrigens Delfin. Werden wir im nächsten Urlaub mal ausprobieren! Mit ihrem Buch ist Peggy auch in den nächsten Wochen und Monaten noch auf Lesereise. Folgende Termine stehen noch an: 15. Januar 2025, um 19.30 Uhr Musikalische Lesung KAFFEE AM BECKENRAND von und mit Peggy Langhans & Carly Quiroz (Piano) in der Fabula by Buchhandlung Schatzinsel Alt Zepernick 3, 16241 Panketal 23. Juli und 27. August 2025, um jeweils 20 Uhr Autorenlesung KAFFEE AM BECKENRAND von und mit Peggy Langhans im Cliff-Hotel Rügen Cliff am Meer 1, 18586 Ostseebad Sellin

    37 min

À propos

Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!

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