Lage der Nation - der Politik-Podcast aus Berlin Philip Banse & Ulf Buermeyer

Ich finde den Podcast super! Man ist immer einigermaßen up to date mit dem politischen Geschehen, auch wenn man vielleicht nicht so viel Zeit hat. Ich höre LdN immer beim Abwaschen und Putzen, die Podcastlänge ist genau richtig für den Wohnungsputz ein Mal die Woche 😄 Mir gefällt vor allem, dass die Hintergründe und Zusammenhänge mitgeliefert werden, die man sonst (durch Zeitunglesen / Nachrichten schauen) nicht erfährt. Dadurch habe ich nicht mehr das Gefühl, Politik und Weltgeschehen sei zu kompliziert, um es zu verstehen.

Die Menschen, die sich hier über eine politisch Färbung bzw. mangelnde Neutralität beschweren verstehe ich ehrlich gesagt nicht. CDUler etc. werden auch eingeladen, aber sie werden eben mit Fakten konfrontiert, die ihren Aussagen widersprechen. Das macht guter Journalismus. Außerdem hat jede Zeitung eine Färbung, die SZ, die FAZ etc., das ist ja wirklich nichts Neues…

Ulf und Philip haben stets offen dargelegt, dass ihr Podcast eine “links-grüne” Perspektive vertritt, was ich immer als völlig legitim und erfrischend empfand. Als Wähler der CDU und FDP habe ich die differenzierte Sichtweise der beiden Podcaster stets geschätzt und meine eigene Meinung zu vielen Themen aufgrund ihrer überzeugenden Argumentationen revidiert. Seit fast vier Jahren bin ich ein begeisterter Hörer der “Lage der Nation” und hätte nie erwartet, meine 5-Sterne-Bewertung einmal überdenken zu müssen.

Leider beobachte ich seit etwa einem halben Jahr eine bedenkliche Entwicklung des Podcasts. Es scheint, als ob der Journalismus zunehmend von (links-)aktivistischen Positionen überlagert wird. Dies hat bei mir dazu geführt, dass ich manche Themenbereiche überspringe, da sie für mich unhörbar geworden sind. Ich verstehe zwar, dass Ulf und Philip der Ansicht sind, eine breite Diskussion über Asylpolitik könne der AfD nutzen. Allerdings ist es meiner Meinung nach völlig inakzeptabel, dass im Podcast offen gegen “rechts” gehetzt wird, ohne dabei zwischen Rechtsextremismus und einer legitimen rechten politischen Einstellung zu differenzieren. Letzteres ist eine völlig legitime politische Meinung und verdient Respekt.

Besonders in der letzten Episode wurde meines Erachtens ein bedenklicher Höhepunkt erreicht, was mich nun zu dieser Rezension bewegt hat. Es wurde über die Aberkennung der Gemeinnützigkeit von Vereinen diskutiert, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Das Thema an sich ist plausibel und unterstützenswert. Doch mitten in der Diskussion wurde der Begriff des Extremismus vernachlässigt, und es wurde pauschal von der Unterstützung von Vereinen “gegen Rechts” gesprochen. Solche Ungenauigkeiten gab es früher nicht. Es sollte stets klar sein, dass sowohl eine linke als auch eine gesunde rechte politische Meinung respektiert werden müssen, während Extremismus jeglicher Art konsequent zu verurteilen und zu bekämpfen ist.

Ich hoffe inständig, dass der Podcast zukünftig zu seiner früheren analytischen Schärfe zurückfindet. Die “Lage der Nation” war stets ein wertvoller, wöchentlicher Begleiter mit differenzierten Themen und zwei herausragenden Podcastern. Es wäre bedauerlich, wenn dieses hohe Niveau dauerhaft verloren ginge.

Der Podcast ist richtig gut. Das trifft bei mir genau den sweet spot zwischen Süddeutscher Zeitung, taz, Der Freitag und Die Zeit.
Ich stimme nicht immer zu — aber ich höre immer gerne zu. Zumindest bei diesem Podcast, denn es ist immer differenziert, und wie ich finde, auch ausgewogen.