Zeitblende

Podcast Zeitblende

Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen das ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.                

  1. 7 WRZ

    Viel mehr als nur Tränen: Tessiner Emigrationsgeschichte(n)

    Im 19. Jahrhundert, vor allem zwischen 1850 und 1900, zwang der Hunger Tausende von Tessinern auszuwandern. In dieser Zeit führten gerade im Maggiatal grosse Überschwemmungen zu Ernteausfällen und Krankheiten. Die Werbung von Reisebüros lockte viele auch nach Australien. Mit katastrophalen Folgen. Zeitzeuge Arthur Nicolas, 75, kennt die falschen Heilsversprechen dieser Reisebüros aus der eigenen Familiengeschichte. Dass er nicht im Tessin, sondern in Kalifornien aufgewachsen ist, verdankt er seinen beiden Urgrossvätern. Diese gingen nach Australien, um Gold zu suchen. Als sie ankamen, gab es aber kein Gold mehr. Der eine Grossvater hatte für die Überfahrt sein Land verpachtet. Er blieb in Australien und stürzte zu Hause im Maggiatal seine Familie in bittere Armut. Die Frauen und Kinder waren die Leitragenden der Tessiner Emigration, ordnet Historiker Luigi Lorenzetti ein. Im Maggiatal emigrierten so viele Männer, dass um 1900 die Hälfte der Frauen Singles waren – ein europaweit einzigartiges Missverhältnis. Das starke Bild der Armut, das im 19. Jahrhundert so viele Tessiner zwang, auszuwandern, hat aber das kollektive Gedächtnis einseitig geprägt, sagt der Historiker. Emigration wird damit fälschlicherweise ausschliesslich negativ konnotiert. So geht vergessen, dass viele Tessiner Emigranten sehr erfolgreich waren und mit ihrem erworbenen Reichtum für ein fortschrittliches Sozialsystem in ihrem Heimatkanton sorgten. Zu Gast in dieser Zeitblende sind: * Arthur Nicola, direkter Nachfahre von Emigranten aus dem Maggiatal * Angelo Comisetti, Kurator Piccolo Museo von Sessa * Luigi Lorenzetti, Historiker Feedback, Fragen oder Wünsche? Nehmen wir gerne entgegen unter zeitblende@srf.ch ________________________________________ Audiotranskript Die Frauen und Kinder waren die Leitragenden der Tessiner Emigration, ordnet Historiker Luigi Lorenzetti ein. Im Maggiatal emigrierten so viele Männer, dass um 1900 die Hälfte der Frauen Singles waren – ein europaweit einzigartiges Missverhältnis. Das starke Bild der Armut, das im 19. Jahrhundert so viele Tessiner zwang, auszuwandern, hat aber das kollektive Gedächtnis einseitig geprägt, sagt der Historiker. Emigration wird damit fälschlicherweise ausschliesslich negativ konnotiert. So geht vergessen, dass viele Tessiner Emigranten sehr erfolgreich waren und mit ihrem erworbenen Reichtum für ein fortschrittliches Sozialsystem in ihrem Heimatkanton sorgten. Zu Gast in dieser Zeitblende sind: * Arthur Nicola, direkter Nachfahre von Emigranten aus dem Maggiatal * Angelo Comisetti, Kurator Piccolo Museo von Sessa * Luigi Lorenzetti, Historiker Feedback, Fragen oder Wünsche? Nehmen wir gerne entgegen unter zeitblende@srf.ch ________________________________________ Dieses Transkript wurde automatisch erstellt und nur formal überarbeitet, daher kann es Ungenauigkeiten und Fehler enthalten. Die Frauen und Kinder waren die Leitragenden der Tessiner Emigration, ordnet Historiker Luigi Lorenzetti ein. Im Maggiatal emigrierten so viele Männer, dass um 1900 die Hälfte der Frauen Singles waren – ein europaweit einzigartiges Missverhältnis. Das starke Bild der Armut, das im 19. Jahrhundert so viele Tessiner zwang, auszuwandern, hat aber das kollektive Gedächtnis einseitig geprägt, sagt der Historiker. Emigration wird damit fälschlicherweise ausschliesslich negativ konnotiert. So geht vergessen, dass viele Tessiner Emigranten sehr erfolgreich waren und mit ihrem erworbenen Reichtum für ein fortschrittliches Sozialsystem in ihrem Heimatkanton sorgten. Zu Gast in dieser Zeitblende sind: * Arthur Nicola, direkter Nachfahre von Emigranten aus dem Maggiatal * Angelo Comisetti, Kurator Piccolo Museo von Sessa * Luigi Lorenzetti, Historiker Feedback, Fragen oder Wünsche? Nehmen wir gerne entgegen unter zeitblende@srf.ch ________________________________________ _ Karoline Thürkauf: Die Frauen und Kinder waren die Leitra

    26 min
  2. 24 SIE

    Die Welt im Ohr: Über 100 Jahre Radio in der Schweiz

    Vor 100 Jahren, im August 1924, wurde Radio Zürich gegründet – inmitten der Pionierzeit des Radios in der Schweiz.  Angefangen hat die Geschichte der Schweizer Radiosender mit einem Flughafenfunker aus Lausanne, der Grammophon-Platten via Funk ins Cockpit spielte. Zu den ersten Melodien, welche die erstaunte Besatzung zu hören bekam, gehörte die Ouverture von Rossinis Willhelm Tell. Das ist nur eine von vielen Anekdoten zu den Anfängen des Schweizer Radios. Der Bund erkannte im Jahr 1922 das Potenzial des neuen Mediums und sicherte sich via Gesetz die Hoheit über die Radiosender.  In der gleichen Zeit gab es die ersten Radiogeräte für Zuhause. Da war beispielsweise die Radiofee – ein Gerät, das sich die Hörerinnen und Hörer selber zusammenbauen mussten. 1931 mündeten alle Entwicklungen schliesslich in der Gründung der SRG. Zu Gast in der «Zeitblende» sind: - Juri Jaquemet, Sammlungskurator Museum für Kommunikation, Bern - Edzard Schade, Medienhistoriker FH Graubünden Literatur, Quellen, weiterführende Links: Edzard Schade; Herrenlose Radiowellen, Hier und Jetzt Verlag Juri Jaquemet, https://blog.nationalmuseum.ch/2021/10/99-jahre-radio-in-der-schweiz/ Recherche & Archive SRF Museum für Kommunikation , Bern ________________________________________ Audiotranskript Der Bund erkannte im Jahr 1922 das Potenzial des neuen Mediums und sicherte sich via Gesetz die Hoheit über die Radiosender.  In der gleichen Zeit gab es die ersten Radiogeräte für Zuhause. Da war beispielsweise die Radiofee – ein Gerät, das sich die Hörerinnen und Hörer selber zusammenbauen mussten. 1931 mündeten alle Entwicklungen schliesslich in der Gründung der SRG. Zu Gast in der «Zeitblende» sind: - Juri Jaquemet, Sammlungskurator Museum für Kommunikation, Bern - Edzard Schade, Medienhistoriker FH Graubünden Literatur, Quellen, weiterführende Links: Edzard Schade; Herrenlose Radiowellen, Hier und Jetzt Verlag Juri Jaquemet, https://blog.nationalmuseum.ch/2021/10/99-jahre-radio-in-der-schweiz/ Recherche & Archive SRF Museum für Kommunikation , Bern ________________________________________ Dieses Transkript wurde automatisch erstellt und nur formal überarbeitet, daher kann es Ungenauigkeiten und Fehler enthalten. Der Bund erkannte im Jahr 1922 das Potenzial des neuen Mediums und sicherte sich via Gesetz die Hoheit über die Radiosender.  In der gleichen Zeit gab es die ersten Radiogeräte für Zuhause. Da war beispielsweise die Radiofee – ein Gerät, das sich die Hörerinnen und Hörer selber zusammenbauen mussten. 1931 mündeten alle Entwicklungen schliesslich in der Gründung der SRG. Zu Gast in der «Zeitblende» sind: - Juri Jaquemet, Sammlungskurator Museum für Kommunikation, Bern - Edzard Schade, Medienhistoriker FH Graubünden Literatur, Quellen, weiterführende Links: Edzard Schade; Herrenlose Radiowellen, Hier und Jetzt Verlag Juri Jaquemet, https://blog.nationalmuseum.ch/2021/10/99-jahre-radio-in-der-schweiz/ Recherche & Archive SRF Museum für Kommunikation , Bern ________________________________________ _ Der Bund erkannte im Jahr 1922 das Potenzial des neuen Mediums und sicherte sich via Gesetz die Hoheit über die Radiosender.  In der gleichen Zeit gab es die ersten Radiogeräte für Zuhause. Da war beispielsweise die Radiofee – ein Gerät, das sich die Hörerinnen und Hörer selber zusammenbauen mussten. 1931 mündeten alle Entwicklungen schliesslich in der Gründung der SRG. Zu Gast in der «Zeitblende» sind: - Juri Jaquemet, Sammlungskurator Museum für Kommunikation, Bern - Edzard Schade, Medienhistoriker FH Graubünden Literatur, Quellen, weiterführende Links: Edzard Schade; Herrenlose Radiowellen, Hier und Jetzt Verlag Juri Jaquemet, https://blog.nationalmuseum.ch/2021/10/99-jahre-radio-in-der-schweiz/ Recherche & Archive SRF Museum für Kommunikation , Bern ________________________________________ Rachel Beroggi Der Bund erkannte im Jahr 1922 das Poten

    31 min
  3. 10 SIE

    Techno & Rave: So entstand die Technokultur in der Schweiz

    Seit Jahrzehnten läuft in Schweizer Clubs Techno und andere Formen elektronischer Musik. Die Geschichte der Technokultur beginnt in den 80er Jahren. Für den kometenhaften Aufstieg der Jugendkultur musste erst einiges in Bewegung kommen, musikalisch und gesellschaftlich.  James Wolfensberger organisiert 1984 den ersten illegalen Rave in Zürich. Die Party ist ein voller Erfolg. Zürich ist damals eine provinzielle und kalte Stadt. Die Kinos schliessen um neun, gerade mal fünf Discos dürfen länger als Mitternacht geöffnet bleiben. Der neue Geist, den James Wolfensberger in die Stadt bringt, stösst daher auf fruchtbaren Boden. Gespielt wird an den Partys House-Musik aus den USA – in der Schweiz damals kaum bekannt. Und noch etwas ist neu: Statt nach jedem Lied eine kurze Pause einzulegen, mixt der DJ nun die Lieder zu einem durchgehenden Teppich. Die Partys von James Wolfensberger legen so den Grundstein für die Technowelle der 90er Jahre. Diese Welle erfasst die Schweiz früh. Sie profitiert von ihrer zentralen Lage mitten in Europa. Hinzu kommt ein Rückgang der Industrie. Die so freigewordenen Areale füllen sich schnell mit Kultur. Überall in der Schweiz entstehen in kürzester Zeit Clubs und Rave-Veranstaltungen. So auch in Roggwil. Das kleine Dorf im Oberaargau wird zu einem gesamteuropäischen Rave-Mekka. Mirosch Gerber organisiert dort in den 1990er Jahren Raves mit tausenden Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Die Leute seien aus ganz Europa angereist und Roggwil so weit über die Schweiz hinaus berühmt geworden. In dieser Zeit entwickelt sich Techno in kürzester Zeit von einer Nischenkultur zum Massenphänomen: Innerhalb von nur wenigen Jahren wächst die Zürcher Street Parade von einigen Tausend auf über Hunderttausend Raver und Raverinnen. Mittlerweile ist Techno in der Schweiz fest verankert. Die Zürcher Technokultur wurde gar von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Die neue Generation erfindet dabei die Technokultur neu. Während der Pandemie entsteht auf der Video-App TikTok ein neues Genre: Hard-Techno. Die Musik ist mit schnell aufeinanderfolgende Rhythmuswechseln auf die Kurzvideos der App zugeschnitten. Einige sprechen deshalb auch etwas despektierlich von «TikTok-Techno». Doch obwohl die Musik so lebendig und vielfältig ist wie nie, haben viele Clubs in der Schweiz zu kämpfen. Es ist gar von einem Clubsterben die Rede. Die Szene befinde sich derzeit im Umbruch, sagt Sacha Winkler. Er ist einer der Gründer des Zürcher Club Zukunft. «Zeitblende « ist ein Podcast von SRF. Haben Sie Feedback oder Fragen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht via zeitblende@srf.ch _________________________________________ Audiotranskript _________________________________________ Dieses Transkript wurde automatisch erstellt und nur formal überarbeitet, daher kann es Ungenauigkeiten und Fehler enthalten. _________________________________________ _ _________________________________________ Janis Fahrländer: _________________________________________ Es beginnt 1984, in einer Vollmondnacht in Zürich. James Wolfensberger veranstaltet mit seinem Freund Oliver Stumm im Sexkino Walcher an der Limmat eine Party gleich neben dem Hauptbahnhof in Zürich. Die Szenerie ist noch fast gleich wie damals. Im März 1984 organisiert James hier die erste Rave Party in Zürich. Illegal. Der Besitzer des Sexkinos stellt ihm und seinen Freunden das Lokal zur Verfügung. Die Erinnerung an den damaligen Abend ist bei James Wolfensberger noch heute lebhaft. _ James Wolfensberger: _________________________________________ Janis Fahrländer: _________________________________________ James Wolfensberger: _________________________________________ Janis Fahrländer: _________________________________________ James Wolfensberger: _________________________________________ Janis Fahrländer: _________________________________________ James Wolfensberger: _________________________________________ Janis Fahrlände

    29 min
  4. 27 LIP

    Katharina von Zimmern – eine Frau prägt die Zürcher Reformation

    Als letzte Äbtissin des Fraumünsters fällt Katharina von Zimmern vor 500 Jahren einen mutigen und weitsichtigen Entscheid. Sie übergibt ihre Abtei dem Bürgermeister und dem Rat von Zürich. Und ermöglicht so eine Reformation ohne Bürgerkrieg. Der 8. Dezember 1524 ist ein Wendepunkt in der spätmittelalterlichen Geschichte Zürichs. Katharina von Zimmern besiegelt die Übergabe der Fraumünsterabtei. Um die Stadt vor «gross unruoh und ungemach» zu bewahren. Das Fraumünster geht von kirchlichem in weltlichen Besitz. Mit dem Kloster gibt die Äbtissin auch das ganze Vermögen und alle Ländereien ab. Sie verzichtet auf ihre Position mit allen Privilegien und Rechten. Erweist sich aber auch als geschickte Verhandlerin. Der Rat sichert ihr gute Bedingungen zu für ihr Leben als «normale» Bürgerin. Katharina von Zimmern ist eine bemerkenswerte Frau in einer bewegten Zeit. Als adliges Flüchtlingskind in die Schweiz gekommen, wird sie schon mit 18 zur Vorsteherin des Klosters gewählt – und wird dort zur grossen Gestalterin. Dass sie mit grosser Wahrscheinlichkeit als Äbtissin eine Tochter geboren hat, kann sie geheim halten. In dieser Folge zu hören: * Irene Gysel, Buchautorin * Nicole Freudiger, SRF Religionsredaktorin Literatur/Quellen/weiterführende Links: * Christ-von Wedel, Christine (2020, zweite Auflage): Die Äbtissin, der Söldnerführer und ihre Töchter. Katharina von Zimmern im politischen Spannungsfeld der Reformationszeit. Zürich: Theologischer Verlag. * Gysel, Irene (2024): Katharina von Zimmern: Flüchtlingskind, Äbtissin, Bürgerin von Zürich. Zürich: Theologischer Verlag. * Filmausschnitte aus «Zwingli – der Reformator». (2019). Stefan Haupt. * Musikausschnitte aus dem «Zwingli» Originalsoundtrack von Diego Baldenweg mit Nora Baldenweg & Lionel Baldenweg (mit Daniel Hope, Zürcher Kammerorchester - ZKO, Larissa Bretscher und Vokalensemble Zürich-West) * Stadtführung: https://katharina2024.ch/veranstaltungen/frauen-und-die-macht-2-2 * Website Jubiläumsjahr für Katharina von Zimmern: www.katharina2024.ch Haben Sie Feedback oder Fragen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht via zeitblende@srf.ch

    26 min
  5. 13 LIP

    Lina Bögli: Die Berner Bauerntochter, die um die Welt zog

    Eigentlich scheint das Leben für «Ds Bode Lina» vorgespurt: Als jüngste Tochter einer kinderreichen Familie aus dem bernischen Oberaargau erwartet sie ein Dasein als Bauernmagd. Aber es kommt alles anders: Lina Bögli zieht in die weite Welt – und wird die erste Schweizer Reiseschriftstellerin. Das Leben von Lina Bögli (1858-1941) ist eine Geschichte von Mut, Emanzipation und sozialem Aufstieg. Die Tochter eines Berner Kleinbauern arbeitet sich von der Kindermagd hoch bis zur gefragten Sprachlehrerin. Sie reist alleine von Australien über Hawaii bis in die USA - und ihr Buch über ihre zehnjährige Weltreise wird zum Bestseller. Diese Zeitblende zeichnet die Spuren nach, die Lina Bögli hinterlassen hat und fragt: Was hat uns die Reisepionierin heute noch zu sagen? Haben Sie Feedback oder Fragen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht via zeitblende@srf.ch In dieser Folge zu hören: • Margret Nyfeler-Bögli, Ururgrossnichte von Lina Bögli • Heinrich und Verena Bögli, Urgrossneffe von Lina Bögli und Partnerin • Heidi Witzig, Historikerin • Judith Arlt, Literaturwissenschaftlerin und Autorin Literatur: • Bögli, Lina (2024, zweite Auflage): Talofa. In zehn Jahren um die Welt. Basel: Lenos Verlag. Titel der Originalausgabe: Vorwärts. Briefe von einer Reise um die Welt (erstmals erschienen 1906). • Bögli, Lina (2019): Immer vorwärts. Basel: Lenos Verlag. Erstmals erschienen 1915 im Verlag Huber & Co in Frauenfeld. • Arenz, Bärbel/Lipski, Gisela (2009): Mit Kompass und Korsett. Reisende Entdeckerinnen. Cadolzburg: Ars Vivendi Verlag. Weiterführende Links: • Zentrum Lina Bögli in Herzogenbuchsee: https://www.lina-boegli.ch/de/das-zentrum

    33 min
  6. 29 CZE

    Keller-Jäggi und das Schächtverbot: Tierliebe oder Judenhass? (Wdh.)

    Vor 130 Jahren stimmte die Schweiz über die erste eidgenössische Volksinitiative ab. Das Schächtverbot war von viel Antisemitismus begleitet, aber auch dem noch neuen Tierschutzgedanken. Einer der Köpfe hinter der Initiative war der Aargauer Andreas Keller-Jäggi - was trieb ihn an? Diese Zeitblende aus dem August 2023 gewann im Frühling 2024 den Medienpreis Aargau/Solothurn in der Kategorie Radio/Audio. Aus diesem Grund wiederholen wir sie in diesem Feed. __ Im August 1893 nahm das Schweizer Stimmvolk das Schächtverbot – die allererste eidgenössische Volksinitiative – an. Tiere durften fortan nicht mehr ohne Betäubung geschlachtet werden, also so wie es das rituelle Schlachten nach jüdischer (Koscher) und islamischer (Halal) Art vorsieht. Das Verbot zielte damals, Ende des 19. Jahrhunderts, auf die jüdische Gemeinschaft. Der Abstimmungskampf war entsprechend von viel Antisemitismus geprägt – aber auch von der noch immer relativ neuen Idee des Tierschutzes. Einer der Köpfe hinter der Initiative war Andreas Keller-Jäggi, der Präsident des Aargauischen Tierschutzvereins. Wer war Keller-Jäggi und was trieb ihn an, das Schächten zu bekämpfen – Tierliebe oder Judenfeindlichkeit? Eine Spurensuche, die unter anderem ins Archiv in Aarau führt, in ein Tierheim in Untersiggenthal und, zumindest virtuell, bis nach Japan. __ Zu Wort kommen unter anderen: *  Stephan Häsler, ausgebildeter Tierarzt und in den 2000er Jahren als stellvertretender Direktor des damaligen Bundesamtes für Veterinärwesen mit dem Schächtverbot befasst; heute engagiert er sich für die «Schweizerische Vereinigung für Geschichte der Veterinärmedizin» * Yoko Akiyama, Historikerin und Assistenzprofessorin an der Doshisha Universität in Kyoto, Japan * Astrid Becker, heutige Präsidentin des Aargauischen Tierschutzvereins * Laura Bitterli, Doktorandin am Historischen Seminar der Universität Zürich und Co-Projektkoordinatorin von «Ad fontes» __ Literatur zum Thema: * Thomas Metzger (2020): Argumentative Konstruktion von Differenz. Die Schächtverbotsinitiative und die Antiminarettinitiative im Vergleich * Yoko Akiyama (2019): Das Schächtverbot von 1893 und die Tierschutzvereine. Kulturelle Nationsbildung der Schweiz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts * Stephan Häsler (2010): Die Entwicklung des Tierschutzes in der Schweiz vom 19. Jahrhundert bis zum Erlass des Tierschutzgesetzes * Sibylle Horanyi (2004): Das Schächtverbot zwischen Tierschutz und Religionsfreiheit. Eine Güterabwägung und interdisziplinäre Darstellung von Lösungsansätzen * Pascal Krauthammer (2000): Das Schächtverbot in der Schweiz, 1854-2000, die Schächtfrage zwischen Tierschutz, Politik und Fremdenfeindlichkeit

    35 min
  7. 15 CZE

    Eine Schweizer Tierärztin zwischen Krieg und Grace Kellys Pudel

    Elsa Mühlethaler ist die erste Tierärztin der Schweiz mit einer eigenen Praxis. Sie pflegt die Hunde von Grace Kelly und die Tiere des Zirkus Knie. Als blutjunge Studentin führt Mühlethaler im zweiten Weltkrieg das Berner Tierspital und erobert die Männerdomäne der Veterinärmedizin.  Eine SRF Zeitblende über das Leben einer vergessenen Pionierin, der das eigene Pflichtbewusstsein zum Verhängnis wurde. Elsa Mühlethaler (1917-1998) war eine der ersten promovierten Tierärztinnen und die erste Frau überhaupt, die in der Schweiz eine eigene Praxis führte. 1983 wurde sie als erste Frau in die alte Garde der Berner Tierärzte aufgenommen. __ (00:00) Abu, der Orang-Utan aus dem Zirkus Knie (02:30) Fredy Knie Jr. und Elvire Kunz erinnern sich an Elsa  (05:31) Grace Kelly - ein Hollywoodstar in Mühlethalers Praxis (07:00) Historikerin Franziska Rogger und die unveröffentlichten Aufnahmen (08:30) Als Frau in der Männerdomäne: Elsa wird Tierärztin (11:50) Zweiter Weltkrieg: Mühlethaler am Berner Tierspital (14:14) Schweizer Frauen im Krieg (16:30) Mühlethaler besteht das Staatsexamen (18:40) Kriegsende: Die Männer kehren zurück. Und jetzt? (22:05) Mühlethalers Kleintierpraxis in Bern (25:39) Rollenbilder: Mühlethaler kann auch davon profitieren (29:11) Leidenszeit vor dem Tod (30:11) Veterinärmedizin: Von der Männerdomäne zum Frauenberuf __ Haben Sie Feedback oder Fragen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht via zeitblende@srf.ch __ In dieser Folge zu hören: - Elvire Kunz, Nichte von Elsa Mühlethaler - Elsa Mühlethaler, Originalaufnahmen zur Verfügung gestellt von Franziska Rogger - Historikerin und Archivarin Franziska Rogger - Fredy Knie Jr., ehemaliger Direktor des Zirkus Knie __ Buch: Franziska Rogger, 2016: Kinder, Krieg und Karriere - Selbstbildnisse aus der Mitte des 20. Jahrhunderts Bilder von Ringier in Privatbesitz, zur Verfügung gestellt von Elvire Kunz

    32 min
  8. 1 CZE

    Ein Tal im Umbruch - Das Sanatorio del Gottardo und die Leventina

    Im 19. Jahrhundert pulsierte im Tessiner Hauptort Faido das Leben. Die Mailänder Elite machte hier Ferien. Es wurden schicke Jugendstilhotels gebaut. Etwas weiter oben im Tal beherbergte das Sanatorio del Gottardo viele Tuberkulosekranke. Heute steht das Sanatorium und die Hotels leer. Der 81- jährige Zeitzeuge Flavio Tonella hat seine Kindheit im Sanatorium verbracht. Wenn er sich daran erinnert, wie er als Knabe unter die Betten der Tuberkulosekranken kroch, um der Strafe des Vaters zu entgehen, muss er lachen. Nicht ums Lachen zumute ist ihm, wenn er durch die heutigen verlotterten Gänge des Sanatoriums geht. Vandalen haben gewütet. Der grosse Jugendstilbau hat sich in der Szene einen Namen gemacht als Spukhaus. Tonella bedauert, dass es der Kanton Tessin nicht geschafft hat, das Haus mit neuem Leben zu füllen. Das Sanatorium ist Sinnbild eines Tales, das die Glanzzeiten hinter sich hat. Unten im Tal, bei Bodio, steht das gesellschaftliche Leben gleichsam still, seit die Stahlfabrik Monteforno geschlossen hat. Viele Menschen, die heute in der Leventina arbeiten, fahren abends auf der Autobahn heim in die städtischen Agglomerationen nach Bellinzona oder Lugano. Dennoch geht ein Ruck durchs Tal. Junge Gemeindepräsidenten wollen nach vorne schauen. Sie suchen nach Strategien, um neue Bewohner und Bewohnerinnen anzulocken. Sie wollen selbst aktiv werden und nicht abhängig sein von auswärtigen Investoren. Ein solcher ist 2016 in Piotta aufgetaucht. Der kasachische Geschäftsmann hat das Sanatorium gekauft, um daraus eine internationale Sportschule zu machen. Bagger sind bisher keine aufgefahren. Gäste in der «Zeitblende» * Flavio Tonella, Zeitzeuge, Sohn des ehemaligen Klinikdirektors * Fabrizio Viscontini, Historiker * Marco Costi, ehemalige Gemeindepräsident von Bodio * Stefano Imelli, Gemeindepräsident von Bodio Feedback, Fragen oder Wünsche bitte an zeitblende@srf.ch

    26 min

O programie

Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen das ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.                

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