DEAR READER

Mascha Jacobs, Center for Literature
DEAR READER

Bei Dear Reader unterhält sich Mascha Jacobs einmal im Monat mit Autor*innen über die Bücher ihres Lebens. Über die Wege, auf denen sie zu ihnen finden, wie das Gelesene sie verändert und wie oder ob für sie Lesen und Schreiben zusammengehören.

  1. 20 HR. AGO

    Enis Maci über gemeinsame Obsessionen und kollaborative Literatur

    Diesmal ist Enis Maci zu Gast bei DEAR READER. Mascha Jacobs ist seit dem Essayband »Eiscafé Europa«, mit dem Enis Maci 2018 bei Suhrkamp debütierte, ein Fan der Autorin. In den vergangenen Jahren hat sie mehrere Theaterstücke geschrieben. Aktuell sind zwei kollaborative Texte von Maci bei Suhrkamp erschienen. Zuletzt »Pando«, ein Roman, dessen Titel sich auf eines der größten Lebewesen der Welt bezieht: eine Klonkolonie aus 47.000 genetisch identischen amerikanischen Zitterpappeln, deren Stämme durch Rhizome zu einem Organismus verbunden sind. Enis Maci hat ihn zusammen mit dem Schriftsteller Pascal Richmann geschrieben. Die beiden leben zusammen. »Pando« ist ein sehr schönes Bild für das Textgeflecht dieses Romans, der in der Gegenwart wurzelt, sich fragt wie sie überhaupt entsteht und auf der Suche nach dieser Frage durch Kontinente und Zeiten fliegt. Eine Reise mit vielen Zeitsprüngen, an wechselnden, sich manchmal überlagernden Schauplätzen, ein paar Mal sogar durch den Erdkern, entlang von Rohstoffvorkommen, die aktuelle Themen und globale Verwertungszusammenhänge verbindet. Auch dieses Jahr erschienen ist »Karl May«, den sie zusammen mit dem befreundeten Schriftsteller und Dramatiker Mazlum Nergiz geschrieben hat. Der Essay entstand aus ihrem gleichnamigen Theaterstück, das an der Berliner Volksbühne uraufgeführt wurde. Es handelt von kolonialer Gewalt, Hochstapler*innen, Eurozentrismus, Stereotypen und Projektionen auf den Orient, den Wilden Westen und die Person Karl May. Enis Maci hat »Die gerettete Zunge« von Elias Canetti mitgebracht, seine literarischen Kindheitserinnerungen, die 1977 im Carl Hanser Verlag erschienen sind. Und »DMZ Kolonie« von Don Mee Choi in der fantastischen Übersetzung von Uljana Wolf, erschienen 2023 in der Reihe Volte Expanded bei Spector Books. Die beiden Texte führen Enis Maci und Mascha Jacobs zu Gesprächen über das Zusammentragen von Wissen, gemeinsame Obsessionen, Gewaltgeschichten, transatlantische Flöze und Landschaften wie das Ruhrgebiet.

    1h 1m
  2. OCT 24

    Fabian Saul über Refrains und Verunsicherung

    Dieses Mal ist Fabian Saul bei DEAR READER zu Gast. Fabian Saul ist Autor, Komponist und Chefredakteur des Magazins Flaneur, Fragements of a Street. Jede Ausgabe ist einer Straße gewidmet. Jedes Mal ein anderes Land. Die Straße ist hier Raum kollektiver Erinnerung. Dabei verfolgt das Magazin einen kollaborativen und transdisziplinären Ansatz. Das lässt sich auch auf verschiedene andere Arbeiten von Fabian Saul übertragen. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet er als Komponist und Songwriter. Seine Musik veröffentlicht er unter dem Künstlernamen SAUL. Er komponiert und arrangiert aber für viele Freund*innen und ist eher an Kollaborationen interessiert. Er macht den Sound und die Musik für das auditive Literaturmagazin Stoff aus Luft, das Tanasgol Sabbagh und Josefine Berkholz verantworten. Fabian ist auch für die Komposition und Dramaturgie der Audioserie Schlechte Wörter, die er zusammen mit Mathias Zeiske produziert, zuständig. Sie ist ebenfalls sehr empfehlenswert und auch als Podcast online zu finden ist. »Wir gehen von einem Text aus, damit ein anderer beginnen kann.« Neben all diesen Aktivitäten schreibt Fabian Saul seit fast einem Jahrzehnt an einem Roman. Die Trauer der Tangente ist gerade bei Matthes und Seitz erschienen. Das Buch eine interessante eher nach musikalischen und cineastischen Kompositionsmodellen funktionierende Montage von Fragmenten ist mit der Hypersensibilität eines Trauernden geschrieben. Die Trauer der Tangente ist ein Versuch oder eine Suche danach, wie man Erinnerungen oder Erinnerungsruinen retten oder erzählen kann. Es ist eine fiktive Landkarte geworden, gespickt mit Relektüren, Geistern, Zitaten aus anderen Texten, Musik, Filmen. Ein Buch, das auch aus kleinen Porträts von Nina Simone, Jean Genet, Simone Weil, Chantal Akerman, Agnès Varda, Clarice Lispector, Leonard Cohen, Ocean Vuong, PJ Harvey, Ingmar Bergman, Marguerite Duras, Francesca Woodman, May Ayim, Maya Deren, Virginia Woolf und Walter Benjamin besteht. Nicht nur weil Mascha Jacobs viele diese Künstler*innen sehr liebt ist Fabian Saul ein idealer Gast für DEAR READER. Ausführlicher sprechen sie über ein Gedicht von Frank O’Hara For Grace, After a Party von 1954, das Fabian Saul mitgebracht hat. Und über Schlechte Wörter einer der schönsten und seltsamsten Texte von Ilse Aichinger. Fabian Sauls Buch und Arbeitsweise und diese Texte führen die beiden zu Gesprächen über Verunsicherung, Freund*innenschaft, Dreiecks-Konstellationen, Trauer, Wissensproduktion, poetische Erfahrung, Erinnerung, Kompositionsprinzipen, Tracks, Montagen, das Kino, Sprünge und Sprachskepsis. Viel Spaß beim Hören! https://www.youtube.com/watch?v=ohk3DP5fMCg https://www.instagram.com/stoffausluft/ https://soundcloud.com/hkw/sets/schlechte-woerter-bad-words

    1h 13m
  3. SEP 26

    Barbi Marković über Allegorien und Abenteuer

    Diese Mal ist Barbi Marković bei DEAR READER zu Gast. Sie ist eine der Lieblingsschriftsteller*innen von Mascha Jacobs. Ihre Texte sind verspielt und experimentell, aber nicht hermetisch. Im Gegenteil, sie lesen sich leicht und sind komisch, auch wenn es um tragische Themen geht. Sie überschreibt Texte und spielt mit Genrekonventionen, greift Material und Stoffe auf, die in der Literatur immer noch als low gelten. Wenn jemand heute noch tolle Popliteratur schreibt, dann sie. Mit ihrem aktuellen Erzählband „Minihorror“, in dem das Pärchen Miki und Mini Abenteuer erlebt, die Alltagsszenen mit Genreversatzstücken aus der Comic- und Horrorliteratur mischen, ist ihr eine so hinreißend gruselige Mischung zeitgenössischer kleiner Geschichten gelungen, dass sie in diesem Jahr zu Recht mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet wurde. Harmlose Alltagsszenen kippen ins Surreale und Unheimliche. Doppelgänger, Untote, Ungeziefer und Menschenfresser tauchen auf, manchmal reicht schon die Bestellung einer Arbeitsplatte bei Ikea oder die Beschreibung des Arbeitsplatzes einer Freiberuflerin, um uns das Grauen, in dem wir leben, aufs Schönste vor Augen zu führen. Abgerundet werden die Miniaturen am Ende des Buches mit einer Kurzgeschichte von Mercedes Kornberger, einem Mini-Rollenspiel von Thomas Brandstetter und 105 weiteren möglichen Schrecken mit Mini und Miki. Bonustracks, Kooperationen, wer macht das schon? Barbi Marković und Mascha Jacobs kichern viel in dieser Episode und unterhalten sich über Lesungen, Backstage-Bereiche und neurotische Musiker. Sie sprechen auch darüber, wie Barbi Marković seit dem Preis der Leipziger Buchmesse zur „Sklavin ihrer Schreibaufträge“ wurde, über schlechten Geschmack, Allegorien und was sie unter Notfall-Poetik versteht. Sie erklärt, was sie mit Fante-Amplituden meint und warum sie sich für Horror und Comics interessiert. Und Mascha Jacobs versucht herauszufinden, warum sie Abenteuergeschichten nicht mag. Barbi Marković und Mascha Jacobs kichern viel in dieser Episode und unterhalten sich über Lesungen, Backstage-Bereiche und neurotische Musiker. Sie sprechen auch darüber, wie Barbi Marković seit dem Preis der Leipziger Buchmesse zur „Sklavin ihrer Schreibaufträge“ wurde, über schlechten Geschmack, Allegorien und was sie unter Notfall-Poetik versteht. Sie erklärt, was sie mit Fante-Amplituden meint und warum sie sich für Horror und Comics interessiert. Und Mascha Jacobs versucht ihrerseits herauszufinden, warum sie keine Abenteuergeschichten mag. Die Autorin hat nämlich eine Abenteuergeschichte mitgebracht, ihr Lieblingskinderbuch „Michael, der Bruder von Jerry“ von Jack London.Es ist 1917 erschienen. Wir haben es in einer Übersetzung von Erwin Magnus im Deutschen Taschenbuch Verlag von 1974 gelesen. Der zweite Text ist der geleakte Rider von Alen Islamović, einem der Sänger der Band Bijelo Dugme, den Rebekka Zeinzinger übersetzt hat. Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik und lebt seit 2006 in Wien. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman „Ausgehen“ Furore. 2016 erschien der Roman „Superheldinnen“, für den sie den Literaturpreis Alpha, den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises sowie 2019 den Priessnitz-Preis erhielt. 2017 las Barbi Marković beim Bachmann-Preis. 2023 erhielt Barbi Marković den Kunstpreis Berlin für Literatur. 2024 erhielt Barbi Marković für „Minihorror" den Preis der Leipziger Buchmesse und den Carl-Amery-Literaturpreis für ihr literarisches Werk. Zuletzt sind im Residenzverlag „Die verschissene Zeit“ (2021) und „Minihorror" (2023) erschienen. Zeichnungen und Cover von Minihorror von Yvana Kličković: https://ivanaklickovic.com/paintings/ Bora Chung. Der Fluch des Hasen. Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. Culturbooks. John Fante: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Fante Bijelo Dugme https://de.wikipedia.org/wik

    46 min
  4. AUG 22

    Maren Kames über Zeitlichkeit und Texte, die atmen

    Dieses Mal ist Maren Kames bei DEAR READER zu Gast. Hasenprosa heißt ihr dieses Jahr bei Suhrkamp erschienenes Buch, in dem ein Hase eine Ich-Erzählerin antreibt, Verwirrung stiftet oder Dinge klarstellt. Auf einer gemeinsamen Reise durch Jahrhunderte, Kontinente, Zeiten, Sprachtemperamente, durch Familien- und Sternkonstellationen, mal in einem Strichflieger plötzlich auf einem Hoverboard. „Ein Kippbild zwischen Abenteuer und Memoir, Magie und Alltag“, heißt es im Klappentext und eine gute Zusammenfassung für einen Text, der auch deshalb so wunderschön ist, weil er sich nicht zusammenfassen lässt. Friederike Mayröcker ist in der Hasenprosa von Maren Kames so etwas wie ein „Zweithase“ (Paul Jandl in einer Rezension über den Roman). Friederike Mayröckers Mein Herz mein Zimmer mein Name, 1988 ebenfalls im Suhrkamp Verlag erschienen, ist deswegen auch einer der mitgebrachten Lieblingstexte, der Autorin und Übersetzerin. Einige Sätze aus Mein Herz mein Zimmer mein Name werden explizit zitiert, manchmal wird Mayröcker direkt angesprochen, die Texte nähern sich streckenweise auch strukturell an, etwa in ihrem Umgang mit Zeitlichkeit. Mal tropft die Sprache, bis sie fast stillsteht, plötzlich rast, ergießt sich schwallartig. Mascha Jacobs und Maren Kames denken an einem heißen Sommerabend über die Verbindungen zwischen den beiden Texten nach, darüber wie sie Profundes und Profanes mischen, Abstraktes und Konkretes verwirren, „also dem Abstrakten die Maske des Konkreten verleihen und umgekehrt“ (wie es Friederike Mayröcker Mein Herz mein Zimmer mein Name formuliert hat). Aber auch wann es einen Rhythmus braucht und wann er gestört werden sollte. Maren Kames kennt sich mit Rhythmen und Stimmen besonders gut aus, das zeigen schon ihre früheren Texte, die an der Schnittstelle von Stimme, Sound und Raum wohnen. Die 1984 geborene Autorin und Übersetzerin liebt Musik, das weiß man, wenn man ihre Texte gelesen hat. Sie hat als zweiten mitgebrachten Text einen Song von Die Firma, Die Eine mitgebracht, der zunächst 1996 als Single und dann 1998 auf dem Debütalbum der Band Spiel des Lebens/Spiel des Todes bei La Cosa Mia (Rough Trade) veröffentlicht wurde. Maren Kames, 1984 in Überlingen am Bodensee geboren, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin. Ihre Bücher HALB TAUBE HALB PFAU (2016) und LUNA LUNA (2019) wurden viel beachtet und mehrfach ausgezeichnet. Beide Bücher wurden als Hörspiele umgesetzt, und LUNA LUNA wurde zur Spielzeiteröffnung 2022 am Schauspiel Leipzig uraufgeführt. Hasenprosa ist ihr erstes Buch im Suhrkamp Verlag. Rezension von Paul Jandl über Hasenprosa von Maren Kames: https://www.nzz.ch/feuilleton/maren-kames-schreibt-wie-alice-im-wunderland-und-friederike-mayroecker-im-duo-ld.1836656 Die Firma „Die Eine“ (1996 als Single und dann 1998 auf dem Debütalbum der Band Spiel des Lebens/Spiel des Todes bei La Cosa Mia (Rough Trade) veröffentlicht): https://www.youtube.com/watch?v=B_UubU2rxJw https://genius.com/Die-firma-die-eine-1996-lyrics Wespennest Sonderheft: Friederike Mayröcker. Die herrschenden Zustände: https://wespennest.at/w_zeitschrift.php?id=UzAz

    1h 4m
  5. JUL 25

    Anne Weber über literarische Unerschrockenheit

    Dieses Mal ist Anne Weber bei Mascha Jacobs zu Gast. Die Autorin und literarische Übersetzerin schreibt schon viele Jahre tolle Bücher. Keines gleicht dem anderen, jedes verlangt nach einer anderen literarischen Form. Zwei der Bücher, die ihr gezeigt haben, welchen Zugewinn an Freiheit manche Lektüren in uns auslösen können, hat sie zu DEAR READER mitgebracht. Der Räuber von Robert Walser posthum bei Suhrkamp erschienen und Plume und andere Prosa von Henri Michaux in einer autorisierten Übertragung von Kurt Leonhard im Limes Verlag veröffentlicht. Zwei rätselhafte Texte, die trotz aller Lücken und Sprunghaftigkeiten nicht gänzlich hermetisch bleiben. Das Undurchsichtige ist sogar verführerisch und die Frechheiten dieser Texte ansteckend, auch wenn sich vieles in ihnen einem schnellen Verstehen entzieht. In ihrem aktuellen Buch Bannmeilen. Ein Roman in Streifzügen in diesem Jahr bei Matthes und Seitz erschienen, beschreibt Anne Weber, die seit vierzig Jahren in Paris lebt, Spaziergänge durch das Département de la Seine-Saint-Denis. Ein Zusammenschluss von Gemeinden in Paris, die außerhalb des Autobahnrings liegen, Banlieues genannt werden und mit Bildern von Gewalt und Armut verbunden sind. Anne Weber schaut in ihren Streifzügen sehr genau und möglichst vorbehaltlos hin und findet auf den Streifzügen durch die Vorstädte einer weiblichen weißen Europäerin mit einem franko-algerischen Freund viel Unerwartetes: »Tausend andere von Kolonialismus und Leid, von Hoffnung und Fortschritt erzählende Orte.« »Es beginnt sich ihr eine Welt zu eröffnen, für die sie, wie sie sich eingestehen muss, jahrzehntelang blind gewesen ist«, heißt es im Klappentext. Auch für die Leser*innen ist die Welt nach den zu Literatur geronnenen Streifzügen widersprüchlicher und weiter. Mascha Jacobs und Anne Weber sprechen über das Wagnis, sich in die nahe gelegene Fremde zu begeben, über Form- und Gewissensfragen, Humor, Dialoge und das Übersetzen. Es geht um Sprachen und Machtverhältnisse, Verwandlungen, Ironie und unerbittliche Logiken, die groteske Nebenrealitäten erzeugen. Die mitgebrachten Lieblingstexte führen das Gespräch in ein vorsichtiges Nachdenken über literarische Sprünge, »Auseinandergelegenheiten« (Robert Walser) Erfindungslust und Unerschrockenheit. Anne Weber, 1964 in Offenbach geboren, lebt seit 1983 als freie Autorin und Übersetzerin in Paris. Sie hat sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt als auch umgekehrt. Auch ihre eigenen Bücher schreibt sie sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache. Ihre Werke wurden u. a. mit dem Heimito von Doderer-Literaturpreis und dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Für Annette, ein Heldinnenepos erhielt sie den Deutschen Buchpreis. 2024 bekam sie außerdem den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis für ihr Gesamtwerk verliehen

    1h 16m
  6. MAR 28

    Dana von Suffrin über große und kleine Geschichte(n)

    Dieses Mal ist Dana von Suffrin bei DEAR READER zu Gast. Nochmal von vorne heißt ihr zweiter Roman, der gerade bei Kiepenheuer und Witsch erschienen ist. Die 1985 in München geborene Autorin ist auch Historikerin. In ihrer Promotion hat sie zu Wissenschaft und Ideologie im Zionismus geforscht. Wie die große Geschichte sich in die Menschen und Familiengeschichten einschreibt, davon erzählt sie in ihrem Debütroman Otto, ebenfalls bei KIWI erschienen. Und auch in Nochmal von vorne wird eine deutsch-jüdische Familiengeschichte rekonstruiert, in die ein ganzes Jahrhundert voller Gewalt und Vertreibung nachwirkt. Es ist ein tolles Buch geworden, elegant und sehr lakonisch geschrieben, traurig und lustig zugleich.     Dana von Suffrins Gabe, blitzschnell zwischen verschiedenen Gefühlen zu wechseln, kann man auch in diesem Gespräch nachvollziehen. In dem es um Klassiker, Antisemitismus, Geschwister, Determinierungen und Ambivalenzen geht. Gesprochen wird über skurrile Situationen, falsche Entscheidungen, Dünnhäutigkeit und die Unmöglichkeit, die Realität zu bewältigen. Und darüber, wie wir ständig aneinander vorbeireden. Hoffentlich nicht in diesem Gespräch.    Mitgebracht hat Dana von Suffrin Mein erster Sony von Benny Barbasch, 1996 im Berlin Verlag erschienen. Und eine Erzählung von Joseph Roth April – Die Geschichte einer Liebe, die 1925 zuerst im Verlag J. H.W. Dietz Nachfolger Berlin erschien und im Projekt Gutenberg.de (https://www.projekt-gutenberg.org/roth/erzaehlg/erzaehlg.html) gemeinfrei zugänglich ist.

    53 min

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Bei Dear Reader unterhält sich Mascha Jacobs einmal im Monat mit Autor*innen über die Bücher ihres Lebens. Über die Wege, auf denen sie zu ihnen finden, wie das Gelesene sie verändert und wie oder ob für sie Lesen und Schreiben zusammengehören.

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