5 Minus

Dr. Laura Dalhaus
5 Minus

5 Minus - Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel. Das Gesundheitssystem kollabiert und das hat Konsequenzen. Darüber spreche ich mit Menschen, um Ideen und Lösungswege zu entwickeln. Denn Politik hat leider in den letzten 20 Jahren bewiesen, dass sie es aus unterschiedlichen Gründen nicht kann. Wir starten einen Versuch. https://linktr.ee/LauraDalhaus

  1. Die Kriminalisierung von Abtreibung aus Sicht von Ärztinnen | Mit Mandy Mangler

    1D AGO

    Die Kriminalisierung von Abtreibung aus Sicht von Ärztinnen | Mit Mandy Mangler

    Welche Perspektiven gibt es bei der Diskussion über die Kriminalisierung von Abtreibung, bzw. den §218? Darüber spricht Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Prof. Dr. Mandy Mangler. Diese ist Chefärztin großer gynäkologischer Kliniken und eine Vorreiterin der feministischen Gynäkologie, Buchautorin, selbst Podcasterin, Berufspolitikerin, Chirurgin und Mutter. Das Thema, das beide gerade besonders aufregt und das auch beim anstehenden Ärztetag groß auf der Agenda steht, ist der Paragraph 218, der Schwangerschaftsabbrüche kriminalisiert. Das ist schon seit der Kaiserzeit ein Thema und im Strafgesetzbuch zwischen Körperverletzung und Mord festgehalten. Und genau das ist auch das Problem. Mandy erzählt, dass jährlich 100.000 Menschen einen Schwangerschaftsabbruch benötigen. Gleichzeitig wird dieses Praktik nicht gelehrt, es findet also keine Ausbildung statt, es ist keine Krankenkassenleistung und zusätzlich kommen Anfeindungen der Gesellschaft hinzu. Dabei will man sich als Ärzt:in doch eigentlich nur an die Regeln halten, die eigene Arbeit machen und Patientinnen helfen, die ein Problem haben, muss sich aber mit Stigmatisierung und Verkomplizierung auseinandersetzen. In der Gesellschaft ist die Meinung dabei sehr ähnlich: 80% der Bevölkerung sind für eine Entkriminalisierung. Gleichzeitig gibt es bei den restlichen 20% sogar solche, denen der §218 noch nicht scharf genug ist. Das Thema lässt sich aber nicht nur gesellschaftlich, sondern auch biologisch betrachten. Eine Kommission aus Ethiker:innen, Jurist:innen und einer Gynäkologin hat ein 300seitiges Statement zu Schwangerschaftsabbrüchen gemacht und dabei empfohlen, dass diese bis zur Lebensfähigkeit legal sein sollte, denn gerade zum Beginn der Schwangerschaft geht es noch um einen Zellhaufen. Dazu kommt die ethische Perspektive. Viele „verstecken“ sich hinter dem Satz „Du sollst nicht töten“, gehen dabei aber den Kompromiss ein, dass die Frau als Mittel zum Zweck hierfür genutzt wird. Und die kirchliche Perspektive gibt es auch noch. Bei einigen kirchlichen Trägern muss man sogar im Arbeitsvertrag unterschreiben, dass man zu Schwangerschaftsabbrüchen nicht mal berät. Laura und Mandy sehen es als großes Problem, wenn Träger Einfluss auf medizinische Entscheidungen nehmen. Zum Schluss sprechen die beiden außerdem noch über die Gynäkologie an sich sowie das Gesundheitssystem. Mandy’s Forderungen sind dabei klar: Eine individualisierte Medizin, die auf einzelne Personen und ihre Wünsche besser eingehen kann. Geschlechterunterschiede ausmerzen, sowohl in der Behandlung als auch bei Prävention. Und eine ressourcenschonende Steuerung des Gesundheitssystems, unter anderem durch Physical Assistants. Zu Mandy auf Instagram: https://www.instagram.com/mandy_mangler Zu Mandy auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/mandy-mangler-3425b7212/ Zum Podcast "gyncast": https://www.tagesspiegel.de/podcasts/gyncast/ Zu Vivantes: https://www.vivantes.de/ Folg Laura auch hier: LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/dr-laura-dalhaus-mahm-5470b597/ Instagram: https://www.instagram.com/lauradalhaus/ TikTok: https://www.tiktok.com/@laura.dalhaus Mehr über Laura: https://linktr.ee/lauradalhaus Unterstütz die Mission: https://www.paypal.com/paypalme/podcast5minus oder https://buymeacoffee.com/lauradalhaus Zum Shop von Laura: https://lauradalhaus-shop.de/

    51 min
  2. Was bedeutet es, ein guter Arzt zu sein? | Mit Nickolas Miemietz

    APR 15

    Was bedeutet es, ein guter Arzt zu sein? | Mit Nickolas Miemietz

    Wie möchten wir eigentlich sterben? Was hilft uns, lange gesund zu bleiben? Und was läuft schief bei der ärztlichen Weiterbildung? Darüber spricht Dr. Laura Dahlhaus in der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Nickolas Miemietz, der aktuell im vierten Jahr seiner Facharztausbildung steckt – Zielrichtung: Innere Medizin. Neben seiner Weiterbildung arbeitet Nickolas auch regelmäßig als Notarzt und berichtet von der Realität der 24-Stunden-Dienste im Krankenhaus. Schlaf ist dabei meist Mangelware, denn auf den Stationen ist oft rund um die Uhr etwas zu tun. Inzwischen haben manche Kliniken Schichtsysteme eingeführt, doch das bedeutet meist: mehr Planbarkeit, aber weniger Lebensqualität. Ein großes Thema ist auch die Situation in den Notaufnahmen. Viele Patient:innen kommen mit Beschwerden, die eigentlich kein medizinischer Notfall sind. Nickolas sieht hier ein deutliches Informationsdefizit – es fehlt an Gesundheitsbildung. Sein Vorschlag: Warum nicht auch mal in der Halbzeitpause eines Fußballspiels bei den Öffentlich-Rechtlichen kurze Clips zeigen, in denen erklärt wird, wann man wirklich in die Notaufnahme muss – und wann nicht. Das würde Patient:innen helfen, selbst Verantwortung zu übernehmen – und entlastet gleichzeitig das medizinische Personal. Was ihn zusätzlich belastet, ist die zunehmende Konsumentenhaltung vieler Patient:innen. Ärzt:innen sollen schnell, rund um die Uhr und möglichst nach Wunsch „liefern“ – wie bei einem Dienstleistungsunternehmen. Doch so funktioniert Medizin nicht. Und was macht eigentlich eine gute Ausbildung aus? Ein Medizinstudium allein reicht nicht, um ein guter Arzt oder eine gute Ärztin zu werden. Nach dem Examen beginnt erst die richtige Lernphase – durch Mitlaufen, Beobachten und praktische Erfahrung. Doch im Alltag bleibt dafür oft kaum Raum. Junge Ärzt:innen müssen direkt „funktionieren“, obwohl sie oft noch ganz am Anfang stehen. Und hier geht es nicht um hypothetische Tabellen oder Meetings, sondern um echte Menschen mit echten Risiken. Fehler sind menschlich – aber in der Medizin können sie gravierende Folgen haben. Das wirtschaftliche Denken durchzieht auch die Weiterbildung. Zeit für Erklärungen ist knapp, Ressourcen fehlen, und viele Aufgaben müssen unter hohem Zeitdruck erledigt werden. Für Nachfragen oder ein sauberes „Learning by Doing“ bleibt kaum Spielraum. Ein weiteres zentrales Thema dieser Folge: Palliativmedizin und der Umgang mit dem Lebensende. Die meisten Menschen wünschen sich, nicht im Krankenhaus zu sterben, sondern in Würde und in vertrauter Umgebung. Trotzdem wird das Thema Tod in unserer Gesellschaft oft verdrängt – Patientenverfügungen werden nicht ausgefüllt, wichtige Gespräche mit Angehörigen bleiben aus. Die Folge: In der Notaufnahme stehen Ärzt:innen nachts vor schwierigen Entscheidungen – ohne zu wissen, was die Patient:innen sich wirklich gewünscht hätten. Oft wird dann alles medizinisch Mögliche unternommen, um Leben zu verlängern – aus Unsicherheit, aus Angst vor juristischen Konsequenzen. Hier kommt das Konzept des „Second Victim“ ins Spiel: Das erste Opfer ist die Patientin oder der Patient – das zweite ist die behandelnde Ärztin oder der Arzt, die mit der Last ihrer Entscheidung weiterleben müssen. Was fehlt, ist eine ehrliche, ethische Debatte über das Lebensende – nicht nur im medizinischen Kontext, sondern auch politisch und gesellschaftlich. Das gilt genauso für die Diskussion rund um Organspenden. Zum Ende sprechen Laura und Nickolas noch über ein weiteres Versorgungsproblem: Die Lücke zwischen Klinik und Hausarztpraxis. Bessere Kommunikation und Kooperation könnten vielen Patient:innen lange Wege, doppelte Untersuchungen und unnötige Krankenhausaufenthalte ersparen. Gleichzeitig übernehmen immer weniger junge Ärzt:innen...

    1h 4m
  3. Die Zukunft der Medizin – Digitalisierung, KI und Roboter | Mit Dr. Tobias Krick

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    Die Zukunft der Medizin – Digitalisierung, KI und Roboter | Mit Dr. Tobias Krick

    Wie sieht die Zukunft unserer Medizin aus? Was steht uns im Weg beim Thema Digitalisierung? Darüber diskutiert Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Dr. Tobias Krick. Der beschäftigt sich mit Digitalisierung und KI in Pflege und Gesundheit. Eigentlich ist er Gesundheitswissenschaftler und sieht sich ein bisschen wie ein Arzt am Gesundheitssystem. Und genau das fühlt sich gerade nicht so gut an (auch wenn Tobias dem Gesundheitssystem eine 3- statt einer 5- geben würde). Zurzeit arbeitet er mit Unternehmen, die Prozesse digitalisieren und will das Potential im Gesundheitswesen entpacken. Doch wie sieht die Digitalisierung eigentlich aus? Laura erzählt, dass in vielen Bereichen eine Digitalisierung nur bedeutet, dass sie ein Formular, das sie früher mit dem Kugelschreiber ausgefüllt hat, nun online ausfüllt, dann aber trotzdem ausdruckt und per Post wegschickt. Der Bankensektor, der allerdings ähnlich reguliert ist, macht das irgendwie besser. Liegt das am Staat, der beim Gesundheitssystem mehr mitmischt? Da passt natürlich das Thema DIGA zu, also „Apps auf Rezept“. Die Zulassung für DIGA sind sehr schwierig und die Entwicklungskosten sehr hoch. Zudem gehen 50% der Verordnungen verloren, weil der Prozess so kompliziert ist. Das ist ein Problem für die Anbieter, aber auch für die Patient:innen, die versorgt werden sollen. Auch die ePA (elektronische Patientenakte) ist nicht besonders anwenderfreundlich. Ein Bürokratieabbau ist dringend notwendig. Tobias erzählt, dass die Technologien da sind (wie man ja im Bankensektor sieht), das Problem liegt in der Umsetzung, genauso wie im Datenschutz und in der Anwenderfreundlichkeit. Er hat als einfachen Weg schon vor Augen, dass ein Gespräch mit Patient:innen einfach aufgezeichnet und dann in ein Dokumentationssystem übertragen werden kann. In 5 Jahren sieht er aber eine andere Zukunft vor uns. Laura fragt nämlich nach dem Pflegeheim der Zukunft und ob dort auch Roboter als Pflegekräfte und Pflegeunterstützung arbeiten. Tobias hat mal an so einem Roboterarm geforscht und stellt die Frage in den Raum, ob Robotik menschenähnlich sein sollte oder besser so abstrakt, dass sie halt nicht wie Menschen wirken. Servicearbeit und Sorgearbeit sieht er hier getrennt. Dann geht es noch um das Home Office und um die eigene Gesundheitskompetenz der Menschen. Denn eigentlich wissen wir ja, wie wir gesund leben, doch die kurzfristige Bedürfnisbefriedigung steht oft vor der langfristigen Gesundheit. Stundenlang zur Arbeit fahren zu müssen steht aber auch im Gegensatz dazu, gesünder ist es natürlich, im Home Office auf einem Walking Pad zu arbeiten. Gleichzeitig gibt es viele Jobs, die körperlich so beeinträchtigend sind und bei denen es wenig Chancen dafür gibt, diese Arbeit gesund auszuführen. Laura appelliert zum Schluss noch an alle, die das Gesundheitssystem besser machen wollen, doch einfach mit den Menschen zu sprechen, die Ideen haben und täglich mit den Herausforderungen konfrontiert sind. LinkedIn von Tobias: https://www.linkedin.com/in/dr-tobias-krick/ Instagram von Tobias: https://www.instagram.com/tobias.krick.official/ Website von Tobias: https://www.tobias-krick.de Website von Unboxing Healthcare: https://unboxing-healthcare.de Unboxing Healthcare auf LinkedIn: a href="https://www.linkedin.com/company/unboxing-healthcare/" rel="noopener noreferrer"...

    48 min
  4. Als Ärztin in Tansania – von Krankheitsbildern, Behandlungen und Demut | Mit Andrea Morawe

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    Als Ärztin in Tansania – von Krankheitsbildern, Behandlungen und Demut | Mit Andrea Morawe

    Wie kommt man überhaupt auf die Idee, als Ärztin in Tansania zu arbeiten? Und wie ist es, in einem Land, in dem es an Geld und medizinischer Versorgung mangelt, einen Job als Ärztin zu machen? Triggerwarnung: In dieser Folge geht es um Gewalt, Schwangerschaftsabbrüche und die schwierigen Zustände in Tansania. Wenn du dich damit nicht wohlfühlst, empfehlen wir dir, eine andere Folge zu hören! Darüber fragt Dr. Laura Dalhaus in dieser Folge Andrea Morawe aus. Die ist Hausärztin aus Köthen und war 2019 für einige Zeit in Tansania. Sie wollte nämlich wissen, wie das Gesundheitssystem woanders aussieht und ob sie im Ausland mehr tun kann als hier: Nämlich Menschen zu helfen. Deswegen ist sie mit Step Africa, einer Organisation, die selbst von einer deutschen Auswanderin geleitet ist, nach Tansania gegangen. Die Versorgung dort ist komplett anders und vor allem nicht so gerätelastig. Dort gibt es keine Micro-OPs und deswegen hat Andrea vor der Reise alte OP-Lehrbücher gelesen. Auch ihr Oberarzt hat ihr viel gezeigt. Als Andrea ankam, war sie natürlich super aufgeregt und wurde tatsächlich innerhalb der ersten Minuten schon von einer Hebamme zu sich gerufen, Andrea sollte beurteilen, wann das Kind einer Schwangeren wohl kommen würde. Die Hebamme wusste genau Bescheid, in Tansania funktioniert viel mit Erfahrung und Hands-on-Medizin. Die am weitesten verbreiteten Krankheitsbilder in Tansania sind Verbrennungen und Uterusperforationen. Die Verbrennungen kommen viel daher, dass dort über dem offenen Feuer gekocht wird, dadurch kommt es oft zu Unfällen. So ist Andrea auch zu ihrem Patenkind gekommen, das mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus eingeliefert wurde. Das Problem: Medizin wird dort im Voraus bezahlt. Wer kein Geld hat, kann nicht behandelt werden. Und natürlich bestimmt auch die Menge des Geldes die Behandlung – wie wird jemand behandelt und welche Medizin wird eingesetzt? Auflagen würden dieses System nicht verbessern, denn die Krankenhäuser sind natürlich davon abhängig, zu versorgen, auch wenn es nur für wenig Geld ist. Die Uterusperforationen kommen meistens daher, dass Abtreibungen in Tansania illegal sind. Wenn Frauen allerdings Kinder bekommen, wenn sie „noch nicht dran waren“, also beispielsweise nicht verheiratet sind, dann werden sie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Für Frauen, die dort nicht finanziell unabhängig sind, ist das natürlich das Ende. Deswegen gibt es viele Abtreibungen in Tansania, die oft von Menschen durchgeführt werden, die gar keine Ahnung von Medizin haben, unter wenig sterilen Bedingungen. Die Frauen stehen unter enormem Druck und haben Angst, auf Nebenwirkungen angesprochen zu werden. Deswegen kommen sie auch nicht mit ein bisschen Nachblutungen ins Krankenhaus, sondern erst, wenn sie richtig krank sind. Als Andrea wieder in Deutschland war, war das für sie zunächst ganz schön, doch dann merkte sie auch, in was für einer Luxus-Situation wir überhaupt leben. Sie ist dadurch nachdenklicher geworden und hadert noch mehr mit dem System. Sie hätte gerne, dass Gesundheitskompetenz in der Schule gelehrt werden würde. Zu Step Africa: https://step-africa.de/ Ein Artikel über Andrea: https://www.mz.de/lokal/koethen/voller-einsatz-im-urlaub-kothener-arztin-hilft-vier-wochen-in-klinik-in-tansania-aus-1532645 Folg Laura auch hier: LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/dr-laura-dalhaus-mahm-5470b597/ Instagram: a...

    30 min
  5. Medizin zwischen Bürokratie und Verwaltungswahnsinn | Mit Enno Richter

    MAR 25

    Medizin zwischen Bürokratie und Verwaltungswahnsinn | Mit Enno Richter

    Wo liegt eigentlich der Fokus der Medizin? Auf dem Menschen oder dem Gewinn? Wieso ist das Ehrenamt so ein wichtiger Faktor in unserer Gesellschaft? Und wie führt man ein Medizinisches Versorgungszentrum gewinnbringend, legt den Fokus aber auf die Menschen? Darüber diskutiert Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Enno Richter. Der ist Geschäftsführer eines MVZs (Medizinisches Versorgungszentrum) und ehemaliger kaufmännischer Leiter eines Krankenhauses. Neben seiner Tätigkeit im MVZ ist er außerdem Geschäftsführer einer gemeinnützigen Palliativ-Einrichtung. Und hier funktioniert nichts ohne Ehrenamt! Außerhalb des Jobs sind sowohl Laura als auch Enno ehrenamtlich tätig. Für Laura ist das etwas Unabdingbares für unsere gesamte Gesellschaft. Enno hat einen ehrenamtlichen Verein, in dem Menschen aktiv sind, die Familien, in denen eine Person stirbt, betreuen. Das ist eine Randmedizin, die oft übersehen wird. Laura erzählt von ihrem Ehrenamt, denn sie engagiert sich in einem Handballverein. Kinder sind die Zukunft und sie findet es so wichtig, diese zu fördern und zu unterstützen, damit sie gesund groß werden. Leider fehlt Kindern aber auch die Lobby dafür. Doch wie führt man überhaupt ein MVZ? Ein MVZ muss von einem Arzt oder Krankenhaus gegründet werden. Enno selbst hat 5 MFAs, der Fokus der Einrichtung liebt auf Diabetes. Zusätzlich sind aber auch Hautärzte und Kinderärzte dort angesiedelt. Dabei ist das MVZ eine GmbH – das Wort impliziert eine beschränkte Haftung, so einfach ist das aber gar nicht. Enno hat persönlich noch eine halbe Millionen an Schulden, denn am Anfang muss man einfach in Vorleistung gehen. Keine Bank gibt einen Kredit für 25 Tausend Euro an Eigenkapital, da muss man schon selbst in die Haftung gehen. Mit dem MVZ hat Enno mehr Freiheiten als ein Krankenhaus. Trotzdem leidet auch er sehr unter Bürokratie und dem Verwaltungswahn. Denn Gesundheit ist kein freier Markt, auch wenn alle Ärzt:innen wie Unternehmer:innen behandelt werden! In der Medizin wird alles kontrolliert, gleichzeitig können diese Kontrollen im Alltag gar nicht so geleistet werden. Zudem ist man abhängig vom System. Eine gesundheitspolitische Entscheidung, die für ein halbes Jahr irgendwelche Honorare einbehält, kann zum Untergang führen. Die Medizin ist damit aus dem Fokus gerutscht. Damit sind wir auch weit weg von bedarfsorientierter Versorgung. MFAs sind super getriggert durch die Verwaltung und es liegt dadurch nah, Menschen schnell zu Chronikern zu machen, damit sie jedes Quartal die Praxis besuchen. Denn der Fokus muss auf der Abrechnung liegen, damit MVZs und Praxen überhaupt überleben. Enno erzählt dabei das Beispiel der Diabetiker – die müssen teilweise gar nicht jedes Quartal kommen, für die Abrechnung ist das aber genau gut. Krankenhäuser sind mittlerweile aufgebaut wie Unternehmen. Sie müssen Geld verdienen und der Überschuss geht nicht wieder ins Krankenhaus, sondern zahlt Gesellschafter aus. Trotzdem sind Laura Dalhaus und Enno Richter dagegen, dass das Gesundheitssystem zur Staatsmedizin wird. Viele könnten ihnen das jetzt vorhalten, England ist hierfür kein gutes Beispiel. Doch Laura ist überzeugt: Es gibt einen Mittelweg, bei dem nicht die Gewinnmaximierung, sondern ehrliche Preise und vernünftige Kostenstrukturen im Mittelpunkt stehen. Enno’s Unternehmen sind beispielsweise gemeinnützig, was betriebswirtschaftlich vielleicht nicht die beste Entscheidung ist. Andere Menschen eröffnen MVZs, um von diesen zu leben, ohne in diesen zu arbeiten. Medizinische Versorgung gehört zur Gesellschaft, genauso wie Polizei, Schulen oder die Feuerwehr. Doch welche Themen jetzt auf der politischen Agenda stehen? Wir driften gesundheitspolitisch und in der Realität immer weiter...

    58 min
  6. Leben als Landarzt - Romantik oder doch geprägt von Bürokratie? | Mit Andrea Morawe

    MAR 18

    Leben als Landarzt - Romantik oder doch geprägt von Bürokratie? | Mit Andrea Morawe

    In der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ spricht Dr. Laura Dahlhaus mit Dr. Andrea Morawe, einer jungen Hausärztin, die mit gerade einmal 35 Jahren eine eigene Praxis in Weißhand-Gölzau, einem Ort mit weniger als 2.000 Einwohnern, übernommen hat. Während viele junge Mediziner:innen eine Karriere in der Klinik oder im MVZ bevorzugen, hat sie sich bewusst für die hausärztliche Versorgung auf dem Land entschieden – eine Entscheidung, die immer seltener wird, obwohl sie für das Gesundheitssystem essenziell ist. Andrea war ursprünglich Chirurgin, entschied sich jedoch nach der Geburt ihres Kindes für die Allgemeinmedizin, da die Vereinbarkeit von Klinikarbeit und Familie für sie nicht mehr funktionierte. Die Übernahme der Praxis war mit Unsicherheiten verbunden, aber eine spezielle Regelung in Sachsen-Anhalt, die Quereinsteiger:innen eine verkürzte Weiterbildung ermöglicht, erleichterte ihr den Wechsel. Die vorherige Praxisinhaberin gab die Praxis unter anderem auf, weil die zunehmende Digitalisierung und Bürokratisierung für sie nicht mehr zu bewältigen war – eine Herausforderung, die viele ältere Ärzt:innen zum vorzeitigen Rückzug zwingt. Als Landärztin ist Andrea für eine enorme Bandbreite an Aufgaben verantwortlich. Sie behandelt akute Infekte, chronische Erkrankungen und postoperative Wundversorgungen, muss sich aber auch um Patient:innen kümmern, die nach einem Krankenhausaufenthalt unzureichend versorgt wurden. Zusätzlich übernimmt sie Hausbesuche in einem Umkreis von bis zu 30 Kilometern, betreut Palliativpatient:innen und versorgt ein Pflegeheim sowie eine Anlage für altersgerechtes Wohnen. Trotz dieser Arbeitsbelastung empfindet sie ihre Tätigkeit als flexibler und besser mit der Familie vereinbar als die Klinikarbeit, nicht zuletzt, weil ihr Mann als Praxismanager in das Unternehmen eingestiegen ist. Doch während sie ihren Beruf liebt, sieht sie, wie schwer es ist, Nachfolger:innen für Landarztpraxen zu finden. Viele junge Ärzt:innen meiden die Niederlassung aus Angst vor der finanziellen und organisatorischen Verantwortung einer eigenen Praxis. Stattdessen wählen sie die vermeintliche Sicherheit einer Anstellung in Kliniken oder MVZs. Das führt dazu, dass immer mehr Hausärzt:innen ohne Nachfolge in den Ruhestand gehen und in vielen Regionen ein hausärztliches Vakuum entsteht. In manchen Gegenden gibt es mittlerweile nicht nur keine Hausärzt:innen mehr, sondern auch keine Fachärzt:innen oder Zahnärzt:innen. Hinzu kommt, dass sich nicht nur die ärztliche Versorgung, sondern auch die allgemeine Infrastruktur auf dem Land verschlechtert. Besonders schwierig ist die Situation bei der Kinderbetreuung. Während es früher verlässliche Betreuungsmöglichkeiten gab, schließen viele Kitas heute bereits um 16:30 Uhr, was mit den Arbeitszeiten vieler Ärzt:innen kaum vereinbar ist. Wenn dann noch Personalmangel dazukommt, müssen Eltern ihre Kinder oft früher abholen oder sich selbst um eine Betreuung kümmern – ein zusätzlicher Stressfaktor, der insbesondere Frauen in der Medizin vor große Herausforderungen stellt. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gelingt es Andrea, ihre Praxis effizient zu organisieren. Sie versorgt rund 1.300 bis 1.400 Kassenpatient:innen pro Quartal, aber durch regelmäßige Kontrollbesuche von Chroniker:innen, postoperative Nachsorgen und Wundversorgungen liegt die tatsächliche Kontaktzahl weit über 3.000. Ohne ihr engagiertes Team wäre das kaum zu bewältigen. Eine große Erleichterung ist für sie die Digitalisierung, die von vielen älteren Ärzt:innen als Hindernis wahrgenommen wird. In ihrer Praxis setzt sie Aaron, eine KI-gestützte Telefonassistenz, ein, die bis zu 50 Anrufe gleichzeitig annehmen und vorsortieren kann. So müssen Patient:innen nicht mehr mehrfach anrufen, um durchzukommen, und das Praxisteam wird spürbar entlastet. Überraschenderweise haben sich vor allem ältere Patient:innen schnell an das System gewöhnt,...

    39 min
  7. Ärztemangel oder Arztzeit-Mangel - die Herausforderungen unseres Gesundheitssystems

    MAR 11

    Ärztemangel oder Arztzeit-Mangel - die Herausforderungen unseres Gesundheitssystems

    Haben wir wirklich einen Ärztemangel – oder liegt das eigentliche Problem in einem Mangel an Arztzeit? Darüber spricht Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von “5 Minus - Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel”. Die Zahlen zeigen nämlich ein Paradox: Während immer mehr Ärzt:innen in Deutschland arbeiten – 1990 waren es noch 237.000, 2023 bereits 428.000 – haben Patient:innen trotzdem das Gefühl, schlechter versorgt zu werden. Der Grund? Die verfügbare Arztzeit pro Patient:in schrumpft. Schuld daran sind unter anderem die zunehmende Bürokratie, die immer stärkere Spezialisierung, veränderte Arbeitsmodelle und eine vollkommen veraltete Bedarfsplanung. Ein zentraler Faktor ist die immense bürokratische Belastung. Ein niedergelassener Arzt verbringt rein rechnerisch 60 volle Arbeitstage pro Jahr nur mit Papierkram – das sind Anfragen von Krankenkassen, Versicherungen und dem Medizinischen Dienst. Krankenhausärzt:innen verbringen mehr Zeit mit Dokumentation als mit Patient:innen. Kolleg:innen aus der Inneren Medizin fühlen sich oft wie medizinische Sekretäre statt wie Ärzt:innen. Obwohl die Politik seit 2013 verspricht, Bürokratie abzubauen, ist der Bürokratieindex seitdem gestiegen. Auch die fortschreitende Spezialisierung trägt zum Problem bei. Früher deckte ein Internist ein breites Spektrum an Krankheiten ab – heute gibt es allein in der Inneren Medizin elf verschiedene Fachrichtungen. Ein Kardiologe kann heute sagen: „Ich bin nicht für das ganze Herz zuständig – ich bin Rhythmologe.“ Orthopäden operieren manchmal nur noch Knie oder nur noch Schultern. Das mag medizinisch sinnvoll sein, führt aber dazu, dass Patient:innen immer mehr Zeit damit verbringen, den richtigen Spezialisten zu finden. Zusätzlich gibt es ein massives Stadt-Land-Gefälle. Während in Großstädten Praxen oft dicht beieinander liegen, gibt es in ländlichen Regionen kaum Ärzt:innen. Das Problem: Privat tätige Mediziner:innen unterliegen keiner Bedarfsplanung – sie können problemlos eine weitere Praxis in München oder Hamburg aufmachen, während auf dem Land keine ärztliche Versorgung mehr vorhanden ist. Ein weiterer entscheidender Faktor ist der steigende Frauenanteil in der Medizin. Medizinstudienplätze werden fast ausschließlich nach Abiturnote vergeben, wodurch Frauen überproportional oft einen Platz bekommen. Gleichzeitig führen Schwangerschaften und Elternzeiten zu mehr Ausfällen, und viele Ärztinnen entscheiden sich für Teilzeitmodelle. Das bedeutet, dass insgesamt mehr Köpfe nötig sind, um die gleiche Anzahl an Arztstunden abzudecken. Auch das Arbeitszeitgesetz hat große Auswirkungen. Während früher 24- oder sogar 36-Stunden-Schichten üblich waren, gibt es heute strengere Regeln – was gut ist, aber dazu führt, dass mehr Ärzt:innen gebraucht werden, um die gleiche Versorgung sicherzustellen. Das Problem: Die Arbeitsintensität in kürzeren Schichten ist gestiegen. Viele Krankenhäuser umgehen die Gesetze, indem sie „Bereitschaftsdienste“ anstelle echter Arbeitszeiten deklarieren – wodurch Ärzt:innen trotzdem volle Schichten arbeiten müssen. Ein noch größeres Problem ist die veraltete Bedarfsplanung, die von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) erstellt wird. Die Zahlen sind oft nicht aktuell – auf den Listen stehen Ärzt:innen, die längst in Rente sind oder deren Praxen seit Jahren geschlossen sind. Außerdem berücksichtigt die Bedarfsplanung nur die Anzahl der Einwohner, nicht aber die veränderten medizinischen Bedürfnisse. Patient:innen werden immer älter und haben mehr chronische Krankheiten, was mehr Arztzeit erfordert – doch in den Berechnungen taucht das nicht auf. Ein weiterer alarmierender Punkt: 140.000 Ärzt:innen arbeiten mittlerweile außerhalb der kurativen Medizin – in Unternehmensberatung, Pharma, Journalismus oder Gesundheitsmanagement. 1990 waren es noch weniger als 20 %, heute sind es über 25 %. Das bedeutet, dass immer mehr Ärzt:innen das System verlassen, weil die...

    31 min
  8. Kinder haben keine Lobby - das zeigt sich in der Medizin | Mit Dr. Katharina Rieth

    MAR 4

    Kinder haben keine Lobby - das zeigt sich in der Medizin | Mit Dr. Katharina Rieth

    Fachkräftemangel, fehlende spezialisierte Versorgung, Bildschirmsucht und Adipositas - das ist der Alltag von Kinderärzt:innen in Deutschland. In dieser Folge von “5 Minus - Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel” diskutiert Dr. Laura Dalhaus mit Dr. Katharina Rieth.  Diese ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder-Notärztin seit 2019 und berufspolitisch aktiv im Bundesvorstand des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte sowie im Präventionsausschuss. Und beim Hören dieser Folge merken wir alle: Kinder haben keine Lobby, sie werden zu wenig geschützt - obwohl sie unsere Zukunft sind!  Das fängt beim Fachkräftemangel an. Denn in 2025 gehen ein Viertel der Kinderärzt:innen in Rente. Gleichzeitig gibt es zu wenig Weiterbildungsstellen und 216 unterbesetzte Kassensitze. Das liegt unter anderem auch daran, dass Kinderärzt:innen strukturell benachteiligt sind: Behandlungen, vor allem bei kleinen Kindern, dauern einfach länger als bei Erwachsenen - werden aber nicht höher vergütet.  Ein weiteres Problem ist, dass es zu wenig Forschung und spezialisierte Geräte für Kinder gibt. Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, bei denen man einfach halb so große Geräte nutzen kann oder denen man einfach halbe Tabletten geben kann.  Und dann geht es noch um die Auswirkungen des modernen und aktuellen Lebens auf Kindern. Katharina betont, dass Kinder unter 3 Jahren eigentlich gar keinen Kontakt zu Bildschirmen haben sollten. Trotzdem setzen viele Eltern ihre Kinder vor den Fernseher oder das Handy.  Gleichzeitig ist Bewegungsarmut ein Problem, Kinder können teilweise nicht rückwärts laufen oder einen Salto machen. Der Grund? Verletzungsgefahr im Sportunterricht und Helikopter-Eltern auf dem Spielplatz. Wenn Kinder nicht lernen, sich frei auf dem Spielplatz zu bewegen, fallen sie irgendwann halt runter.  Auch Übergewicht und Diabetes sind ein riesiges Problem. Laura setzt sich aktiv für eine Zuckersteuer ein.  All diese Dinge sorgen auch für steigende Zahlen von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen. Der Einfluss von Social Media wird dabei unterschätzt. Zudem müssen Kinder lernen, digitale Inhalte zu hinterfragen.  Die Forderungen von Katharina und Laura: Mehr Förderung der Kinder- und Jugendmedizin und mehr Weiterbildungsstellen für PädiatrieEine bessere Finanzierung von KinderarztpraxenBessere Medikamentenentwicklung für KinderStärkere Lobby und politische Vertretung von KindernMehr Fokus auf Prävention statt auf TherapieBürokratieabbau und echte DigitalisierungEine Zuckersteuer Folg Laura auch hier: LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/dr-laura-dalhaus-mahm-5470b597/ Instagram: https://www.instagram.com/lauradalhaus/ TikTok: https://www.tiktok.com/@laura.dalhaus Mehr über Laura: https://linktr.ee/lauradalhaus Unterstütz die Mission: https://www.paypal.com/paypalme/podcast5minus oder https://buymeacoffee.com/lauradalhaus Mehr über Katharina: a...

    34 min

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