Chlorgesänge

Ute Zill, Martina Schrey
Chlorgesänge

Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!

  1. Folge 94: Würg mich mal!

    -2 J

    Folge 94: Würg mich mal!

    Der Rettungsschwimmerkurs in Silber liegt hinter uns. Und wir freuen uns riesig, dass wir es geschafft haben! Auch wenn es manchmal etwas heikel war. So bekam eine von uns beim Kleiderschwimmen plötzlich eine Panik-Attacke, während die andere beim Schleppen ziemlich außer Atem geriet. Immerhin - das Tauchen, für die meisten die allergrößte Hürde, haben wir mehr oder weniger ohne Probleme geschafft! Wir hatten aber auch einen ausgezeichneten Lehrer: Patrick Leibach, ehrenamtlicher Rettungsschwimmer, Trainer und Übungsleiter Schwimmen/Rettungsschwimmen bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Und mit dem sprechen wir nach unserer letzten Stunde vor der Schwimmhalle, während die U-Bahn regelmäßig vorbeifährt und auch der ein oder andere Rettungswagen. Für den Kurs sind wir selbstverständlich dem DLRG beigetreten. Patrick ist dort bereits seit 2011 Ausbildungslehrer, hat vorher bei der DLRG in der Süd-Pfalz schwimmen gelernt, Zwischendurch war er mal beim Leistungsturnen, hat aber dann endgültig den Weg zum Schwimmen gefunden. Am schwersten, so seine Erfahrung, tun sich die Menschen im Rettungsschwimmer-Kurs beim Strecken- und beim Tieftauchen. Alles Kopfsache, fíndet er, kann man auf jeden Fall üben und die meisten schaffen es dann auch. Üben muss man allerdings auch die Befreiungsgriffe. Jedes Mal, wenn wir uns in dieser Zeit getroffen haben, hat eine von uns gesagt: Würg mich mal! Muss für die anderen Anwesenden schon komisch gewesen sein. Aber irgendwann haben wir es dann hingekriegt. Und die skeptischen Blicke einfach ignoríert! Ebenfalls ein Problem: Der Rettungsschwimmer wird ohne Hilfsmittel gemacht, also auch ohne Schwimmbrille. Eine von uns hat das nicht wirklich gut weggesteckt, aber auch das: Alles eine Frage der Übung! Patrick ist zweimal die Woche als Rettungsschwimmer-Lehrer in der Schwimmhalle und im Sommer auch ganze Wochenenden selbst als Rettungsschwimmer bei einer Berliner Wasserrettungsstation unterwegs - alles ehrenamtlich! Es macht ihm einfach total Spaß, mit Menschen im Wasser zu arbeiten. Und auch bei Rettungsschwimm-Wettkämpfen ist er dabei, das nächste Mal im März 2025 bei den Berliner Meisterschaften. Wir haben unser Kommen bereits zugesagt! Der Rettungsschwimmer Silber ist übrigens in allererster Linie eine Grundlage, um Menschen retten zu können. Wer irgendwo am Meer tätig sein will, der sollte möglichst auch eine Zusatzausbildung als Wasserretter machen. Da gibt es eben nochmal ganz andere Herausforderungen als am und im Pool. Kann man übrigens auch in Berlin machen! Wir sind jedenfalls mächtig stolz, dass wir den Rettungsschwimmer Silber geschafft haben. Jetzt müssen wir mal sehen, wo wir mit den neu erworbenenen Fähigkeiten tatsächlich tätig werden können. Und im Sommer werden wir Patrick auf jeden Fall bei seiner Arbeit als Rettungsschwimmer mal besuchen. Der Andrang für Rettungsschwimmerkurse ist übrigens enorm, das hatten wir ja auch schon bemerkt und Patrick betätigt das. Die Warteliste ist lang, Kursangebote sind innerhalb von wenigen Minuten vergeben. Es liegt an den fehlenden Wasserflächen - und es fehlt an motivierten Ausbilder:innen. Ob das auch eine Option für uns ist - mal sehen!

    35 min
  2. Folge 93: Schön, dass du wieder da bist!

    11 DÉC.

    Folge 93: Schön, dass du wieder da bist!

    Wer jeden Tag 3000 Meter schwimmen geht, hat irgendwann sehr viele Geschichten zu erzählen. Peggy Langhans tut das - und hat daraus ein Buch gemacht. „Kaffee am Beckenrand“ ist 2024 erschienen und erzählt von Menschen, denen man im Schwimmbad begegnet - von der Mitschwimmerin auf der Nebenbahn genauso wie dem Bademeister, der Putzfrau, der besorgten Mutter oder dem verliebten Trainingspartner. Wir treffen Peggy in der Kirche am Seggeluchbecken im Berliner Märkischen Viertel, wo die Theaterwissenschaftlerin und -pädagogin mit ihrem Ensemble KUNSTSPIEL beheimatet ist. Ausgerechnet an einem Tag, an dem sie mal nicht schwimmen konnte. Weil ihr bevorzugtes Bad geschlossen ist. Aber das nimmt sie hin. Denn die gebürtige Greifswalderin ist mit Wasser aufgewachsen und weiß - die nächste Gelegenheit kommt spätestens morgen. Am liebsten schwimmt sie mit Musik, die sie über Knochenschallkopfhörer hört. Hip-Hop mag sie gern, Jazz funktioniert für sie nicht. Musik unterstützt den mediativen Charakter, den das Schwimmen hat, findet sie, besonders, wenn es voll ist. Dann stören sie die anderen Schwimmer:innen plötzlich gar nicht mehr. Ansonsten trägt sie keine Badekappe und auch nicht unbedingt eine Schwimmbrille (was zumindest eine von uns höchst erstaunlich findet). Mit drei Jahren hat Peggy bereits schwimmen gelernt, weil ihre Eltern Angst hatten: Wir sind ständig an der Ostsee, das Kind muss schwimmen können! Erstmal im Freiwasser und später dann auch im Verein. Heute mag sie das Leistungsdenken beim Schwimmen nicht mehr. Bewegung im Wasser soll Spaß machen, findet sie. Das ewige Vergleichen sei anstrengend. Viel schöner findet sie es, auf den eigenen Körper zu hören, wenn sie ins Wasser geht. Zu spüren, wie ist es heute, eher kalt oder warm, weich oder hart - und sich dann darauf einzulassen. Und von Apps oder Uhren will sie sich schon gar nicht leiten lassen. 2018 hat sie wieder richtig intensiv angefangen zu schwimmen. Mittlerweile gehört es für sie dazu wie der morgendliche Kaffee - ob am Beckenrand oder zuhause. Was sie dabei immer wieder sieht, sind Schwimmer:innen, die das Wasser offenbar als Feind begreifen, auf den sie einschlagen müssen. Die nicht - wie sie es nennt - mit dem Wasser kommunizieren, sondern einfach das tun, was sie sich vorgenommen haben, egal, wie sie sich eigentlich fühlen. Peggy dagegen begrüßt jeden Morgen das Wasser: Schön, dass du wieder da bist! Wie geht es dir und mir heute? Diese andere Art, mit dem Wasser umzugehen, hat sie im Freiwasser gelernt. Da ist es lebenswichtig zu merken, wenn sich eine Strömung ändert, es plötzlich kälter wird oder der Wind sich dreht. Ängstlichen Menschen rät sie deshalb von Experimenten ab, sondern stattdessen besser da zu bleiben, wo man sich sicher fühlt. Denn im Zweifel schaffen es selbst professionelle Retter nicht mehr, rechtzeitig zu helfen. Also aufmerksam und vor allem ruhig zu bleiben, wenn sich die Umstände im Freiwasser plötzlich ändern. Und rechtzeitig abzubrechen und nicht einfach weiterzumachen. Die natürlichste Bewegung im Meer findet sie übrigens Delfin. Werden wir im nächsten Urlaub mal ausprobieren! Mit ihrem Buch ist Peggy auch in den nächsten Wochen und Monaten noch auf Lesereise. Folgende Termine stehen noch an: 15. Januar 2025, um 19.30 Uhr Musikalische Lesung KAFFEE AM BECKENRAND von und mit Peggy Langhans & Carly Quiroz (Piano) in der Fabula by Buchhandlung Schatzinsel Alt Zepernick 3, 16241 Panketal 23. Juli und 27. August 2025, um jeweils 20 Uhr Autorenlesung KAFFEE AM BECKENRAND von und mit Peggy Langhans im Cliff-Hotel Rügen Cliff am Meer 1, 18586 Ostseebad Sellin

    37 min
  3. Folge 92: Der Tausendsassa

    4 DÉC.

    Folge 92: Der Tausendsassa

    Unser heutiger Gast war auch für uns eine Überraschung - und eine wahre Wundertüte! Martin Fahnemann ist 47 Jahre alt und bereits seit 40 Jahren im Schwimmgeschäft. Seine Eltern haben in den 1970er Jahren den wohl ersten europäischen Versandhandel für Schwimmzubehör gegründet: Sport-Fahnemann. Und zwar in einem kleinen Ort namens Bockenem, südlich von Hildesheim. Und so kam es, dass er schon sehr früh von seinen Eltern zu Events wie WM, EM oder Trainertagungen mitgeschleppt wurde. Und natürlich war er auch mal Cover-Boy für die Kataloge! Für seinen Vater war immer klar, dass sein Sohn mal das Geschäft übernehmen würde, und so kam es auch - allerdings anders als gedacht: Weil sein Vater sehr früh plötzlich verstarb, musste Martin direkt nach dem Abitur ins kalte Wasser springen: Gemeinsam mit seiner Mutter führte er das Sport-Geschäft weiter. Und während seine älteste Schwester Nathalie Pohl das Schwimmen beibrachte, baute er bei ihren Eltern eine Gegenstrom-Anlage ins Schwimmbecken. Mittlerweile gibt es Sport-Fahnemann nicht mehr, der Versandhandel konnte auf dem wachsenden Online-Markt nicht mithalten. Aber Martin Fahnemann ist dem Schwimmgeschäft treu geblieben, kennt Hans und Franz in dieser Branche und reist vielleicht nicht immer mit Flossen, aber mit viel Begeisterung durch die Welt. Für adidas hat er 2003 bei der WM in Barcelona Werbung gemacht, beim Schwimmzubehör-Hersteller Finis nach seinem Sozialökonomie-Studium Produkte wie den Center-Schnorchel auch außerhalb der USA vermarktet. Zudem ist er Mitglied einer Gruppe, die mit dem Weltverband World Aquatics die Zulassung der Wettkampfanzüge diskutiert. Und so gibt es eigentlich nichts, wozu er in der Schwimm-Welt nichts weiß und es hat uns großen Spaß gemacht, ihm zuzuhören: Wenn er darüber erzählt, was denn nun eigentlich der Unterschied ist zwischen einer Brille für 120 oder fünf Euro. Was es mit der Wiesbadener Rinne auf sich hat. Oder dass das Seepferdchen in der Schweiz ein Krokodil ist. Und er weiß sogar, wo unsere Badekappen hergestellt und bedruckt worden sind! Und auch beruflich ist er weiter überaus aktiv, arbeitet für den Rettungsringe-Hersteller Restube, die Commercial Group und für Buddy-Swim, einer Mini-Marke aus Barcelona für Freiwasserschwimmer. Am glücklichsten aber ist er, wenn er in einem Schwimmbad noch irgendwo die Aufschrift „Fahnemann“ entdeckt. Die sieht man nämlich immer noch, auf Schwimmuhren, Trainingsbänken, Büchern oder Paddles. Wir werden ab jetzt auch die Augen offen halten! .

    45 min
  4. Folge 91: Prominenz inklusive

    27 NOV.

    Folge 91: Prominenz inklusive

    Heute sind wir bei der Schwimmgemeinschaft Neukölln, mit über 5.000 Mitgliedern der größte und mit 126 Jahren einer der ältesten Berliner Schwimmvereine. Mit dabei prominente Namen wie Angelina Köhler oder Ole Braunschweig, Franziska van Almsick und Britta Steffen haben für den Verein Gold gewonnen und mit Malte Braunschweig wurde die SG Neukölln 2021 erstmals bei den Paralympics vertreten. Warum sind hier so viele Prominente, wollten wir wissen, und was macht diesen Verein im tiefsten Berliner Südosten so attraktiv? Also treffen wir uns mit Schwimmwart Björn Herich und Cheftrainer Frank Fleischer im Vereinshaus am Kleiberweg. Direkt nebenan das Vereinsbad, besser bekannt als Sportbad Britz: 50x25 Meter groß das Schwimmerbecken, das Lehrschwimmbecken auch nochmal 20x12 Meter. Und das nur für den Verein?!? Nicht ganz. Seit diesem Jahr darf zu bestimmten Zeiten auch die Öffentlichkeit rein. Wir haben das leider verpasst, aber es muss gut gewesen sein, erzählen Herich und Fleischer. Obwohl sie am Anfang etwas Sorge hatten. Unbegründet. Es waren hauptsächlich tatsächlich Schwimmer:innen da. Und viele haben die Gelegenheit genutzt, in den Verein einzutreten. Die beiden können über ihr Bad und ihren Verein ohnehin nur schwärmen. Die Mitgliedschaft ist mehr als eine Mitgliedschaft, sie ist eher ein Bekenntnis. Es gibt eine Schwimmschule, Aquafit, eine Vereinszeitung und regelmäßige Veranstaltungen jenseits des Sports, ganze Familien arbeiten für den Verein, Björn hat seine Frau hier kennengelernt und seine Mutter ist ebenfalls für die SG Neukölln aktiv. Und weil es so viele Mitglieder gibt, kann es sich der Verein auch leisten, die Profis zu unterstützen. Die trainieren zwar in der Regel am Stützpunkt in Hohenschönhausen, aber sie brauchen Ausstattung, Unterstützung für Trainingslager und vieles mehr. Und die großen Namen ziehen natürlich auch, vor allem die, die gern leistungsorientiert schwimmen wollen. Im Sommer im idyllischen Sportbad, jetzt im tiefsten November müssen sie dann aber doch einige Wege in Kauf nehmen: Da wird dann doch in öffentlichen Bädern trainert, im Kombibad Gropiusstadt oder der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE), die Wasserballer sind am Schöneberger Sachsendamm zu finden. Umso mehr freuen sich alle, wenn endlich wieder Pfingsten ist. Dann findet im Sportbad Britz traditionell der Internationale Sportbad-Pokal der SG Neukölln statt.

    32 min
  5. Folge 90: Wo ein Wille ist ...

    20 NOV.

    Folge 90: Wo ein Wille ist ...

    Heute werfen wir mal einen Blick über unseren Berliner Tellerrand - und reden mit Alexander Gallitz. Der Franke aus Nürnberg ist nicht nur Kommunikationswirt und Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbandes, sondern auch Gründer der Stiftung "Deutschland schwimmt". Sein Motto: "Wer das Gute kennt, tut es auch." (Sokrates) Mit seiner Stiftung will er erreichen, dass Kinder mit Beeinträchtigungen bessere Möglichkeiten bekommen, um schwimmen zu lernen. Die Initialzündung war, dass die Mutter eines geistig behinderten Kindes ihn ansprach, weil kein Verein, keine Schwimmschule bereit war, ihrem Sohn das Schwimmen beizubringen. Mittlerweile bildet er bundesweit Inklusionsschwimmlehrer aus, setzt sich für barrierefreie Bäder ein und plädiert für Wassergewöhnung so früh wie möglich und Schwimmunterricht bereits in der Kita. Ärgerlich stimmt ihn, dass weder die DLRG noch der Deutsche Schwimmverband solche Angebote für Kinder mit Beeinträchtigungen machen. Und sich eigentlich jeder Inklusionsschwimmlehrer nennen kann, obwohl er oder sie eigentlich gar keine richtige Ausbildung dafür hat. Umso stolzer ist er, dass er für sein Angebot den Bayerischen Innovationspreis gewonnen hat - und noch mehr, dass er auch Menschen mit Beeinträchtigungen zu Schwimmlehrer:innen ausbilden konnte. Wer Inklusionsschwimmlehrer:innen in seiner Region sucht, der kann sich an die Stiftzung wenden, die zusätzlich auch eine entsprechende Webseite eingerichtet hat. Botschafter:innen von "Deutschland schwimmt" sind Profischwimmer:innen wie Elena Semechin oder Taliso Engel und der Inklusions-Botschafter Janis McDavid. Aber auch jeder andere kann die Stifung unterstützen!

    52 min
  6. Folge 89: Chlor in den Augen

    13 NOV.

    Folge 89: Chlor in den Augen

    Wir haben es getan. Und uns getraut. Wir machen den Rettungsschwimmer in Silber! Jedenfalls geben wir uns größtmögliche Mühe, es zu schaffen. Die Theorie war ja noch ganz witzig, so gemütlich auf unseren Stühlen sitzend - allerdings hat uns da auch schon manches ganz schön vom Hocker gehauen. Dass man zum Beispiel einen wild um sich schlagenden Menschen, der Angst hat zu ertrinken, auch wegtreten darf - und zwar dann, wenn er droht, sich festzuklammern und einen womöglich mit in die Tiefe zu ziehen. Eigensicherung steht für einen Rettungsschwimmer nämlich immer an erster Stelle. Notruf absetzen, Abstand halten, beruhigen, einen Bewusstlosen an den Rand oder ans Ufer schleppen - das sind erstmal die wichtigsten Maßnahmen. Wir haben viel gelernt über Verwirbelungen an Brückenpfeilern, Unter- und Oberströmungen oder den so genannten Schwimmbad-Blackout - zwei Tage später wurde es dann ernst: Auf in´s Wasser! Und vorher noch den ein oder anderen Befreiungsgriff lernen. Schon komisch, wenn man den anderen würgen soll, damit der lernt sich zu befreien … aber es dient natürlich der Sache. Wir sind jedenfalls alle lebend wieder rausgekommen. Vorher gab es aber noch zwei Herausforderungen - denn in unserem sechswöchigen Kurs wird nicht erst am Ende alles geprüft, sondern in jeder Stunde. Allerdings: Schwimmen mit Schwimmbrille is nicht. Die hat ja keiner (außer Martina) immer dabei, und das Retten soll ja unter Echtbedingungen geübt werden. Das war schon ziemlich komisch, unter Wasser plötzlich nichts mehr zu sehen. Egal: Mit Kopfsprung ins Becken, 400 Meter schwimmen in höchstens 15 Minuten. 50 Meter Kraul, 150 Meter Brust und 200 Meter Rücken mit Grätschschwungwung ohne Arme. Das haben alle in unserer 10-köpfigen Gruppe dann doch mühelos geschafft. Dann aber: 25 Meter tauchen! Wer zuerst? Ute natürlich! Elegant und zügig tauchte sie am anderen Ende des Beckens wieder auf - gar kein Problem. Martina schaffte auch - acht Meter. Und dann nochmal neun. Bis Ute ihr den entscheidenden Tipp gab: Ruhig schwimmen, lange, gleichmäßige Züge machen - und siehe da: Es hat geklappt! Zwei Prüfungen haben wir also schon mal bestanden. Nächste Woche geht es weiter - dann in Klamotten. Wir schaffen das! Hoffentlich …. Und zwischendurch üben wir schon mal das Lebensretter-Quiz!

    33 min
  7. Folge 88: Immer weiter, ohne Druck

    6 NOV.

    Folge 88: Immer weiter, ohne Druck

    Wir haben Petra im Frühjahr schon einmal besucht, damals war sie seit über 1000 Tagen täglich schwimmen. Hat sie das durchgehalten? Und was hat sie dabei Neues kennengelernt? Das wollten wir diesmal von ihr wissen. Allerdings haben wir sie nicht beim Schwimmen befragt - das war uns zu früh, Petra geht schon morgens vor Tau und Tag in den See - sondern in Babelsberg, gemütlich beim Tee. Und natürlich geht Petra auch weiterhin jeden Morgen schwimmen, manchmal sogar schon um 3 Uhr. Gerade im Sommer, wenn dann irgendwann die Sonne aufgeht. Am beeindruckendsten war es für sie, als sie in diesem Sommer die Wannseeinsel umrundet hat. Eingestiegen ist sie in Heckeshorn, dann Richtung kleiner Wannsee, im Uhrzeigersinn rund um die Insel, insgesamt rund 19 Kilometer. Wie lange sie gebraucht hat, weiß sie gar nicht mehr so genau, die Zeit ist ihr auch nicht wirklich wichtig. Und dann passierte ihr noch ein ganz anderes Malheur ... Nebenbei macht Petra auch noch ganz tolle Fotos, dabei hilft ihr ihr "Schlauchboot", wie sie es nennt, auf dem sie ihre Kamera installiert hat. Das zu kaufen war ein Tipp von Ute, den Petra gern befolgt hat und seitdem keinen Tag bereut. Das Gute, wie sie findet - man kann alles da reinstopfen, Jacken, Schuhe, Handtuch, Essen, es würde sogar ein Zelt hineinpassen - dann schwimmt man irgendwohin und kann wieder aus dem Wasser, wann immer man will. Weiteres Highlight in diesem Sommer für Petra: Sie hat es endlich geschafft, durchs tiefe Wasser zu schwimmen. Vorher hatte sie große Angst davor, in diesem Jahr aber war sie im Urlaub am Mittelmeer. Um dort morgens die Sonne aufgehen zu sehen, musste sie ein Stück ins Meer hinausschwimmen, hinter einen Berg. Dieser Wunsch war so groß, dass sie sich getraut hat. Obwohl das Wasser, wie sie sagt, unfassbar tief war. Sie wurde belohnt - der Anblick, so erzählt sie, war atemberaubend. Und danach hat sie die Angst vor der Tiefe verloren. Und kann jetzt auch kreuz und quer durch einen See schwimmen. Richig lange Strecken wie den Ärmelkanal oder die Straße von Gibraltar peilt Petra nicht unbedingt an. Zu groß die Sorge, bei dem Wellengang seekrank zu werden und überhaupt ist ihr das einfach zu riskant. Für sie ist Schwimmen vor allem eine mentale Entlastung und deshalb will sie sich von solchen Vorhaben nicht stressen lassen. Auch Wettkämpfe reizen sie nicht - kein Druck, das ist ihr wichtig. Der Brandenburger Stechlinsee hat es ihr dafür in diesem Jahr besonders angetan. Das klare Wasser, Bäume bis fast an die Wasserkante, das hat sie überwältigt - und auch vor der großen Tiefe - immerhin 70 Meter! - hat sie jetzt keine Angst mehr. Reizen würde Petra, eines Tages auch die Eismeile zu schwimmen. Damit man zugelassen wird, muss man allerdings nachweislich einen Kilometer in unter 5 Grad kaltem Wasser geschwommen haben, ohne Neoprenanzug oder -socken. Deswegen will sie diesen Herbst so lange wie möglich weiter morgens im See schwimmen - bevor sie dann doch wieder einen winterlichen Abstecher in die Halle macht. Petra ist übrigens eine Verfechterin, ohne Neopren ins Wasser zu gehen, egal, wie kalt es ist. Damit der Körper merkt, wenn es zu kalt wird. Nachvollziehbar. Eine von uns würde es allerdings ohnehin nicht tun, wenn das Wasser so kalt ist. Mit oder ohne Neopren! Und dann hat Petra noch einen ganz anderen großen Wunsch - einmal in der Halle vom 10-Meter-Turm springen. Ute macht mit! https://www.instagram.com/peti.goes.swim/

    49 min
  8. Bestimmt verpasst: Liebling Freibad - Arno Frank

    30 OCT.

    Bestimmt verpasst: Liebling Freibad - Arno Frank

    Endlich ist es gelungen - wir treffen den Schriftsteller Arno Frank, über dessen Buch „Seemann vom Siebener“ wir schon mehrfach gesprochen haben, endlich persönlich. Und natürlich in einem Freibad, dem Berliner Sommerbad am Insulaner. Ein bisschen mussten wir uns schon bemühen, dabei nicht als schmachtende Fan-Girls daherzukommen, zumal das Buch wirklich großartig ist und Arno zudem noch ausgesprochen nett - aber selbstverständlich haben wir trotzdem total hart und kritisch nachgefragt, so hart und kritisch, wie man das an einem herrlichen Sommertag im Freibad eben sein kann. „Seemann vom Siebener“ ist 2023 erschienen, ein Buch über einen Tag im Freibad, mit Menschen, die man eben im Freibad trifft, vom Bademeister bis zur Frau an der Kasse, von Seepferdchen-Kindern und Erziehern, der alten Dame, die gefühlt schon seit Jahrzehnten hier täglich ihre Runden dreht bis hin zu Jugendlichen, Familien, Menschen, die der Zufall hierher verschlagen hat und solchen, die seit Jahren zum ersten Mal wieder herkommen. Was sie in diesem Buch verbindet, ist das Freibad - das selbst aber auch eine ganz eigene Geschichte hat. Und dann gibt es noch ein düsteres Ereignis, was aber schon eine Weile zurückliegt, und ein Gespenst - was man aber entdecken muss. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden! Arno erzählt uns, wie er auf diese Geschichte gekommen ist, wie sich die Figuren in seinem Kopf nach und nach entwickelt, quasi darum beworben haben, in seinem Buch dabei sein zu dürfen. Und dass, anders als bei vielen anderen Büchern, der Plot nicht von Anfang an feststand. Sondern dass nach und nach eine ganz eigene Dynamik entstand: Der Figuren untereinander, aber eben auch in Bezug auf ihre Rolle an diesem einen Tag im Freibad. Und der „Seemann“ - ein Köpper, bei dem die Arme nicht nach vorn gestreckt werden, sondern am Körper anliegen - ist der Lieblingssprung von Arno, erzählt er, und deswegen stand auch der Titel schon von vornherein fest. Wenn er auch erstmal nicht bedacht hatte, dass es gar keinen Siebener gibt als Teil des Sprungturms. Sondern vielmehr den Siebeneinhalber zwischen dem Fünfer und dem Zehner. Und der Seemann: Ein Sprung, für den man sich überwinden muss, mit dem man aber auch beeindrucken kann, sagt Arno: „Die elegante Alternative zur Arschbombe!“ Das Besondere an diesem Buch ist, dass das Freibad eben nicht nur Kulisse ist, sondern auch ein ganz eigenes Schicksal hat. Und - das ist Arno besonders wichtig - es soll kein gesellschaftliches Phänomen beleuchten, keinen Missstand deutlich machen, keine Ratschläge transportieren, sondern einfach nur sein. Und das ist sehr gut gelungen, sicher auch, weil Arno Frank für seine Recherche selber viele Tage im Freibad verbracht hat, um zu schauen - wie fühlt es sich an, das Gras auf der Liegewiese, wie klingt das Sprungbrett, wenn es nach dem Absprung wieder zurückwippt, was ist das nochmal für ein Gefühl, wenn man mit dem nackten Fuß auf eine Pommes tritt? All das erzählt er uns und gibt uns gleich auch noch live eine Kostprobe seiner Fantasie, überlegt, was wohl der Frau in dem roten Badeanzug durch den Kopf gehen mag, die ein paar Meter von uns sich gerade mit Sonnenmilch einreibt, ob sie auf ihren Freund wartet oder allein diesen herrlichen Tag im Freibad genießt - und gibt uns so eine kleine Kostprobe, wie das Buch entstanden ist. Und so ist das Gespräch mit ihm mindestens genauso ein Genuss wie die Lektüre des Buchs selbst. Wer es noch nicht kennt - unbedingt lesen! Wo auch immer man dabei ist, gefühlt verbringt man einen herrlichen Tag im Freibad! https://www.klett-cotta.de/produkt/arno-frank-seemann-vom-siebener-9783608501803-t-5565 https://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Frank https://www.klett-cotta.de/produkt/arno-frank-so-und-jetzt-kommst-du-9783608503692-t-2826

    53 min

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Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!

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