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Fluide Kirche Jens Stangenberg
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- Religion und Spiritualität
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Wir befinden uns inmitten eines breiten gesellschaftlichen Umbruchs: Klassische Formen von verbindlicher Zugehörigkeit nehmen ab, festgefügte Leitungsstrukturen werden immer misstrauischer beäugt und der Wunsch, sich möglichst lange alles offen zu halten, wird sehr groß geschrieben.
All diese Tendenzen zeigen sich auch in christlichen Gemeinschaften. Häufig wird dieser gesellschaftliche Trend eher negativ als Überindividualisierung, Selbstbezogenheit und Unverbindlichkeit gedeutet. Möglicherweise führt uns die "Verflüssigung von Kirche" aber auch wieder stärker an das Neue Testament heran. Es ist wichtig, diese Entwicklung aufmerksam wahrzunehmen und konstruktiv darauf zu reagieren.
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#23 Die Macht des Mythos - oder: Warum Kirche nicht im Ursprung gefangen bleiben darf
Auch wenn in der Neuzeit das mittelalterliche Ewigkeitsdispositiv an Deutungsmacht verloren hat, finden sich in den christlichen Geschichtsdeutungen immer noch der Rückbezug zum normativen Ursprung. Selbst wenn von Heilsgeschichte gesprochen wird, kann damit eine Restauration des Anfangs gemeint sein. Es ist wichtig, sich diese Strukturmuster klarzumachen, um dem Sinn der christlichen Botschaft und der Gestalt einer „messianischen Gemeinschaft in der Zeit“ auf die Spur zu kommen.
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#22 Die Entdeckung der Zukunft - oder: Der schwere Abschied von der Ewigkeit
Mit der Verschiebung von einem an der Ewigkeit zu einem an der Geschichte orientierten Zeitverständnis kommt die bisherige Form von Kirche enorm unter Druck. Die gestaltbare Zukunft findet Eingang in die diesseitige Welt. Menschen werden zu Akteuren und Gestalter:innen von Gottes neuer Friedenswelt. Hierarchien werden nicht mehr als gottgegeben und unhinterfragbar hingenommen. Biblische Texte werden historisch untersucht. Gott ist nicht mehr "über mir", sondern "vor mir". Parallel dazu gibt es Bestrebungen, zurück zum Ursprung zu gehen und diesen als Referenzpunkt für weitere Entwicklungen zu verwenden. All dieses ist der Nährboden für Reformen und Revolutionen.
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#21 Ewigkeit mitten in der Zeit – oder: Warum der Begriff Unendlichkeit in die falsche Richtung weist
Das raumorientierte, eher statisch gedachte Kirchenverständnis liegt zu weiten Teilen im griechischen Begriff von "Ewigkeit" begründet. Häufig wird Ewigkeit dabei mit Unendlichkeit gleich gesetzt. Das ist aber irreführend. Nach althebräischem Verständnis geht es bei dem, was im Deutschen mit "Ewigkeit" übersetzt wird, eher um eine Intensivierung von Zeit. Je mehr wir uns auf das biblisch-hebräische Verständnis einlassen, desto weniger können wir Kirche als vorrangig raumorientierte Gemeinschaft denken. Wenn also die Teilhabe an der göttlichen Welt eine Erfahrung höchster Vitalität und Dynamik ist, wie ließe sich diese lebensbejahende Erfahrung bereits jetzt in christlichen Gemeinschaften abbilden?
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#20 Das Zeitempfinden im Mittelalter - oder: Leben in einer zielgerichteten Sakralzeit
Um das Besondere des heutigen Zeitverständnisses besser zu verstehen, ist es hilfreich, sich als Kontrast in das mittelalterliche Zeitempfinden hineinzuversetzen. Mit der Ausbreitung des Christentums in Europa wurde die Agrar-Zeit in eine Sakral-Zeit eingebettet. Damit wurde die zyklische Geschichtserfahrung auf ein Ziel hin ausgerichtet. Durch Einflüsse der griechischen Philosophie und dem damit verbundenen Verständnis von Ewigkeit wurde das Wahrheits-, Glaubens- und Kirchenverständnis immer mehr verräumlicht. Zeit war eine Kategorie, die allein in die vergängliche Welt der Menschen gehörte. Diese Ansichten wirken bis heute nach und verhindern ein dynamischeres Verständnis von Kirche. // Quellen: Hohn, Hans-Willy: Zyklizität und Heilsgeschichte, in: Zoll, Rainer (Hg.): Zerstörung und Wiederaneignung von Zeit, Frankfurt a.M. 1988, S.120-142. / Hölscher, Lucian: Die Entdeckung der Zukunft, Frankfurt a.M. 1999. / Gloy, Karen: Philosophiegeschichte der Zeit, Stuttgart 2008. / Zum Begriff der "Zielgeschichte" siehe: Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung, Kapitel 33-42, Frankfurt a.M. 1985, S. 1000.
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Eröffnungsvortrag: Fluide Kirche | BarCamp: Ökumenisches Netzwerk Kirchenentwicklung
Unter dem Motto »Es schimmert« trafen sich ca. 50 Akteur:innen am 3. / 4. März 2023 zur Kick-off-Veranstaltung »Ökumenisches Netzwerk Kirchenentwicklung« in Bremen. // Die Audio-Qualität ist nur eingeschränkt gut, weil der Vortrag mit dem Handy aufgenommen wurde. // https://www.ackn.de/oekum_netzwerk_kirchenentwicklung
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#19 Die Praxis des Gottesdienstes – Anleitung zur geistlichen Synchronisation
Die These: In einer eher raumorientiert gedachten Kirche werden Gottesdienste zu Sitz- und Zuhörveranstaltungen. Um sich als Wir „in Christus“ zu finden und für Christus auszuschwärmen, braucht es ein neues Verständnis einer „Kirche in der Zeit“. Mit diesem Hintergrundmuster lassen sich besser äußere und innere Prozesse wahrnehmen und anleiten. So betrachtet, ist der sonntägliche Gottesdienst nicht mehr das Zentrum der Gemeinde, sondern eher eine Art von Zwischenlandung einer ansonsten beständigen Beziehungsdynamik.
Kundenrezensionen
Kurz und auf den Punkt
Sehr inspirierend und in wenigen Minuten dichte der Infos zu aktuellen Themen. Klasse!!