Filmreif – Geschichten, die Geschichte schrieben

Ein Podcast von Einfach Zürich, mit Barbara Sommer und Plinio Bachmann

Wie bitte? Zur Zeit des Rösslitrams trafen sich in Zürich zwei, deren Geschichte «Romeo und Julia» das Wasser reichen kann? C. G. Jung, von Sigmund Freud einst als Thronfolger vorgesehen, hatte einen Konkurrenten, den er mittels (Fehl-)Diagnose aus dem Weg räumte? Und der wohl medienwirksamste Terroristen-Tod im Umfeld der RAF war der eines Zürcher Millionärssohns? Das Drehbuch-Autor:innen-Paar Plinio Bachmann und Barbara Sommer erzählt in jeder Podcast-Folge eine Zürcher Geschichte, die dringend einmal verfilmt werden müsste. Denn sie ist ganz eindeutig: filmreif. Der Podcast entsteht im Auftrag von Einfach Zürich. Jeden zweiten Dienstag überall dort, wo es Podcasts gibt. Mit freundlicher Unterstützung von: UBS Kulturstiftung STARCH, Stiftung für Archäologie und Kulturgeschichte im Kanton Zürich Elisabeth Weber Stiftung

Episodes

  1. APR 29

    Die Hippies vom Bachtel

    Mit der Reformation startet Huldrych Zwingli in Zürich eine progressive Bewegung, die Kirche, Staat und Gesellschaft umwälzt. Einem radikalen Teil der Bewegung geht es allerdings zu langsam. Als Täufer formiert er sich zu einer der ersten Freikirchen der Welt. Und innerhalb dieser bildet sich im Zürcher Oberland eine Kommune von Erleuchteten heraus. Vom heiligen Geist ergriffen, wollen sie sich gleich von allem befreien: tanzen nackt auf Wiesen, predigen die freie Liebe und entdecken dabei das innere Kind. Von diesen Hippies avant la lettre handelt Gottfried Kellers Zürcher Novelle «Ursula». Schon einmal wurde daraus ein Skandalfilm, nun geht es um ein zeitgemässes Remake. Die Geschichte rund um die Entstehung des linken Flügels der Reformation führt uns in eine Epoche, deren Ereignisse den heutigen Kanton Zürich grundlegend prägten – und noch immer prägen. Der Schriftsteller Gottfried Keller setzte mit der Erzählung «Ursula» seiner Heimatstadt, die ihn durch das Amt des Staatsschreibers von seinen ständigen Geldnöten erlöst hatte, ein schmeichelhaftes Denkmal, das einer kritischen Auseinandersetzung mit den dunkleren Seiten der Reformation bewusst auswich – ein Vorgang, der exemplarisch zeigt, wie Geschichte für politische Zwecke instrumentalisiert werden kann (was eine Adaption des Stoffes, die in der DDR sofort im sozialistischen Giftschrank verschwand, noch unterstreicht). Der Inhalt der Novelle ist nach wie vor aktuell: Gerade leben wir wieder in einer Zeit, in der – nicht zuletzt katalysiert durch die sozialen Medien – sich parallel zu revolutionären Bewegungen immer auch extremistische Bewegungen mit ausbilden, seien es radikalisierte Islamist:innen, die Capitol-Stürmer:innen in den USA oder rechtsextreme Gruppierungen in Europa.

    55 min
  2. FEB 28

    Der Skandal von Belvoir

    Lydia, die Tochter von Alfred Escher, dem «Zar von Zürich» und Mitbegründer der modernen Schweiz, hat Pech in der Liebe: Ihr Ehemann, Bundesratssohn Friedrich Emil Welti, scheint vor allem an ihrem Geld und Status interessiert, nicht an ihr als Person. Umso heftiger entflammt Lydia für den Maler Karl Stauffer-Bern, der als ihr Porträtist angestellt wird. Er erwidert ihre Gefühle, die beiden brennen durch – und enden tragisch. Das Drama rund um Liebe, Macht und Politik ist eine Art Zürcher «Romeo und Julia»-Geschichte, fand seinerzeit bis weit über die Schweizer Grenzen hinaus mediale Beachtung und inspirierte sogar Teile eines Stücks Weltliteratur: Fontanes «Effi Briest». Die Geschichte um einen der grössten Liebesskandale der Schweizer Geschichte lässt uns eintauchen in das Zürich zur Zeit des Rösslitrams, einen ersten Höhepunkt der Industrialisierung sowie in politstrategische Machenschaften rund um Alfred Escher. Dieser hatte als Eisenbahnpionier sowie Mitbegründer von ETH, SKA / CS und Swiss Life einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung Zürichs zu einem der weltweit führenden Finanz- und Bildungsstandorte. Zudem macht das Drama um seine Tochter sehr konkret greifbar, dass die gesellschaftliche Definition von «gesund» und «krank» meist aus einer Warte mit klarer Interessensbindung erfolgt und oft zeitgebundenen Normen sowie moralischen Wertvorstellungen entspringt – auch heute noch. Der Podcast entsteht im Auftrag von Einfach Zürich. Jeden zweiten Dienstag überall dort, wo es Podcasts gibt. Mit freundlicher Unterstützung von: UBS Kulturstiftung STARCH, Stiftung für Archäologie und Kulturgeschichte im Kanton Zürich Elisabeth Weber Stiftung

    58 min

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Wie bitte? Zur Zeit des Rösslitrams trafen sich in Zürich zwei, deren Geschichte «Romeo und Julia» das Wasser reichen kann? C. G. Jung, von Sigmund Freud einst als Thronfolger vorgesehen, hatte einen Konkurrenten, den er mittels (Fehl-)Diagnose aus dem Weg räumte? Und der wohl medienwirksamste Terroristen-Tod im Umfeld der RAF war der eines Zürcher Millionärssohns? Das Drehbuch-Autor:innen-Paar Plinio Bachmann und Barbara Sommer erzählt in jeder Podcast-Folge eine Zürcher Geschichte, die dringend einmal verfilmt werden müsste. Denn sie ist ganz eindeutig: filmreif. Der Podcast entsteht im Auftrag von Einfach Zürich. Jeden zweiten Dienstag überall dort, wo es Podcasts gibt. Mit freundlicher Unterstützung von: UBS Kulturstiftung STARCH, Stiftung für Archäologie und Kulturgeschichte im Kanton Zürich Elisabeth Weber Stiftung