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AUDIOFEATURE Bayerische Staatsoper
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- Musik
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3,9 • 7 Bewertungen
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Gleich vorweg: Die Komplexität einer abendfüllenden Oper passt natürlich nicht in ein 15-minütiges Audiofeature. Aber die Lust darauf, den Abend in der Oper zu verbringen vielleicht schon. Der Musikjournalist Holger Noltze, Professor für Musik und Medien an der TU Dortmund, kreiert eine maßgeschneiderte Audioreihe zu den diesjährigen Premieren. Immer ab dem jeweiligen Premierentag ist das Feature online abzurufen. Dort wird es neben den Stückbasics – Handlung, Rezeption, Komposition und Libretto – auch um die Münchner Besonderheiten der Inszenierung gehen. Neben Stimmen aus der Produktion wird vor allem eine Akteurin zu hören sein: Die Musik. Und zwar nicht nur im Hintergrund oder als Nebenbei, sondern als das, was alles zusammenhält. Die Grenzen werden fließend: Information, starke Stimmen und Audiokunst.
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AUDIOFEATURE zu KRIEG UND FRIEDEN
Sergej Prokofjews monumentales Projekt einer Oper nach Lew Tolstois Roman Krieg und Frieden, mit allein 70 Solist:innen, mit Ball- und Schlachtenszenen, entstand 1941 unter dem Eindruck des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion. Die historischen Ereignisse des Jahres 1812, als Napoleons Angriff mit einer vernichtenden Niederlage der Invasoren endete, wurden zum Spiegel der Gegenwart des Weltkriegs. Dmitri Tcherniakov, der Regisseur der Münchener Erstaufführung von Krieg und Frieden, lässt Prokofjews Oper in einem höchst geschichtsträchtigen Raum spielen, und natürlich ist der aktuelle Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine dabei nicht wegzudenken. Ein Audiofeature über die Frage, was Krieg und Frieden im Jahr 2023 bedeutet.
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AUDIOFEATURE zu DIDO AND AENEAS ... ERWARTUNG
An einem Waldrand bewohnt eine Frau namens Dido ein Haus, das ihr nicht gehört. Sie ist eine Geflüchtete. Man weiß nichts über sie, außer dass sie von weit her kommt. Ihr Verhalten, ihre immer wiederkehrenden Verweise auf sehr alte Geschichten, ihre Ängste lassen auf eine psychische Zerbrechlichkeit schließen. Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Phantasie vermischen sich so sehr bei ihr, dass man nicht weiß, ob die mysteriösen Gestalten und bösen Geister, die zeitweise auftauchen, den Wald oder ihren Geist bewohnen. Dido empfindet eine verrückte, ausschließliche Liebe zu einem Mann, der ebenfalls ein Geflüchteter ist: Aeneas. – Der polnische Regisseur Krzysztof Warlikowski verbindet Henry Purcells Kurzoper Dido and Aeneas (1689) über das Sterbenwollen der verlassenen Dido mit Arnold Schönbergs explosivem Monodram Erwartung (1909) zu einem Opern-Psychodrama über zweihundert Jahre Musikgeschichte hinweg.
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AUDIOFEATURE zu LOHENGRIN
Es sollen uns die Sinne vergehen: Weltentrückt, in himmlischen Höhen, beginnt Richard Wagners Oper Lohengrin. Ein unbekannter Ritter erscheint, um einer bedrängten Unschuld beizustehen. „Elsa! Ich liebe dich,“ singt er. Die junge Frau ergibt sich dem, der ihr als Held und Retter vorkommt. Doch dann bricht sie das Verbot, ihn nach seinem Namen und seiner Herkunft zu fragen, und alles Glück ist dahin. Eine verpasste Begegnung des Irdischen und des Wunderbaren. So ist das letzte Wort ein kollektives „Weh!“. Der neue Lohengrin in einer Inszenierung von Kornél Mundruczó an der Bayerischen Staatsoper zeigt unsere Sehnsucht nach Erlösung als großen Versuchsaufbau.
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AUDIOFEATURE zu COSÌ FAN TUTTE
Die Revolution des Begehrens: „Die Schule der Liebenden“, so der Untertitel von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Così fan tutte, fängt lustig an, als kreuzweise Treueprobe. Am Ende aber herrscht Verstörung, denn Dorabella und Fiordiligi, die Verlobten der beiden Jungens Guilelmo und Ferrando, erweisen sich als sehr wohl verführbar, eine früher, eine später. Was aber heißt das für die Idee von der wahren Liebe? Und was für die heile Welt unserer Gesellschaft, die auf Heirat, Kinder, Festanstellung … baut? Behält Don Alfonso Recht, der lebenserfahrene „Philosoph“ und Regisseur des abgründigen Spiels, der zu wissen meint: Così fan tutte, so machen es alle (Frauen) –? Oder gibt es, nachdem hier zwei Paare durch das Feuer des Zweifels und der Verzweiflung gegangen sind, noch mehr zu lernen?
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AUDIOFEATURE zu CAPRICCIO
Ob in einer Oper der Text oder die Musik wichtiger sei: Darüber hatte schon der alte Salieri eine Oper-über-Oper komponiert. Der späte Richard Strauss nimmt sich das Thema in seinem letzten Bühnenwerk noch einmal vor. Ein Dichter und ein Komponist werben um die Liebe einer schönen und kunstsinnigen Gräfin: Wen wird sie erhören? – Strauss hat in sein „Konversationsstück für Musik“ lauter letzte Worte zur Kunst komponiert, voller reifer Meisterschaft und mit dem Rücken zur eigenen Gegenwart, denn 1942 hatte das Publikum eigentlich andere Sorgen. Capriccio, uraufgeführt am Münchener Nationaltheater, wurde ein Erfolg, trotzdem oder gerade drum? Das Nationaltheater wurde bald zerbombt, „Capriccio“ blieb. Die Bayerische Staatsoper zeigt es neu.
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AUDIOFEATURE zu DIE TEUFEL VON LOUDUN
Schlaflos liegt die Priorin Jeanne in ihrer Zelle, bedrängt von Visionen: Bis zum Wahnsinn begehrt sie den Pater Grandier, den attraktiven, charismatischen Prediger der Kleinstadt Loudun. Weil er für sie unerreichbar ist, wird sie ihn denunzieren, die Nonnen im Kloster zur Wollust behext zu haben. Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki schuf 1969 aus Aldous Huxleys Skandalroman The Devils of Loudun seine erste, kühnste Oper: Die Teufel von Loudun. Radikales Musiktheater, maßlos in seinen Mitteln, erschütternd in der Darstellung dessen, was Menschen Menschen antun. Am Ende steht der Scheiterhaufen.