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Die sogenannte Gegenwart ZEIT ONLINE
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- Society & Culture
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Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit.
Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists.
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Ich bin doch selber nur Software
Alle schauen wie gebannt auf GPT4, die allerneueste künstliche Sprachintelligenz des Unternehmens OpenAI. Deren Software kann schon heute medizinische Staatsexamen, juristische Hausarbeiten, journalistische Zusammenfassungen, ja, selbst psychologische Beratung so tadellos texten, dass mancher sich besorgt fragt: Braucht es denn dann überhaupt noch den Menschen?
Noch mögen die Witze, die GPT auf Aufforderung erzählt, nur ein müdes Schmunzeln auslösen; Kreativität ist noch nicht die Stärke des Programms. Aber fraglos handelt es sich um einen technologischen Durchbruch, von dem manche behaupten, er würde unsere Arbeitswelt transformieren. Auf jeden Fall wird eine uralte philosophische Debatte plötzlich brandaktuell: Das Leib-Seele-Problem ist wieder da! Ist das Bewusstsein nur eine Illusion oder gibt es so etwas wie den Geist?
Weil diese Streitfrage das Allerheiligste unseres Menschenbilds tangiert, streiten sich auch Ijoma Mangold und Lars Weisbrod in der neuesten Folge der Sogenannten Gegenwart: Kann man eine Künstliche Intelligenz wie GPT einfach als “stochastischen Papagei” abtun, der nie wirklich etwas versteht? Oder sind wir alle, blickt man einmal hinter den Vorhang, nur hochfunktionale Apparate, die sich ihre Gedanken zusammenrechnen?
Weitere Links zur Folge finden Sie hier auf ZEIT ONLINE: https://www.zeit.de/kultur/2023-03/kuenstliche-intelligenz-philosophie-feuilleton-podcast
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Ist Glück nur eine Frage der Biochemie?
2018 veröffentlichte der Wissenschaftsjournalist Bas Kast seinen Megabestseller “Der Ernährungskompass”, in dem er den Deutschen beibrachte, wie sie sich gesünder ernähren können, um länger zu leben. Jetzt folgt der “Kompass für die Seele”, in dem sich alles um mentale Zufriedenheit dreht. Eisbaden, Waldausflüge, Fasten und LSD-Trips – das sind die Hebel, mit denen wir unsere Hirnchemie positiv beeinflussen können. Doch kommt man mit so einem mechanischen Menschen- und Seelenbegriff, wie Kast ihn pflegt, wirklich weiter? Was, wenn man trotz aller Maßnahmen noch immer melancholisch ist? Und wie kann es gelingen, all die Lifehacks für guten Schlaf, optimale Blutwerte und mehr Gesundheit mit wahrem Genuss und Offenheit für das Leben zu vereinbaren?
In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts widmen Nina Pauer und Ijoma Mangold sich diesen Fragen auch auf der Basis ihrer eigenen Erfahrungen von Verzicht, Genuss und den Versuchen, das eigene Leben radikal zu verändern.
Weitere Links zur Folge finden Sie hier auf ZEIT ONLINE: https://www.zeit.de/kultur/2023-03/bas-kast-buch-mentale-gesundheit-feuilleton-podcast
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Kann man auf Deutsch vom Krieg erzählen?
In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts widmen sich Nina Pauer und Lars Weisbrod einem historischen und doch gleichzeitig leider so gegenwärtigen Thema: dem Krieg. Während sich der russische Angriff auf die Ukraine in diesen Tagen jährt, ist für die Oscarverleihung im März ein deutscher Film nominiert, der die Sinnlosigkeit des Tötens und Sterbens im Ersten Weltkrieg zeigt – die neue Verfilmung von “Im Westen nichts Neues”.
Die beiden Podcasthosts haben DEN Antikriegsroman von Erich Maria Remarque noch einmal gelesen und fragen sich: Wieso ist der Roman so viel beeindruckender als der Film? Warum misslingt es der aufwendigen Netflix-Produktion, das zu zeigen, worum es Remarque eigentlich ging? Welche deutsche Perspektive ist es, die dieser deutsche Kriegsfilm einnimmt? Und wieso ist es so ärgerlich, wenn am Ende ausgerechnet ein französisches Kind zur Waffe greift?
Shownotes:
Im Westen nichts Neues, Netflix 2022, 2 h 23 min.
Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Propyläen-Verlag, Berlin 1929.
SWR-Podcast über den Film und den Roman: https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/im-westen-nichts-neues-bei-netflix-wie-aktuell-ist-remarques-roman-swr2-forum-2022-10-26-100.html -
Revolutioniert der queere Blick das Trash-TV?
In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart" geht es um das Netflix-Format "Queer Eye", in der die "fab five", ein bunter Haufen von queeren Mode-, Ernährungs- und Mental Coaches wie ein Wirbelsturm durchs Leben von Menschen weht, die es nicht mehr schaffen, sich selbst etwas Gutes zu tun.
Nina Pauer und Ijoma Mangold fragen sich, ob mit dieser großen Inszenierung von Selbstliebe durch Coachunterstützung eine neue Evolutionsstufe im Trash-TV erreicht ist: Wo es früher fiese Sprüche von Dieter Bohlen hagelte und mit klassistischer Fremdscham auf Minderperformer geblickt wurde, sieht man heute nur noch Gruppenumarmungen und Tränen der Rührung.
Warum bewegt uns eine solch softe Makeovershow ausgerechnet jetzt so sehr? Kann es tatsächlich gelingen, aus den Verstrickungen des eigenen Lebens herauszukommen und sich noch einmal ganz neu zu erfinden? Und wie wichtig ist es am Ende eigentlich noch, dass der Coach queer ist?
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Weitere Links zur Folge finden Sie hier auf ZEIT ONLINE: https://www.zeit.de/kultur/2023-02/queer-eye-trash-tv-feuilleton-podcast. -
Vom Prinzen zum Influencer
Schon die Netflix-Dokumentation "Harry & Meghan" sorgte weltweit für Aufsehen, nun hat Prinz Harry mit seiner Autobiografie "Reserve" dem britischen Königshaus einen weiteren Fehdehandschuh hingeworfen. Zwei perfekte Gegensätze stehen sich damit in einem großen Kulturkampf gegenüber: Die Instagram-Welt eines Paares, das nach allen Regeln Hollywoods mit Schönheit, Glamour, Moral, Emotionalität, Lifestyle, Empathie und der Unersetzlichkeit des Individuums arbeitet gegen die Tradition der Monarchie, die überlieferte Form, Selbstdisziplin, Ritualität, Unsentimentalität und die Priorität der Institution über den Einzelnen hochhält.
Wer gewinnt das Herz der Öffentlichkeit? Wem wird geglaubt? Ist Prinz Harry am Ende ein klassischer Millennial, der seine Traumata entdeckt und die Familie anklagt, weil diese im Gegensatz zu ihm keine Therapie machen will? Oder haben seine Vorwürfe vielleicht sogar die Kraft, dem jahrhundertealten System der Monarchie nachhaltig zu schaden? In der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts steigen Nina Pauer und Ijoma Mangold tief ein ins britische Königshaus, in die Selbstvermarktungsstrategien von Meghans und Harrys kalifornischem Neustart und in die hohe Kunst, eine Autobiografie so authentisch wie möglich zu ghostwriten.
Shownotes:
Prinz Harry: "Reserve" (Originaltitel: "Spare"). Übersetzt von Stephan Kleiner, Katharina Martl, Johannes Sabinski, Anke Wagner-Wolff, Alexander Weber. Penguin Randomhouse Verlag, 2023. 512 Seiten, 26 Euro.
"Harry & Meghan"
2022 | Altersfreigabe:12 | 1 Staffel | Biografische Dokumentationen, Netflix.
Meghans Podcast: "Archetypes"
"The Crown/Die Krone", 2016, Dramaserie, 5 Staffeln auf Netflix.
Jochen Buchsteiner: "Im Boxring der Windsors". Leitartikel der FAZ vom 13. Januar 2023.
Tina Brown: "Palace Papers. Die Windsors, die Macht und die Wahrheit." Übersetzt von: Nadine Lipp, Stephan Kleiner, Karsten Singelmann, Dr. Ulrike Strerath-Bolz, Henriette Zeltner Shane, Sylvia Bieker, Monika Köpfer, Astrid Becker. Droemer Knaur Verlag, 2022. 752 Seiten, 25 Euro.
Johann Scheerer: "Unheimlich nah". Piper Verlag, 2021. 331 Seiten, 22 Euro. -
Macht Vollzeit unser Leben kaputt?
Es ist die ewige Melodie unserer Gegenwart: "Ich habe keine Zeit", rufen wir einander dauernd gestresst zu und hetzen weiter durch unsere Tage und Leben. Wenn dann noch das Kleinkind krank zu Hause ist oder unsere Eltern pflegebedürftig werden, scheint wirklich gar nichts mehr zu gehen. Denn der Tag hat nur 24 Stunden und wir müssen ja auch noch arbeiten, am besten Vollzeit. Schluss mit dem Irrsinn, fordert Teresa Bücker in ihrem Buch "Alle_Zeit", in dem sie dafür plädiert, dass wir alle weniger arbeiten sollten, um endlich genug Raum zu haben für Care-Arbeit, für Freunde und Nachbarn, uns selbst und politisches Engagement.
In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart" sprechen Lars Weisbrod (https://www.zeit.de/autoren/W/Lars_Weisbrod/index) und Nina Pauer (https://www.zeit.de/autoren/P/Nina_Pauer/index) über Teresa Bückers Thesen, darüber, dass selbst Putzen etwas mit einem sinnvollen Leben zu tun haben könnte, und beantworten die Frage, warum das tägliche Abhängen auf dem Spielplatz eigentlich so wenig instagrammable ist.
Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
Weitere Links zur Folge:
Teresa Bückers Buch "Alle_Zeit": https://www.ullstein.de/werke/alle-zeit/hardcover/9783550201721
Hartmut Rosa: "Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne", Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2005 (https://de.wikipedia.org/wiki/Beschleunigung._Die_Ver%C3%A4nderung_der_Zeitstrukturen_in_der_Moderne)
Anita Blasberg: "Stell dir vor, es ist Kapitalismus, und keiner geht hin" (https://www.zeit.de/arbeit/2022-10/quiet-quitting-arbeitsmarkt-einkommensverteilung-kapitalismus?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F)
Sebastian Kempkens und Charlotte Parnack: "Sie sind wie Plankton"(https://vivi.zeit.de/workingcopy/clara.loeffler@zeit.de/0d4339fd-c966-4d1d-bea2-f16ceb91aaf7.tmp/@@edit.html#)
Der Essay zur Frage, ob wir heute auch technische Instandhaltung zu wenig schätzen: https://aeon.co/essays/innovation-is-overvalued-maintenance-often-matters-more
Das Zitat des Schriftstellers Robert A. Heinlein: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/d/da/Competent-man-heinlein.jpg
Laura Fröhlich: "Dein Workbook: Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles." Kösel Verlag, 2022.