Episode 97- PTA / Perspektive taking ability mit KI
Es gibt durchaus auch prominente Bücher über Verhandlungstechniken, die so interpretiert werden könnten, dass sich z.B. im Rahmen der Vorbereitung ausschließlich auf sich selbst konzentriert werden soll. Ein solches Verhalten wird in Kombination mit einigen anderen Verhaltensweisen sehr schnell zur Eskalation führen und, sofern es handwerklich schlecht gemacht ist, die Beziehung zwischen den verhandelnden Parteien stark beschädigen. Vielleicht sogar so stark beschädigen, dass eine nachhaltige Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe fast undenkbar ist. Zudem schränkt sich die Seite, die so agiert, viel zu sehr ein und riskiert dadurch „Mehrwert“ / Value“ zu übersehen, zu verschenken oder „auf dem Tisch liegen zu lassen“. Die meisten Verhandlungen, in denen wir uns wiederfinden, sind keine Fixed-Pie Verhandlungen – also keine Nullsummen-Spiele oder klassische Win-Lose Situationen. Wer also seine Hausaufgaben richtig macht und eine professionelle Offenheit anstelle einer engstirnig- rein kompetitiven Einstellung an den Tag legt, wird in einer Verhandlung Mehrwert generieren können. Klingt einfach, ist handwerklich immer wieder aufs Neue herausfordernd. Um eben genau diesen Mehrwert generieren zu können, bedarf es u.a. einer guten, professionellen Vorbereitung. Und zu dieser gehört meiner Meinung nach immer, die Perspektive der anderen Seite einzunehmen. Verstehe ich die andere Seite und kann mir z.B. die Frage „What’s in it for me“ beantworten, so habe ich dadurch einen großen Vorteil. Ich denke mich bewusst in die Perspektive der anderen Seite hinein. So kann ich während der Verhandlung Annahmen bestätigen und Mehrwert generieren – ohne direkt in eine Sackgasse zu gelangen… Die folgende Verhandlungssituation spielte sich bei einem meiner Kunden ab. Mein Kunde, ein Sportverein, der sich selbst vermarktet, bietet Logen in seiner Spielstätte für Kunden pro Spiel bzw. pro Saison an. Ein fast schon „normaler Fall“. Einer dieser Interessenten ist eine Marketingagentur, spezialisiert auf SocialMedia Werbung. Der Inhaber der Agentur ist Mitte 30, sieht sich selbst als den Mittelpunkt der Erde an und denkt, der Verein müsse doch dankbar dafür sein, dass er überhaupt eine Loge pro Saison mieten möchte. Auf Vereinsseite ist man auf solche Kunden angewiesen, da gerade die Auslastung im Businessbereichs ein wichtiger, finanzieller Treiber ist. Der Interessent ist zudem eine lokale Größe mit nationaler Strahlkraft. Auf Vereinsseite ist, nennen wir ihn Paul, für den Vertrieb zuständig. Paul ist Anfang 50, hat gefühlt sein ganzes Leben lang verschiedene vertriebslastige Stellen im Sportbusiness bekleidet. Diverse Trainings hat er durchlaufen, ein reines Verhandlungstraining war bisher noch keins dabei, aber viele Vertriebstrainings beinhalten ja auch Preisverhandlungen und Einwandbehandlung – also passt das schon. Als die beiden Herren das erste Mal am Verhandlungstisch aufeinander treffen, dauert es nicht lange, bis sie sich in einer Sackgasse wiederfinden. Der Agenturchef ist nicht bereit, den „normalen“ Preis zu zahlen und fordert einen Sonderpreis. Paul hat gelernt, dass er hart bleiben soll, was ihm sichtlich Freude bereitet. „Take it or leave it“ ist eine seiner Lieblingsaussagen – und die zelebriert er hier schon fast. Nach einer knappen halben Stunde beendet der Agenturchef sichtbar sauer diese Verhandlung und verlässt den Raum. Im wöchentlichen Austausch mit der Geschäftsleitung wird diese Situation angesprochen. „Ich lass mir von dem doch nicht auf der Nase rumtanzen – der wollte nur Rabatt, sonst nichts – da knicke ich sicher nicht ein – Du hast gesagt, lieber kein Deal als einen Scheiß-Deal; also bleibt es dabei – kein Rabatt!“ regt sich Paul auf. „Dennoch brauchen wir den als Kunden – Finde eine Lösung!“ lautet die klare Ansage der Leitung. Paul ist angefressen. Er sieht sich in einem Dilemma wieder: keine Rabatte, dennoch an diesen Kunden verkaufen. „Wer zuckt, verliert“ hat er noch im Hinterkopf – und wie soll er denn bitte in dieses Gespräch einsteigen. Am nächsten Tag lernte ich Paul beim Mittagessen auf dem Vereinsgelände kennen. Wir sprachen über verschiedene Dinge – verstanden uns recht schnell recht gut. Am Nachmittag kam dann eine Linkedin Anfrage und kurz danach eine Nachricht „Hi Andi, hast heute vielleicht noch Zeit für ein Espresso oder später ein Bierchen?“ Die Uhrzeit rechtfertigte eher ein Bierchen als einen Espresso, dennoch genoss ich erstmal lieber den kleinen Muntermacher. Nach wirklich sehr kurzem Smalltalk kam Paul direkt zur Sache und schilderte mir seine Situation. Er wirkte verzweifelt und ratlos. Paul, dich in diesem Fall aktiv zu beraten ist aktuell leider nicht drin – weder zeitlich noch finanziell. Einen inoffiziellen Rat kann ich Dir jedoch geben: sprich mal mit Sven und Julia vom Marketing. Die können Dir weiterhelfen. Er schaute leicht verdutzt, denn das war nicht das, was er hören wollte. Danach war das Gespräch und mein Besuch bei Ihm im Büro auch recht schnell vorbei. Am nächsten Tag ging er zu Sven und Julia ins Büro. Nachdem er den beiden die Lage erklärt hatte, und er auch erwähnt hatte, dass ich ihm empfohlen habe, sich mit den Beiden auszutauschen, folgte ein erster, kurzer Gedankenaustausch. „Lass doch mal Chat-GPT fragen“ – gesagt getan: Sven tippt: Wir sind ein Sportverein, der Logen in seiner Spielstätte für Kunden pro Spiel bzw. pro Saison anbietet. Einer dieser Kunden ist eine Marketingagentur, spezialisiert auf SocialMedia Werbung. Der Inhaber der Agentur ist Mitte 30, sieht sich selbst als den Mittelpunkt der Erde an und denkt, der Verein müsse doch dankbar dafür sein, dass er überhaupt eine Loge pro Saison mieten möchte. Auf Vereinsseite ist man auf solche Kunden angewiesen, da er eine Lokale Größe mit nationaler Strahlkraft ist. Nun verhandelt der Kunde mit dem Verein - welche Forderungen können wir an ihn stellen, ohne Rabatt zu geben? Aw: Die Herausforderung in dieser Situation besteht darin, eine Win-Win-Situation zu schaffen, ohne finanzielle Zugeständnisse zu machen. Stattdessen können Forderungen gestellt werden, die sowohl den Wert der Partnerschaft für den Kunden erhöhen als auch den Verein in anderen Bereichen unterstützen. Hier sind 10 Forderungen, die Ihr an den Kunden stellen könntet: 1. Social-Media-Präsenz: Forderung nach regelmäßiger Erwähnung und Präsentation des Vereins auf den Social-Media-Kanälen der Marketingagentur, um die Reichweite und das Engagement des Vereins zu erhöhen. 2. Inhaltserstellung: Der Kunde soll qualitativ hochwertige, kreative Inhalte über seine Erlebnisse in der Loge und bei Spielen erstellen, die dann auf den Plattformen des Vereins geteilt werden können. 3. Networking-Events: Organisation und Durchführung von Networking-Events in der Loge mit anderen lokalen Unternehmen und Persönlichkeiten, um die Marke des Vereins in der lokalen Geschäftswelt zu stärken. 4. VIP-Veranstaltungen: Teilnahme und aktive Unterstützung bei Vereinsveranstaltungen, um das Engagement und die Sichtbarkeit dieser Events zu erhöhen. 5. Markenbotschafter: Der Kunde agiert als offizieller Markenbotschafter des Vereins, um die Marke in verschiedenen Netzwerken und Veranstaltungen zu repräsentieren. 6. Zugang zu exklusiven Inhalten: Bieten von exklusiven Inhalten über den Verein für die Social-Media-Kanäle des Kunden, um die Einzigartigkeit der Partnerschaft zu unterstreichen. 7. Gemeinnützige Aktionen: Gemeinsame Durchführung von gemeinnützigen Aktionen oder Events, um das soziale Engagement des Vereins und des Kunden zu demonstrieren. 8. Kundenfeedback: Regelmäßiges Feedback des Kunden über die Erfahrungen in der Loge und bei Veranstaltungen, um die Angebote des Vereins kontinuierlich zu verbessern. 9. Cross-Promotion: Der Kunde soll den Verein in seinen Marketingkampagnen bewerben, um gegenseitig von den jeweiligen Zielgruppen zu profitieren. 10. Langfristige Bindung: Verhandlung über eine mehrjährige Vertragsverlängerung, um die Partnerschaft zu festigen und langfristige Planungssicherheit für beide Seiten zu schaffen. Diese Forderungen zielen darauf ab, den Wert der Partnerschaft jenseits finanzieller Aspekte zu steigern. Sie ermöglichen es dem Verein, von der Reichweite und dem Einfluss des Kunden zu profitieren, während der Kunde seinerseits exklusive Vorteile und eine verstärkte Präsenz in Verbindung mit dem Verein erhält. Hmm, ok – das ist schon mal gut, denke ich – schmunzelt Julia. Nur wie sieht der Agenturchef das denn? Meint ihr, der sieht das auch so? Nächster Prompt: Agiere als der o.g. Kunde - welche 10 Forderungen würdest Du an uns stellen? Julia grinst und übernimmt kurz das Keyboard von Sven und tippt einen weiteren Prompt: Die Antwort: Mit einem stärker narzisstisch geprägten Verhalten würden die Forderungen des Kunden wahrscheinlich selbstbezogener und darauf ausgerichtet sein, seinen Status, sein Ansehen und seine Vorteile zu maximieren, oft ohne viel Rücksicht auf die Auswirkungen oder die Machbarkeit für den Sportverein. Hier sind 10 entsprechend angepasste Forderungen: 1. Prominente Sichtbarkeit: Meine Loge soll die beste Sicht und Lage im Stadion haben, deutlich erkennbar und mit meinem Namen oder Firmenlogo weithin sichtbar. 2. Persönliche Ansprache: Ich erwarte, dass das Stadionsprecher-Team mich bei jedem Spiel persönlich begrüßt und meine Anwesenheit hervorhebt. 3. Exklusive Inhalte: Der Verein soll exklusive Inhalte über mich und meine Loge produzieren und auf allen offiziellen Kanälen verbreiten, um meine Bedeutung als Schlüsselsponsor zu betonen. 4. Vorrecht auf Spielerinteraktionen: Ich verlange erste Wahl bei Meet-and-Greets, Autogrammstunden oder ähnlichen Veranstaltungen, um sicherzustellen, dass mein Engagement und meine Unterstützung angemessen anerkannt werden. 5. Priorität bei Veranstaltungen: Bei allen Vereinsveranstaltungen er