Matthias Zehnders Wochenkommentar Matthias Zehnder
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- Society & Culture
Matthias Zehnder gibt Ihnen hier jede Woche zu denken. Das Thema: Medien und die Digitalisierung. Das Angebot: Konstruktive Kritik.
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Von Nemo bis zur Unibesetzung: Plötzlich ist alles politisch
Bambie Thug, die Irland am Eurovision Song Contest vertrat, malte sich die Fingernägel in den Farben der palästinensischen Flagge an. Der australische Sänger Fred Leone hatte sich eine Wassermelone auf die Brust gemalt, das Zeichen für Palästina. Joost Klein, der Sänger aus den Niederlanden, bedeckte seinen Kopf mit seiner Flagge, als die Israelin Eden Golan an der Pressekonferenz sprach. Das Belgische Fernsehen unterbrach die Übertragung ihres Songs mit einer Anti-Israel-Botschaft. Die...
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KI und die Schule – Rolltreppe statt Kletterpartie?
ChatGPT und Google Gemini, Microsoft Copilot und Adobe Firefly haben die Magie an den Computerarbeitsplatz zurückgebracht. Mit den neuen Tools kann man auf Knopfdruck zaubern: Texte, Bilder und Präsentationen entstehen wie von selbst auf dem Bildschirm. Ist das Arbeiten jetzt ganz einfach? Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten scheinen das zu glauben. Sie fragen sich, warum sie noch mühsam lernen sollen, wenn die KI doch auf Knopfdruck für sie arbeitet. Zumal die Generation, di...
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Daniel Dennett und der Mensch als Maschine
Letzte Woche habe ich hier über den «Eliza-Effekt» gesprochen, der das übergrosse Vertrauen erklärt, das Menschen einem chattenden Computer entgegenbringen. Eliza war der Name eines einfachen Chat-Programms, das der deutsch-amerikanische Computerwissenschaftler Joseph Weizenbaum bereits 1966 entwickelt hatte. Die Menschen, die Eliza benutzten, waren überzeugt, dass der Computer sie verstand. Das wirft die Frage auf: Was ist es, das uns Menschen ausmacht? Goethe war überzeugt, dass der M...
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Der Eliza-Effekt: Warum wir auf Computer reinfallen
Wie intelligent sind Computer? Verstehen sie uns? Verstehen sie unsere Gefühle und Sehnsüchte? Davon sind heute viele Menschen überzeugt. Auch und gerade Programmierer. Blake Lemoine zum Beispiel war leitender Ingenieur bei Google – bis die Firma ihn entliess. Der Grund: Lemoine war überzeugt, dass die KI von Google keine seelenlose Maschine mehr sei, sondern ein Wesen mit Gefühlen und einem Bewusstsein. Die meisten Nutzer gehen nicht so weit. Immer mehr Menschen fühlen sich aber von den chat...
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Was heisst da schon normal? Über die Normalität
Wir leben in seltsamen Zeiten: «Mainstream» ist zum Schimpfwort geworden, gleichzeitig sehnen sich die Menschen nach Normalität. Aber was ist Normalität anderes als das Gewohnte, das Gewöhnliche, das Akzeptierte – also der Mainstream? Niemand will der Norm entsprechen, aber alle wollen irgendwie normal sein. Aber ja nicht bloss Durchschnitt. Dazu passt, dass sich die meisten Autofahrer für überdurchschnittlich gut halten. Bis zu 90 Prozent antworten auf die Frage: «Gehören Sie zur besse...
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Verwirrung der Gefühle
Diese Woche habe ich mich mit dem neuen Buch des deutschen Filmemachers Werner Herzog beschäftigt: «Die Zukunft der Wahrheit» heisst das Buch. Es ist ein autobiographisch gefärbter Essay über die Frage, ob es so etwas wie Wahrheit gibt in der Kunst, der Kultur und natürlich vor allem im Film. Herzog schreibt in seinem Buch, es gebe keine falschen Gefühle. Gefühle seien immer wahr. Als Beweise führt Herzog die globale Gefühlsaufwallung nach dem Tod von Prinzessin Diana an – und die Oper: Die G...