Diskothek Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
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- Musik
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In der «Diskothek» reden wir über Musik und ihre Interpretationen. Zwei versierte Gäste mit guten Ohren vergleichen im Blindtest verschiedene Aufnahmen eines Werks und exponieren sich mit ihren Urteilen. In mehreren Hörrunden wird die Auswahl immer kleiner, bis die «beste» Aufnahme übrigbleibt – Spiel und Hörschulung zugleich.
Die Werke stammen aus allen Epochen der klassischen Musik, vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Leitung: Theresa Beyer
Redaktion: Jenny Berg, Annelis Berger (Fachführung), Florian Hauser, Benjamin Herzog, Eva Oertle, Moritz Weber
Kontakt: info@srf2kultur.ch
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Frédéric Chopin: Ballade Nr. 1 g-Moll op 23
Frédéric Chopins Ballade Nr. 1: Eine ganze Welt. Ineinander geschachtelte Tonarten, rhythmische Irrspiele, rasende Läufe, Doppeloktaven noch und noch: Technisch ist die Ballade Nr. 1 von Chopin haarsträubend schwierig. Was diese Musik aber so atemberaubend macht, ist die emotionale Dichte.
Was wir nicht alles erleben, wenn wir uns dieses knapp zehnminütige Werk anhören: Wir tanzen Walzer, sind wehmütig, jubeln, sind wütend - taumeln – und stürzen ab. Und zwar richtig, da wird nichts schöngeredet, der Bruch ist final.
Eine Pianistin, ein Pianist braucht also nicht nur eine brillante Technik, sondern auch die Fähigkeit des Erfühlens und gleichzeitig Ausdrückens dieser Höhen und Tiefen – nicht als eingeübter Affekt, sondern wahrhaftig.
In der Diskothek mit Annelis Berger, Irina Georgieva und Stefan Wirth werden fünf Interpretationen miteinander verglichen und die schlüssigste wird gekürt. -
Utopie Verbrüderung - Beethovens 9. Sinfonie
Vor 200 Jahren erklang sie zum ersten Mal: Beethovens 9. Sinfonie. Europahymne und Sinnbild für Sinfonik überhaupt – eine Musikwelt ohne die «Neunte» ist undenkbar.
Als Hymnus der Vergeblichkeit hat der Autor Dieter Hildebrandt das Finale von Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie bezeichnet. «Alle Menschen werden nicht Brüder, nie, nie, nie», heisst es bei ihm. Nichtsdestotrotz ist Beethovens Neunte Objekt zahlreicher CD-Einspielungen - auch von zwei Schweizer Orchestern. Wie sich diese im internationalen Umfeld bewähren, zeigt die Diskothek.
Gäste von Benjamin Herzog sind der Musikjournalist Sigfried Schibli und der Fagottist Benedikt Schobel.
Erstausstrahlung: 11.02.19 -
Diskothek-Revue April
Jeweils in der letzten Diskothek-Ausgabe des Monats stellen wir die Gewinnerinnen und Gewinner der vorangegangenen Diskothek-Sendungen vor. Die in der Diskothek prämierten Ensembles treten hier auch mit anderem Repertoire oder in anderer Besetzung auf.
In diesem Monat:
Johannes Brahms: Klavierquartett A-Dur op. 26
Dmitri Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 9 Es-Dur op. 117
Joseph Haydn: Die Schöpfung. Oratorium in 3 Teilen Hob XXI/2 -
Josef Haydn: Die Schöpfung
Diese Musik beginnt im Chaos – und endet im schönsten Wohlklang: «Die Schöpfung» von Joseph Haydn. Das Oratorium erzählt die biblische Geschichte von der Entstehung der Welt – und dafür greift Haydn tief in die musikalische Effekte-Kiste.
Bei der Uraufführung in Wien 1798 hat Joseph Haydn das Publikum schon nach wenigen Minuten elektrisiert: als nach dem Chaos Gott das «Licht» werden lässt, strahlen Chor und Orchester in schönstem C-Dur um die Wette. Und auch die Schilderungen der Naturgewalten und der Tierwelt sind so plastisch, dass man sich in einer klassischen Filmmusik wähnt.
Jenny Berg vergleicht gemeinsam mit der Sängerin Maya Boog und dem Musikjournalist Christian Wildhagen fünf neuere Aufnahmen von Haydns «Schöpfung». -
Dmitri Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 9 Es-Dur op. 117
Fliessend-schwebend beginnt das Streichquartett Nr. 9 von Dmitri Schostakowitsch, kleine Intervalle beherrschen die Szenerie, fast unspektakulär ist die Stimmung, auch die folgenden Pizzicati und Staccati scheinen harmlos. Oder etwa doch nicht?
Nach dem berühmten 8. Streichquartett ist da tatsächlich eine lichtere und leichtere Stimmung, dennoch spürt man auch hier wieder die Gefahr, die Angst, das Leiden - wie in allen Werken von Schostakowitsch. Der tänzerische dritte Satz reisst mit, das proportional lange Finale zeigt dann wieder die ganze Palette des Komponisten: Raue, attackierte Schübe, erhitze Rhythmen, gefährlich dräuende Tremoli und ein rasender Schluss. Unzählige Aufnahmen gibt's von diesem Werk. Wer holt musikalische am meisten raus? Darüber diskutiert Annelis Berger mit der Geigerin und Komponistin Helena Winkelmann und mit dem Bratschisten Markus Fleck. -
Johannes Brahms: Klavierquartett A-Dur op. 26
Rund 50 Minuten lang ist dieses berückend schöne Riesenwerk, es ist zugleich das am wenigsten bekannte der drei Klavierquartette von Brahms.
Unter anderem mit diesem Stück stellte sich der Komponist dem Wiener Publikum vor, er selbst spielte die Uraufführung am 29. November 1862 im Musikvereinssaal, zusammen mit Mitgliedern des Hellmesberger Quartetts aus Wien. Bis kurz davor feilte Brahms an dieser Komposition und änderte manche Stellen erheblich: Er passte etwa die Verteilung von Begleitfiguren im ersten und zweiten Satz an, was im Autograf deutlich zu erkennen ist.
Dieses Quartett steht in der lichten Tonart A-Dur. Es ist insgesamt eher im lyrischen und innigen Ton gehalten, aber in diesem bisweilen idyllischen Stimmungs-Kaleidoskop tun sich auch immer wieder tiefe und dramatische Abgründe auf. So etwa im langsamen zweiten Satz, in welchem Brahms das Lied «Die Stadt» von Franz Schubert zitiert. Das Finale schliesslich ist ein freudig-tänzerisches Rondo «allongarese».
Es ist eines der umfangreichsten Kammermusikwerke des Repertoires überhaupt und stellt grosse Anforderungen an alle Spielenden, sowohl in kleinen Details wie auch in der Gestaltung der sehr gross angelegten Form.
Gäste von Moritz Weber sind die Cellistin und Nationalrätin für den Kanton Genf Estelle Revaz und der Pianist Benjamin Engeli.
Kundenrezensionen
Die beste Klassiksendung für Liebhaber
Immer wieder bin ich begeistert, wieviel ich aus der Diskussion verschiedener Interpretationen lernen kann. Jede Sendung verändert mein Hörverhalten und lässt mich das nächste Konzert tiefer genießen. Ein ungewöhnliches und herausragendes Konzept. Zu schade, dass man in der Schweiz sein muss, um den Podcast herunterzuladen.
CD-Vergleich auf höchstem Niveau
Dies ist mit Abstand der beste Podcast, den ich zur klassischen Musik kenne. Das Konzept ist so simpel wie überzeugend: Zwei Musiker und ein Moderator vergleichen 5 - 6 verschiedene Aufnahmen eines Werkes. Der Clou ist, dass nur der Moderator weiß, welche Interpreten spielen - den beiden Gäste im Studio bleibt nichts anderes übrig, als völlig vorurteilsfrei musikalisch zu begründen, welche Aufnahme sie bevorzugen, und sie tun es auf höchstem Niveau! Das Ganze hat auch einen spielerischen Aspekt, da die Sendung in mehreren „Runden“ abläuft, nach denen jeweils Aufnahmen herausgeworfen werden dürfen. Gelegentlich ist dies sehr pikant, wenn berühmteste Interpreten frühzeitig den „Wettbewerb“ verlassen müssen und von unbekannten Musikern an die Wand gespielt werden. Nebenbei lernt man ungeheuer viel über die Kompositionen und bekommt auch noch einen exzellenten CD-Tipp! Bravo an die Redaktion im DRS.