25 Min.

Die sozialen Medien haben Blut an ihren Händen Irgendwas ist ja immer Podcast

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Hallo und herzlich willkommen zum Podcast von "Irgendwas ist ja Immer". Mein Name ist Don Dahlmann und ein paar Leute werden mich schon etwas länger kennen. Ich blogge, mit Unterbrechungen, seit 1999 und das erste "Irgendwas ist ja immer" Blog hatte eine Zeit lang Anfang der 2000er eine größere Anzahl von Followern und stand regelmäßig in den Top Ten der deutschen Blogcharts. Und wie bei vielen Dingen im Leben ist genau das irgendwann dazwischengekommen: das Leben. Das Blog vegetierte dann nur noch vor sich hin und ist (bis heute im Übrigen) nur noch einmal im Jahr aktiv, wenn ich den Jahresabschluss Fragebogen veröffentliche.
Ich habe nie aufgehört zu schreiben, aber ich habe über andere Dinge geschrieben. Das "Racingblog", ein Blog zum Thema Motorsport, existiert seit 2007 und ist weiterhin sehr aktiv. Vor allem dank der Arbeit der vielen Autoren, die teilweise schon von Anfang an dabei sind. Ich schreibe auch weiter bei der Gründerszene, die heute unter dem Label "Business Insider" verankert ist. Meine wöchentliche Kolumne zum Thema "Zukunft der Mobilität" gibt es seit 2016.
Nebenbei habe ich, seit diesem Jahr, auch noch zwei Podcasts. Beide sind bei Substack. Der eine heißt "Change of Directions" und es geht um das Thema Wasserstoff, Smart Energy, Energieinfrastruktur und Mobilität. Der andere ist gerade gestartet und den mache ich zusammen mit Sascha Pallenberg. Unter dem Label "Techlounge" geht es hier um Medien, Tech und ein wenig Politik.
Warum also noch ein Blog samt Podcast?
Seitdem ich das erste "Irgendwas ist ja immer" Blog mehr oder weniger eingestellt habe, fehlte mir etwas nach einer gewissen Zeit. Ein Raum, in dem ich meine Gedanken äußern konnte. Das Schöne an den ersten Blogs war, dass sie über die Zeit doch sehr privat waren. Die Einträge spiegelten doch irgendwann wider, was im Leben der Autor_innen los war. Egal, wie konsequent man auch bei der Einhaltung der Privatsphäre war, ein wenig, was schimmerte schon durch.
Das machten die Einträge so persönlich und so nahbar. Das fehlte den Medien damals: Nahbarkeit. Die Berichterstattung fand in abgeschlossenen Redaktionsräumen statt, zu denen nur wenige Zugriffe hatten. Das höchste der Gefühle in Sachen Einfluss war der Abdruck eines Leserbriefes an die Redaktion.
Blogs drehten das radikal um und sie verlegten die Redaktion an den heimischen Schreibtisch. Das tat dem Journalismus gut, der sich während des Wandels allerdings lange schmollend in eine Ecke verzog. Aber es brachte eine neue Art der Berichterstattung in die Medien, die von der Technik unterstützt wurde. Plötzlich benötigte man keinen Ü-Wagen mehr, um von einem Ort zu berichten. Es reichte eine Digitalkamera und ein Netzanschluss.
Die aufkommenden Plattformen, heute Social Media genannt, verstärkten den Trend. Die von Konzernen schnell gekauften und kontrollierten Angebote schnürten den gerade sichtbar gewordenen Erfolg der Blogs ab und verschoben den Traffic auf ihre Seiten.
Facebook, Twitter, Instagram - all das versprach noch mehr Offenheit und noch mehr Exhibitionismus, brachte am Ende aber nicht viel. Die eigenen, gerne auch mal längeren Postings verschwanden schnell in einem Strom aus anderen Texten, in dem man nichts mehr wieder finden konnte.
Am Ende entpersonalisierten die Plattformen die Nachrichten und die Blogs. Wer kann heute noch sicher sein, dass hinter diesem oder jenem Account nicht doch ein Bot steckt? Wie lassen sich emotionale Verbindungsfäden zu anderen Menschen ziehen, wenn all das, was man so veröffentlicht, auf unzähligen Plattformen in einem Malstrom aus Bits und Bytes versinkt?
Der Zusammenbruch von Twitter in diesem Jahr hat mich deswegen besonders geärgert, weil Twitter für mich eine Mischung aus Blog und sozialem Kit geworden war. Man konnte längere Threads veröffentlichen, man konnte sich kurzfassen und es gab einen guten Austausch mit den Followern. Der Wegfall von Twitter löste in mir eine gewisse Leere aus. Nicht im em

Hallo und herzlich willkommen zum Podcast von "Irgendwas ist ja Immer". Mein Name ist Don Dahlmann und ein paar Leute werden mich schon etwas länger kennen. Ich blogge, mit Unterbrechungen, seit 1999 und das erste "Irgendwas ist ja immer" Blog hatte eine Zeit lang Anfang der 2000er eine größere Anzahl von Followern und stand regelmäßig in den Top Ten der deutschen Blogcharts. Und wie bei vielen Dingen im Leben ist genau das irgendwann dazwischengekommen: das Leben. Das Blog vegetierte dann nur noch vor sich hin und ist (bis heute im Übrigen) nur noch einmal im Jahr aktiv, wenn ich den Jahresabschluss Fragebogen veröffentliche.
Ich habe nie aufgehört zu schreiben, aber ich habe über andere Dinge geschrieben. Das "Racingblog", ein Blog zum Thema Motorsport, existiert seit 2007 und ist weiterhin sehr aktiv. Vor allem dank der Arbeit der vielen Autoren, die teilweise schon von Anfang an dabei sind. Ich schreibe auch weiter bei der Gründerszene, die heute unter dem Label "Business Insider" verankert ist. Meine wöchentliche Kolumne zum Thema "Zukunft der Mobilität" gibt es seit 2016.
Nebenbei habe ich, seit diesem Jahr, auch noch zwei Podcasts. Beide sind bei Substack. Der eine heißt "Change of Directions" und es geht um das Thema Wasserstoff, Smart Energy, Energieinfrastruktur und Mobilität. Der andere ist gerade gestartet und den mache ich zusammen mit Sascha Pallenberg. Unter dem Label "Techlounge" geht es hier um Medien, Tech und ein wenig Politik.
Warum also noch ein Blog samt Podcast?
Seitdem ich das erste "Irgendwas ist ja immer" Blog mehr oder weniger eingestellt habe, fehlte mir etwas nach einer gewissen Zeit. Ein Raum, in dem ich meine Gedanken äußern konnte. Das Schöne an den ersten Blogs war, dass sie über die Zeit doch sehr privat waren. Die Einträge spiegelten doch irgendwann wider, was im Leben der Autor_innen los war. Egal, wie konsequent man auch bei der Einhaltung der Privatsphäre war, ein wenig, was schimmerte schon durch.
Das machten die Einträge so persönlich und so nahbar. Das fehlte den Medien damals: Nahbarkeit. Die Berichterstattung fand in abgeschlossenen Redaktionsräumen statt, zu denen nur wenige Zugriffe hatten. Das höchste der Gefühle in Sachen Einfluss war der Abdruck eines Leserbriefes an die Redaktion.
Blogs drehten das radikal um und sie verlegten die Redaktion an den heimischen Schreibtisch. Das tat dem Journalismus gut, der sich während des Wandels allerdings lange schmollend in eine Ecke verzog. Aber es brachte eine neue Art der Berichterstattung in die Medien, die von der Technik unterstützt wurde. Plötzlich benötigte man keinen Ü-Wagen mehr, um von einem Ort zu berichten. Es reichte eine Digitalkamera und ein Netzanschluss.
Die aufkommenden Plattformen, heute Social Media genannt, verstärkten den Trend. Die von Konzernen schnell gekauften und kontrollierten Angebote schnürten den gerade sichtbar gewordenen Erfolg der Blogs ab und verschoben den Traffic auf ihre Seiten.
Facebook, Twitter, Instagram - all das versprach noch mehr Offenheit und noch mehr Exhibitionismus, brachte am Ende aber nicht viel. Die eigenen, gerne auch mal längeren Postings verschwanden schnell in einem Strom aus anderen Texten, in dem man nichts mehr wieder finden konnte.
Am Ende entpersonalisierten die Plattformen die Nachrichten und die Blogs. Wer kann heute noch sicher sein, dass hinter diesem oder jenem Account nicht doch ein Bot steckt? Wie lassen sich emotionale Verbindungsfäden zu anderen Menschen ziehen, wenn all das, was man so veröffentlicht, auf unzähligen Plattformen in einem Malstrom aus Bits und Bytes versinkt?
Der Zusammenbruch von Twitter in diesem Jahr hat mich deswegen besonders geärgert, weil Twitter für mich eine Mischung aus Blog und sozialem Kit geworden war. Man konnte längere Threads veröffentlichen, man konnte sich kurzfassen und es gab einen guten Austausch mit den Followern. Der Wegfall von Twitter löste in mir eine gewisse Leere aus. Nicht im em

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