Nachhaltiges Investieren Der Sustainable-Finance-Podcast der Börsen-Zeitung
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Wer definiert, was nachhaltig ist? Wo beginnt Greenwashing? Und wie müssen sich Investoren, Finanziers, Unternehmen und Dienstleister positionieren, um zukunftsfähig aufgestellt zu sein? Diese Fragen beleuchtet „Nachhaltiges Investieren“, der Podcast der Börsen-Zeitung rund um Sustainable Finance, ESG-Investments, Nachhaltigkeitstransformation & Co.
Wir sprechen mit Expertinnen und Experten, die etwas zu sagen haben. Unsere Gäste sind Professionals aus Fondsgesellschaften, Banken und Unternehmen, andere bringen ihre Perspektive als Wissenschaftler, Regulierer oder Dienstleister ein. In jeder Episode nehmen wir im Interview ein aktuelles Thema oder eine besondere Herausforderung in den Blick und sprechen über professionelle und persönliche Einschätzungen. Zum Abschluss liefert unser Newsblock einen Überblick über die wichtigsten Meldungen aus der Sustainable-Finance-Community.
Nachhaltiges Investieren erscheint jeden zweiten Donnerstag, moderiert von Sabine Reifenberger, abrufbar ab 7.00 Uhr.
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Klima-Aspekte im Fördergeschäft | Episode 62
Seit dem Jahreswechsel gilt bei der NRW.Bank eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie. Nicht nur das eigene Haus soll bis 2045 klimaneutral werden, auch in der Kapitalanlage und im Fördergeschäft sollen ESG-Kriterien stärker einfließen. Gerade im Fördergeschäft ist das eine Herausforderung, sagt Jan Gerdts, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit und Wirkungsmanagement, im Podcast „Nachhaltiges Investieren“. Die zentrale Frage aus seiner Sicht: „Wie können wir weiterhin relativ zugängliche und einfache Förderprogramme strukturieren, aber gleichzeitig auch das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus setzen?“
Ein Fokus soll künftig darauf liegen, Unternehmen zu fördern, die besonders transformativ unterwegs sind. Zudem gibt es Mindestanforderungen in den Förderkriterien. Die Datenlage, um die finanzierten Emissionen zu beurteilen, ist allerdings noch lückenhaft: Gerade im Geschäft mit kleineren Mittelständlern können nicht alle Kunden CO2-Bilanzen vorweisen, berichtet Gerdts. Wie sich die Bank in solchen Fällen behilft, welche Steuerungsgrößen die NRW.Bank im Kapitalmarktgeschäft anlegt und welche Hebel er noch sieht um im eigenen Haus auch ohne Kompensationen der Klimaneutralität näher zu kommen, erklärt er im aktuellen Podcast. -
Asset-Bewertung in Grad Celsius | Episode 61
Das Klimaziel der UN ist ehrgeizig: Bis Ende des Jahrhunderts soll die menschengemachte globale Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Hannah Helmke, CEO des Tech-Unternehmens Right°, will Portfolien daraufhin prüfen, wie stark sie zur Erderwärmung beitragen. Am Ende der Analyse steht eine Kennzahl in Grad Celsius: „Das Schöne ist, dass es tatsächlich etwas macht mit den Leuten, weil sie die Klimawirkung plötzlich in Bezug setzen können zum Ziel“, berichtet sie im Podcast „Nachhaltiges Investieren“. Oft seien dies „große Aha-Momente“, mitunter werde es emotional.
Dass das 1,5°-Ziel fallengelassen wird, hält sie für ein mögliches Szenario, doch Helmke meint: „Davon muss man aber unabhängig sehen, dass ich dennoch den Anspruch haben kann, mein eigenes Unternehmen auf 1,5° zu bringen und allen Menschen, die damit zu tun haben, eine Alternative zu geben, die – wenn die Welt sich selber so verhalten hätte – 1,5°-konform ist.“ Wie Unternehmen auf die Ergebnisse reagieren und welche Punkte bisher die größten Schwierigkeiten bereiten, berichtet Helmke im aktuellen Podcast. -
Greenwashing wirft jede Menge Rechtsfragen auf | Episode 60
Was genau ist Greenwashing? Wer ist der Geschädigte? Und wie ist Greenwashing schadensrechtlich zu bewerten, wenn der Investor letztlich Gewinn gemacht hat? Diese und viele andere sehr praxisnahe Fragen treiben die Leibniz-Forschungsgruppe "Nachhaltiges Finanzrecht in Europa" am Frankfurter Forschungsinstitut SAFE um. Der Leiter der Forschungsgruppe, Nikolai Badenhoop, ist in dieser Woche zu Gast bei "Nachhaltiges Investieren", der Podcast der Börsen-Zeitung. Er berichtet über eine umfangreiche Studie, die zu ergründen versucht hat, warum Anfang vorigen Jahres sehr viele "dunkelgrüne" Art.-9-Fonds in "hellgrüne" Art.-8-Fonds umgewidmet worden sind. Und er gewährt einen Ausblick auf das langfristige Projekt eines Gesetzeskommentars über nachhaltiges Finanzrecht in Europa – von der Offenlegungsregeln über die Klimareferenzvorgaben und die Taxonomie-Verordnung bis hin zum europäischen Rechtsrahmen für Green Bonds.
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Das Transparenzproblem am Markt für CO₂-Zertifikate | Episode 59
Auf dem Weg zur Klimaneutralität spielen CO₂-Kompensationen für viele Unternehmen eine Rolle. Doch die Projekte mit Blick auf Wirksamkeit und Risiko zu überblicken, ist alles andere als einfach. Neben dem Risiko seien auch der Preis und die künftige Verfügbarkeit wichtige Aspekte, sagt Magnus Drewelies, CEO und Gründer der Plattform für CO₂-Zertifikate Ceezer, im aktuellen Podcast „Nachhaltiges Investieren“. Man müsse die Kompensation auch in fünf oder zehn Jahren in der gewünschten Menge sichern können.
Die Plattform umfasst nach eigenen Angaben weltweit über 8.000 Projekte unterschiedlicher Kategorien. Für Kunden sei es häufig nicht einfach, die unterschiedlichen Plattformen und ihre Angebote zu beurteilen, räumt Drewelies ein. Zumal die Branche gegen einen Vertrauensverlust ankämpfen muss: Immer wieder werden Zweifel an der Wirksamkeit einzelner Zertifikate laut. David Antonioli, Chef des Zertifizierungsdienstes Verra, trat 2023 zurück. „Der Markt hat das gemerkt, ganz klar“, sagt Drewelies.
Er glaubt, dass eine stärkere Regulierung sinnvoll wäre, um die Transparenz zu steigern und eine Mindestqualität der Angebote zu sichern. Wie er die Entwicklung auf Anbieterseite wahrnimmt, ob er eine Konsolidierung kommen sieht und wie man die Kriterien für eine Risikoeinstufung von Projekten findet, berichtet er im Podcast. -
Wie Klimarisiken die Investmentstrategie beeinflussen | Episode 58
Der Weltrisikobericht des World Economic Forum spricht eine deutliche Sprache: Auf Zehnjahressicht sind nach Einschätzung der 1.500 Befragten vier der fünf größten Risiken ökologisch begründet. Eine Investmentstrategie müsse diese Entwicklung einbeziehen, sagt Henrik Pontzen, Abteilungsleiter ESG im Portfoliomanagement bei Union Investment, im aktuellen Podcast „Nachhaltiges Investieren“: „Wir reden ja hier über langfristigen Vermögenserhalt, über langfristige Vermögensmehrung. Und das wird ohne eine ganz systematische Berücksichtigung des Themas Klimawandel nirgendwo funktionieren.“
Dabei sei es dann auch einerlei, ob das Produkt als nachhaltig gekennzeichnet sei oder ob es sich um ein konventionelles Finanzmarktprodukt handle. „Die Integration dieser Risiken in die Kapitalanlage – ohne die kann es nicht gehen.“
Auch wenn sich einige Umweltrisiken wie Extremwetterphänomene durch den Kapitalmarkt
nicht unmittelbar beeinflussen lassen, so müsse man diese strategisch berücksichtigen. „Wir werden aus vielen Gründen in den nächsten Jahren die Lieferketten von Unternehmen sehr viel genauer, detaillierter verstehen müssen“, sagt Pontzen. Neben physischen Risiken gehe es dabei zunehmend auch um regulatorische Anforderungen.
Pontzen sieht auch die Unternehmen gefordert, in ihrem Einflussbereich für Verbesserungen zu sorgen. Eine Erhebung unter den Dax-Mitgliedskonzernen zeige selbst bei Unternehmen mit ähnlichem Branchenhintergrund noch große Unterschiede. Welche Dax-Unternehmen besonders gut oder schwach abschneiden, wie Asset Manager mit den Nachzüglern umgehen und wieso er es für problematisch hält, wenn Umweltrisiken auf der Zeitachse zu sehr aus einer Langfristperspektive betrachtet werden, das erklärt Pontzen im aktuellen Podcast. -
So schauen Banken auf ESG-Daten | Episode 57
Wenn das Pricing von Finanzierungen und Finanzmarktprodukten festgelegt wird, fließt neben weiteren Daten auch die ESG-Performance eines Unternehmens in die Analyse mit ein. Eddy Henning, der das Wholesale Banking im Vorstand der ING Deutschland verantwortet, will aber nicht allein auf ein „Greenium“ als finanziellen Anreiz für nachhaltige Unternehmen abstellen. Er wünscht sich stattdessen mehr Begeisterung für das Thema: „Zum jetzigen Zeitpunkt geht’s noch gar nicht so sehr um harte Daten, es geht wirklich darum: Wie wollen wir 2050 CO2-neutral sein?“.
Henning geht davon aus, dass der Wettbewerb um die Finanzierung „grüner“ Adressen zunehmen wird. Seine Firmenkundenbetreuer setzen neben Informationen aus Nachhaltigkeitsreports und Ratings auf regelmäßige Gespräche, um die Entwicklung der Kunden einzuschätzen.
In welchen Bereichen sich die Bank mittlerweile aus Finanzierungen zurückzieht, welche Herausforderungen er beim Sammeln von Nachhaltigkeitsdaten derzeit sieht und wie man es schaffen kann, auch in Zeiten von Polykrisen die Euphorie für ESG-Themen aufrechtzuerhalten, berichtet Henning im aktuellen Podcast.