Ostdeutschland erzählt

Jan Schilling
Ostdeutschland erzählt

OSTDEUTSCHLAND ERZÄHLT ist ein Interviewpodcast, der ostdeutsche Biografien online verfügbar macht und damit die aktuelle Debatte akustisch und visuell flankiert. So entsteht ein Archiv ostdeutscher Biografien und Erzählungen. Ziel ist es, jenen das Wort zu erteilen, über die gesprochen wird: OSTDEUTSCHLAND ERZÄHLT – DDR Geschichte für unterwegs.

  1. 11/06/2020

    Wege aus der DDR | Ostdeutschland erzählt #11

    Flucht in die Ehe Es mag keine spektakuläre Fluchtgeschichte sein und doch hat sie mindestens ein Leben nachhaltig verändert. Weil er vom Osten bereits alles gesehen hatte, aber von der Welt noch nicht genug, entschloss sich der 29-Jährige DDR-Bürger Bodo seine Heimat zu verlassen.Die deutsch-deutsche Familienzusammenführung ermöglichte ihm auf ungewöhnliche Art und Weise die Ausreise in den Westen und somit ein neues Leben. Kurzvita von Bodo Bodo (geb. 1959 in Berlin) wuchs im Berliner Stadtteil Pankow als zweites Kind einer Arbeiterfamilie auf. Da er aufgrund persönlicher Einstellungen eine Offizierslaufbahn ablehnte, wurde ihm der Zugang zu einer Berufsausbildung mit Abitur verweigert. Nach dem Abschluss der zehnten Klasse absolvierte er daher eine Lehre als Maschinen- und Anlagenmonteur im VEB Bergmann-Borsig. Auf die Grundausbildung bei der Armee folgte eine Anstellung als Kraftfahrer bei dem Elektrifizierungs- und Ingenieurbaubetrieb der Reichsbahn. Da Bodo durch viele Auslandsaufenthalte bald an das Ende der Reisemöglichkeiten für DDR-Bürger stieß und ihm außerdem aufgrund von Unangepasstheit der Zugang zur Universität verweigert wurde, beschloss er seine Ausreise aus der DDR. Mithilfe von Freunden, die teilweise bereits in die BRD übergesiedelt waren, konnte er eine Westdeutsche ehelichen und so im Februar 1989 legal ausreisen. Den Studiumsplänen kam eine Festanstellung bei den Berliner Verkehrsbetrieben zuvor, bei denen Bodo bis heute angestellt ist. Seine neugewonnene Reisefreiheit nutzte er ausgiebig bei Urlauben in den Vereinigten Staaten und ganz Europa. Autorin: Anne Kutz __________________________ Musik: Christian Björklund Idee, Konzept und Produktion von an Schilling Ein Podcast frisch aus dem Akustikwerk 2020 📩 diary@akustikwerk.de 🌍 www.akustikwerk.de 🐤 @akustikwerk 📸 @akustikwerk

    29 min
  2. Als Trans*frau in der DDR - wie Jayne-Ann zu sich selbst fand | Ostdeutschland erzählt #8

    09/04/2020

    Als Trans*frau in der DDR - wie Jayne-Ann zu sich selbst fand | Ostdeutschland erzählt #8

    Als Trans*frau in der DDR - wie Jayne-Ann sich zu sich selbst fand Wer trans, queer, inter ist bzw. war, fällt fast immer unter den Tisch, wenn wir Geschichte – selbst Sozialgeschichte – schreiben oder Erlebtes erzählen. Dieses Interview porträtiert ein Leben zwischen den Stühlen, jenseits der Geschlechterrollenerwartungen in einer streng geregelten Gesellschaft. Es zeigt aber auch, dass die DDR vielfältiger war, als vielleicht vermutet. Viel Spaß beim Anhören! Hintergrund Heteronormativität und konservative Geschlechtsstereotype scheinen im Alltag der DDR fest verankert gewesen zu sein, transsexuelle Personen waren öffentlich in keiner Weise sichtbar. So war es Jayne-An Igel beinahe unmöglich (kompetente) Ansprechpartner*innen zu finden, bzw. überhaupt zu lernen, über ihre Identität zu sprechen. Bis 1989 alles anders wurde. Dabei wurde – sogar vier Jahre vor dem bundesdeutschen „Transsexuellengesetz“ von 1980 – in der DDR 1976 eine „Verfügung zur Geschlechtsumwandlung von Transsexualisten“ erlassen. Diese Verfügung blieb allerdings unveröffentlicht und war nur in Fachkreisen bekannt. Jayne-An Igel konnte sich so in der DDR auch in den später 1970er Jahren kaum über den Weg eines Geschlechtswechsels informieren. Erst mit dem Fall der Mauer wurde der Austausch über Transsexualität leichter und Jayne-Ann konnte ihr Leben als Frau aufnehmen. Biografie Jayne-Ann Igel wurde 1954 geboren und wuchs am Stadtrand von Leipzig in einer kleinen Siedlung mit Dienstwohnungen für Angestellte des Strafvollzugs auf. Ihr Vater arbeitete in der Haftanstalt gleich nebenan, die sie aus dem Zimmerfenster heraus sehen konnte, denn nur ein Bach und eine Mauer trennten Anstalt und Wohnviertel. Diese Umgebung wirkt aus heutiger Sicht merkwürdig normiert: Im Viertel wohnten nur Familien, deren Mütter und/oder Väter im Strafvollzug arbeiteten, alle waren aus der Kirche ausgetreten ... Igels Vater war ihr und ihrem älteren Bruder immer misstrauisch gegenüber eingestellt – „Der sah einen dann schon gleich im Strafvollzug.“ Zu Hause wurde viel klassische Musik gehört und gelesen „mehr als ‚der Kultur und Fortschritt’ damals veröffentlichte.“ Auch später hielt Igel sich in künstlerischen Kreisen auf und war politisch interessiert. Die lebensverändernde Information fiel ihr aber erst 1989 in die Hände. __________________________ Musik: Christian Björklund Idea, Concept and producing by Jan Schilling A Podcast brought to you by Akustikwerk 📩 diary@akustikwerk.de 🌍 www.akustikwerk.de 🐤 @akustikwerk 📸 @akustikwerk

    17 min
  3. Zwischen Sozialismus und Klassenfeind | Ostdeutschland erzählt #7

    19/03/2020

    Zwischen Sozialismus und Klassenfeind | Ostdeutschland erzählt #7

    Ein bisschen mehr als Sozialismus Vom Leben in der DDR In den zwei Leben von Beate bleibt eine Konstante. Ob sie nur nach Moskau fahren kann, oder nach Paris, ob das Abitur nur auf einem oder auf mehreren Wegen zu erreichen ist, ob sie einen sicheren Job hat oder mit Arbeitslosigkeit kämpft: ihre humanistische Einstellung verliert sie nicht. Plastisch erzählt sie eine politische Lebensgeschichte. Von ihrem Vorbild, dem Großvater, ihrer leidenschaftlichen Tätigkeit als Lehrerin in der DDR, bis zum Umgang mit der AfD heute. Beate zeigt: Auch aus einer widersprüchlichen und lange nicht perfekten sozialistischen Gesellschaft können Menschen sich selbstbewusst Sozialistin nennen, oder sogar ein bisschen mehr... Kurzvita: Beate Beate wurde 1957 in Sachsen, nahe der polnischen Grenze geboren und wuchs bei ihrer Mutter und ihren Großeltern auf. Für ihr politisches Selbstverständnis spielt bis heute der Widerstand ihres Großvaters im Nationalsozialismus eine große Rolle. Nachdem sie als Kind davon träumte Dolmetscherin oder Schauspielerin zu werden, absolvierte sie ab 1976 eine Diplomausbildung im Fach Pädagogik in Dresden und wurde Lehrerin. Diesen Beruf führte sie engagiert an verschiedenen Schulen in Rostock und im Harz. Heute arbeitet Beate wieder in außerschulischer Jugendbetreuung, obwohl sie sich nach der Wende gezwungen sah, eine Umschulung zur Kauffrau zu machen. Die Wende erlebte sie mit ihrem ersten Ehemann und ihren zwei Kindern. Heute lebt sie Brandenburg, nahe Berlin und setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche ein offenes solidarisches Weltbild lernen. Gerade in Zeiten erstarkender rechter Kräfte, ist es ihr wichtig, ein kritischer und geradliniger Mensch zu sein, die ihre humanistischen Werte selbstbewusst vertritt. __________________________ Musik: Christian Björklund Idee, Konzept & Produktion: Jan Schilling Ein Podcast vom Akustikwerk 2020 📩 diary@akustikwerk.de 🌍 www.akustikwerk.de 🐤 @akustikwerk 📸 @akustikwerk

    26 min

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