derpodcaster.com Bandi Koeck

Der Podcaster Bandi Koeck

Deine Geschichte bewegt: Geschichten verbinden uns, berühren unsere Herzen und schaffen unvergessliche Momente. Jeder von uns trägt eine einzigartige Geschichte in sich – vielleicht eine lustige Anekdote, eine bewegende Begegnung oder ein Erlebnis, das das Leben verändert hat. Hast du auch so eine besondere Geschichte, die du mit anderen teilen möchtest? Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, zum Lachen bringt oder einfach nur gut unterhält? Dann bist du bei uns genau richtig! Wir glauben fest daran, dass geteilte Geschichten doppelte Freude bereiten. Sie schaffen Verbindungen zwischen

  1. Der konservative Bildungsexperte - Wolfgang Türtscher

    6 DAYS AGO

    Der konservative Bildungsexperte - Wolfgang Türtscher

    Wenn man Wolfgang Türtscher begegnet, begegnet man einem Mann, der Bildung nicht nur als Beruf, sondern als Berufung versteht. 69 Jahre jung, verheiratet, Vater zweier Kinder und stolzer Großvater – und vor allem: ein Götzner mit Leib und Seele. Fast vier Jahrzehnte prägte er als Lehrer, Direktor, Organisator und Idealist die Bildungslandschaft Vorarlbergs. „Ich war zu Beginn meines Studiums überzeugt, dass ich nie Lehrer werde“, sagt Türtscher mit einem Schmunzeln. Doch das Probejahr am Gymnasium Blumenstraße in Bregenz änderte alles. 37 Jahre lang unterrichtete er dort Deutsch, Geschichte und später auch Ethik – und fand in der Arbeit mit jungen Menschen seine Erfüllung. Für ihn ist der Lehrerberuf „der freieste Beruf der Welt“, geprägt von Eigenverantwortung, Gestaltungsspielraum und der Freude, Jugendlichen Wissen und Werte zu vermitteln. Als überzeugter Katholik – „religiös, aber nicht fromm“, wie er betont – sah er im Ethikunterricht keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum Religionsunterricht. Sein Zugang war stets von Neugier und Toleranz geprägt: „Ich habe bei meinen Ethikschülern viel religiöses Interesse bemerkt – sie wollten wirklich wissen, was in den verschiedenen Religionen los ist.“ Neben seiner Tätigkeit als Lehrer war Türtscher jahrzehntelang das Gesicht der Volkshochschulen in Vorarlberg. Ab 1986 leitete er die Volkshochschule Bregenz, baute sie zu einer modernen, professionell geführten Bildungsinstitution aus und gründete 1990 auch die Volkshochschule in seiner Heimatgemeinde Götzis. Sein Konzept war klar: Bildung für alle, lebensnah, praxisorientiert und finanzierbar. Unter seiner Leitung entstanden Programme für den zweiten Bildungsweg, Deutsch-Integrationskurse und die Berufsreifeprüfung. „Man muss immer gewappnet sein, neue Aufgaben zu übernehmen – wer knapp kalkulieren muss, wird innovativer“, sagt er über den ständigen Balanceakt zwischen Bildungsauftrag und finanzieller Realität. Heute ist Götzis die größte Volkshochschule des Landes – ein Erfolg, der ohne Türtschers Weitblick und organisatorisches Talent kaum denkbar wäre. Auch nach seiner Pensionierung bleibt Türtscher aktiv und engagiert. Als Obmann der Bruderschaft St. Arbogast und St. Anna in Götzis hat er 2012 gemeinsam mit Gleichgesinnten eine jahrhundertealte religiöse Gemeinschaft zu neuem Leben erweckt.Die Bruderschaft ist für ihn mehr als kirchliche Folklore – sie steht für Werte, Zusammenhalt und soziale Verantwortung: „Wenn jemand in Not gekommen ist, hat die Bruderschaft eingegriffen.“ Heute zählt sie über 260 Mitglieder, von Alt bis Jung, aus ganz Europa. Ein weiterer zentraler Teil seines Engagements ist die katholische Mittelschulverbindung Clunia in Feldkirch, der er seit 1980 angehört und deren Obmann er lange war. Für Türtscher sind Verbindungen Orte der Wertebildung – getragen von den Prinzipien Religio, Scientia, Patria und Amicitia: Religion, Wissenschaft, Vaterland und Freundschaft.Er war maßgeblich daran beteiligt, die Verbindung für Frauen zu öffnen – ein Schritt, den der konservative Bildungsdenker mit Weitblick und Pragmatismus unterstützte: „Die Mädchen übernehmen genauso Führungsverantwortung – und im Ergebnis hat sich nichts geändert.“ Wolfgang Türtscher ist ein Mann, der konservativ denkt, ohne rückwärtsgewandt zu sein. Einer, der den Wert von Bildung, Familie und Glaube nicht predigt, sondern lebt. Sein Lebenswerk zeigt, dass konservativ nicht Stillstand bedeutet, sondern Beständigkeit in Haltung und Verantwortung.Ob als Lehrer, Volkshochschul-Direktor, Bruderschafts-Obmann oder Verbindungsmitglied – Türtscher hat in allen Rollen eines gemeinsam: Er baut Brücken. Zwischen Generationen, zwischen Bildung und Gesellschaft, zwischen Tradition und Gegenwart. „Wichtig war immer, dass die Familie nicht zu kurz kommt“, sagt er zum Schluss. „Meine Frau ist auch Mitglied bei der Clunia – das hilft.“

    28 min
  2. Der Balkanreiseleiter - Nexhat Maloku

    19 OCT

    Der Balkanreiseleiter - Nexhat Maloku

    Wenn Nexhat Maloku von seinen Reisen erzählt, dann funkeln seine Augen. Seit über 30 Jahren führt der 65-Jährige Lehrpersonen aus der Schweiz und Liechtenstein in seine alte Heimat Kosovo, nach Albanien und Nordmazedonien. Was als kleine Initiative begann, ist heute eine einzigartige Bildungsreise, die Brücken baut – zwischen Kulturen, Menschen und Generationen. Doch der Weg dorthin war alles andere als geradlinig. Maloku wächst im Süden Kosovos auf, studiert albanische Literatur an der Universität Pristina – eine Zeit des Aufbruchs, aber auch der Repression. Als 1981 Studierende auf die Straße gehen, um mehr Autonomie für Kosovo zu fordern, ist Nexhat mittendrin.„Wir wollten, dass Kosovo eine Republik wird, gleichberechtigt wie die anderen“, erzählt er. Doch die Hoffnung wird brutal niedergeschlagen. Er wird dreimal verhaftet, von 1978 bis 1988, und im Gefängnis gefoltert – psychisch wie physisch. „Es war schrecklich. Man galt als Verräter“, erinnert er sich. Seine „Schuld“: der Traum von Freiheit und Gleichberechtigung. Als Jugoslawien zu zerfallen beginnt, flieht Maloku 1990 in die Schweiz – auf illegalen Wegen, mit Hilfe von Freunden. Er spricht kein Wort Deutsch, hat nichts außer seiner Bildung und seinem Überlebenswillen.Doch er kämpft sich durch. Er lernt die Sprache, findet Arbeit, beginnt als Lehrer für „Heimatliche Sprache und Kultur“ (HSK) zu unterrichten. Bald unterrichtet er nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene – Lehrpersonen, Sozialarbeitende, Menschen, die Albanisch lernen wollen, um ihre Schülerinnen und Schüler besser zu verstehen. „Ich habe gesehen, dass viele Lehrpersonen kaum wussten, woher ihre albanischsprachigen Kinder kamen“, sagt Maloku. Und so entsteht eine Idee, die sein Leben erneut verändern wird. 2003, kurz nach dem Krieg, organisiert er die erste Studienreise nach Kosovo. „Ich wollte, dass Lehrpersonen das Land mit eigenen Augen sehen“, erklärt er. Schulen besuchen, Familien treffen, Geschichte erleben. Seitdem begleitet er jedes Jahr Gruppen von Lehrpersonen auf zehntägige Bildungsreisen durch den Balkan – von Pristina bis Tirana, von Berat bis ans Meer. Rund 700 Teilnehmende waren bisher dabei. Die Begegnungen prägen – auf beiden Seiten. Viele Lehrpersonen halten den Kontakt zu den Familien, die sie dort kennengelernt haben, organisieren Schulprojekte oder private Besuche. „Das Schönste ist, wenn Vorurteile verschwinden“, sagt Nexhat. „Wenn jemand zurückkommt und sagt: Ich sehe dieses Land jetzt mit anderen Augen.“ Heute lebt Maloku in Zürich, aber sein Herz schlägt zwischen den Welten. Auf seinen Reisen wird er überall herzlich empfangen – auf Albanisch oder im breitesten Schweizerdeutsch.Er lacht, wenn er erzählt, wie er ehemaligen Teilnehmenden in Tirana begegnet, die ihn in Schweizer Dialekt ansprechen. „Ich wollte einfach etwas Gutes machen“, sagt er bescheiden. Doch tatsächlich hat er mehr getan: Er hat das Verständnis zwischen zwei Kulturen nachhaltig geprägt. Geboren: im Süden des Kosovo Wohnort: Zürich, Schweiz Ausbildung: Studium der albanischen Literatur in Pristina Beruf: Lehrer und Reiseleiter Im Gefängnis: Dreimal in den 1980er-Jahren wegen politischer Aktivitäten In der Schweiz seit: 1990 Organisiert seit: 2003 Bildungsreisen für Lehrpersonen nach Kosovo, Albanien und Nordmazedonien Teilnehmende: über 700 Lehrpersonen und Studierende Ziel der Reisen: interkulturelles Verständnis, Einblicke in Bildung, Kultur und Geschichte des Balkans Website: www.albanienkosovareisen.ch

    17 min
  3. Der Farbenflüsterer - Thomas Payr

    11 OCT

    Der Farbenflüsterer - Thomas Payr

    Thomas Payr, geboren am 19. September 1940 in Feldkirch-Altenstadt, ist ein Mann, der die Welt durch Linien, Farben und Geschichten erfasst. Sein Leben liest sich wie ein Roman: geprägt von osttirolerischen Wurzeln, künstlerischer Leidenschaft und der unerschütterlichen Überzeugung, dass Kunst nicht nur gemalt, sondern gelebt wird. „Die Kunst ist ein väterliches Erbe“, sagt er – und tatsächlich scheint sie ihm im Blut zu liegen. Schon sein Vater, ein kluger Kopf aus Kals am Großglockner, träumte von einer künstlerischen Laufbahn, doch die Pflichten als Familienvater führten ihn in den Beamtenstand. Thomas Payr aber folgte dem Ruf der Leinwand – wenn auch mit Umwegen. Nach der Matura und einem kurzen Intermezzo bei der Post, wo er „die Pragmatisierung“ erreichte („Mein Bub, du verstehst“), brach er auf: erst ins Bauhaus nach Bochum, dann als Lehrer nach Tirol und Vorarlberg, immer mit dem Skizzenblock in der Hand. Die Linie, so sagt er, sei sein „dominanter Ratgeber“. Ob im grafischen Design, in der Malerei oder im Unterricht – Payr blieb ein Zeichner, ein Gestalter, ein Mann, der die Welt in Formen und Farben übersetzt. Payrs Stil ist unverkennbar: klar, expressiv, durchdrungen von der Schule des Bauhauses, doch nie dogmatisch. „Ich bin kein Hungerleiter“, betont er, „aber die Kunst war mir immer den Preis wert.“ Sein Atelier in der alten Dogana in Feldkirch wurde zum kreativen Zentrum – bis die Stadt es ihm eines Tages „wegnahm“. Doch Payr ist kein Mann der Klagen. Stattdessen packte er die Koffer und folgte dem Ruf seines Sohnes Simon auf die Kanarische Insel La Gomera. Dort, zwischen Vulkanen und dem endlosen Blau des Atlantiks, entdeckte er ein neues Farbspektrum: „Die Farbe war wie ein Magnet, der mich überschüttete.“ Monatelang malte er unter freiem Himmel, lernte Spanisch („mit Latein als Wurzel“), und fand in der Galeria Oasis eine zweite Heimat. „Das Licht dort ist eine Droge“, schwärmt er. Seine Bilder wurden intensiver, lebendiger – als würde er seinen Motiven nicht nur Farbe, sondern Leben selbst schenken. Die Kanaren wurden zu seinem Winterrefugium, ein Ort, an dem er „jeden Tag malte, nicht aus Muss, sondern aus Lust“. Doch selbst im Paradies blieb er ein Vorarlberger: „Die Farbe hier ist verkraut“, sagt er über die Heimat, „aber unten habe ich gelernt, sie zu intensivieren.“ Seine Werke – ob Acryl auf Leinwand oder Mixed-Media-Experimente – erzählen von dieser Dualität: der kühlen Klarheit der Alpen und der glühenden Leuchtkraft des Südens. Payr unterrichtete an Gymnasien in Tirol und Vorarlberg, prägte Generationen von Schülern – und lernte selbst nie aus. Seine Kontakte zu Schriftstellern, Kunsthistorikern und Kollegen waren ihm stets wichtiger als der große Markt. „Die Zeit ist die Mängelware unserer Epoche“, sagt er. Doch er nahm sie sich: für Gespräche, für die Staffelei, für das „Gespräch mit dem Bild“ – eine private Auseinandersetzung, die er wie eine Liebe pflegt. „Das Bild ist widerspenstig. Es muss in die Spur gebracht werden.“ Sein vielleicht berühmtestes Werk, „Feldkirch vernetzt“ (1974/2024), ist ein dreidimensionales Drahtgeflecht, das die Stadt in Linien auflöst. „Ich habe mit dem Lötkolben gearbeitet, bis die dritte Dimension entstand“, erzählt er. Ein Bild, das nicht nur hängt, sondern Raum schafft – genau wie sein Leben, das sich zwischen Ateliers, Reisen und Familienbanden entfaltet. Payr schreibt, wie er malt: mit Hingabe und ohne lange zu feilen. Seine Texte – wie das Gedicht „Gestern war ich zu Hause“ – sind voller Erinnerungen an Altenstadt, an eine Kindheit im Schatten der Kirche, an „einen Rosenkranz von Bildern, im Wissen, dass Rosen Dornen tragen“. Doch veröffentlicht hat er sie nie. Seine Söhne, der Fotograf David Payr (Wien) und der in Berlin lebende Simon, trugen die Kunst in die Welt. Doch Thomas selbst blieb ein Heimkehrer – heute, mit 85 Jahren, bilanziert: „Die Freiheit in der Malerei war mein größtes Geschenk.“

    33 min
  4. Die Briefmarkengestalterin - Christine Böhmwalder

    4 OCT

    Die Briefmarkengestalterin - Christine Böhmwalder

    In einer Welt, die sich immer schneller digitalisiert, gibt es noch kleine analoge Botschafter, die Geschichten erzählen, Emotionen transportieren und Erinnerungen bewahren: Briefmarken. Christine Böhmwalder, Gestalterin bei der Philatelie Liechtenstein, gehört zu den Menschen, die diese kleinen Kunstwerke mit viel Hingabe und Leidenschaft entwerfen. Seit ihrer Jugend faszinieren sie Briefmarken – damals noch die Entdeckung einer Kollegin, die selbst welche gestalten durfte. Heute ist sie selbst federführend in diesem Bereich tätig und bezeichnet das Entwerfen von Briefmarken als die „höchste Disziplin der Gestaltung“. Denn auf winzigem Raum gilt es, Kunst, Geschichte und Identität so zu vereinen, dass sie weltweit verstanden und geschätzt werden. Nach vielen Jahren in der Agenturarbeit wechselte Christine 2020 in die Philatelie. Dort verantwortet sie nicht nur die kreative Gestaltung, sondern auch die Themenauswahl für die künftigen Serien. Schon Jahre im Voraus sammelt sie Ideen, die das kulturelle, historische und gesellschaftliche Leben Liechtensteins widerspiegeln. Ob Natur, Architektur, Kunst oder die Fürstenfamilie – jede Marke erzählt eine Geschichte und wird so zu einem Zeitzeugnis. Besonders stolz ist sie auf die jährliche Friedensbriefmarke, die Liechtenstein gemeinsam mit internationalen Partnern herausgibt. Damit sendet das kleine Land eine große Botschaft in die Welt. Für Böhmwalder sind Briefmarken „kleine Botschafter“, die weit über den Postweg hinaus wirken – ob klassisch auf einem Brief, gestickt auf einem Cap oder als digitale Kryptobriefmarke. Trotz Digitalisierung glaubt sie an die Zukunft der Philatelie. Denn das Sammeln sei für viele Menschen eine Art Meditation – „Yoga im Kopf“, wie sie es nennt. Es schenke Ruhe, Wertschätzung und Verbundenheit. Junge Menschen würden wieder mehr Postkarten schreiben und sich bewusst Zeit für Handschrift und Haptik nehmen. Christine Böhmwalder verbindet in ihrer Arbeit Tradition und Innovation. Sie schafft es, mit jeder Marke ein Stück Liechtenstein in die Welt zu tragen – kunstvoll verdichtet auf wenigen Quadratzentimetern. Wohnort: Götzis, Vorarlberg Tätig bei: Philatelie Liechtenstein (seit 2020) Ausbildung: Grafikerin, Gestalterin Besonderheit: Erste Briefmarke Liechtensteins erschien 1912 – seither weltbekannt für Qualität und Innovation Innovationen: Gestickte Marken, 3D-Marken, Kryptobriefmarken Lieblingsthema: Friedensbriefmarke – jährliche Serie mit internationaler Strahlkraft Auflagenhöhe: meist zwischen 20.000 und 30.000 Stück Sammler weltweit: in über 67 Ländern Philosophie: „Briefmarken sind kleine Botschafter – und das Sammeln ist Yoga im Kopf.“

    27 min
  5. Der erfahrene Kiwi-Züchter - Nikolaus Peer

    28 SEPT

    Der erfahrene Kiwi-Züchter - Nikolaus Peer

    Wenn man durch den Garten von Nikolaus Peer in Göfis spaziert, wird schnell klar: Hier arbeitet jemand mit Leidenschaft, Geduld und einem tiefen Verständnis für die Natur. Zwischen Obstbäumen, Rebstöcken und Beerenpflanzen gedeihen Kiwipflanzen, die in Vorarlberg noch immer Seltenheitswert haben. Peer war einer der Ersten, die im Ländle vor über 30 Jahren mit der exotischen Frucht zu experimentieren begannen – und das mit großem Erfolg. Heute erntet er jährlich bis zu 2.000 Früchte. Dabei ist die Kiwi für ihn mehr als nur eine Ergänzung zur Selbstversorgung. Der gelernte Drucker und ausgebildete Baumwärter verbindet in seiner Arbeit fundiertes Wissen mit praktischer Erfahrung. Den entscheidenden Anstoß erhielt er in den 1980er Jahren, als er in Wädenswil in der Schweiz eine professionelle Kiwi-Pflanzung besichtigte. Dort lernte er in wenigen Stunden, wie man die empfindlichen Pflanzen richtig schneidet, erzieht und pflegt. Dieses Wissen hat er über Jahrzehnte verfeinert und an die Bedingungen im Vorarlberger Rheintal angepasst. Von der Pflanze zur KulturführungPeer empfiehlt stets, männliche und weibliche Pflanzen getrennt zu setzen – künstlich gezüchtete Zwitterpflanzen seien keine Lösung, da sie langfristig nicht stabil bleiben. Platz ist entscheidend: Eine männliche Pflanze kann bis zu acht weibliche befruchten, benötigt aber ausreichend Raum. Auch der Boden spielt eine zentrale Rolle – sauer muss er sein, kalkhaltige Erde wäre Gift für die Kiwi. Das Stützgerüst, das Peer für seine Pflanzen errichtet hat, erinnert an ein Wagenrad oder einen gespannten Schirm. Jahr für Jahr bindet er die neuen, meterlangen Triebe sorgfältig herunter, damit die Früchte in Kopfhöhe hängen und leicht zu ernten sind. Doch nicht die Menge allein zählt: Damit Aroma und Qualität stimmen, dünnt er die Pflanzen im Sommer aus – viele kleine Früchte werden früh entfernt, damit die verbleibenden groß und aromatisch heranreifen können. Ökologisches Arbeiten und VerarbeitungSeine Kulturführung ist durchdacht und nachhaltig. Mit einer speziellen Bodenbedeckung aus Laub, Häcksel und Vlies schafft er ein Mikroklima, das Wasser speichert und die Pflanzen auch in heißen Sommern versorgt – ganz ohne tägliches Gießen. Gedüngt wird biologisch im geschlossenen Kreislauf. Die Ernte im Spätherbst reicht oft bis ins nächste Jahr. Kiwis lagert er im Erdkeller, wo sie unter idealen Bedingungen monatelang frisch bleiben. Ein Teil wird frisch verzehrt, ein anderer getrocknet – in aufwendiger Handarbeit, Scheibe für Scheibe, schonend bei niedriger Temperatur. So entstehen süße, grüne Ringe, die optisch wie geschmacklich überzeugen. Vermittler von WissenPeer ist nicht nur Züchter, sondern auch ein leidenschaftlicher Vermittler. Als Mitglied des Obst- und Gartenbauvereins Göfis gibt er sein Wissen in Kursen und Gesprächen weiter. Seine Botschaft: Kiwi-Anbau ist keine Hexerei – mit Geduld, einem geeigneten Standort und der richtigen Pflege können auch heimische Hobbygärtner Erfolg haben. Über die Jahre hat sich Nikolaus Peer einen Namen als Kiwi-Pionier gemacht – nicht nur in Göfis, sondern weit über die Gemeinde hinaus. Wer ihn erlebt, merkt schnell: Hier spricht einer, der nicht nur gärtnert, sondern im besten Sinne kultiviert. Factbox: Nikolaus Peer Wohnort: Göfis, VorarlbergBeruf: Gelernter Drucker, ausgebildeter BaumwärterSpezialgebiet: Kiwi-Anbau seit den 1990er-JahrenAnbaufläche: ca. 35 Obstbäume, 20 Rebstöcke, zahlreiche Beeren – und mehrere Kiwi-PflanzungenErnte: 1.000–2.000 Früchte jährlichBesonderheit: erste Kiwi-Pflanzungen in Göfis, nachhaltige Bewirtschaftung, biologische DüngungVerarbeitung: Frischverzehr, Lagerung im Erdkeller, TrocknungEngagement: Mitglied im OGV Göfis, gibt Kurse und Tipps für Hobbygärtner

    20 min
  6. Der filmende Bergführer - Stefan Fritsche

    20 SEPT

    Der filmende Bergführer - Stefan Fritsche

    Stefan Fritsche, geboren 1981, lebt in Ludesch im Walgau. Er ist Berg- und Skiführer seit 2014, technischer Leiter bei der Bergrettung Vorarlberg und ausgebildeter Bergrettungs-Ausbildner. Neben seiner Tätigkeit in den Bergen hat er sich in den vergangenen Jahren auch als leidenschaftlicher Fotograf und Filmemacher etabliert. Schon früh prägten ihn die Touren mit seiner Familie in die Alpen. Der Vater war selbst Bergsteiger, was Stefan nicht nur Zugang zu Ausrüstung, sondern auch den Mut gab, sich selbst auf die Felsen zu wagen. Was als Hobby begann, entwickelte sich zur großen Leidenschaft: erst Felsklettern, dann alpine Touren, später Hochtouren in der Schweiz und Expeditionen in die weite Welt. Ursprünglich schlug Fritsche jedoch einen ganz anderen beruflichen Weg ein. Nach der Pflichtschule absolvierte er die HTL Imst für Innenausbau und Möbelbau, wurde Tischlergeselle und technischer Zeichner und führte sogar eine Zeit lang den väterlichen Tischlereibetrieb weiter. Doch das Holzhandwerk trat mehr und mehr in den Hintergrund, bis die Berge endgültig den Mittelpunkt seines Lebens bildeten. Die Aufnahmeprüfung für die Bergführerlaufbahn gilt als große Hürde: nur ein Bruchteil der Bewerber schafft den Einstieg. Fritsche bestand und absolvierte die zweijährige, sehr intensive Ausbildung. Seitdem führt er Gäste auf klassische Touren in den Alpen – vom Großglockner über den Mont Blanc bis zu Expeditionen in Südamerika, Alaska oder in den Himalaya. Seine besondere Begeisterung gilt Patagonien, wohin ihn bereits mehrere Reisen führten. Die zweite große Leidenschaft Fritsches ist die Kamera. Erste Erfahrungen sammelte er als Höhenkameramann bei einer ServusTV-Expedition zum Mount Everest, wo er 2011 als Ersatzkameramann einsprang und Aufnahmen auf über 8.000 Metern Höhe machte. Dieses Erlebnis weckte endgültig seine Faszination für die Filmarbeit im extremen alpinen Umfeld. Später realisierte er eigene Filmprojekte, oft zusammen mit Bergführer- und Kletterkollegen. Besonders bekannt wurde der Film „Vorarlberg Vertikal“, der die Klettergeschichte der Region anhand dreier Generationen porträtiert. Trotz finanzieller Hürden und der Verzögerungen durch die Corona-Pandemie wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen und auf Festivals gezeigt. Weitere Filmideen – insbesondere im alpinen Bereich – stehen für die Zukunft im Raum. Neben seiner Tätigkeit als Führer und Filmemacher engagiert sich Fritsche stark in der Bergrettung. Als technischer Leiter ist er für Ausbildung, Sicherheit und Ausrüstung verantwortlich. Dieses Engagement ist ehrenamtlich und nimmt dennoch einen bedeutenden Teil seiner Zeit ein. Im Winter führt Stefan regelmäßig am Arlberg Gäste auf Skitouren. Parallel dazu plant er immer wieder große Reisen – aktuell erneut nach Patagonien, wo er zusammen mit einem Freund anspruchsvolle Routen klettern will. Beruflich wie privat bleibt er dem Berg treu: als Führer, Retter, Kletterer und Filmemacher. Geboren: 1981 Wohnort: Ludesch, Vorarlberg Ausbildung: HTL Imst (Innenausbau und Möbelbau), Tischlergeselle, technischer Zeichner, Berg- und Skiführer (seit 2014) Beruf: Berg- und Skiführer, technischer Leiter Bergrettung Vorarlberg, Filmemacher Projekte: Höhenkameramann am Mount Everest (2011, ServusTV/Terra Mater) Film „Vorarlberg Vertikal“ (Porträt der Kletterszene) Weitere Expeditionen und Filmprojekte in Patagonien, Alaska, Himalaya, Karakorum Leidenschaften: Klettern, Skitouren, Hochtouren, Film- und Fotografie Besonderes: Vier Reisen nach Patagonien, Expeditionserfahrung weltweit, starker Fokus auf regionale Klettergeschichte

    18 min
  7. Der KI-Experte - Arno Brändle

    14 SEPT

    Der KI-Experte - Arno Brändle

    Wenn Arno Brändle erzählt, spürt man sofort: Dieser Mann hat mehr erlebt, als in ein Lehrerleben passt. Und doch ist er seit 35 Jahren Lehrer – und das mit einer Leidenschaft, die man ihm nicht immer zugetraut hätte. Denn eigentlich war es gar nicht sein Traumberuf. Erst in Liechtenstein, als er plötzlich nicht einer von vielen Lehrern war, sondern Klassenlehrer mit Verantwortung für 13 Jugendliche, erkannte er, was Schule wirklich bedeutet: Beziehungsarbeit. Lernen, so sagt er, sei immer Beziehung. Doch das Klassenzimmer war ihm nie genug. Brändle, heute 59 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier erwachsener Kinder und wohnhaft in Feldkirch-Tosters, hat sich sein Leben immer wieder neu erfunden. Mal als Filmemacher, mal als Bildungspionier, mal als früher Experte für künstliche Intelligenz im Unterricht. Eine Episode, die fast filmreif klingt: Mitten in der Flüchtlingskrise 2015 engagiert sich Brändle bei Liechtenstein Languages, einer Stiftung, die Geflüchteten mit innovativen Methoden das Sprachenlernen erleichtert. Aus einer spontanen Idee – unterstützt vom Fürstenhaus – entsteht ein europaweit anerkanntes Projekt. Brändle reist dafür nach Berlin, Genf, Marrakesch, Ankara und bis an die syrische Grenze. Sein Unterricht wird zu einem Instrument, das Integration möglich macht. Auch privat sucht er Abenteuer jenseits der Komfortzone: Mit seiner Frau reist er in den 90ern im selbst ausgebauten Transporter nach Indien – und heiratet dort am südlichsten Zipfel Keralas. Eine zweite Trauung folgt spontan in Pakistan. Offiziell gültig gemacht wird die Ehe später in Wien. Eine Geschichte, die so nur Brändle schreiben konnte. Früh fasziniert ihn die Kamera. Erste Super-8-Versuche scheitern an den Kosten, doch mit der Digitalisierung wird Filmemachen leistbar. Brändle dreht mit Schülern Kurzfilme, gewinnt Wettbewerbe in Zürich und Liechtenstein und finanziert damit sogar Abschlussfahrten. Besonders prägend: ein improvisierter Film über Terrorismus – nur Tage vor dem Anschlag auf Charlie Hebdo entstanden. Plötzlich hatte das Projekt politische Brisanz. Seit 2022 ist Brändle einer der ersten Lehrer im Rheintal, der das Potenzial von ChatGPT erkennt. Während viele noch skeptisch sind, experimentiert er schon im Unterricht. Seine erste Idee: Die Schüler schreiben sich mithilfe von KI gegenseitig Laudatios – ein sozialer, wertschätzender Einsatz, der die Klassengemeinschaft stärkt. Später entstehen sogar eigene Schulmanifeste. Für Brändle ist KI kein Ersatz, sondern ein Spiegel. Sie zwingt ihn, die eigenen Vorurteile zu erkennen, und eröffnet Schülern neue kreative Räume. Er spricht nicht von Vereinfachung, sondern von Befähigung. KI, so sagt er, ermögliche Dinge, die bisher unmöglich waren. Arno Brändle – Lehrer, Filmemacher, Weltreisender, KI-Pionier. Ein Mann, der stets neugierig bleibt und der beweist, dass Lernen nie aufhört – weder für Schüler noch für Lehrer. Geboren: 1964 Wohnort: Feldkirch-Tosters Familie: Verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern Beruf: Lehrer an der Oberschule Eschen, Fürstentum Liechtenstein Weitere Tätigkeiten: Filmemacher, KI-Experte, Bildungsinnovator Engagement: 6 Jahre bei „Liechtenstein Languages“ – Flüchtlingskurse und Sprachprojekte in Europa, Türkei und Nahost Besonderes: Heirat in Indien und Pakistan, Kurzfilm-Preise, Auftritte bei internationalen Konferenzen Motto: „Lernen ist Beziehungsarbeit.“

    41 min
  8. Der pädagogische Historiker - Johannes Spies

    6 SEPT

    Der pädagogische Historiker - Johannes Spies

    Wenn man Johannes Spies begegnet, spürt man sofort seine Leidenschaft für Geschichte und politische Bildung. Er ist Lehrer, Historiker, Kulturvermittler – und ein engagierter Netzwerker, der es versteht, Vergangenheit und Gegenwart in einen lebendigen Dialog zu bringen. Geboren wurde Johannes Spies 1979 in Graz. Schon früh kam er mit seiner Familie nach Vorarlberg, das seit den 1950er-Jahren Lebensmittelpunkt seiner Großeltern und Eltern geworden war. Auch wenn er also nicht „waschechter“ Vorarlberger ist, fühlt er sich längst als Dornbirner – hier lebt er mit seiner Familie und hier schlägt sein Herz. Seine eigene Schulerfahrung prägte ihn stark: nicht als Musterschüler, sondern durch Lehrerpersönlichkeiten, die ihn förderten und bestärkten. Dieses Erlebnis wurde zum Keim für seinen Berufswunsch. Nach der Handelsakademie Bregenz und dem Zivildienst begann er an der Pädagogischen Akademie in Feldkirch ein Studium, ursprünglich mit Englisch und Geografie. Ein Zufall lenkte ihn jedoch zur Geschichte – ein Fach, das fortan sein Lebensweg werden sollte. Sein Berufseinstieg führte ihn nach Bregenz an die Hauptschule Vorkloster, wo er neun Jahre unterrichtete. Parallel bildete er sich kontinuierlich fort, absolvierte unter anderem Lehrgänge zur politischen Bildung und schließlich ein Masterstudium an der Universität Krems. Spies versteht Bildung als lebenslangen Prozess – eine Haltung, die er auch seinen Schüler:innen vorlebt. Seit vielen Jahren ist er an der Mittelschule Dornbirn Markt tätig, jener Schule, an der er selbst als Jugendlicher wichtige Impulse erhielt. Mit Projekten wie dem Freifach „Politische Bildung“ schafft er Freiräume, in denen Schüler:innen Themen entwickeln, die sie wirklich bewegen – von Sicherheit über Demokratie bis zu gesellschaftlichen Fragen. Johannes Spies beschränkt seine Bildungsarbeit nicht auf das Klassenzimmer. Er ist seit 2016 Netzwerkkoordinator von erinnern.at in Vorarlberg – einer Initiative, die das Lernen über Nationalsozialismus, Holocaust und Antisemitismus fördert. Dabei unterstützt er Lehrkräfte, organisiert Fortbildungen und vermittelt Workshops. Darüber hinaus ist er Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, die sich kritisch mit der Zeitgeschichte Vorarlbergs auseinandersetzt. Parallel engagiert er sich in der Rheticus-Gesellschaft, die wissenschaftliche Publikationen und historische Forschung fördert. Seit 2012 ist er außerdem Kulturvermittler im Jüdischen Museum Hohenems, wo er Schulklassen und Erwachsene durch die Ausstellungen führt. An der Fachhochschule Vorarlberg und in der Gewerkschaftsschule des ÖGB gibt er sein Wissen in der politischen Bildung weiter. Was Spies antreibt, ist die Überzeugung, dass Bildung mehr ist als reines Faktenlernen. Sie bedeutet für ihn, junge Menschen zu befähigen, kritisch zu denken, sich zu orientieren und ihre Welt aktiv mitzugestalten. Gerade in Zeiten von Unsicherheit, Populismus und gesellschaftlichen Umbrüchen sieht er hier eine zentrale Aufgabe der Lehrperson. Seine eigene Biografie – vom eher mittelmäßigen Schüler zum engagierten Pädagogen – macht ihn glaubwürdig. Er weiß, wie entscheidend gute Lehrer:innen für Lebenswege sein können, und er versucht, diese Rolle für die nächste Generation einzunehmen. Geboren: 1979 in Graz Wohnort: Dornbirn Familie: Vater einer Tochter Beruf: Lehrer an der Mittelschule Dornbirn Markt, Historiker, Kulturvermittler Studium: Pädagogische Akademie Feldkirch (Englisch & Geschichte), Masterstudium Politische Bildung (Uni Krems) Stationen: Hauptschule Bregenz-Vorkloster (9 Jahre) Seit 2012 Kulturvermittler im Jüdischen Museum Hohenems Seit 2016 Netzwerkkoordinator von erinnern.at in Vorarlberg Lehrender u. a. an der Fachhochschule Vorarlberg und der Gewerkschaftsschule des ÖGB Funktionen: Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft Vorstandsmitglied der Rheticus-Gesellschaft Schwerpunkte: Politische Bildung, Zeitgeschichte Vorarlbergs, Nationalsozialismus, Holocaustvermittlung

    40 min

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Deine Geschichte bewegt: Geschichten verbinden uns, berühren unsere Herzen und schaffen unvergessliche Momente. Jeder von uns trägt eine einzigartige Geschichte in sich – vielleicht eine lustige Anekdote, eine bewegende Begegnung oder ein Erlebnis, das das Leben verändert hat. Hast du auch so eine besondere Geschichte, die du mit anderen teilen möchtest? Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, zum Lachen bringt oder einfach nur gut unterhält? Dann bist du bei uns genau richtig! Wir glauben fest daran, dass geteilte Geschichten doppelte Freude bereiten. Sie schaffen Verbindungen zwischen